Re: Der Sinn einer Therapie

#16
@ Bela
der Sinn der Therapie ist doch eigentlich, das dem Patienten gezeigt werden soll, dass er selbst sich helfen kann, das er es wert ist, gesund zu werden, und dass er darauf Vertrauen kann, das er das Potential dazu besitzt...? Zumindest sehe ich das so.
Gerade wenn man sehr analytisch denkt, ist es schwer sich auch emotional auf die Therapie einzulassen, man klammert sich an seine Logik und seinen Intellekt - und bleibt dadurch in seinem für den Verstand 'inakzeptablen' Gefühlsmorast stecken.
Und durch dieses logische Denken ist mir das was du hier als erstes gesagt hast, dass man merken soll dass man ein Potential besitzt etc., ziemlich klar. Ich weiß dass ich ansich ein ganz einfaches Leben haben könnte. Da ich nicht schwer krank bin habe ich das zwischendurch auch mal. Nur das ist halt zu selten. Ich weiß dass ich ein Potential hab und finde dass ichs Wert bin. Ich weiß auch fast immer wie ich denken muss damit es mir besser geht. Aber ich machs halt nicht genug. Manchmal glaube ich sogar, dass ich mich mehr zu Hause fühle in meiner melacholischen Gedankenwelt.

Es tut mir leid dass ihr so schlechte Erfahrungen gemacht habt und so viel wechseln musstet mit euren Therapeuten. Es ist auch einfach schwer wen richtiges zu finden. Es hat natürlich auch viel mit sich drauf einlassen und ehrlich sein zu tun. Ich glaube auch dass es viele gibt die lieber den Fehler im Therapeuten suchen, statt sich drauf einzulassen. Das war bei euch vermutlich eher nicht der Fall wenn ihr euch z.b. missverstanden fühlt. Aber genau deshalb finde ich es wichtig dass das kommuniziert wird in einer Therapie. Dass der Therapeut immer wieder checkt ob der Patient auch ehrlich mit einem ist und ob er sich wohlt und verstanden fühlt. Solche Sachen sollte man einfach mal ganz simpel ansprechen. Ich finde es total arrogant wenn der Therapeut meint dass die Therapie gut läuft ohne mal den Patienten gefragt zu haben ob es hilft.

Diese Körper- und Akzeptanz Therapie klingt interessant. Ich würde allerdings solch eine Therapie nicht machen wollen, da ich meinen Körper so wie er gerade ist, nicht akzeptieren will. Ich finde nicht dass ich ein überaus negatives Selbstbild habe. Aber bei vielen Essgestörten kann ich mir vorstellen dass es sehr hilft, vorallem bei Magersucht.

@ Hirngespinst:
ich habe oft dir erfahrung gemacht, dass therapeuten mit einer vorgefertigten meinung an gewisse probleme herangehen, sich (im idealfall!) anhören, was mich bedrückt und sofort komplett überzeugt sind, zu wissen, wo mein gefühlsmäßiges problem liegt
Wenn das wirklich so ist, finde ich das sehr schlimm für die Therapeuten. Andererseits ist es auch nicht vermeidbar. Man MUSS eine Theorie im Kopf haben wenn man jemanden kennenlernt. Und selbst wenn man es nicht tun will, man macht es automatisch. Aber ich finde man muss darüber hinaus dann in Gesprächen immer wieder kontrollieren ob das stimmt und versuchen nicht zu sehr voreingenommen zu sein. Das ist schwierig für den Therapeuten und selbst wenn man sein Bestes gibt, klappt es sicherlich nicht immer. Ich hoffe dass wenn ich die Ausbildung hinter mir haben sollte, das nicht verlernt habe, Dinge aus allen Ecken zu betrachten. Wenn ich Therapeut werden sollte, würd ich gerne einer sein der sich ein bisschen heraushebt. Also einer der nicht strikt nach den Regeln behandelt, sondern sehr auf die Art des Patienten gerichtet, um auf ein Level zu kommen. Allerdings ist das auch sehr riskant. Man soll halt auch keinen Mist verzapfen. Ich denke mir auch manchmal, der Patient ist immer noch der Kranke der beiden und nicht alles was er glaubt von sich selber zu wissen muss stimmen. Manchmal trägt man Gefühle mit sich, aber erkennt sie nicht.
ich habe noch nie vertrauen zu einem therapeuten gehabt und ich weiß nicht, wie man sich als gute patientin benehmen soll.
Bist du denn derzeit in Behandlung?
Man sollte natürlich den Therapeuten wechseln wenn die Chemie nicht stimmt. Aber wenn man schon 8 mal gewechselt hat dann denke ich, wird es noch lange so weiter gehen. Ich würde dann vielleicht auf einen zurück kommen wo es noch am angenehmsten war oder weiter suchen bis man einen hat der vielleicht ein paar Züge hat die man gut findet. Und dann würde ich ganz klar sagen, was bei anderen Therapeuten schief ging, was man von einem Therapeuten erwartet und fragen, ob das realisierbar ist.
Ich finde kein Vertrauen aufbauen zu können hat auch immer irgendwie was mit der Glaubwürdigkeit zu tun. Wenn man jemandem nicht vertraut, glaubt man nicht dass die Person ehrlich ist einem gegenüber. Also in dem Fall dass der Therapeut nicht wirklich so mitfühlt wie er es versucht zu zeigen. Aber das sind alles Dinge die man ihn fragen kann. Man kann mit ihm vereinbaren dass es ohne Ehrlichkeit nicht geht. Und man kann besprechen warum man ein Problem mit Vertrauen hat. Welche Menschen man warum doch vertraut oder warum man anderen nicht vertraut.
aber wenn ich meine wirklichen probleme erzählt habe (denn ich denke, das sollte man?), wurde mir nicht geglaubt oder halt gesagt, dass das nicht so schlimm wäre.
Auf jeden Fall soll man von den richtigen Problemen erzählen. Es gibt für mich aber auch keine falschen. Es gibt große und kleine, aber die kleinen sind meist auch sehr interessant. Hauptsache man lüft nicht, denn man will ja geholfen werden und wenn man lügt oder halbe Wahrheiten erzählt dann bringt einem selber das nichts. Ich hab mit vielen gesprochen die meinten dass sie nicht ganz ehrlich zum Therapeuten sind. Das verstehe ich nicht. Dass die Beziehung zum Therapeuten einem wichtiger ist, als dass einem geholfen wird.

Hat man dir denn gesagt: Das glaub ich nicht. ? Ich hatte Anfangs auch das Gefühl dass mir sozusagen nicht geglaubt wird. Mir wurde auch gesagt Dinge wären nicht so schlimm. Da wurde ich richtig sauer und wollte sofort wechseln, fands dann aber doch zu interessant warum meine Therapeutin das jetzt gesagt hatte und wie sie das gemeint hat. Hab ihr also noch eine Chance gegeben und nochmal nachgefragt: Glauben Sie, dass ich gesund bin? Da meinte sie: Nein. Und ich war sehr überrascht. Sie wollte mir nur sagen dass ich normal denke, nur die Dinge dann falsch anpacke. Sie hat halt das Potential gesucht. Mir hilft das sehr, gesagt zu bekommen: Das ist aber doch ganz normal wie du fühlst in solch einem Moment. Irgendwo ärgert es mich aber auch , weil ich mir denke wenn man mir sagt dass ich verquer denke, kann man das sozusagen reparieren und man hat die kaputte Stelle gefunden. Aber so läuft das nicht bei solchen Krankheiten.

