großes Schweigen in Gegenwart der Therapeutin

#1
ich sags euch ...
es ist alles andre als einfach. ich hatte heute meine zweite therapiesitzung. in der therapie bin von einer minute auf die andre wirklich so, wie ich mich fühle. ich weiß nicht, was es ausmacht - aber es ist erschreckend. so kenne ich mich selbst nicht wieder - verängstigt, "klein", verunsichert, total in mich gekehrt und zutiefst verletzbar.
um zum punkt zu kommen:
meine thera ist eine wirklich total liebe, einfühlsame, tolle frau. nur lässt sie mich einfach reden und wartet. tja ... das ist alles nicht so einfach. ich sitze dort und weiß nicht, was ich sagen soll. dann sind immer ewig lange pausen, wo ich ein total komisches gefühl bekomme.
heute hab ich ihr gesagt, dass ich immer tausende gedanken im kopf habe, über die ich gerne sprechen würde, aber es kommt einfach nichts heraus. sie meinte dann, ich habe alle zeit der welt. sie möchte die führung nicht übernehmen, weil sie denkt, dass ich sehr, sehr verletzlich bin und es brauche, selbst aus mir rauszukommen. klar, da hat sie schon recht - aber mir ist das so unangenehm. wenn wir dann mal reden, dann gehts - aber bis es so weit ist ... oh mann :roll: .
ich kann mich ja nicht hinsetzen und aus dem nichts irgendwas daherquatschen ... ich schaff das einfach nicht! ich denke, sie weiß schon genau, was sie tut. aber es fällt mir so verdammt schwer!
und dann muss ich ihr immer sagen, was ich im moment gerade fühle und wo im körper usw ... das ist ja mal wahnsinn :shock: - fast unmöglich für mich. ich fühle nichts ...
kommt es mit der zeit, dass ich von selbst lockerer werde und reden kann? wie war das bei euch? ich möchte ja nicht die halbe zeit schweigend dasitzen - dafür ist mir das alles zu teuer mit 90 Euro pro sitzung :shock: .
außerdem fühle ich mich total durchschaut. sie meinte sogar, sie befürchtet ich rutsche in eine depression - das brauch ich gerade noch :roll: !
was habt ihr für erfahrungen gemacht?
würde mich über zahlreiche antworten freuen,
blümchen
Zuletzt geändert von *blümchen* am Do Mär 05, 2009 17:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: großes Schweigen in Gegenwart der Therapeutin

#2
Hmm um ehrlich zu sein, kenne ich das gar nicht bzw. wenig.

Ich und meine Thera- wir ergänzen uns gut und eigentlich kann ich mir gar nicht vorstellen dort zu schweigen :arrow: ich glaube sie würde schon was aus mir heraus bekommen^^

Ich denke das braucht einfach noch etwas Zeit bei dir und irgendwann willst du auch von alleine was sagen- Geduld!

Und wenn du nicht unvorbereitet hin gehen willst, nimm dir vorher einen Zettel und schreib ein paar Gedanken auf, die du ansprechen möchtest

Viel Glück :!:

Re: großes Schweigen in Gegenwart der Therapeutin

#3
ich glaube sie würde schon was aus mir heraus bekommen^^
ja, meine thera bekommt auch etwas aus mir heraus, wenn sie es drauf anlegt. aber genau darum geht es ja. es soll von MIR aus kommen. ganz allein von mir.
aber weißt du ... wenn ich zu ihr komme - ich fühl mich wie ein nichts - und dann sitze ich vor ihr, sie lächelt mich an und fragt, was sie heute für mich tun kann -> und dann gähnende leere. ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. und ich kann dann nicht mit 100 gedanken einfach herausplatzen. aber ich würde doch sooo gerne :cry: .
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Re: großes Schweigen in Gegenwart der Therapeutin

