ungünstige bedingungen zuhause

#1
hallo ihr lieben,

heute möchte ich euch von meinen erfahrungen zuhause berichten. ich bin jetzt gerade mal den dritten tag wieder bei meinen eltern und mit dem abstand, den ich in den letzten jahren bekommen habe, sind mir einige dinge enorm aufgefallen, die die essstörung damals wohl sehr begünstigt haben. auch meine rückfälle in den zeiten, in denen ich wieder zuhause war. auch jetzt geht mir das manchmal tierisch auf den keks und ich muss immer noch an mir arbeiten, um richtig damit umzugehen.

nun, es beginnt am morgen mit dem frühstück: jeder nimmt es irgendwie ein, aber niemals gemeinsam. und wenn man zufällig zusammen am gleichen tisch sitzt, dann liest der eine die zeitung und der andere schweigt. manchmal ist es sogar so krass, dass einer den raum verlässt, um woanders zu frühstücken. mir ist das heute morgen ganz arg aufgefallen, als ich mir mein frühstücksmüsli gemacht habe. ich nehme mir dafür immer bewusst zeit und schneide mir sämtliche sorten obst zusammen, weil ich es mittlerweile echt liebe, ausgiebig zu frühstücken, wenn ich die zeit dafür habe. nun, heute morgen war die stimmung ziemlich dahin, als ich festgestellt habe, dass der küchentisch bis auf ein kleines eckchen komplett zugeräumt war. ich habe mich dann dorthin gesetzt und gegessen, von meinen eltern kam ein leises "morgen" und das wars dann auch.

irgendwie bin ich stolz auf mich, dass ich es heute unter normalen umständen, also wenn ich nicht zuhause bin, besser mache. wenn ich mit meinem freund mahlzeiten einnehme, dann ist das immer sehr schön. wir warten aufeinander, richten uns den tisch schön her, unterhalten uns - ja, wir nehmen uns ZEIT.

als ich damals krank wurde, war das für mich ein bedeutender faktor. ich wollte diese stimmung nicht mehr. den ganzen tag wurde gestritten und am tisch geschwiegen oder ebenfalls geschrien. ich konnte mich der situation nicht entziehen, aber ich konnte zeigen, dass es mir nicht passt, indem ich das essen verweigert habe. heute wird mir das erst mit voller klarheit bewusst. ich erlebe diese situationen und denke mir, das kanns echt nicht gewesen sein, sehne mich zu meinem freund, wo ich es anders machen kann.

ich will meine eltern nicht schlecht machen. sie haben es sicherlich auch nicht besser gelernt. und sie sorgen mittlerweile ziemlich für mich, wenn ich hier bin. eigentlich fühle ich mich wohl.

- wären da nicht noch diese verhaltensweisen, die mir jedes mal zu denken geben.

das mittagessen fällt meistens völlig aus. jeder macht sich wieder irgendwas. am abend gibt es dann meistens ein warmes essen. doch was mich in den wahnsinn treiben kann: wenn meine mama früh noch meint, am abend gibt es was, ich mich darauf einstelle und mittags nur was kleines esse, dann meint sie manchmal eine stunde vorher, ach, ich schaffs heut doch nicht, iss doch irgendwas kaltes.

es ist so unregelmäßig hier. und manchmal, wenn ich mir dann selbst was gekocht habe, heißt es plötzlich, in zwei stunden gibt es mein lieblingsessen - so auf die art zumindest. da könnte man doch wahnsinnig werden.

mittlerweile habe ich es geschafft, mir dennoch meinen eigenen rhythmus beizubehalten, aber ich sehe jetzt, wie ungünstig das damals für die bulimie war.

beim abendessen wird übrigens auch nicht viel geredet. jeder isst seinen teller leer, wer fertig ist, steht auf und geht. irgendwie leben wir - auch wenn sich vieles geändert hat - immer noch nebeneinander her.

warum ich euch das schreibe? vielleicht hat jemand ähnliche erfahrungen. und was ich euch auf den weg mitgeben will: wir können es besser machen, auch wenn wir es jahrelang anders vorgelebt bekommen haben!

lg, eure jen

#2
ach jen..........im moment geht es einfach jeden schlecht, das tut mir irgendwie leid.....den bald kann hier niemand niemanden mehr aufmuntern.....
zu deinem problem. kenn ich.
bei mir war das auch so. frühstück hat sich jeder selber gemacht. nix mit gemeinsamen frühstück, meine mutter hat in ihrem schlafzimmer gegessen, ich im wohnzimmer, die jungs....keine ahnung,l wo......mittags wurde meistens gekocht....da haben wir manchmal zusammen gegessen......was ich allerdings ziemlich eklig fand,mangels tischmanieren meiner mutter.......außerdem ist ihr essen schrecklich.........ja abends wieder dasselbe spiel wie morgens.......jeder hat irgendwann, irgendwann gegessen........dann und wann auch mal zufällig zusammen, aber das war als ich noch kleiner war......
das hat bei mir auch zum übergewicht beigetragen, weil ich dann nachts um 10, wenn mein vater (oder meine mutter, wenn sie mal gearbeitet hat) nochmal mit meinen eltern gegessen hab, als sie gekommen sind....keine ahnung warum.....