Re: Der Sinn einer Therapie

#17
Hey Marie:)

und genau das meinte ich: Du sagst, durch das logische Denken ist Dir klar, dass Du Potential hast, und dass Du es wert bist, gesund zu werden, Du machst es nur zu wenig...ich glaube nicht, dass Du es zu wenig 'machst'. Sondern das vielleicht einfach dem Rest von Dir, nennen wir es mal 'Seele' (oder Herz, Bauch, wie auch immer), eben noch NICHT klar ist, dass Du es wert bist, dauerhaft um Dich zu kämpfen. Du machst einen intelligenten, durchdachten Eindruck, gehst das ganze sehr logisch an; aber zumindest in meinem Fall hat es Logik einfach irgendwann nicht mehr gebracht. Das ich ganz genau wußte, was ich tun und wie ich denken muss, damit es mir besser geht, es aber eben nicht konnte, hat eher dazu geführt, dass ich mich selbst für meine Unfähigkeit und Disziplinlosigkeit verurteilt habe - und dann ging's mir noch schlechter. Man könnte sagen: mein Verstand prügelt auf meine Seele ein, weil die sich ihm einfach nicht unterordnen will, immer noch diese fiesen Dinge fühlt und niemals Ruhe gibt, obwohl es doch so einfach sein könnte...
So funktioniert es eben nicht. Man kann seine Gefühle nicht 'unter Kontrolle denken'. Man kann seinen Körper nicht auf gesunde Weise verändern, wenn man ihn verachtet. Ich denke, die meisten Menschen mit einer ES haben diese entwickelt, um andere, schmerzhafte Dinge zu überdecken und sich nicht mit Ihnen befassen zu müssen.
Nun ja, das ist natürlich nur meine Sicht der Dinge, die mit Sicherheit nicht alle teilen werden.
Was heisst das eigentlich, 'Da ich nicht schwer krank bin...'? Bedeutet das, dass Du selten FA/K***-Attacken hast? Oder nicht total abgemagert bist? (Sorry falls das schon irgendwo stand und ich's überlesen habe...)

Liebe Grüße,
Bela
Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen.

Re: Der Sinn einer Therapie

#18
Ja du hast vollkommen recht. Ich weiß gar nicht wie das geht, so mit Herz und Seele mit sich zufrieden zu sein und an sich zu arbeiten. Seit ich mich erinnern kann war ich auch immer unzufrienden mit meinem Körper. Ich hatte mich einen Tag in meinem Leben wohl gefühlt mit meinem Aussehen und dass war wo ich durch Bulimie fast Untergewicht hatte.

Manchmal stelle ich mir vor wie es wohl wäre wenn ich glücklich wäre. Wenn ich nen tollen Freund hätte, tolle Freunde mit denen alles ausgeglichen ist und ich mich wohl fühle, mal abgesehen davon wie ich aussehe, einfach wohl fühlen. Dass ich nicht um tausend Ecken denken muss, lügen muss, mir Ausreden einfallen lassen muss für Situationen in denen ich nicht zurecht komme. Dass ich einfach anziehen und machen kann was ich mag und nicht was am besten kaschiert und mich am besten aussehen lässt. Sich das vorzustellen, solch ein sorgenfreies Leben ist für mich so unrealistisch und fühlt sich schon alleine durchs sich vorstellen so komisch an, dass ich fast Angst davor habe, dass alles mal gut läuft. (Dann wär ich ja unterfordert.. )

Mit nicht richtig krank meine ich dass ich mein Leben leben kann und lachen kann und glücklich sein kann, aber halt nicht auf Dauer. Ich könnte so wie es jetzt ist weiterleben und vielleicht sogar selber alles gerade Biegen.
Deshalb sehe ich mich nicht als stark krank, weil ich mich zurecht finde, nur halt sehr schwer und sehr eingeschränkt. Ich habe jetzt auch rausgefunden dass ich keine Bulimie habe, sonder eating disorder not otherwise specified. Das war auch erstmal ne Erlecihterung für mich, weil ich immer sehr verzweifelt war, da ich mich mit vielen hier nicht identifizieren konnte und nicht ganz verstand wieso. Heute weiß ich dass ich anders essgestört bin. Manchmal kotz ich, manchmal hab ich kleine FA's (vor 6 jahren hatt ich glaub ich mal richtige) und manchmal ess ich aus Frust gar nichts bis mir schwindelig wird. Dazu kommt scheinbar auch Depression - nicht anders zuzuordnen.

Das belastet mich alles stark, aber ich mache trotzdem vieles was ein Mädel in meinem Alter so tut. Ich gehe halt nicht mehr in Sommerurlaube, nicht ins Schwimmbad oder sowas und in der Liebe widerfährt mir nur Mist aber nichts richtiges.


Aber ich kann mir irgendwie immer noch nicht ganz vorstellen wie mir geholfen werden soll. Die Sitzungen sind nur eine dreiviertelstunde, da werd ich bekloppt. Dann bin ich grade mal da und schon ists vorbei. Ich fahre immer extra früher hin in der Hoffnung sie nimmt mich was früher dran. Mehr Stunden kann sie mir nicht geben, meint sie. Jetzt wegen Ostern war ne Woche ausgefallen, gehe morgen erst wieder nach zwei Wochen dahin. Das ist für mich so selten, ich kann da gar nicht anknüpfen. Ich finds anstrengend dass sie mich erst kennen lernen muss bevor wir Lösungsversuche starten. Das dauert alles so verdammt lange. Ich hab ja für vieles Geduld aber nicht wenn es um meine Gesundheit geht. Ich möchte einfach sehen dass es funktioniert, dass ich weiß dass es mir in nem dreivierteljahr besser geht. Aber ich seh das im Moment noch gar nicht. Mir fällt das irgendwie viel schwerer als ich dachte. Ich denke immer gut darüber nach was ich mit ihr besprechen könnte, da halt nur so wenig Zeit ist, aber ich will so vieles besprechen und wir schaffen immer nur eine Sache. Hinzu kommt dass ich bei jedem Mist den ich erzähle echt stark mit Tränen kämpfe. Letztes mal war das erste mal dass ich wirklich geheult hab. Wenn ich da weg gehe geht es mir fast immer total schlecht. Mich nimmt das total mit obwohl ich täglich über diese Dinge nachdenke. Ich finds irgendwie ganz schwierig derzeit und ich habe große Angst dass ich da nur meine Zeit verschwende.