#4
Hallo Blümchen,
bei mir ist es sehr sehr ähnlich. Ich mache eine Trauma- Therapie, da geht es auch darum, das zu sagen, was einem gerade durch den Kopf geht. Mein Problem: Mir gehen immer tausend Sachen gleichzeitig durch den Kopf, auch Alltagsdinge und ich kann ihr ja nicht sagen "Ich muss danach noch umbedingt zu dm" :roll: . Sie frägt mich auch immer wo ich den Schmerz spüre- keine Ahnung. Ich bin nun über ein Jahr bei ihr und es ist besser geworden. Manchmal bin ich richtig offen, an anderen Tagen wieder froh wenn die Stunde endlich zu Ende ist... Mir geht es aber sehr viel besser. Weiß nicht, ob es an ihr liegt oder an mir, aber ich konnte viele meiner Ängste überwinden. Vom Essen her bin ich auch nicht mehr ganz so kritisch und ich hatte viel weniger Rückfälle. Am besten sind aber meine depresiven Phasen geworden. Ich habe wieder Freude am Leben und hinterfrage es nicht die ganze Zeit.
Also, was ich dir sagen will. Es wird bestimmt besser im Laufe der zeit, du darfst dich nur nicht unter Druck setzen. Auch sie wird erst einmal schauen wie sie am besten an dich rankommt und später eventuell ihre Taktik ändern und etwas forscher werden.
Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen
Liebe Grüße

Re: großes Schweigen in Gegenwart der Therapeutin

#6
*blümchen* hat geschrieben:
wenn ich zu ihr komme - ich fühl mich wie ein nichts - und dann sitze ich vor ihr, sie lächelt mich an und fragt, was sie heute für mich tun kann -> und dann gähnende leere. ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. und ich kann dann nicht mit 100 gedanken einfach herausplatzen. aber ich würde doch sooo gerne :cry: .

Liebe (s) Blümchen,

bei mir war genau das früher auch der Fall. Ich bin noch nich sehr lange bei meiner neuen Thera, aber am Anfang war das die ersten paar Stunden so; in meiner vorherigen Thera auch. Man könnte sagen, dass ich zur Thera bin um ausgefragt zu werden; nie hab ich meinen Mund von alleine auf bekommen. Aber mit der Zeit legt es sich, ehrlich. Du sagst ja, dass es erst die 2. Stunde war. Wenn das alles vertrauter ist und ihr euch besser kennt wird das auch gehen. Dann wirst du von dir aus besprechen können, was dich bedrückt. Ich mach es zum Beispiel heute auch noch hin und wieder, dass ich mit nen Zettel mache, wo drauf steht was ich besprochen haben will. Klingt zwar blöd, (is es vielleicht auch) aber es nimmt Druck weg. Und den solltest du dir nich machen.

Liebe Grüße
Isa
All your cutting down to size. All my bringing you down.

Re: großes Schweigen in Gegenwart der Therapeutin

#7
Liebes Blümchen,

so, jetzt endlich. Musste erst mal meine eigenen Therapiemoiren aufschreiben. Gibt immer ein höllisches Chaos, weil ich mich nie chronologisch erinnere. Na ja. Erst mal möchte ich dich zu deiner Therapeutin beglückwünschen. Hört sich sehr gut an für mich.

Vielleicht denkst du jetzt, der Vergleich hinkt ein bisschen, find ich aber nicht. Meine Trainerin fragt ja mich auch, was ich machen mag. Erst war es ein ganz ungewohntes Gefühl und hat mich verunsichert. Mittlerweile liebe ich es und mache mir die Woche über schon Gedanken, was ich gerne machen will. Wenn etwas hängt, mache ich eine mentale Notiz, dass ich darüber reden wollte. Genau das gleiche mache ich in der Therapie auch. Und das schöne an beidem ist: Egal, was ich wähle, es gibt kein richtig und kein falsch. Und ich finde es auch sehr gut, dass deine Therapeutin, in dem Fall, dass du gerade mal schweigst, da auch nicht 'nachhilft'. Ich wünschte teilweise, mir würde man so viel Zeit lassen. Meine Therapeutin ist da schon etwas "verquatscher". :wink: Ist aber auch okay. natürlich kommt man sich da unglaublich blöd vor, wenn man schweigt. Aber je mehr du dir da Druck machst, desto weniger kommt ja. Und dann kannst du dich, wie gesagt, ja immer noch dran erinnern, dass es nix falsches gibt. Ich ab eigentlich immer so viele Ideen, was ich meine Therapeutin so alles fragen will oder Probleme, in die ich mich verstrickt habe, dass ich eher zu dem meisten nie komme. Kann es sein, dass bei den Tausend Gedanken einfach keiner raus kommt, weil du dich nicht entscheiden kannst? Das nächste Mal kralle dir einfach einen, selbst wenn es nicht der wichtigeste ist. Die wichtigen sind übrigens im Zweifelsfalle die, in denen du dich immer wieder verhedderst. Verhaltensweisen, die dich immer wieder in Problemen landen. Habt ihr eigentlich mal darüber geredet, warum dir das freie Reden so schwer fällt? Was dahinter steckt? Angst vor Blamage? Was 'falsches' zu sagen? Abgewertet zu werden?