#3
Also bei mir waren die Tischsitten wohl nicht verantwortlich für die ES. Überhaupt war ich immer derart kontrolliert, dass nicht mal ein Mal unbemerkt kotzen drin gewesen wäre...

Ich weiß nicht so recht, wie die uten Bedingungen bei Tisch aussehen. Das Gegenteil von dem was du geschildert hast, finde ich nämlich auch blöd: Dass man gezwungen wird, bei Tisch zu bleiben, wenn man fertig ist. Obwohl man mit den Gedanken schon woanders ist... Aber es gibt ja einen Grund, warum einem die eigene Familie so unngenehm ist, dass man lieber alleine is(s)t... eigentlich müste man sich auf die anderen freuen......

Komisch, ich habe gestern Abend über ein ähnliches Thema nachgedacht... Wie oll ich je eine Beziehung haben? Ich habe nie eine vorgelebt bekommen. Außer in den ersten drei Jahren, da kann ich mich aer nicht dran erinnern... was immer ich über Beziehugnen weiß, habe ich erst später bei Freunden am Wochenende beobachtet... oder aus sicherlich-voll-mit-Klischees- Filmen... keine Ahnung... vielelicht bin ich nach dem studium schlauer.....

Danke fürs Thema ansprechen....

lg

aire

#4
"ach jen..........im moment geht es einfach jeden schlecht, das tut mir irgendwie leid.....den bald kann hier niemand niemanden mehr aufmuntern..... "

liebe enfance, also hier muss ich dir aber heftigst widersprechen! klar, momentan hab ich auch meine probleme, wie sie jeder mensch immer irgendwie hat. selbst wenn ich euch strahlende beiträge schreibe, habe ich sicherlich immer irgendein kleines problem mit irgendwas. aber darum gehts doch gar nicht. es geht vielmehr um die innere einstellung dazu. manchmal ist eine kleinigkeit nichts und dann ist genau diesselbe kleinigkeit plötzlich eine katastrophe für uns. es kommt auf die umstände und unser befinden an.

mir ging es tatsächlich nicht so gut, als ich hierher kam, wie ihr gemerkt habt, aber meine innere einstellung hat sich geändert und mir geht es gerade ziemlich gut damit. ich habe euch das nicht geschrieben, um euch zu sagen, dass mir das so zu schaffen macht, dass es mich einfach nur runterzieht. ich habe euch das geschrieben, weil ich mit meiner momentanen distanz einfach beobachtungen machen konnte, die ich für ein interessantes thema hielt. natürlich stresst es mich noch, all das täglich mitzuerleben. aber weißt du, das gefühl, dennoch meinen weg zu gehen, mir das essen dennoch schön zu machen, der wille, weiterhin nach vorne zu gehen und mich nicht weiter hängen zu lassen, der wille, diesmal nicht mehr rückfällig zu werden - all das ist dafür umso stärker da, umso schöner.

was ich damit sagen will: ich zumindest werde sehr wohl weiterhin versuchen, euch aufzumuntern und motivierende worte zu finden. also lassen wir mal dieses negative "es geht uns allen schlecht" gefühl gar nicht erst aufkommen, ok? :-)

liebe aire,

man kann es so und so sehen: ich dachte früher auch immer, es wäre blöd, sitzen bleiben zu MÜSSEN. warum? weil ich es nicht anders kennen gelernt hatte und dachte, das würde dann eher langweilig und nervig sein, noch ewig rumzusitzen.
mein meinem freund dagegen mache ich gerade aber eine sehr schöne erfahrung. es ist ein zeichen der achtung und des respekts, auf den anderen zu warten und gemeinsam mit dem anderen aufzustehen. man nimmt sich GEMEINSAM zeit zum essen. und was noch viel besser ist: ich bleibe gerne sitzen. auch wenn wir bei seiner familie sind. denn ich empfinde es nie als zwang, weil ich die atmosphäre sehr angenehm finde. daher ist mein fazit dafür: wenn man es schafft, eine gute stimmung beim essen herzustellen, dann bleibt man auch gerne länger sitzen und nimmt sich die nötige zeit. nicht nur zum essen. manchmal sitzen wir noch eine stunde danach da, trinken wein und reden einfach. der tisch kann auch ein ort sein, an dem man zusammen kommt, sich austauscht, für den anderen da ist. ich finde das sehr schön.