Re: Der Sinn einer Therapie

#19
Liebe Marie,

ich kann so gut nachvollziehen, was Du schreibst. Auch ich konnte eigentlich immer mein Leben irgendwie leben, bin ausgegangen, habe gelacht und hatte durchaus viele schöne Momente...Aber ich konnte es einfach nicht festhalten; von einer Sekunde zur anderen hat sich alles aufgelöst und ich fühlte mich dick, häßlich, schwach und nicht liebenswert (ist leider auch heute noch oft so). :( Über Mist in der Liebe könnte ich ganze Bücher schreiben!
Du bist so analytisch, bereitest Dich gedanklich auf Deine Thera-Sitzungen vor, und bist ehrgeizig, willst etwas 'ab-arbeiten'.
Ich hab ja für vieles Geduld aber nicht wenn es um meine Gesundheit geht.
Genau das ist das Problem, fürchte ich...es hat Jahre gedauert, Deine Persönlichkeit so werden zu lassen, wie sie momentan ist. Seit Jahren hast Du eine ES - ob es nun B ist, MS oder EDNO, egal! - und Du möchtest in wenigen Monaten Erfolge erzwingen.
Das kann einfach nicht funktionieren!
Deshalb sehe ich mich nicht als stark krank, weil ich mich zurecht finde, nur halt sehr schwer und sehr eingeschränkt.
Nun ja, das ist ja ein bißchen so, als wenn jemand mit einer ernsthaften Herzmuskelschwäche sagt: "Ich bin doch nicht wirklich krank, ich lieg ja noch nicht im Koma...". Du bist eingeschränkt, und zwar stark, wie Du selbst sagst, und das ist doch eindeutig eine Krankheit, oder?
Hinzu kommt dass ich bei jedem Mist den ich erzähle echt stark mit Tränen kämpfe. Letztes mal war das erste mal dass ich wirklich geheult hab.
Natürlich kämpfst Du mit den Tränen, und zwar nicht wegen Mist, sondern wegen Dingen, die Dir auf der Seele liegen! Du hast ja nicht aus Spaß an der Sache eine ES entwickelt, sondern genau wegen dieser Gedanken/Erlebnisse, die Dich zum weinen bringen!
Natürlich heulst Du, weil Du etwas ans Tageslicht bringst, was Du bisher durch die ES unterdrückt hast. Ist doch normal, dass es einem damit erst einmal schlechter geht als vorher, Du mußt ja erst einmal lernen, diese Gefühle zuzulassen, und kannst nicht direkt wunderbar damit umgehen, wie denn auch? Das läuft nicht nach dem Schema: "Oh, hallo schlechtes Gefühl, jetzt hab' ich Dich ja ausgebuddelt und wir können Dich kaputt denken und dann zur Tagesordnung übergehen" - leider...
Gib Dir ein bißchen mehr Zeit. Versuche nicht, das, was Du empfindest, als nichtig, unwichtig oder übertrieben abzutun, denn das ist es nicht. Genau das macht krank - seine Gefühle nicht zu beachten, sie 'nieder zu denken', alles nur über den Kopf zu regeln und sich selbst dafür in den Arsch zu treten, dass man nicht schnell genug voran kommt mit der 'Emotions-Bearbeitung'.
Du hast so viel Energie, und möchtest gesund werden - bitte hab' ein bißchen Geduld mit Dir selbst, dann schaffst Du es bestimmt.
Du verschwendest mit Sicherheit nicht Deine Zeit in der Therapie :).

Liebe Grüße,
Bela
Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen.

Re: Der Sinn einer Therapie

#20
Heute hatte ich wieder eine Sitzung. Ich hab von Anfang bis Ende durchgeheult, oh mannoman, so kenne ich mich gar nicht. Konnte kaum sprechen vor lauter heulen.. Wenn ich mit Freunden über sowas spreche dann geht das noch aber bei nem Therapeuten gehtz dann halt nur um mich und das ist dann etwas viel. Vorallem wenns tiefgründiger wird.
Sie hat mir erklärt dass ich viele Emotionen habe die ich sozusagen im Keller lasse. Ich gehe raus und lenk mich ab und mach schöne Dinge aber ich sage Leuten z.b. nicht wenn sie mir weh tun oder wenn mich etwas aus der Bahn wirft. In mir steckt eine Mischung aus Wut, Trauer und Enttäuschung. Das zügle ich und lass es nur raus wenns angebracht ist. Sie will mit mir jetzt Methoden ausprobieren so dass ich in der Therapie meine Gefühle rauslasse. Puh, das wird sicher anstrengend aber finde ich gut. Vielleicht bringts ja was.
In sowas finde ich dann wieder den Sinn einer Therapie. Dass man dort einen Ort hat wo man an sich intensiv arbeitet und Gefühl rauslassen kann. Das gibt mir wieder Hoffnung. Ob es für mich gut ist Gefühle rauszulassen oder alles eher schlimmer macht, sehe ich dann. Es ist zumindest dann mal was anderes als die Tür immer zuzuhalten.
von einer Sekunde zur anderen hat sich alles aufgelöst und ich fühlte mich dick, häßlich, schwach und nicht liebenswert (ist leider auch heute noch oft so). :( Über Mist in der Liebe könnte ich ganze Bücher schreiben!
Da gehtz mir ganz genauso. Schade dass es bei dir immer noch so ist. Hast du denn Mittel entdeckt wodurch es manchmal einfacher wird?

Mist in der Liebe ist auch so ne blöde Sache. Warum verletzten Menschen sich gegenseitig bloß immer so?
Ein Kerl in den ich damals total verliebt war und er in mich auch, aber dann als es ernst werden sollte doch lieber keine Beziehung wollte, hat letztens eine Freundin gefragt wies mir denn so geht und ob ich quasi noch sauer wäre wegen damals. Da hat sie wohl gelacht und meinte zu ihm: "Ja du hast sie total gebrochen und seitdem kann sie nicht mehr richtig leben." So sarkastisch halt. Aber so doof es auch klingt, der hat mich schon sehr tief verletzt und das hat ne Narbe hinterlassen. Fühlt sich total naiv an, dass das so einen Einfluss auf mich hatte...