Ich denke, du wirst an der Übung wachsen und feststellen, dass du sehr wohl "aus dem nichts" was reden kannst. Und dass du es zu schätzen lernen wirst. Ich bin mirb ziemlich sicher, du stellst irgendwann fest, die Frau frisst dich nicht und wirst lockerer.

Was für eine Therapieart machst du eigentlich? Ist das Psychoanalyse? Ich meine, die war dafür berühmt, dass der/die Patient/in frei assoziiert....

"und dann muss ich ihr immer sagen, was ich im moment gerade fühle und wo im körper usw ... das ist ja mal wahnsinn - fast unmöglich für mich. ich fühle nichts ... "

Das will ich ja nicht gerade hoffen. Also, die Frage, wie ich mich bei Situation xy gefühlt habe, hatte ich heute auch wieder zu beantworten. Wie ich mich in der Sitzung selber fühle, ist auch leicht erklärt: Ich schäme mich. Und wo ich das fühle? In meinen heißen wangen, ganz klar.

"außerdem fühle ich mich total durchschaut. sie meinte sogar, sie befürchtet ich rutsche in eine depression - das brauch ich gerade noch"

Mmmh, woran macht sie das fest?

lg

aire

Re: großes Schweigen in Gegenwart der Therapeutin

#8
vielen dank erstmal für eure lieben beiträge!
tja ... meine gedanken sind dann plötzlich weg, wenn ich vor ihr sitze - also all das, was ich unbedingt besprechen möchte. gestern saß ich nach der thera im bus und dann schossen mir die gedanken wieder in den kopf - und es war zu spät!
hab erst am 26. wieder thera - weil sichs mit meinen diensten nicht so leicht vereinbaren lässt - oh mann, bis dahin hänge ich in der luft.
wöchentliche thera könnte ich mir sowieso nicht leisten, da sie 90Euro pro Stunde verlangt - ganz schön heftig, oder :roll: ? aber was tut man nicht alles für die gesundheit?!

und @aire: danke für deinen tollen beitrag. ich mache traumatherapie. die idee mit dem zettelchen ist ganz gut - mal sehen, ob ich mich das dann auch traue. ich hoffe doch ...
nein wir haben nicht darüber geredet, warum ich nichts sagen kann ... das könnte ich auch nicht beantworten. hab einfach eine blockade, bin total verschlossen und verängstigt. und so fühl ich mich wenn ich dort sitze - so kenn ich mich selbst nicht. es ist total komisch. wenn ich den raum betrete, dann bin ich so, wies mir wirklich geht. da kann ich mich nicht mehr verstellen. erschreckend, oder? mein ganzer selbstschutz ist dann dahin. und deshalb meinte sie wahrscheinlich auch, dass ich so enorm verletzbar bin und sie deshalb die führung nicht übernehmen möchte.

oh mann ... ich hätte mir das einfacher vorgestellt. am liebsten würd ich gleich morgen wieder zu ihr gehn - ich brauche es so dringend ...