und liebe aire, das mit der beziehung: das ist kein so großes problem, wie du es dir vorstellst. sicherlich, dir wird alles neu vorkommen, seltsam, fremd. aber du hast den vorteil, es so machen zu können, wie du es dir wünschst. das zu tun, wonach du dich sehnst, ohne vorurteile oder bereits angewöhnte verhaltensweisen. zumindest vom zuschauen her.
bei mir ist das in einem punkt ähnlich: ich habe nie gelernt, konflikte zu lösen. mal zu streiten. was glaubst du, wie schwierig das manchmal in meiner beziehung ist? aber mein freund kennt meine hintergründe und es ist interessant, all dies neu zu lernen. er unterstützt mich dabei.
glaub nicht, dass du alles können musst, wenn du dich auf eine beziehung einlässt. die entsteht meiner meinung nach vielmehr durch gegenseitig lernen.

lg, eure jen

#5
hmm ich meinte das generell.........irgendwie......vielleicht kommt es mir nur so vor und ich pick mir gerade die threads raus.......ist die stimmung hier grad ganz schön düster.........hmm, aber vielleicht bin auch ich nur düster und denk mir das nur so?????? keine ahnung.......
naja, freut mich allerdings, dass es dir anders geht!!!!
hmm das mit den aufmuntern hatte ich allerdings mehr auf mich bezogen :D

#6
liebe enfance,

auch mir kommt es manchmal so vor. ich komme hierher und denke mir, ohje, hier war die stimmung auch schonmal besser. aber genau dann bleibe ich in der regel. wir können einen teil dazu beitragen, dass sie wieder besser wird. jeder hier von uns. auch du. auch, wenn es dir schlecht geht. ich finde es schön, dass du hier bist.

#7
jen hat geschrieben:wenn ich mit meinem freund mahlzeiten einnehme, dann ist das immer sehr schön. wir warten aufeinander, richten uns den tisch schön her, unterhalten uns - ja, wir nehmen uns ZEIT.
Irgendwie habe ich Angst, dass ich sowas nie (mehr) erleben werde.....

sorry, kein konstruktiver Beitrag. Aber manchmal gehen konstruktive Beiträge mir auch auf den Keks. :? Vermitteln mir immer das Gefühl, dass alles eigntlich easy ist, und ich nur zu sehr Depp, es hinzukriegen.... Dass es aber alles toll laufen würde, würde ich bloß mal... ne andere Einstellung haben oder mich mehr dahinter klemmen... und nicht ständi Pause von der Pause machen... ich weiß auch nicht

#8
ich glaube, du wirst das noch erleben, liebe aire. du bist noch sehr jung, irgendwann findest du jemandem, bei dem du dich zuhause fühlst und zum beispiel so etwas leben kannst.

ich kann dich verstehen, von wegen konstruktive beiträge. doch es liegt nicht an dir. glaubst du, mir gelingt das IMMER? ich bin ein mega vernünftiger mensch, weiss eigentlich immer, wie mein weg wieder ins licht führt, wenn ich mich in der dunkelheit verirrt habe, weiß so gut wie immer, wie ich mir am besten helfen kann - und doch tue auch ich das nicht immer, weil wir menschen eben so kompliziert sind. "nur" die einstellung ändern, hm... so würde ich das nicht sagen. das ist ein hammer schritt, der mich in bezug auf die bulimie krasse suizidpläne und einen achtwöchigen stationären aufenthalt gekostet hat. und auch heute muss ich immer wieder an mir arbeiten. in winzigen situationen meine einstellung ändern, die wieder ins negative abdriftet.

denk nicht, es wäre leicht. das wollte ich in keinem fall sagen. nur einen lichtblick geben, dass es machbar ist. und dass auch du das irgendwann schaffen wirst, liebe aire.

lg, deine jen

#9
Jen, was is denn los, kannst du nicht schlafen?? :shock:

Ich träume doch scho seit Jahren von jemandem, der mich liebt und den ich lieben kann...

#10
was soll denn los sein, aire? ich könnte sehr wohl schlafen, hatte aber gerade das bedürfnis, noch ein paar worte hier zu hinterlassen :-)
und habe endlich keinen lernstress mehr, der mich bis um drei wach hält, irgendwomit muss man das ja kompensieren, hihi. nee, werd demnächst wirklich ins bett gehen.

ja, manchmal muss man lange warten. doch irgendwann klappt es. auch davon bin ich überzeugt. und du bist, wie schon so oft gesagt, noch verdammt jung. du wirst jemanden finden. wenn du dich selbst gefunden hast. wirst jemanden lieben, wenn du angefangen hast, dich selbst anzunehmen. das denke ich zumindest.

so, jetzt ist aber gut. schlaf schön, liebe aire