Re: Frauenrolle in der Gesellschaft

#16
hallo,
meiner meinung nach hat bulimie viel weniger mit der gesellschaft zu tun als du und die meisten menschen wahrscheinlich glauben. dein thema ist die frauenrolle in der gesellschaft, daher beziehen sich all deine fragen eben auch auf bulimie in bezug auf die gesellschaft. leute, die nicht betroffen sind denken oft, da sie es einfach nicht besser wissen, dass bulimiker(innen) super schlank sein wollen, da sie denken sie muessten es auf grund von hochglanzmagazinen, vorbildern (zb. models oder andere schlanke stars), mode etc.
Ich finde, es hat viel weniger damit zu tun! es gibt doch nicht wirklich eine norm. es sind doch auch weniger schlanke leute/ stars erfolgreich. bulimie ist eigentlich etwas sehr persoenliches. essstoerungen haben etwas mit dem eigenen selbstwertgefuehl zu tun, mit der fehlenden selbstliebe. damit, nicht in der lage zu sein seine eigenen gefuehle zu verstehen und wahrzunehmen etc.
vielleicht kannst du ja in deiner studie mit dem vorurteil aufraeumen, dass bulimie der verzweifelte versuch ist modelmasse zu erreichen.
ich denke zwar schon, gut aussehen recht wichtig oder vorteilhaft in der gesellschaft ist und die medien verstaerken dies sicherlich, aber bulimie ist noch mal etwas ganz anderes. schliesslich muss man ja nicht krank sein um schlank zu sein.
bulimie ist sicher der unmoeglichste weg um sich der gesellschaft anzupassen und ja, ich sehe bulimiker als krank. verzweifelt sogar, staendig dagegen ankaempfend. das ist nichts was man sich mal eben aussucht um germany's next topmodel zu werden.
ich schliesse mich aber BertaSopie's beitrag an, dass der DRUCK einen dazu bringt ein ventil zu finden.
Enemies
They stick to my head
They run with my feet
I'm doomed to be bad

Re: Frauenrolle in der Gesellschaft

#17
Hallo!
Ich schließ mich der Meinung von Bertasopie und Mary jane an. Bulimie entsteht aus unterschiedlichsten und vielen Gründen, die Gesellschaft alleine kann da nicht "schuld" sein. Sicher, einen Beitrag kann sie leisten, aber da zählt schon viel mehr dazu.
Ehrlich gesagt, Hut ab, du willst dich da mit einem ziemlich komplizierten Thema auseinandersetzen. Das wird nicht ganz einfach werden (will dich jetzt nicht einschüchtern), aber im Ernst. Wir alle sind Individuen in einer Gesellschaft, ja stimmt, aber du darfst auch nie das Umfeld unbeachtet lassen. Familie, Freunde, Bekannte, Schule, Arbeit, ... alles zählt mit, alles prägt eine Person.
Dennoch, auch ich werde versuchen, deine Fragen zu beantworten.



