Re: Bericht einer Ehemaligen

#166
Hallo Anna1!

Mein zwischenruf:
schön, dass du dir ruhe zugestehst, doch frage:
wie willst du ein leben ganz ohne emotionale abhängigkeit führen? du bist ja keine insel, oder? jeder ist emotional von andern abhängig, sonst wären wir ja asoziale wesen, möglicherweise steckt da auch ein überzogener perfektionsanspruch dahinter?
vielleicht meinst du übermäßige emotionale abhängigkeit. hab ein bißchen mitgelesen in deinem thread, und es kommt mir so vor, als hättest du trotz besserung sehr hohe ansprüche an dich. und deine hilfestellungen für andere. da verausgabst du dich ein bißchen und gönnst dir keine wirklich ruhe, oder? geht auch wirkliches abschalten? mit allen gefühlen, die auftauchen- die hinnehmen?

lg
Während jene als verrückt gelten, die den Verlust der menschlichen Werte nicht mehr ertragen, wird denen Normalität bescheinigt, die sich von ihren menschlichen Wurzeln getrennt haben.

Re: Bericht einer Ehemaligen

#167
Gemeint sind nur extreme Abhängigkeiten, und gemeint sind Süchte bzw. jegliches Suchtverhalten.

Ich habe meinen Soll erfüllt, was die Krankheit, und m.E. auch alles andere in meinem Leben anbelangt.
Ich habe, wie man so schön sagt, Lektionen gelernt, und ich habe anderen (da denke ich nun an spezielle Menschen, nicht willkürlich einfach jedem) geholfen.
All das war grauenhaft und grauenhaft anstrengend, aber warum auch immer war's von mir halt verlangt gewesen.

Und ehrlich gesagt: All das zu regeln usw., hatte gewisse perfektionistische Ansprüche in mir verlangt. Oder anders: Ohne einen großen Idealismus hätte ich's nicht durchgestanden.

Wir reden ja davon, dass ich komplett gesund bin. Und ich kann es nur betonen: Es genügt nicht mit ein bißchen Wollen; man muß schon alles und mehr noch geben.

Ich bin kein besonders lockerer Mensch; das kann ich zugeben. Ich halte viel von festen Strukturen, von Ordnung und sogar von gewissen Ordnungen.
Wenn man sich daran hält, kann man sich m.E. ansonsten fast alles 'erlauben'.
Ich bin nicht prüde, aber ich bin sehr streng, und mir hat das geholfen.

Es ist einfach kein Zuckerschlecken; so kann man all das und weiteres einfach nicht nennen.
Aber das ist okay, ich habe nicht danach gefragt in einem Zuckerschlecken zu leben.

Re: Bericht einer Ehemaligen

#168
-Klingt nach viel disziplin, genau das, was ich auch gern hätte :?
und ist super, wenn du es damit geschafft hast, die bulmie zu besiegen!
in dem fall ist die disziplin ja sinnvoll.

lg
Während jene als verrückt gelten, die den Verlust der menschlichen Werte nicht mehr ertragen, wird denen Normalität bescheinigt, die sich von ihren menschlichen Wurzeln getrennt haben.

Re: Bericht einer Ehemaligen

#169
Ich werde wahrscheinlich alleine diese Woche brauchen, um 'runterzukommen'. Und in der nächsten will ich dann mein Zimmer streichen.
Ich hatte letzteres in der Tat wegen dem vielen Rauchen irgendwann dann gelb gestriechen. Nun soll es wieder weiß werden, und auch bleiben.

Ich lebe hier in einem Loch, in dem ich mich auch therapiert habe. Naja, also ich bekomme immer großes Lob für meine Wohnung, aber ich selbst weiß ja 'welcher Geist' sie 'beherrschte'.

Morgen habe ich Sport, den ganzen Tag, auch mit Trainer, und das ist schonmal ein ganz guter Einstieg.
Ich werde zudem wahrscheinlich mehr oder minder die ganze Woche mit Sport verbringen. Nicht wegs einem Abnehmen, wegs der Gesundung (vom Rauchen).