Re: Der Sinn einer Therapie

#21
Liebe Marie,

puh, da hattest Du ja eine harte Therapie-Sitzung! Aber es ist vielleicht gut, dass Du Dir erlauben konntest, einige Sachen an die Oberfläche kommen zu lassen. Erst einmal fühlt man sich dadurch schlechter, aber das ist - meiner Ansicht nach - auch Teil des Heilungsprozesses. Dinge hochkommen zu lassen, den Schmerz zu fühlen und ihn einfach mal auszuhalten, ohne ihn gleich in Grund und Boden zu k*****....
Ich habe immer noch kein Patentrezept, wei ich dieses dick/wertlos/häßlich-Gefühl komplett ausschalten kann. Ich versuche mir an schlimmen Tagen zu sagen: Das ist die Krankheit - aber ich bin mehr als das. Das ist nicht meine generelle Persönlichkeit. Das sind Gedanken, die ich als Reaktion darauf entwickelt habe, wie man mich behandelt hat - und weil ich es so gelernt habe, behandele ich mich jetzt genau so. Aber ich kann daran arbeiten, besser zu mir zu sein als es andere Menschen waren, die mich verletzt haben, die mir gesagt haben, ich sei zu dick, die mir gezeigt haben, dass ich ein Störfaktor bin, zu laut, zu raumfordernd, was auch immer...ich kann es ändern, und sonst keiner. Und dann das ganze wiederholen, bis es mir zu den Ohren rauskommt... :mrgreen:
Ich versuche inzwischen, es zu sagen, wenn mich jemand verletzt. Nicht immer den Mund zu halten, um des lieben Friedens willen, das habe ich viel zu oft gemacht. Man muß ja nicht brüllen oder streiten, aber es einfach loszuwerden ist sehr wichtig für mich.
Z.B.: Wenn meine Mutter mich damit nervt, das ich etwas essen soll, was ich nicht möchte, sage ich ganz klar: "Bitte lass das. Wenn ich das esse gehe ich in Dein Bad und befördere Dein Essen in Dein Klo." Ich versuche, dass freundlich zu tun (wenn sie weint, was genz schnell passiert, fühl ich mich noch schlechter :( ), aber ich sage es, und zwar deutlich. Dann trage ich nicht meine ganze Wut und Enttäuschung mit mir herum, was mich direkt in den nächsten FA treiben würde.
Und der Mist in der Liebe...
Man bleibt halt nicht ohne Narben, selbst wenn die Liebe gar nicht so mistig war, sondern nur mistig zu Ende gegangen ist. An guten Tagen versuche ich diese Narben wie Falten zu betrachten: sie zeigen, dass ich etwas erlebt habe, was seine Spuren hinterlassen hat, und erinnern mich geauso an Schönes wie an Trauriges...An schlechten Tagen kann ich das Schöne daran nicht entdecken. Naja, man kann ja nicht immer total ganzheitlich und so sein.:) Ich finde es gar nicht naiv, dass diese unvollendete Geschichte mit einem Mann Einfluß auf Dich hat; manche Menschen treffen einfach einen Nerv, warum, kann man gar nicht sagen, glaube ich. Ich habe ganze 2 Jahre gebraucht um jemanden abzuhaken, mit dem ich genau 1x im Bett war, da kam ich mir auch sowas von dämlich vor :evil: Aber er hat mich echt im Innersten getroffen, ist selbst jetzt noch schwer, wenn ich ihn mal sehe...
So, genug geschwafelt.
Ich wünsche Dir eine gute Nacht...

LG Bela
Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen.

Re: Der Sinn einer Therapie

#22
Hey Bela,
Ich versuche inzwischen, es zu sagen, wenn mich jemand verletzt. Nicht immer den Mund zu halten, um des lieben Friedens willen, das habe ich viel zu oft gemacht
Damit sprichst du einen für mich ganz wichtigen Punkt an. Ich gebe nie zu, wenn mich jemand verletzt. Damit reite ich mich immer mehr in eigene Bredouillen. Ich hab da null von, weil ich habs dann in mir und muss damit kämpfen. Die andere Person rafft niemals dass sie mich so verletzt hat und könnte es immer wieder tun.

Dieser Typ damals hat mir klar gemacht dass er sich sozusagen in mich verliebt hat. Ich dachte "wunderbar" dann sind wirs ja beide, jetzt müssen wirs ja nur noch offiziell machen. Einen ganzen Monat lang bin ich ihm hinterhergelaufen, hab ihm Zeit gegeben, hab ihn immer wieder gefragt wann wir uns denn mal treffen usw. Aber er hatte nie Zeit. Irgendwann haben wir uns mal für eine Stunde gesehen (ganz klar weil ihm die Ausreden ausgingen). Das war echt grässlich, weil er total abweisend war und ich mich an ihn rangeschmissen hab. Nach einem Monat also hab ich ihn angerufen um zu fragen was Sache war. Er meinte er will derzeit keine Beziehung aber wir könnten ja nochnal drüber schlafen. Ich ihn also am nächsten Tag (wie so ein Stalker, aber habs einfach nicht verstanden) wieder kontaktiert. Er fand das total lächerlich weil er meinte er hätte mir ja nen Korb gegeben. Ich ihn wieder angerufen und meinte: Du hast doch nur gesagt dass wir da nochma drüber sprechen, also hier bin ich. Dann hat ers nochmal deutlicher gesagt. Ich war danach "gut gelaunt", hab mit ihm noch Witze gemacht und haben indirekt ausgemacht befreundet zu bleiben usw. Einen Tag später wurd mir das alles erstmal bewusst und ich hab lange gebraucht um damit klar zu kommen.

Ein anderer Typ, mit dem war ich drei Monate ca. zusammen. In der Zeit hat er mich nicht gerade als die Freundin sondern mehr als Kumpel behandelt. Für mich war das meine erste ernst gemeinte Beziehung und ich war total überfordert weil er sich nicht so verhalten hat wie ich es von Freundinnen aus deren Beziehung kannte. Irgendwann bin ich ausgetickt und er fand mich bescheuert. Ich war am weinen, ich war zickig, ich hab mich zurückgezogen, ich bin weg gelaufen und ich hab kein Wort mit ihm geredet, geschweige denn ihn angefasst. Ich wusste nicht ob ich auf ihn böse sein darf oder ob das ne lockere Beziehung war, wo ich nur einfach nicht mit klar kam. Er kam dann wiederum mit meinen Austickern nicht zurecht und hats beendet. Ich war unglaublich blind vor Liebe, dabei kannte ich ihn kaum und er mich erst recht nicht.

Der erste Kerl in den ich verliebt war, war nicht in mich sondern eine gute Freundin verliebt. Irgendwann kamen wir zu dem Punkt dass ich ihm quasi sagen musste dass es für mich okay ist dass er sie gut findet, damit die beiden zusammen sein konnten. Das war natürlich gelogen.

So geht das ständig hin und her bei mir. Was ich nicht kann, ist Männern offen und ehrlich sagen dass ich mich in sie verliebt habe oder überhaupt dass ich sie gut finde. Da hab ich ne rieeesen Angst vor, denn sie könnten ja sagen dass sie mich nicht wollen und dann würde ja eine Welt zusammen brechen. Total lächerlich, denn nach ner Weile merke ich ja dann auch so dass nichts zurück kommt.

Im Moment hab ich wieder sowas. Der Kerl hat mit mir Katz und Maus gespielt, es aber nie ernst gemeint. Jetzt hält er mir unter die Nase wie glücklich er doch mit seiner neuen Freunin ist, für die er sogar nach so kurzer Beziehung ins Ausland ziehen würde.

Aber bei Freundinnen ist es noch viel schlimmer...
Ich suche mir oft falsche Freunde aus. Welche wo ich denke, die sind total toll, aber falsch geraten. Statt dass ich mich anderweitig orientiere, treff ich mich mit ihnen und tue viel für sie. Totaler Zeitvertreib.