calia hat geschrieben: Ist Bulimie oder allgemein eine Essstörung das Endergebnis einer gesellschaftlichen Forderung.
Wie andere auch schon meinten, ja und nein. Heutzutage sind Mädchen und Frauen einem sehr großen Druck ausgesetzt. In der Schule/Uni/Beruf sollen sie perfekte Leistungen bringen, ihre Persönlichkeit soll perfekt sein, das Aussehen soll perfekt sein, das Styling natürlich auch, in der Familie soll alles passen, Freunde und Spaß gehören zum Leben, Ausgehen, perfekte Maße, toller Körper, schöne Haut, ...
Bereits Mädchen in der Grundschule eifern einem weiblichen Vorbild nach, wollen immer mit dem Trend gehen, eine perfekte Figur haben (was die Medien vorgeben), und und und. Aber, ein Mädchen/eine Frau mit einem gesunden Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen wird gegenüber essstörungen sicher resistenter sein, als Mädchen/Frauen, denen dies fehlt. (Und jetzt sind wir an dem Punkt: Warum? Probleme mit der Familie, Freunde, etc. M***b*****erfahrung, Gewalt in der Familie, früher Tod von nahen Angehörigen/Bezugspersonen, etc., etc., etc. )
Wird von der Gesellschaft ein Frauenbild gefordert, dass Bulimie "fördert" oder heraufbeschwört?
Teilweise bestimmt. Vor allem die Medien verbreiten dies stark. Frauenmagazine veröffentlichen eine Diät nach der anderen, Plakatwände präsentieren dünne, sehr sehr dünne Frauen (obwohl gegen Magermodels Kampagnen laufen, sind sie nach wie vor präsent und heiß begehrt), Tv-Sendungen verlangen perfektes Aussehen, perfekte Maße und dergleichen und scheuen sich auch nicht davor Mädchen als zu dick zu bezeichnen!
Wiederum liegt es an der Persönlichkeit jeder einzelnen, wie sie damit umgeht.
Wie sehen sich bulemische Frauen in der Gesellschaft?
Schwer zu sagen. Das ist wiederum eine individuelle Angelegenheit. Eine gut bekannte ist ja, dass sich bulimische Frauen immer minderwertiger als andere fühlen (dicker, hässlicher, untalentierter, ...). Aber ich trau mirauch zu sagen, dass es vielleicht bulimische Frauen gibt, die sich nicht zu dick fühlen und die wissen, was sie können, die aber die Bulimie als Ventil brauchen. So wie jemand andere gerne nach einem anstrengenden Tag ein Bier oder sonstiges Trinken geht, ... aber wie gesagt, ist nur eine mögliche Vorstellung von mir.
Sehen sie sich vordergründig als "normal", "gut angepasst", "schön" oder doch vordergründig als "krank"?
Wenn sich eine Bulimikerin selbst als krank sieht, dann ist sie schon sehr weit. Sobald eine Krankheitseinsicht da ist, kann sie selbst versuchen dagegen etwas zu tun. Solang sie sich als normal sieht, steckt sie noch mitten in der Krankheit. Sicher, kommt der Gedanken "etwas stimmt nicht mit mir", aber oft dauert es lange, bis man sich das selbst eingesteht und einfach ehrlich zu sich selbst ist. Aber "krank" ist auch so eine Bezeichnung - irgendwie mag ich die nicht. Da kann man sich in lange Diskussionen begeben: Was ist normal und was ist krank? Ist alles mit ziemlicher Vorsicht zu genießen.
Welche Rolle spielen Hochglanzmagazine oder Fernsehwerbungen indenen Frauen vorkommen?
siehe oben.
Definieren sich Frauen in der heutigen Zeit immer mehr über das Gewicht?
Nein, das glaub ich nicht. Aber immer mehr Frauen definieren sich über materielle Dinge (Kleidung, Auto, Urlaub, Aussehen, Kosmetik)
Was glaubt ihr welches Frauenbild in unserer heutigen Gesellschaft vorherrscht?
Die Superfrau (aller Heidi Klum oder Angelina Jolie): perfekt im Beruf, perfektes Aussehen, perfekte Figur, perfekten Ehemann/Parnter, perfekte Kinder, perfekten Haushalt, ....
Sprich die Frau ist eine perfekt im Beruf, eine gute Mutter, eine gute Hausfrau, eine attraktive Sexualpartnerin, eine gute Ehefrau/Partnerin, eine gute Freundin, eine nette Nachbarin und oben drein noch sozial engagiert, wenn möglich auch ehrenamtlich tätig.
Welche Aufgaben muss eine Frau erfüllen; wie hat sie auszusehen um "gut" in diese Gesellschaft zu passen?
gleich wie der Mann, hinzu kommt noch Mutter sein, Haushalt ...
Gibt es heutzutage eine Norm wie man auszusehen hat oder wie man auf keinen Fall aussehen darf?
Man braucht sich nur umsehen. Schauen doch alle gleich aus, oder?
Wie definiert ihr allgemein eine Frau?
Schwer zu sagen. Es gibt unterschiedliche Antworten dafür. Auf alle Fälle kann keine Frau, kein Mensch, niemand, alles sein wie oben beschrieben, das funktioniert nicht. Ich kann nicht eine gute Mutter, eine sexy Sexualpartnerin, eine verständnisvolle Partnerin, eine perfekte Hausfrau, eine erfolgreiche Frau im Beruf, eine gute Freundin und und und sein. Das kann nicht funktionieren.

