Bulimie-Magersucht-Abführmittel-es darf nicht wahr sein!

#1
Hallo, seit kurzem stöbere ich ja hier so durch und schreibe hin und wieder. Heute brauche ich mal einen Rat. Mein Mann hat Bulimie, ist zwischen ambulanter und stationärer Thera in die MAgersucht gerutscht und nun erfahre ich auch noch das er schon längere Zeit Abführmittel nimmt. Leider weiß seine Therapeutin davon nichts- er hat Angst es zu sagen, da er zuvor unterschrieben hat, sämtliche Medikamente abzugeben, es aber nicht getan hat. Er meint, es wäre vielleicht nicht so schlimm, wenn er erst einmal die Ernährung im Griff hat, dann hört er mit den Mitteln auf. Sehe ich anders. Ich würde am liebsten bei seiner Therpeutin anrufen, aber darf/kann/soll ich mich da einmischen? Was meint Ihr? Bei der ambulanten Thera habe ich auch mal die Therapeutin angerufen und sie sagte dass sie unser Gespräch nur annehmen kann, wenn sie meinem Mann davon berichtet...Wißt Ihr, nun denke ich dass die Therapeuten das gar nicht möchten, das sich ein Angehöriger einmischt.Habt Ihr Erfahrung diesbezüglich?

#2
Hallo jaffa,

hmmm das ist schwierig auf der einen Seiten wär es besser für deinen Mann wenn du es sagst damit sie ihm helfen können, andererseits wär es für deinen Mann persönlich nicht so toll oder? Weil er könnte ja vll ein bisschen enttäuscht sein oder? Weil er vertraut dir ja und wenn er dann erfährt dass du gegen seinen Willen sozusagen seiner Therapeutin von den Abführmitteln erzählst. Er brauch ja jetzt viel Geduld, Zuwendung und auf jeden Fall Vertrauen, also gib ihm Zeit und rede mit ihm ob er es nicht selber erzählen könnte...

Also meiner Erfahrung nach, wollen Therapeuten sogar Angehörige miteinbeziehen. Ich weiß nicht ob es immer so ist, aber eigentlich sind sie doch froh, wenn sie ein gespräch mit den Angehörigen führen können. Angehörige können doch auch Dinge zu tage fördern die er vorher nicht wusste und die wichtig sein können. Annehmen müsste der Therapeut glaub ich auf jeden Fall dein Gespräch.

Ich hoffe ich konnte dir wenigstens ein bischen weiterhelfen, auf jeden Fall viel Erfolg!

#3
Hallo Jaffa!
...dann hört er mit den Mitteln auf. Sehe ich anders.
Ich auch. :wink:

Wenn du bei der Therapeutin anrufst, ist es selbstverständlich, dass sie es deinem Mann, der ihr Klient ist und dem gegenüber sie eine große Verpflichtung hat, erzählt.
Zum einen, weil Vertrauen eine wichtige Voraussetzung in einer Therapie ist und zum anderen - eigentlich im Wesentlichen - aus therapeutischen Gründen.

Was du tun könntest, ist nochmal mit deinem Mann sprechen und ihm klarmachen, dass er mit der Therapeutin darüber sprechen muss, weil Abführmittelmissbrauch ein großes gesundheitliches Problem ist und er sich mit dem "dann Aufhören" nichts vormachen soll.
Oder du sagt ihm, du möchtest gerne an einer Sitzung teilnehmen und selbst das Thema in der Therapie anschneiden.

Wichtig ist in jedem Fall, dass du deinen Mann, der ja Quasi "die Hauptfigur der Aufführung" ist, miteinbeziehst und nicht hinter seinem Rücken handelst... auch, wenn du es zu seinem Besten tust.

Das Einzige, was du halt tun kannst, ist eindringlich zu sein... aber letzenendes musst du die Entscheidung, die dein Mann in dieser Hinsicht trifft respektieren.

Aber kuck! Dein Mann ist in Therapie und scheint wirklich ernst und brav an sich zu arbeiten. Für manche Dinge braucht er halt ein bissl länger,... bis er das Problem richtig erkannt hat; bis er weiß, wie er es handhaben muss...
und die Abführmittel scheinen gerade so ein Problem zu sein.

