was soll ich nur machen?? ich bin völlig hilflos!!!

#1
meine tochter hatte bereits riesige schritte in richtung genesung gemacht.
ihr letzter freßanfall war heuer im jänner. sie hat sich bis jetzt auch sozial mir und meinem mann gegenüber verhalten und wieder freude am leben gefunden.
seit ca 1 monat verfällt sie immer mehr in ihr altes strickmuster.sie zieht sich zurück, leidet unter stimmungsschwankungen und ist überhaupt nicht gesprächsbereit.
gestern habe ich bemerkt, daß sie heimlich wieder kotzt. ich bin mir zu 99.9 % sicher. ich habe sie ganz ruhig zur rede gestellt - ihre reaktion war ganz schrecklich. sie hat mich angebrüllt, das ihr was unterstelle,was gar nicht ist - und ich soll sie gefälligst in ruhe lassen. als ich ihr angeboten habe, mit ihr über das problem zu sprechen, das sie mitschleppt, hat sie nur geschrien: DIR werd ich sicher überhaupt nix sagen - wozu geh ich denn in therapie?
ich bin sowas von traurig - ich lieb ja mein kind und laß ihr immer wieder spüren, daß ich für sie da bin.
ihr versteht sicher ihre reaktion - ich würd mich sehr freuen, wenn ihr es mir aus eurer sicht erklären könntet.

danka
euer schmetterling1

Re: was soll ich nur machen?? ich bin völlig hilflos!!!

#2
oje.. kommt mir alles ziemlich bekannt vor...

aba du wirst nichts machen können, wenn sie nicht auf dich zugehen will...

bei mir hat die reaktion IMMER genauso ausgesehen... und das aus zwei gründen:
1. ich habe wirklich nicht gekotzt und fühlte mich von meiner mutter verraten, weil sie mir nicht glaubt
2. ich habe gekotzt und fühlte mich ertappt.. und hatte das gefühl sie enttäuscht zu haben... das wollte ihc natürlich nicht wahrhaben und deswegen hab ich sie auch angeschrien...

wie man sieht.. konnte sie es gar nicht richtig machen :roll:

so wie es sich anhört fühlt sie sich von dir verraten... bist du sicher, dass sie ihren stiefvater akzeptiert?

ich würde ihr an deiner stelle nur mal sagen,d ass du immer für sie da bist, wenn sie reden will und dass sie das wichtigste in deinem leben ist und dass sich auch der stiefvater nicht dazwischn stellen wird..
auf die bulimie würd ich sie vorerst mal auch nicht ansprechen... lass ihr zeit.. aber bitte.. BEOBACHTE sie NICHT ... das merkt man sofort.. versuch dich so zu verhalten wie jetzt...

alles gute!!

#4
Hallo lieber Schmetterling !

Eigentlich erwartete ich künftige Postings von Dir im Ehemaligen-Forum, weil Deine Tochter es geschafft hat. Um so grösser mein Erstaunen, Dich hier wieder zu finden.
Aber überraschen tut es mich nicht wirklich. Es wäre schon sehr schnell gegangen, wenn sie bereits richtig über den Berg gewesen wäre. Wir wissen beide, dass es sehr viel Zeit braucht, bis alles in den richtigen Bahnen verläuft. Es war jetzt eine sehr lange Zeit, die sie hinter sich gebracht hat, ohne FA´s und Kloschüssel. Und Rückschläge gehören leider zum Programm.
Wie oft war ich schon der Meinung, dass meine Freundin einen Schritt weiter gekommen ist. Dem war dann auch so. Und Monate später tauchten plötzlich wieder altbekannte Verhaltensmuster auf.

Wir haben etwas gemeinsam, lieber Schmetterling. Wir werden nicht aufgeben. Auch mit dieser Situation werden wir umzugehen lernen. Und uns nach der ersten Enttäuschung wieder auf das wesentliche konzentrieren - auf den Menschen, den wir lieben. Und der unseren Beistand manchmal achtlos zur Seite wirft. Aber auch das kennen wir. Das hält nicht lange an, weil auch D weiss, dass sie Dich braucht und Du für sie da bist.