Letztes Jahr habe ich zwei gute Freundinnen verloren weil sie mit meiner Kritik nicht umgehen konnten. Wir waren zusammen im Urlaub und so einiges lief falsch. Ich habs am Ende leider erst angesprochen, da kam zu viel zusammen. Jetzt reden wir kein Wort mehr miteinander und haben sämtlichen Kontakt abgebrochen.

Ich mach mir mein Umwelt unglaublich unangenehm dadurch dass ich Menschen nicht sage wenn ich fand dass sie etwas getan oder gesagt haben, was mich verletzt oder was ich nicht akzeptieren kann. Ich muss das jetzt auch wieder lernen. Ich würde am liebsten damit anfangen dem Kerl, in den ich derzeit verliebt bin zu sagen wies mir geht. Aber ich häng da schon zu sehr drin, vorallem da ich seine Freundin auch öfters sehe. Das wäre ganz schön fies. Wenn die sich trennen würden, könnt ichs mir nochmal überlegen aber im Moment isses leider zu spät dafür.
Ich will das jetzt echt mal ausprobieren, mehr zu sagen was ich denke, was andere für einen Eindruck auf mich machen und was ich scheiße finde.


Bela, was hats du denn fürn Mist in Sachen Liebe erlebt und kennst du sowas auch von Freundschaften?
Wenn du offen bist und sagst was dich stört, gehtz dir dann besser?

Re: Der Sinn einer Therapie

#23
Hallo Marie,

Mist in der Liebe 1: meine erste große Liebe....ich zitier' jetz mal der Einfachheit halber mich selbst, aus dem Thread von Fevri...
Ich hatte mein erstes Mal mit 15 - und das war definitiv zu früh. Ich habe mich drängen lassen. Mein Freund hatte vor mir eine ältere Frau, und hat mir bis in alle Einzelheiten erzählt, was sie nicht alles schon getrieben hatten...am Anfang war's auch eine Dreiecksbeziehung, weil er sich nicht trennen konnte, und ich dachte: wenn Du es nicht mit ihm tust, dann bekommst Du ihn nie. Es war zwar schön - aber eben zu früh. Ich war eigentlich noch nicht bereit (er war eh mein erster Freund) und habe mich auch dauernd zu Dingen überreden lassen, die ich eigentlich noch gar nicht wollte. Hinzu kam, das er schwerst gestört war (er war später drei mal in der Psychiatrie wegen schizoider Psychosen) und Spass daran hatte, mich zu erniedrigen - auch s*x**ll*. Das kam natürlich erst später, aber es war einfach schrecklich. Wäre ich nicht so jung gewesen, hätte ich mich vielleicht gewehrt. Aber so...ich dachte immer: er weiß ja, wie's geht, er hat Erfahrung, und Du nicht. Er hat mir auch gesagt, ich solle doch froh sein, dass er es mit mir tut, so fett und häßlich wie ich sei, würde mich eh kein anderer wollen. Und ich dummes Ding hab's natürlich geglaubt... :evil:
Das war alles schon mal nicht so toll.
Danach war ich ziemlich durch den Wind und hatte große Probleme, jemanden an mich heran zu lassen (nicht grad erstaunlich...)
Ich habe einen netten Mann kennengelernt, der schnell mein bester Freund wurde; er war immer in mich verliebt, aber ich war so verängstigt, dass ich 3 Jahre brauchte, um mich darauf einzulassen. Leider stellte sich dann heraus, dass er, als er mich endlich 'hatte', gar nichts damit anzufangen wußte...Hin und her, zusammen, nicht zusammen, 4 Jahre ging das so, ich war echt am Ende. Er hatte Probleme mit meinen Depressionen, und hat mich endgültig sitzen lassen in der Nacht, als mein Vater starb, da er meine, er könne damit nicht umgehen :evil:. Anchließend ging's auch mit der B****** richtig los...
Danach 5 Jahre Beziehung mit einem absoluten Egomanen und Choleriker, der im Streit gern mal meine psychischen Probleme als Waffe gegen mich gebrauchte, oder mich permanent mit seiner ach-so-tollen Ex verglich, auch sehr freundlich...
Ein kleiner Auszug aus meinem Beziehungs-Mist :wink: . Jetzt bin ich aber schon 2 Jahre mit meinem Freund zusammen, der mich wirklich liebt und mich auch dementsprechend behandelt - und es ist so schön :D. Klar haben wir auch mal heftig Streit, aber inzwischen wissen wir, wie der andere tickt, und können gut aufeinander zugehen, wenn's mal knallt.
In Freundschaften habe ich selten Probleme. Bei Freunden kann ich sagen, wenn man mich verletzt, und ich bin sehr vorsichtig und spreche es ganz schnell an, wenn ich glaube, jemandem auf die Füße getreten zu sein. Von daher kommt es sehr, sehr selten zu großen Krisen; ich kann das auch ganz schlecht aushalten, wenn es mal passiert, und tue alles, um die Dinge zu klären.
Was glaubst Du, woran es liegt, dass Du Dir so oft 'falsche' Freunde aussuchst? Es klingt ein wenig so, als würdest Du Dir, ähnlich wie bei Männern, Menschen aussuchen, denen Du hinterherläufst (weil Du sie auf eine Art idealisierst?), die Dir aber nicht viel geben...?
Ich finde es gut, dass Du daran arbeiten willst, Deine Verletztheit oder Deinen Ärger anderen gegenüber zu äußern. Man kann das ja durchaus auch ruhig und freundlich machen, aber oft kriegen Leute tatsächlich gar nicht mit, was sie mit einer unbedachten Äußerung, bzw. ihrem Verhalten, in Dir auslösen. Vielleicht ist dem Typ, der gerade eine neue Freundin hat, das auch gar nicht klar? Du machst ja scheinbar immer gute Miene zum bösen Spiel und frißt alles in Dich hinein (im wahrsten Sinne des Wortes...). Natürlich ist es schwierig, jetzt noch etwas dazu zu sagen, vor allem, wenn Du auch Kontakt zu seiner Freundin hast. Vielleicht hakst Du das tatsächlich ab, so gut es geht - und machst es beim nächsten Mal anders.
Wie alt bist Du eigentlich? So Anfang 20, wenn Du grad' mit dem Studium angefangen hast? Oder bin ich zu neugierig...?
Falls ich Dir irgendwie zu nahe trete, sag' einfach Bescheid. :wink:

Liebe Grüße,
Bela
Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen.

Re: Der Sinn einer Therapie

#24
Liebe Bela,

Den Beitrag mein ich sogar mal gelesen zu haben. Ich finds wirklich ganz schrecklich wenn eine 15 jährige so ausgenutzt wird. Es ist ja fast unmöglich da keine "Narben" von zu tragen. Man ist leider so naiv in dem Alter..
Dass der die erniedrigt hat find ich auch ein hartes Stück. Was ist das denn für ein Mensch der so die Jugend eines Mädchens versaut...?
Kein Wunder dass er selber Probleme hatte. Hats du damals Freunden davon erzählt? Gabs irgendwen der dich davor warnen konnte?