Du hast sehr recht in einem Punkt, Annemarie: Ich kann nicht sehr gut bis kaum entspannen, aber gerade das will ich ja nun lernen.
Es ist alles halb so diszipliniert, wie es sich anhört; ich denke es ist einfach nur das relativ normale.

Ich hätte das nicht gedacht, aber es gibt mir ein Gefühl von Stärke, Selbstbewußtsein und Erwachsensein, dass ich die Uni jetzt tatsächlich 'meide'.
Es sagt mir, dass ich an allererster Stelle nur für mich sorge, und ich gewinne die Erkenntnis, dass das auch verlangt ist. Und andere können einem nicht sagen, was wann, wie, wo gut für einen wäre. Sich dagegen durchzusetzen gibt mir Vertrauen.
Die DozentInnen sagten dazu: In Ordnung, gute Besserung, Danke für die Entschuldigung. Und das tut mir auch gut, da sozusagen dieses 'back-up' zu haben.

Aber es ist ein langsamer Prozess, und er muß wachsen.

Mir sagt es auch: Ich bin so gut, ich kann zwei Wochen fehlen.
Und in der Tat bin ich auch so gut, nur kann ich es selber gar nie wirklich annehmen.

Ich habe einen ziemlich krassen IQ; das erstaunt manchmal Leute. Nicht in allem, in allem kann das nicht erstaunen. Ich kann vieles nicht usw., bin auch in vielem absolut und nur und überhaupt durchschnittlich.
Aber ich habe so, ganz generell, ohne es selbst wahrhaft je zu merken, wohl ein 'ganz anderes' Denken. Ich bekomme es dann ab und an quasi so zu hören.
Ich denke wohl manchmal auf einem ziemlich krassen Level, ohne es selbst unbedingt sofort zu merken.
Mein Hirn wollte eben schon immer einfach 'weiter' gehen. Ich fange quasi selten ganz unten an mit meinem Denken. Und manche können das erst gar nicht begreifen. Bis sie dann merken: Okay, ich hatte nur etwas gesagt, was schon etwas weiter war, als das, was sie gerade dachten.
Für mich als Kind und Jugendliche war das nie leicht gewesen. Heute habe ich 'Mauern'.

Re: Bericht einer Ehemaligen

#170
Dieses Selbstbewußtsein und Vertrauen, das brauche ich glaub v.a.
Nicht immer sagen, was mir noch fehlt, sondern was ich schon habe!
Nicht mit anderen vergleichen.

Und ich habe mir die Pause redlich verdient:
- ich habe überwunden, das Medizinstudium abgebrochen zu haben
- ich habe alle meine Scheine des Studiums gemacht, bis auf weitere vier, die ich gerade noch mache
- ich habe ein Latinum und sämtliche bisherige Prüfungen bestanden
- ich habe nicht gejammert, ich habe es durchgezogen

Ich habe mich jetzt sogar zu Exkursionen angemeldet. D.h. ich gehe unter Leute.

Und nun will ich mir noch einen Wunsch für mich überlegen.
Ich wünsche mir...
... dass ich nicht krank geworden bin vom Rauchen.
... dass nach diesen beiden Wochen auch wirklich alle Dinge klappen bei mir.
... das Glück in wenigen Momenten.
Und ich wünsche mir den Schmerz zu überwinden. Ich sehe das schon: Bei meiner Magisterarbeit, wenn sie gut wird, werde ich heulen. Ich sehne mich danach, ich arbeite darauf hin, um dann auch wirklich niemals wieder etwas zu bereuen.
Und wenn es eine Insel gibt (einen Mann), dann soll sie mir gehören.

Re: Bericht einer Ehemaligen

#176
Ich hoffe das war der Startschuss für ein neues Leben.
V.a. nach dem ich dachte: Oh Gott, ich brauche jetzt jemanden, ich muß jetzt zu meinen Eltern gehen!, um zu merken: Nein, da kannst Du nicht das, was du jetzt brauchst, finden.

Und dann dachte ich erst: Oh fuck, was soll ich armer Mensch bloß machen.
Aber ich armer Mensch mache gar nichts, denn schon morgen werde ich wieder Leute treffen, und es ist immer die Zeit, um neue Freundschaften zu bekommen.