Er hat gesagt, er packt das, wenn er wieder normal essen kann. Das sagt er aus seiner jetzigen Sicht...
aber je weiter er in der Therpie kommt, desto stärker verändert sich diese Sicht und bedeutet, es ist nicht ausgeschlossen, dass er von selbst merkt, dass das Problem Abführmittel besser mal ansprechen sollte.

Öffne ihm die Augen, so gut du kannst, aber nimm ihm nicht Entscheidungen ab! Das ist ganz wichtig!

Liebe Grüße!

#4
Hi!

Kann mich den anderen hier nur anschliessen!

Und möchte nochmal einen Satz hervorheben:
Öffne ihm die Augen, so gut du kannst, aber nimm ihm nicht Entscheidungen ab! Das ist ganz wichtig!
Für mich ist gerade dieser Satz sehr treffend und besonders wichtig: Denn was bringt es dir jaffa, wenn du für ihn sein leben entscheidest...?

Eine ES zu haben bedeutet ja oft dem eigenen körper nichts gutes zu tun, es bedeutet mit sich selbst verantwortungslos zu sein und daher ist es so wichtig, dass er für sich selbst entscheidet: Zu entscheiden was ihm gut tut und was nicht, die verantwortung für sich und seinen körper zu übernehmen.

Und da kannst du zwar gut zureden, aber letztendlich kann nur er selbst diese selbstverantwortung und den fürsorglichen Umgang mit sich selbst übernehmen.

Übrigens ging es meiner Frau und mir ähnlich:

als ich letztes jahr "angeblich" schon über einen monat clean war, habe ich in wirklichkeit heimlich weiter gek***. Auch in der Therapie ging die richtung so, dass ich vorgab clean zu sein. als meine frau dahinter kam, dass ich immer noch k***, hat sie zu mir gemeint, sie wird es meiner thera sagen - damals war dies für mich ein grund mit scheidung zu drohen.....

ich bin heute sehr froh darüber, dass meine frau einsichtig wurde und mir die entscheidung überließ mit meiner thera zu sprechen.

Ich wünsche euch beiden auf jeden Fall noch viel Kraft - denn dass ihr beide den Weg der Heilung geht - er, da er den Mut hat in Thera zu gehen und sich dem ganzen zu stellen und du, da du den Mut, den Willen und die Kraft hast ihm bei seiner Heilung zu unterstützen und ihr so gemeinsam der Sucht trotzt!

lg
mart1

Kleiner Sieg für mich ;-)

#5
Vielen Dank euch dreien für die lieben ehrlichen ANtworten. Ich habe meinem Mann eindringlich und ernst gesagt, das ich sein heimliches Verhalten nicht gut finde und das keine Basis ist um voran zu kommen. Nun ja, es hat ihm natürlich nicht gefallen, aber nach zwei Tagen war er einsichtig, sich für dieses Gespräch bedankt und die Abführmittel vernichtet. Ich glaube ihm -auch nach vielen Lügen- das. Naja, wenn ich ganz ehrlich bin, ein wenig Zweifel sind schon bei. Zumal Mart1 auch schon mal geschrieben hat, das die Symtome der ES auch Lügen sind.Aber nun ich habe das, was ich tun konnte und was mir mein Gefühl gesagt hat, gemacht. Und wie Ihr mich auch bestärkt habt, kann die letzten Entscheidungen nur er selbst und diese eigenverantwortlich treffen. Ihr habt recht damit.
aller Voraussicht nach kommt er in 10 Tagen nach Hause. Ich freue mich tierisch, weiß aber das er noch lange nicht geheilt ist. Er schämt sich und fühlt sich schuldig und hat ANgst nach Hause zu kommen. Zumal die Thera unsere Ehe auch enorm belastet hat.Mit Bestimmtheit werden wir eine Paarthera machen (bin auch da durch Mart1 bestärkt worden)...Ich fange schon an dich zu mögen Mart1, merkst du das? ;-))
Ging es Dir eigentlich auch so, das du nach der Thera Schwierigkeiten hattest, dich wieder in die Ehe "einzugewöhnen"?Achso, an dieser Stelle, lieber Mart1 , grüß deine Frau von mir ganz lieb! Sie scheint wirklich enorm stark und toll zu sein...auch wenn sie vielleicht in deinen Augen nicht immer so gut reagiert hat, wie du es wolltest.(Habe deine Beiträge durchforstet ;-) )Aber ich merke selbst wieviel Kraft man braucht, um den "wackligen Stuhl" irgendwie halten zu können. Kannst stolz auf sie sein!