Welche Werte werden von unserer Gesellschaft gefordert? Schlanksein?
Jein. Perfektes Aussehen, perfektes Styling, gute Mode, passendes Make-up. Heute sind leider moralische Werte nicht mehr gefragt. Alles wird über Aussehen und Auftreten definiert.

Bulimie als eine Form der Körperkultur?!
Nein, würd ich nicht sagen. Früher (weiß nicht genau wann, wäre zum recherchieren) gab es Fressorgiern mit Massenspeiberei. Kein Scherz, da wurde orignal in Gesellschaft gefressen und anschließend gek*****. Heute würde ich eher sagen, dass es in Richtung Fitnesswahn geht.
Bulimie als ein Mittel um in die GEsellschaft zu passen?
Ich denke, dass Bulimie etwas ist, womit man ein wenig, wenigstens für kurze Zeit, der Realität entfliehen kann. Das ist quasi eine Art Rauschzustand, sich mal schnell wegbeamen (so wie mit Drogen oder Alkohol), so würde ich sagen. Um in die Gesellschaft zu passen? Wohl eher nicht. Aber dieser Anpassungsdruck könnte wiederum ein Auslöser sein, warum man kurz entfliehen möchte.

Viel Erfolg für deine Arbeit,
Lg, Crisu

Re: Frauenrolle in der Gesellschaft

#18
calia hat geschrieben:eigenen person und deren selbstwertgefühl zu tun hat?
heißt das, dass du jeglichen "einfluss von außen" ausschließt?
ja und Nein...natürlich sind auch die äusserlichen Einflussfaktoren von Bedeutung...wenn man allerdings genug Selbstwertgefühl durch seine Erziehung erhalten hat ist die Gefahr wesentlich geringer als wenn man sowieso nichts von sich hält...generell ist man zuerst immer selbst an seinem Zustand schuld...es besteht immer die Möglichkeit sich gegen die Bulimie zu entscheiden...aber man trotz allem das eine von dem anderen nicht ausschliessen...es hängt ja auch von der jeweiligen Person ab von was genau er sich jetzt beeinflussen lässt...deswegen finde ich es auch schwer so allgemein darauf zu antworten...

Lieben Gruss

Re: Frauenrolle in der Gesellschaft

#19
Vielen lieben Dank Berta Sophie, crisu1, mary jane und marie23 für eure Hilfe und eure Offenheit. Ihr habt mir in der kurzen Zeit sehr weitergeholfen!
Die Gesellschaft übt indirekt einen sehr starken Druck auf uns Frauen aus und es ist nicht leicht dem entgegenzutreten ohne "zusammengedrückt" zu werden!
Ich glaube wir Menschen sind viel zu oft in negativen Gedanken verstrickt, die uns auch das Leben negativ sehen lassen und dadurch auch die Krankheitsentstehung von Bulimie zB wahrscheinlicher macht... Denn wie ihr auch geschrieben habt, gibt es immer ganz viele Einflüsse, die zusammenwirken - bis es schließlich zum "Ausbruch" kommt..
Vielleicht ist ein "Lösungsweg", sich an den schönen Dingen des Lebens zu orientieren, es als einmalig, vielleicht als Geschenk zu sehen, es geht vielleicht vordergründig darum, sich selber als wertvolle Person anzusehen, einzubringen und sich auf der einen SEite dem ganzen Druck bewusst zu sein, aber andererseits sich zu bemühen, sich nicht zu sehr dem unterzuordnen.......
was aber bestimmt auch am Anfang viel Kraft benötigt...

auf jeden fall wünsch ich euch alles gute, viel kraft & stärke für die zukunft und nochmal ganz vielen dank für eure hilfe!!

lg calia

Re: Frauenrolle in der Gesellschaft

#20
Ich glaube immer noch, dass die Frage so nach der Rolle der Gesellschaft in Bezug auf Frauen und Bulimie nicht zu klären ist. Denn wer will denn sicher von sich sagen können, was ihn in seinem Handeln alles beeinflusst?

Aber vielleicht geht es ja auch nur darum, was man glaubt, was einen bewegt, dann ist es natürlich die richtige Methode.
Zuletzt geändert von aire am Fr Nov 06, 2009 17:01, insgesamt 1-mal geändert.
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