Re: Bericht einer Ehemaligen

#177
Ich rauche nicht mehr; das ist super.
Ich bin traurig wie sau, aber ich rauche nicht. Und nach diesem 'Warnschmerz' von meinem Körper werde ich auch nicht mehr rauchen.
Dafür gibt es dann auch nichts mehr, was mich umbringt. Sehr gut.

Ich habe einen ganz tollen Trainer beim Sport, den triff ich morgen, und der Rest ist mir ehrlich gesagt scheißegal. Ich kann nicht weiter als das denken. Sonst kriege ich größte Angst und Sorge.

Es ist alles so schrecklich. Im Grunde ist es schrecklich.
Ich ändere es ja jetzt

Re: Bericht einer Ehemaligen

#178
Ich hänge in diesem Studium, und im Grunde ist es noch nicht einmal etwas, was ich möchte.
Ich hätte gerne überhaupt nichts studiert.

Ich wäre gerne Sportlerin oder so geworden.

Es tut gut, dass ich nicht mehr rauche. Egal, was jetzt kommt: Dass ich nicht mehr rauche wird Dinge besser machen. anders: es kann ja nur besser sein, ohne Rauchen.

Ich bin jetzt gerade glaub zum ersten Mal in meinem Leben so wirklich krank geschrieben.
Es ist gut, aber eben leider auch überhaupt nötig.

Re: Bericht einer Ehemaligen

#179
Liebe Anna,

Ich kenn das - man bricht vorerst alles ab und zweifelt irgendwie obs richtig war. Ich hab auch ein ganzes Krankensemester eingelegt bis April und fühlte mich einfach nur nach Versager - vor allem, weil ich 4 Wochen vor Semesterende des letzten Semesters einfach abgebrochen hab, weil ich nicht mehr konnte. Bei mir wars da höchste Zeit.

Na ja, ich will dir eigentlich nur sagen:

Versuche dir die 2 Wochen möglichst ohne schlechtes Gewissen zu gönnen. Deine Auflistung oben sieht irgendwie nach schlechtem Gewissen aus. Doch du hast es dir verdient, ruh dich aus und komm nicht auf die Idee dich zu zermürben obs richtg war oder ob dus verdient hast.

"Krank" zu sein würde bei mir leicht wieder heißen, dass ich ein schlechtes Gewissen haben müsste, wenn es mir in der Zeit gut gehen würde, denn krank sein heißt es geht einem schlecht. Wie denkst du da?
Ich hoffe nicht so wie ich, denn es soll dir so gut wie möglich gehn ohne schlechtes Gewissen. Nur so kannst du in 2 Wochen wieder durchstarten. Genieß die Zeit, lass es dir gut gehn ohne schlechtes Gewissen.

Hey und gratuliere bezüglich des Rauchens!!!!! Muss scwer sein aufzuhören hab ich mir sagen lassen (ich habs nie probiert, ich kenns nicht). Da kannst du echt stolz sein!!!!!

LG Naturelle

Re: Bericht einer Ehemaligen

#180
:) Jetzt bist Du mal für mich da :)
Hey Naturelle!

Ohja, jetzt erstmal geht's mir suboptimal. Aber es kann nur besser werden.
Ich habe ja keine Süchte mehr (auch nicht das Verlangen). Ich habe nur einfach so das "Problem", jetzt zu sehen, dass ich ganz andere Vorstellungen von manchem habe, und wie es wohl sein wird, damit nun zu gehen.
"Krank" zu sein würde bei mir leicht wieder heißen, dass ich ein schlechtes Gewissen haben müsste, wenn es mir in der Zeit gut gehen würde, denn krank sein heißt es geht einem schlecht. Wie denkst du da?
Ganz gewiss: Das kenne ich. Deshalb wäre ich auch fast heute zur Uni gegangen. Aber mein Körper hat mich dann gemaht, es bleiben zu lassen, und ins Bett zu liegen, leicht zu spazieren oder ein bißchen aufzuräumen. Das war gut, dass er das getan hat.

Hast Du Dein Studium dann jetzt schon ganz abgebrochen, oder kannst Du es noch beenden?
LG
cron