#6
Hi!

Es freut mich, dass du offen mit deinem Mann darüber sprechen konntest und auch er darüber nachdachte und sich doch gegen diese Mittel entschieden hat. Ja, Lügen ist eine Teilsymptomik von ES, doch muss es jetzt nicht immer heißen, dass dein Mann lügt! Dies ist immer eine individuelle Sache und kommt speziell auf die Situation an – es kann tatsächlich sein, dass dein Mann einsichtig wurde, es kann auch sein, dass er damals einsichtig wurde aber doch später mal wieder rückfällig wird, es kann auch sein, dass er es wieder verheimlichen will – doch bin ich ein optimistischer Mensch und denke mal, dass er einsichtig wurde und wirklich da raus will! Und ja, die letzte Entscheidung kann nur er selbst ragen!

Kann mir sehr gut vorstellen, dass du dich freust, wenn er wieder kommt! Das er sich schämt, sich schuldig fühlt und Angst hat, ist für mich so gut nachvollziehbar – war bei mir genauso (auch wenn ich nie von zu Hause weg war), so fühlte ich mich meiner Frau gegenüber sehr lange schuldig und hatte Angst ihr direkt in die Augen zu sehen.

Heute sehe ich es anders, auch wenn es manchesmal Momente gibt, wo ich zurückfalle und mich bei meiner Frau zum x-ten Mal entschuldige. Das ihr eine Paarthera machen wollt ist eine suupppeerr Sache und es zeigt eindeutig, dass sowohl du als auch dein Mann kräftig gegen die Probleme ankämpft und ihr beide gemeinsam da raus wollt indem ihr sinnvolle Lösungen durch diese Thera suchen und schaffen könnt.

Danke für die Rosen aber ich bewundere auch dich und ich bestärke gerne all jene, die wirklich eine Lösung suchen und ihr leben positiv und sinnvoll gestallten wollen ;)

Nun, ich war nie in stat. Therapie, sondern gehe seit mehr als 3 Jahren zu einer Psychotherapeutin, doch gab es auch bei mir Momente wo es mir Schwierigkeiten bereitete innerhalb einer ehe zu leben – denn bevor ich meine Frau kennen lernte kannte ich so etwas wie Liebe oder Nähe nicht - ich kannte nur Gewalt, sex. Gewalt und diese zu ertragen. Daher musste ich da einiges sehr viel nachlernen was „andere, gesunde“ Männer schon gelernt haben: Nähe zulassen, mich berühren lassen, auch Nähe zu schenken usw.

Ich habe dein Lob an meine Frau weiter gegeben und sie hat sich sehr darüber gefreut. Stimmt, manchesmal ist es nicht so verlaufen wie ich es wollte, doch durch die gemeinsamen Gespräche ist es heute ja glücklicherweise anders und ja, als Angehörige braucht man unbeschreiblich viel Kraft um nicht selbst zu fallen – daher wünsche ich dir noch ganz viel Kraft in deinem Herzen und achte auch auf dich selbst, tu dir immer gutes, wenn du es für dich notwendig findest!

Euch beiden noch alles gute
Lg
Mart1

Nun ist es soweit....

#7
...noch 4 Tage, dann kommt mein Mann aus der Thera wieder und wir werden uns neu aufeinander einstellen müssen. Ich bin so gespannt ob wir mit der Krankheit gut leben können. Die Paarthera halte ich für unumgänglich, die muss es ganz einfach geben. Und ansonsten habe ich hier viel aus euren Erfahrungen gelernt.Ich werde mich- so gut es geht- aus der Krankheitsgeschichte raushalten und mehr Wert in das "eigentliche" Leben legen. Hoffe es gelingt mir und meine Kraft reicht aus! Ich möchte unsere Familie wegen der Bulimie nicht verlieren. Dazu liebe ich meinen Mann zu sehr, auch nach allen Enttäuschungen, die diese Krankheit mit sich bringt. Ich glaube so fest daran, dass die B* von jedem besiegt werden kann!
cron