Ich möchte allen Mut machen

#1
Hallo ich bin neu in diesem Forum! Ich möchte hier allen ehemaligen Mut machen, durchzuhalten. Ich selbst litt 2 Jahre (1998 - 2000) an Bulimie. Es fing erst ganz harmlos an, mit einmal Erbrechen im Monat, dann steigerte ich mich auf 2 Mal im Monat irgendwann entwickelte die Krankheit ihre Eigendynamik und zum Schluss war ich bei 4x Erbrechen am Tag. Ich habe alles durchlebt, das Leben zwischen Kühlschrank und Kloschüssel, das Versteckspiel, die Niedergeschlagenheit nach einem Rückfall. Ich wusste nicht mehr wo oben und unten ist, ich war weit weg von einem normalen Leben und fand den Weg zurück nicht mehr. Heute 6 Jahre danach lebe ich wieder. Ich bin wieder ich, ich habe Spaß am Leben, sogar Spaß am Essen. Ich führe seit 6 Jahren ein Leben ohne Kalorienzählen ohne Erbrechen und ohne Fressattacken. Der Anfang war schwer und ich hatte einige Rückfälle. Nach einigem Hin- und Her habe ich dann eine Therapie angefangen. Ich weiß, ich muss ein Leben lang aufpassen, wer einmal die Grenze überschritten hat, muss immer vorsichtig sein. Das macht mir aber keine Angst mehr, ich weiß, ich muss vorsichtig sein aber ich weiß auch ich bin stark wie nie zuvor. Ich möchte Euch Mut machen, lasst Euch auch nach Rückschlägen nicht aus der Fassung bringen, geht weiter euren Weg. Hinfallen ist keine Schande, nur das Liegenblieben! Viel Toi Toi

#2
WoW!!!herzlichen glückwunsch!Kannst wahnsinnig stolz auf dich sein!!!Natürlich geben uns solche Beiträge,wie du von dir,wahnsinnig viel Kraft und Mut.Hast du ne ambulante Therapie gemacht oder warst stationär?Wie lange hat die Therapie gedauert.Beneide dich total.Hatte letztes Jahr schon ne Therapie gemacht .Stationär .Und Anfang März geh ich nochmal.Setze meine Hoffnungen drauf aber hab Angst ,dass ich es nie in Griff bekomme.Aber sowas macht Mut!!Danke!!Mehr von diesen Beiträgen.....

lg Dani

Re: Ich möchte allen Mut machen

#3
Hallo liebe Dani,

nein ich hatte eine ambulante Therapie. Ich war 1x in der Woche bei einer Psychologin und das ein Jahr lang, dann habe ich abgebrochen
(ich weiß, dass war ziemlich waghalsig), weil ich mit meinem damaligen Freund und jetztigen Mann von Heidelberg nach Köln gezogen bin. Meine Therapeutin hat mir zwar eine Adresse in Köln von einer Beratungsstelle mitgegeben, aber ich bin nie dort gewesen, ich habe gemerkt, dass ich stark bin und auch ohne auskomme. Das hätte natürlich auch in die Hose gehen können. Auf alle Fälle sind wir dann nach 2 Jahren wieder zurück nach Heidelberg gezogen und hier fühlen wir uns richtig wohl mit Familie, Freunden. Was wichtig ist, wenn man aussteigen will ist, dass man es von sich aus machen will, dass bei einem selber "Klick" macht. Es nützt überhaupt nichts, wenn andere einem zu etwas zwingen wollen. Man muss es wirklich selber für sich wollen. Und man sollte Rückschläge einkalkulieren, man kann selten von 0 auf 100 schnellen. Wenn man da realistisch ist und einsieht, dass man ein Problem hat und zwar ein sehr gravierendes, dann hat man gute Chancen, dass man es langfristig packt!

Re Ich möchte allen Mut machen

#5
Ich muss Dir Recht geben, manchmal wird man erst dann was, wenn man nichts mehr werden will.
Ich hatte vor 7 Jahren ein sehr einschneidendes Erlebnis, dass mir den nötigen, entschuldige die derbe Wortwahl, Arschtritt gegeben hat:

Ein Freund von mir starb mit gerade mal 19 Jahren an Knochenkrebs. Da habe ich begriffen, dass ich mit meiner Krankheit ein echte Chance hatte gesund zu werden, weil ich meine Heilung selbst in der Hand hatte, es lag also an mir, wieder gesund zu werden. Diese zweite Chance hatte er nie gehabt! Und er hätte sonst was darum gegeben. Der Krebs raffte ihn innerhalb von 2 Jahren dahin. Ein kerngesunder junger Mann in der Blüte seines Lebens war nach 2 Jahren nur noch ein Schatten seiner selbst. Da habe ich erst begriffen, was ich meinem Körper mit dieser Krankheit antat. Das hat alle Schleußen geöffnet und alle Ängste und Zweifel waren wie weggeblasen, da wusste ich, dass ich es schaffen kann. Schade, dass erst so etwas passieren muss...[/quote]

#6
Guten Morgen lieber Erlesenerschmerz,
bin echt beeindruckt.Nur ein Jahr Therapie und dann hast du es allein geschafft und das noch in einer fremden Stadt.Meinen vollen Respekt.Gab es bei dir irgendein Schlüsselerlebnis ,wo der Auslöser für die Wandlung war?Bin echt beeindruckt und will es mit der jetzigen Thera auch endlich schaffen!!!Hast du manchmal noch Angst vor Rückfällen?und wie ist dein Essverhalten jetzt?Brauchst nur Antworten wenn du magst.
lg und vielen dank dani

#7
hey erlesenerschmerz,
ich finds toll dass du uns hier berichtest und mut macht. schön dass es dir gut geht!! und toll, dass du die bulimie überwunden hast!!