Dann so ein guter Freund, der einem in einem der schwierigsten Momente hängen lässt. Verstehe ich nicht.

Sehr typisch ist es allerdings dass Frauen sich nach solchen Erlebnissen immer wieder problematische Männer suchen. Ich weiß nicht genau warum. Aber gut auf jeden Fall dass es bei dir auch anders lief und du doch noch jemand tolles kennen gelernt hast. :-) Das freut mich echt!

Wenn ich sowas lese und generell hier die Geschichten der Mitglieder hier im Forum lese, kann ich total nachvollziehen dass die eine ES entwickelt haben oder sonstige Probleme mit sich selbst haben.
Warum ich mich genauso entwickelt habe, verstehe ich nicht so ganz. Ich seh mich als schon immer problematisch. Ich weiß dass viel Unsicherheit bei mir durch die lockere Erziehung meiner Eltern kommt. Aber sie waren echt gut zu mir, nur halt nicht so emotional. Und Freunde hatte ich auch immer viele und ich finde auch immer wieder welche. Ich kann deshalb manchmal nicht ganz nachvollziehen weshalb ich so geworden bin.

Warum ich mir falsche Freunde aussuche ist mir ein Rätsel. Ich brauche immer viele um mich herum um ich denke ich kämpfe damit gegen die Einsamkeit die ich habe, da ich in der Liebe keinen finde. Dass ich dann so schnell Freunde mache, statt mir erstmal gut zu überlegen ob ich denn befreundet sein will. Ich hatte immer diese Illusion, ich könnte mich mit jedem gut verstehen. Denn ich weiß mich anzupassen. Aber das will ich eigentlich gar nicht. Ich denke dass es vorallem falsche Freunde werden, weil ich nicht direkt klar mache, dass ich manche Dinge nicht mitmachen möchte.
Es klingt ein wenig so, als würdest Du Dir, ähnlich wie bei Männern, Menschen aussuchen, denen Du hinterherläufst (weil Du sie auf eine Art idealisierst?), die Dir aber nicht viel geben...?
Japs, ganz genau. Ich suche mir quasi Rohschliffe und will aus ihnen den perfekten Freund formen. Dann werd ich enttäuscht weil sie sich nicht formen lassen oder nicht so sind wie ichs erhofft hatte. Ich denke auch dass das eine Art Selbstschutzmechanismus ist davor, mich mal auf was ernstes einzulassen. Dafür müsste ich mich ja fallen lassen...

Der Kerl derzeit weiß auf gar keinen Fall was ich für ihn empfinde und wie oft er mich schon verletzt habe. Wenn er nicht grad ne super Menschenkenntnis hat, dann weiß er nicht mal dass ich ihn überaus gerne mag/mochte. Ich spiele vor ihm die Coole, die n bissel flirtet, ihn dann aber auch wieder zurückweist. Denn ich liebe solche Spielchen, auch wenns total krank ist. Aber ich finds unglaublich aufregend wenn einer sozusagen mit mir spielt. Jedoch bis zu dem Punkt wo ich merke, da wird nie was draus, das war alles nur Spaß.
Das mit dem abhaken ist seeehr schwierig. Ich sehe ihn mindestens wöchentlich. Sonst würd ich ihm ja einfach aus dem Weg gehen. Heute z.B. musste ich ihn was fragen. Aber er war krank. Er klang auch megakrank am Telefon und ich bekam sofort Mitleid, wollte zu ihm, ihm ne Suppe bringen, trösten und ganz lieb zu ihm sein. Ich Idiot hätte fast noch zu ihm gesagt: Wenn du was brauchst, sag bescheid und ich komme vorbei. Medikamente oder sowas..Denn seine Freundin ist grade im Urlaub.. Was ich aber (zum Glück) im Endeffekt zu ihm gesagt habe war: Ahja du bist ja krank, hatte ich schon wieder vergessen. Nagut dann hat sich das erledigt. Gute Besserung!!
Bei dem nächsten Kerl mache ich es sicher anders. Meine Freunde erzählen mir derzeit immer dass sie hier und da wen kennengelernt haben, vorallem Freundinnen die grad erstmal wieder single sind, dass sie Spaß haben, eventuell mal wen mit nach Hause nehmen, ihr Leben genießen.
Wenn ich denn mal ausgehe, dann könnte ich schon gar nicht mehr richtig mit wem flirten, weil ich mich so unattraktiv finde. Ätzend ist das.. Dabei könnt ichs einfach mal auf mich zukommen lassen.

Ich bin mittlerweile 22. Mit dem Studium eher fast fertig ;-)
Und du bist 34? Sowas hatte ich mein ich eben gelesen.. kann mich aber jetz auch vertan haben.

Re: Der Sinn einer Therapie

#25
Hallo Marie,

ich denke, es muß nicht immer ein bestimmtes traumatisches Ereignis sein, was eine ES auslöst. Wenn Deine Eltern zwar gut zu Dir waren, aber eben wenig emotionales zu geben hatte, hat das natürlich auch großen Einfluß auf Dich. Ich kann das ganz gut nachvollziehen: ich hatte auch immer alles, materiell gesehen...Meine Mutter hat mir sehr viele Freiheiten gelassen, und heute wünsche ich mir manchmal, es hätte mehr Regeln gegeben, an die ich mich entweder hätte halten oder gegen die ich hätte rebellieren können...ich fühlte mich immer so 'ohne Grenzen'. Als problematisch habe ich mich auch immer empfunden; mein Bruder ist ein ruhiger, emotional distanzierter Typ, der meiner Mutter keine Probleme macht, während ich schon immer sensibler, lauter und fordernder war/bin.
Das 'Problemkind' eben... :(
Ich hoffe, Du hast nicht das Gefühl, kein 'Recht' auf Deine Krankheit zu haben, oder sie als 'Anstellerei' zu sehen, weil Du ihre Entstehung nicht an einem konkreten Trauma festmachen kannst. Mir ging das sehr lange so, ich hab mir immer gesagt: "Komm mal klar, Du hast immer alles bekommen, was Du brauchtest, andere Leute sind m*ssb**ch* oder geschlagen worden, und Du stellst Dich so an wegen nix und wieder nix...". Mag ja sein, dass andere Leute viel Schlimmeres erlebt haben als ich, aber das ändert nichts daran, das ICH MEINEN Schmerz spüre, der ebenfalls real ist. Wenn Du als Reaktion auf einen Mangel an Emotionalität seitens einer Eltern eine ES entwickelt hast, dann hat Dich das offensichtlich verletzt, und Dein Schmerz darüber hat eine Berechtigung. Punkt.
Dafür spricht ja auch, dass Du versuchst, Dir Deine Freunde 'zurecht zu stutzen', damit Du das von ihnen bekommst, was Du brauchst. Das das nicht funktioniert (was es ja auch nicht kann), löst natürlich erneute Frustration aus. Ich kenne das von meinen früheren Beziehungen: wenn ich es schaffe, das ER erkennt wie toll ich bin, und ihn dazu bringe, mich dementsprechend zu behandeln - dann hab' ich es geschafft und kann mich endlich 'komplett' fühlen...Tja, hat leider auch nicht geklappt, wie erstaunlich :wink:

Wow, Du bist mit 22 schon fast fertig mit dem Studium? Bachelor-Studiengang? Respekt! Ich bewundere das immer, vergesse aber auch gern, dass ich erst mit 25 mein Studium begonnen habe. Ist schon komisch, wenn man fast immer überall die Älteste ist im Studium...Hast richtig gelesen, bin 34, und seit 18 Jahren schlag' ich mich mit ES rum, davon inzwischen 13 Jahre Bulimie...Gut, dass Du jetzt schon ernsthaft dagegen angehst, ich hab' soviel Zeit damit verplempert, mir das Leben schwer zu machen. ich wünsche Dir, dass Du schneller den Ausstieg schaffst als ich; hör' bloß nicht auf zu kämpfen!!!

Den Kerl abzuhaken, wenn Du ihn ständig siehst, ist natürlich schwer und dauert länger, als wenn man eine Kontaktsperre verhängen kann, aber Du wirst es trotzdem hinkriegen. ich war auch schon mal in einen verheirateten Arbeitskollegen verliebt; hat viel Kraft gekostet, aber inzwischen sind wir tatsächlich Freunde :) . Gut, dass Du ihm keine Krankenpflege angeboten hast, das ist doch schonmal ein großer Schritt! Was das sich unattraktiv fühlen angeht: bei mir hat es manchmal ganz gut geklappt, wenn ich bewußt so getan habe, als fände ich mich attraktiv. Also, nicht, dass ich dann jedem erzählt hätte, wie toll ich bin, aber ich habe mir einfach vorgestellt, ich sei selbstbewusst und fände mich schön, und manchmal hat das tatsächlich Einfluß auf meine Selbstwahrnehmung gehabt. Es gibt ja auch Studien, die belegen, dass sich die eigene Laune hebt, wenn man ganz bewußt viel lächelt - warum sollte das nicht auch in anderen Bereichen funktionieren? Wobei der Grat zum 'Fassade-aufrecht-erhalten' natürlich schmal ist, da muss man auch aufpassen....Hm, alles sehr kompliziert. Aber nicht unlösbar, denke ich. Was das Leben genießen und jemanden mit nach Hause nehmen angeht: Ich hab' das erst 2 mal gemacht in meinem Leben, und mir bringt es gar nicht (also, das mit nach Hause nehmen natürlich). Hinterläßt bei mir nur Leere und einen faden Beigeschmack, weil das ja gar nicht ist, was ich wirklich möchte...

Zu meinem ersten 'Psycho-Freund': ja, ich hatte Menschen zum reden, aber die waren größtenteils in meinem Alter, und wußten, genau wie ich, weder was das in einem anrichtet, noch wie man sich verhalten sollte. Meine Mutter hat immer gesagt: "Lass nichts mit Dir machen, was Du nicht willst!", hat mir aber genau das Gegenteil vorgelebt und sich von meinem Vater total mies behandeln lassen. Als kürzlich bei einem Familienfest nochmal die Sprache auf diesen Typ kam hat sie gemeint: "Ach, das war ja eigentlich ein so lieber Junge, nur eben so krank...ich fand das so toll, das er einmal Dein Zimmer aufgeräumt hat, Du warst ja so schlampig damals...das war ja auch soooo schlimm für mich als er dann durchgedreht ist..." Hallo, geht's noch???
Ich hab' gedacht ich höre nicht richtig! Lieber Junge? Schlimm für sie???? Naja, ich hab' sie dann am nächsten Tag angerufen und ihr gesagt, dass ich das wirklich verletzend fand, hat sie dann auch eingesehen, dass das wohl keine tolle Aktion war :evil:

So, mal wieder viel mehr geschrieben als ich vorhatte, ich hoffe mein Geschreibsel kommt Dir noch nicht zu den Ohren raus....
Heute gehe ich den K***-freien tag Nr. 11 an, ich hoffe, es klappt.

Liebe Grüße,
Bela
Zuletzt geändert von Bela am Do Mai 05, 2011 10:11, insgesamt 1-mal geändert.
Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen.

Re: Der Sinn einer Therapie

#26
Hallo,

Vielleicht war das auch einer der Gründe warum ich so lange keine Therapie angefangen habe, weil ich einfach nie verstanden habe, dass man auch ohne bestimmtes Trauma krank werden kann.
Eltern sind für einen oft das große Vorbild und man meint alles was die sagen stimmt und die machens am besten. Aber wenn man sich irgendwann davon bewusst wird dass nicht alles was die machen so richtig ist, fühlt sich das plötzlich total komisch an. Es war halt wirklich alles da. Meine Eltern haben uns Kindern alles geboten aber und aus immer wieder klar gemacht dass das nicht bei jedem so toll läuft und dass sie dafür hart gearbeitet haben. Ich finde die haben auch sehr zurück gesteckt mit sich selber mal was gönnen. Seit sie uns haben sind sie wenn überhaupt nur in billige Urlaube gefahren, haben Sparbücher angelegt für uns etc. Dann plötzlich spreche ich mit Freunden darüber wie viel Geld die so von ihren Eltern kriegen und mir fällt auf, dass ichs tatasächlich gut hab. Andere sind schon verschuldet oder müssen wenn sie ausziehen wollen selber Miete zahlen. Oder sie konnten kein Studium mehr machen weil da das Geld für fehlte.
Dieses ganze Nachdenken über Geld und dass ich mi oft was von meinen Eltern geliehen habe und dass ich ihnen noch Geld vom letzten Urlaub schulde, was sie erst gar nicht annehmen wollten... das ist für mich echt ein schwieriges Thema. Das stresst mich total Ich hatte überlegt meiner Mutter ein Kleid zu kaufen für Muttertag. Aber wenn ich sie drauf anspreche, würde sie automatisch nicht einmal mit mir mitgucken was ihr an Kleider gefallen würde. Denn sie hat ja genug Anziehsachen findet sie.
Mir war nie bewusst wie diese einerseits Abhängigkeit und andererseits fehlenden Emotionen bei meinen Eltern mich bedrückt. Ich war auch immer grenzenlos.. durfte von all meinen Freunden immer am meisten und wurde nie bestraft für Dumme Dinge die ich angestellt habe. Selbst als ich mal mit einem Mercedes-Stern nach Hause kam, wo meine Mutter schon meinte: Haste aber jetzt nicht von nem Auto... und ich mit nem Zwinker: Neeein, meinte, selbst dann hat sie nicht nochmal nachgefragt oder sonstiges. Das wird rebellisch sein und Unsinn machen echt langweilig.
Bei meinen Geschwistern konnte ich das auch nie verstehen. Meine Schwester fand das alles auch nicht so dolle. Aber sie ist älter und hatte immer meinen Bruder an ihrer Seite. Bei den beiden gabs noch ein bisschen mehr Regeln. Mein Bruder ist auch serh verschlossen. Ich weiß bis heute nicht wie sein Liebesleben aussah. Meine Schwester meinte er hätte nie ne Freundin gehabt, sondern nur Spaß. Ob er jemals heiratet oder sowas wüsst ich nicht.
dass Du versuchst, Dir Deine Freunde 'zurecht zu stutzen', damit Du das von ihnen bekommst, was Du brauchst. Das das nicht funktioniert
Ohja... das hat da sicher mit zu tun, das passt da gut bei.
wenn ich es schaffe, das ER erkennt wie toll ich bin, und ihn dazu bringe, mich dementsprechend zu behandeln - dann hab' ich es geschafft und kann mich endlich 'komplett' fühlen
Das ist ganz schlimm bei mir. Wie geh ich damit em besten um? Ich kanns einfahc nicht haben wenn ein Typ den ich toll finde, mich nicht toll findet. Daher hänge ich auch noch so an den Kerl. Ich will gar nicht mit ihm zusammen sein oder so, ich will nur dass der bei mir schwach wird... Lächerlich sowas. Aber ich weiß nicht wie ich solche DInge anders betrachten kann. Hast du Tipps?