ach ja und noch etwas ... machte gestern eine ganz eigenartige erfahrung - meine thera hat mich berührt - weil ich körperliche nähe ständig zulasse, obwohl ich es nicht möchte, jedoch nicht nein sagen kann (langes thema ...). jedenfalls hat sie mit mir eine übung gemacht u ich konnte ihr nicht in die augen sehen. ich finde das auch total schlimm - das ist total unfreundlich und unpersönlich, wenn man jemandem nicht in die augen sieht. in dem moment wars mir egal, weils einfach nicht ging. aber im nachhinein macht mich das total fertig ...
waaaaaaah ... was hat diese thera nur mit mir angestellt - ich bin in einem käfig aus gefühlswirrwarr ...
Zuletzt geändert von *blümchen* am Fr Mär 06, 2009 19:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: großes Schweigen in Gegenwart der Therapeutin

#9
Jaaaaa. Ich hätte mir meine Therapeutin heute gerne unter den Arm geklemmt und mitnehmen. Sch**, bei der praktischen Übung steht man immer alleine da. Ohne Korrektur... :cry:

sie 90Euro pro Stunde verlangt - ganz schön heftig, oder
Normal für eine Therapie. Meine hat 85 Euro von der Krankenkasse für mich gekriegt. Vermute ich, weil das war das Ausfallshonorar, wenn man nicht kam ohne sich abzumelden. Das war allerdings 2006, da war halt alles noch ein bisschen günstiger...
hab einfach eine blockade, bin total verschlossen und verängstigt.
Wovor hast du Angst? Kennst du diese Angst irgendwoher?

lg

aire

Ps: Danke fürs Lob. Wünschte, ich könnte sowas öfter

Re: großes Schweigen in Gegenwart der Therapeutin

#10
ähm ja ... nur übernimmts bei euch die kasse - bei uns übernehmen die nur 22Euro davon (wenn man es einreicht). also muss ich erstmal die 90euro in jedem fall auf den tisch legen.
und einmal pro woche könnt ich mir das nicht leisten, obwohl ich sehr gut verdiene ...
aber gu, so ist das eben.
meine angst? das bin ich ... vielleicht weiß ich es, aber es muss mir denk ich erst bewusst werden.
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Re: großes Schweigen in Gegenwart der Therapeutin

#11
Ja, bei uns übernimmt's die Kasse. Muss nur im Quartal 10 Euro Praxisgebühr zahlen. Und einen Antrag stellen nach der fünften Sitzung und man kriegt dann meistens Kurzzeit 25 Stunden bewilligt. Langzeit wären, glaub ich, 50 Sitzungen.

Deine Angst bist nicht du. Kein Kind wird mit Angst geboren. Die lernt man. Kein Kind hat Angst vor Prügel, bevor es nicht eins über gezogen kriegt. Kein Kind hat Angst vor Spott, bevor es nicht aml ausgelacht und verhöhnt wurde. Usw.

lg

aire

Re: großes Schweigen in Gegenwart der Therapeutin

#13
Hallo Blümchen,
bei mir ist (war) es so, dass ich entweder ganz akut ein Problem habe oder auf dem Weg dorthin meine Musik höre und mir überlege, worüber ich reden möchte. Aber oft ist es auch so, dass sie nur fragt wie es mir geht und ich anfange, über meinen Alltag zu reden, und von ganz alleine ergibt sich dann irgendetwas, was mich bedrückt, beschäftigt. Ich wundere mich manchmal selbst, wie das von alleine aus mir heraussprudelt.
Will sagen: Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, einfach zu erzählen, was Du so gemacht hast und dann kommt vielleicht von ganz alleine etwas ganz Wichtiges heraus? Ist meine persönliche Erfahrung...
Alles Gute

Re: großes Schweigen in Gegenwart der Therapeutin

#14
@berta ... ja das sind jahre ... viele, viele jahre. du hast recht.
ich brauch die thera im moment so dringend und es ist zeitlich einfach nicht möglich jede woche, leider ... es lässt sich mit meinem job nicht gut vereinbaren. nächsten termin hab ich erst am 26.märz. das sind drei wochen! ewig lange ...
und da soll ich vertrauen aufbauen? schwer ...
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