Re

#8
Hallo Dani,

sorry, dass ich erst jetzt schreibe, aber ich bin im Büro und kann nicht immer ungestört schreiben, deswegen dauert es ab und an mit meiner Antwort :D

Ja ich hatte folgendes Schlüsselerlebnis:
Ein Freund von mir starb mit gerade mal 19 Jahren an Knochenkrebs. Da habe ich begriffen, dass ich mit meiner Krankheit ein echte Chance hatte gesund zu werden, weil ich meine Heilung selbst in der Hand hatte, es lag also an mir, wieder gesund zu werden. Diese zweite Chance hatte er nie gehabt! Und er hätte sonst was darum gegeben. Der Krebs raffte ihn innerhalb von 2 Jahren dahin. Ein kerngesunder junger Mann in der Blüte seines Lebens war nach 2 Jahren nur noch ein Schatten seiner selbst. Da habe ich erst begriffen, was ich meinem Körper mit dieser Krankheit antat. Das hat alle Schleußen geöffnet und alle Ängste und Zweifel waren wie weggeblasen, da wusste ich, dass ich es schaffen kann. Schade, dass erst so etwas passieren muss...

Heute ernähre ich mich sehr gesund, viel Obst, Gemüse, aber auch Fleisch und Kohlenhydrate wie Nudeln, Kartoffeln und so weiter. Aber ich gönne mir auch Chips, Pizza, Schokolade, wenn ich darauf Lust habe. Und das komische ist, dass jetzt, wo ich mir diese "schlechten" Sachen nicht mehr verbiete, ich nur selten wirklich Lust darauf habe. Und selbst wenn, dann explodiert mein Hintern nicht über Nacht :) Sondern er bleibt so wie er ist :P Ich habe meine Angst vor dem Essen verloren und denke daran, was ich meinem Körper mit dem Essen Gutes tue.

#9
Das ist bei mir genauso,jetzt wo ich mir alles erlaube beim Essen,hab ich gar keine Lust mehr darauf.Bei mir ist der Appetit auf Süßes fast völlig verschwunden.Und wenn ich zum Bsp. mal Lust auf Pommes hab,laß ich meistens die Hälfte stehen,weil ich dann schon"befriedigt" bin.Irgendwie ein phsychologisches Phänomen.
Auch mein Kompliment an Dich!
Eine Frage hätt ich noch:warst Du damals schon mit deinem jetzigen Mann zusammen? Und wenn ja,wußte er davon?
LG Sanni

Re An Sanni

#10
Hallo Sanni,

als die Bulimie bei mir angefangen hatte, hatte ich keinen Freund, dazu hatte ich auch gar keine Zeit, mein Leben spielte sich ja hauptsächlich zwischen Kühlschrank und Kloschüssel ab. Ich kam mit meinem damaligen Freund und jetztigen Mann erst im September 2000 zusammen, da war bei mir die Bulimie sagen wir mal am Ausklingen. Ich bin seit dem 13.10.2000 clean. Er wusste es von meiner Schwester & ich wusste ein halbes Jahr nicht, dass er es wusste. Meine Schwester rückte erst mit der Sprache raus, als ich ihr sagte, dass ich es ihm gerne erzählen würde, aber nicht wüsste, wie ich es ihm beibringen soll. Da kam dann raus, dass sie es schon erzählt hat, weil sie selber nicht wusste, wie sie mir helfen soll. Auf jedenfall habe ich ihn damals angesprochen und wir haben offen darüber geredet. Er war sehr verständnisvoll ab und an, hat er mich aber kontrolliert, wenn ich nach seiner Ansicht nach zu lange im Bad war. Das hat genervt, wir haben darüber diskutiert und ab da an vertraute er mir. Er hat es ja nur gut gemeint, aber ich mochte es nicht, wenn jemand Johnny Controletti :D spielt. Aber das ist inzwischen längst kein Thema mehr. Irgendwie hatte ich Glück und ich bin stärker aus dieser Lebenskrise heraus, als ich es davor war! Es hat sich alles zum Guten gewendet und dafür bin ich dankbar! Mir ist durchaus bewusst, dass die Sache auch hätte auch anders ausgehen können.

#11
Danke für Deine Antwort.
Ich hatte B. nämlich schon als ich mit meinem Freund zusammen war und hatte es ihm die ganze Zeit verheimlicht.Na ja,bin auch schon 2Jahre clean,nach 11 Jahren B.Schön,daß Du es geschafft hast.Hast Du eigentlich ein Kind?Ich hab manchmal schon den Wunsch nach einem Kind,aber Angst davor,wie mein Körper hinterher aussehen könnte.

Re an Sanni

#12
Hallo,

dann kann man Dir ja wirklich gratulieren. Da bist Du ja wirklich sehr lange clean. Kompliment.

Ich bin 30, als die Bulimie bei mir angefangen hat war ich 22.
Nein, Kinder habe ich keine. Nicht aus Angst wegen meinem Körper also wie er hinterher aussehen könnte, sondern weil ich und mein Mann keine möchten, wir genießen die Zeit zu Zweit. Vielleicht denken wir ja später anders darüber, wer weiß??? Ich bin einfach froh, dass ich sagen wir mal ein unspektakuläres Leben führen kann und ich so lebe, wie ich es für richtig halte und nicht so, wie mich andere gerne hätten oder wie ich denke, dass sie mich gerne hätten.