Mjor ich hab früh angefangen mit studieren. Weiß nicht ob das so gut war.. Ich bin zwar erst 22 aber ich ärgere mich derzeit auch so sehr dass ich mein Leben mit der ES verplempert habe. Ich finds so dumm dass ich nicht direkt mit ner Therapie angefangen habe. Dann wäre vieles vielleicht anders gelaufen. Deshalb will ich dass sich jetzt was ändert. Es muss einfach.. ich finds so einfach zu anstrengend immer schlecht gelaunt zu sein.

Deine Mutter scheint selber nicht so ganz zu wissen wo Grenzen sind bei Männern, was man sich nicht mehr gefallen lassen muss. Das ist schade, so konntest du es natürlich auch nicht richtig lernen. Ist sie noch mit deinem Vater zusammen derzeit?

Ich lese gerne dein Geschreibsel, ich erkenne mich in vielem wieder, das tut gut. Also schrei ruhig so viel du willst.

Oh Nummer 11 schon. Das ist gut! Da wünsch ich dir viel Erfolg!! Ich versuche heute mal mein Zimmer aufzuräumen. Wenn das sauber ist fühle ich mich immer etwas besser.. derzeit isses allerdings ganz schlimm so wies aussieht..

Re: Der Sinn einer Therapie

#27
Liebe Marie,

die finanzielle Abhängigkeit von Deinen Eltern in Kombi mit der emotionalen 'Unterfütterung' ist natürlich schwierig. Wenn man immer nur sieht, wie gut man es doch hat, traut man sich ja gar nicht, sich zu beschweren, oder gar noch zusätzlich etwas einzufordern (in dem Fall eben das Zeigen von Liebe seitens Deiner Eltern). Man glaubt, nicht das Recht dazu zu haben, so war es jedenfalls bei mir. Mein Vater hat uns immer beschimpft, wir würden doch leben wie 'die Maden im Speck', bla bla bla...Das von ihm sonst aber auch gar nichts kam, hat er natürlich geflissentlich übersehen.
Nein, meine Mutter ist nicht mehr mit ihm zusammen, er ist ja damals gestorben als ich 21 war (da wo mein Freund mich hat sitzen lassen, hab' ich irgendwann die Tage mal erzählt). Sie hat jetzt seit 12 Jahren einen sehr lieben Lebensgefährten. leider ist er schon lange schwer krank, ich hoffe, er hält noch eine Weile durch und lässt meine Mama nicht allein...Ich glaube, dass würde sie nicht verkraften.
Wie man es ändert, immer die Typen toll zu finden, die einen schlecht behandeln - da gibt es kein Patentrezept für, fürchte ich. Ich glaube, man muss eben ERST lernen sich selbst wert zuschätzen, bevor man sich zugestehen kann, von jemand anderem um seiner selbst willen geliebt zu werden. Wenn Du nur willst, das jemand bei Dir schwach wird, geht es Dir ja nicht wirklich um Nähe, sondern mehr um das Gefühl, es 'geschafft' zu haben, dass der andere Dich will...schlechte Basis für eine ernsthafte Beziehung. Zumal Du denjenigen ja auch nicht für das liebst, was er tatsächlich ist, sondern für die Vision, was Du 'aus ihm machen', bzw. welche Gefühle Du in ihm auslösen könntest.
Also bleibt nur, sich erst einmal um sich selbst zu kümmern, und das tust Du ja gerade! Soviel Zeit hast Du nun wirklich nicht verplempert, immerhin bist Du quasi durch's Studium geflogen, was eine tolle Leistung ist! Und jetzt hast Du angefangen, an Dir zu arbeiten. Gib Dir Zeit, dann schaffst Du es auch...

Liebe Grüße,
Bela
Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen.

Re: Der Sinn einer Therapie

#30
Wow, über 29.000 Beiträge seit meinem letzten Hiersein......die kann ich einfach nicht alle aufholen ;)

Aber ich möchte gerne etwas zu dem Thema Therapie sagen...
Ein Therapeut kann gute Freunde, wirklich gute Freunde, nicht ersetzen aber er hat einen ganz enormen Vorteil. Er sieht die Dinge mit Abstand und das ist bei einer Therapie ganz besonders wichtig, denn Freunde werden nie Abstand haben. Sie werden uns immer (mit einigen Ausnahmen vielleicht) voreingenommen sehen. Sie sind vorbelastet. Sie können einfach nicht objetkiv sein, auch wenn sie sich darum bemühen, sie werden es nicht schaffen.
Das ist der Vorteil eines Therapeuten (wenn er gut ist.....)
In meinen Augen ist ein Therpauet das Werkzeug mir vor Augen zu halten, wer ich bin, wie ich bin. Bei ihm kann ich loslassen ohne verurteilt zu werden, ohne Angst haben zu müssen in eine Schublade gesteckt zu werden. Bei ihm kann man weinen bis man keine Tränen mehr hat, bei ihm kann man lachen, bei ihm kann man all das 'rauslassen, was man sich sonst vielleicht nicht traut, weil man Angst vor der Bewertung hat. Er ist die helfende Hand dabei, zu sich selbst und vorallem für sich selbst einzustehen. Zu den Bedürfnissen die man hat, den Wünschen und Hoffnungen.
Er kann sie nicht für uns erfüllen aber er hilft uns auf den richtigen Weg zu finden.

Ich hatte zwei tolle Therapeuten, ich stehe mit beiden Beinen fest im Leben, auch wenn es nicht immer einfach ist aber ich weiss jetzt mit meinen Problemen umzugehen, ich steh' zu mir ohne schlechtes Gewissen und ich bin stolz auf mich. Das alles hätte ich ohne meine Therapeuten nie geschafft.

LG, martina