aber dass ne fett-weg-spritze nicht die lösung sein kann, das weißt du selbst auch.
Hey Liebes... dein Fett bekommst du weg, wenn du aufhörst zu erbrechen.
Ja, ihr habt ja so recht

Eigentlich hätte ich mir gewünscht, von meiner Ärztin so was zu hören. Die weiß nämlich auch von meiner Bulimie. Aber das einzige, was sie gesagt hat, war:"Sie müssen vor der Spritze aber mit der Hormontherapie aufhören, sonst wirkt das Mittel nicht so gut."
Ich hab langsam das Gefühl, sie ist eine richtige Geldschneiderin. Hat mich auch überredet, mir ein Muttermal rausschneiden zu lassen, das eigentlich nicht bösartig war - und jetzt habe ich eine riesige Narbe am Rücken...
Ich bin insofern gegen Schönheits-OPen als ich denke, dass man damit nicht mehr aufhören kann, wenn man mal begonnen hat
ach Paula-Schätzchen, wem sagst dus? Meine erste wäre das nämlich nicht, mal ganz ehrlich...
Und zu meinen Schenkeln kann ich nur sagen, dass sie innen aneinanderschaben und im Sommer auch dementsprechend oft schwitzig und wund sind. Früher hatte ich das nie, also es liegt wohl nicht an der Beinhaltung, sondern am Fett. Ich war allerdings früher schon mal so schwer wie jetzt und hatte das nicht mit diesen speziellen Fettpolstern - das war vor der Hormontherapie.
Jedenfalls war ich heute ja bei meinen Eltern im Ferienhaus und hab einfach mal beschlossen, meine Arbeit im Auto zu lassen. Deswegen werde ich auch nicht meine Existenz verlieren, wenn ich mal einen Tag nix tue. Statt dessen habe ich mich mit meinem Tagebuch unter den Kastanienbaum im letzten Eck auf unserem Grundstück zurückgezogen und mich
nur mit mir selbst beschäftigt. (Seit der Wind unsere Satellitenschüssel vom Dach gefegt hat, gibt es dort auch definitiv keine ernsthafte Ablenkung mehr, falls man nicht auf das Einkaufsblättchen "Chiemgauer" steht

)
Ich hab also über vieles nachgedacht, was ihr mir so geschrieben habt, was meine Mama sagt, was meine Freundin gestern gemeint hat, und dann versucht, herauszufinden, was ich dabei fühle und wo ich eigentlich hinwill.
Und ich hab mir aufgeschrieben, was mir helfen würde:
- netter mit mir selbst umgehen, nachsichtiger sein, weniger streng, mich nicht runtermachen, Rückfälle hinnehmen ohne mich zum Versager zu degradieren
-keine tage zählen, sondern jeden Tag eine Bilanz machen: was war positiv, was negativ (und war es im Endeffekt wirklich so schimm?) auch kleine positive Dinge zählen
- mehr Hilfe von anderen annehmen, nicht immer alleine weiterrennen bis der Karren im Dreck steckt
- einfach einsehen, dass ich gewisse Lebensmittel momentan nicht daheim haben kann (Trigger) und sie nicht ständig einkaufen, weil ich mir etwas beweisen will, was ich dann nicht schaffe
- meine Qualitäten sehen, die ich mir sonst kaputtrede (Arbeit, Verlässlichkeit, Kreativität usw.), weil ich momentan nur das als wertvoll erachte, was ich kaum oder gar nicht schaffe
- mir eine Liste machen, was ich mit der Energie anstellen will, die ich nicht in FAs stecken will (zum Beispiel endlich mal Vorhänge kaufen gehen, damit meine verglaste Fensterfront nicht jeden Tag 40°C in die Wohnung schleust)
- dann essen, wenn ich Hunger habe, und zwar ausgewogen, und mal akzeptieren, dass ich die Menge nicht einschätzen kann und es eben mal zu viel wird
- nachts zwischen 20 und 6 Uhr NICHT essen (vermutlich der schwerste Schritt, den ich auch so schnell nicht schaffen werde, aber der effektivste, der langfristig zum normalen Essrhythmus führen wird)
- meine Frauenärztin nächste Woche nach was Homöopathischem fragen, weil die ganzen Hormone meinen Körper echt durcheinanderbringen
- offen sagen, was mich verletzt (zum beispiel meiner Mama, dass ihr Abnehmwahn auch nervt, sie wäre übrigens durchaus für die Fett-Weg-Spritze in meinem Fall, und sie fand mich zu meiner Model-zeit soooo hübsch) ich mich ja auch, aber ich bin nun mal krank und kann nicht auf Knopfdruck abnehmen
- nicht so extrem Sport machen
- die Hoffnung nicht aufgeben,
- meine Steuerrückerstattung aufs Sparbuch packen, Pläne schmieden und mich drüber freuen, wenn der nächste sinnvolle Wunsch kommt (das wird wohl eine Reise im Herbst sein)
- endlich mal zur Ernährungsberatung für Essgestörte gehen (die 35 Euro dürften jetzt ja wohl drin sein, auch wenn meine Mama sagt "so was blödes, die sagen doch nur, iss was du willst"
tja, da hab ich ja jetzt viel vor mir.
Heute hab ich übrigens normal gegessen, drei Mahlzeiten, nachmittags zum Kaffee drei schokoladenüberzogene Kekse und dazwischen noch zwei Bananen. Es ging mir gut damit. Ich weiß, dass ich damit nicht abnehmen werde, aber ich versuche trotzdem, es positiv zu sehen und nicht runterzumachen. Es war besser als die meisten anderen Tage. Punkt. Aus. Ende.
Ich hab Euch lieb