Dieses Posting beantwortet nicht Deine Fragen an das warum. Es soll auch in erster Linie für Dich sein. Damit Du weisst, dass die "alte Garde" noch da ist und Dir gerne zuhört.

Wünsche Dir wieder neue Kraft, Schmetterling und schicke Dir einen Teil meines unerschütterlichen Glaubens, dass gemeinsam und mit viel Liebe und Verständnis wirklich Berge zu versetzen sind.

lieber Gruss an Dich und D

Caruso

PS: Meine Freundin geht ab Oktober in eine psychosomatische Klinik. Bin sehr stolz auf sie. Dieser Schritt hat jetzt drei Jahre gedauert. Aber Geduld und Vertrauen haben es möglich gemacht. :lol:

#5
Lieber Schmetterling,

eigentlich kann ich nicht mehr hinzufügen, als schon bereits genannt wurde.

Trotzdem möchte ich meinen Senf dazu geben und dir und D Mut machen.
Ich schätze D so ein, dass sie es merken wird, dass sie dich im Unrecht angeschrien hat. Warte ein paar Tage ab, wenn nicht gar ne Woche und sie wird zu Dir kommen. Ganz sicher. Sie wird Dir sagen, was los ist. Warscheinlich konnte sie in der Situation überhaupt nicht mit der Tatsache umgehen, dass Du es mitgekriegt hast. Sie hat sich sicherlich geschämt und hat so eine Reaktion von Wut daraufhin gezeigt.
Sie wird darüber nachdenkne. Ganz sicher. Und ihr wird wieder bewusst werden, dass sie wieder drin steckt und doch eigentlich raus will.

Es ist schwer Dir einen nonplusultra Rat zu geben. Das ist wahrlich nicht einfach.
Aber ich hoffe, dass Dir meine Worte ein wenig Mut machen weiterk zu kämpfen.

Alles Liebe


Hunbee

#7
Lieber Schmetterling!

Warum deine Tochter so auf dich reagiert hat, kann man nur erahnen, aber letzten Endes weiß es nur sie selbst. Ein Grund für ihre Reaktion dir gegenüber könnte zum Beispiel sein, dass sie sich in diesem Moment selbst verurteilt und missachtet hat. Dass du ihren Rückfall mitbekommen hast, wollte sie nicht wahrhaben. Sie will es schaffen, bekam aber somit zusätzlich das Gefühl, nicht nur sich selbst, sondern auch dich wiederkehrend enttäuscht zu haben. Dies wäre zumindest eine potentielle Möglichkeit für ihr Verhalten...

Auf der anderen Seite, ist es für dich eine äußerst schwierige Situation. Du gibst ihr Halt, bietest ihr Unterstützung und dann solch eine eskalierte Reaktion - verursacht Verwirrung, Resignation und Hilflosigkeit. Viele würden sich wahrscheinlich wünschen, solch einen Menschen wie dich - am Genesungswege aus der Bulimie - an der Seite zu haben. Somit will ich dir sagen - "Kopf hoch" - du bist trotz alle dem am richtigen Wege. Dein Tochter weiß deine Aufrichtigkeit und Unterstützung sehr zu schätzen - da bin ich mir sicher - sie wird auf dich wieder zu kommen, wenn sie dafür bereit ist. Gib ihr noch ein wenig Zeit, denn der Ausgang aus der Bulimie, ist eine schwierige und konsequente Auseinandersetzung seines Selbst! Es kann schon mal vorkommen, dass man einmal Himmel hoch jauchzend und dann wiederum zu Tode betrübt ist. Ist aber meiner Ansicht nach, nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen, denn so könnte man davon ausgehen, dass die Therapie anschlägt! Klingt paradox, aber eine Therapeutin hat mir soetwas mal zu Ohren kommen lassen!

In diesem Sinne wünsche ich dir und deiner Tochter weiterhin alles Gute und viel Durchhaltevermögen!

Liebe Grüße, Amy
"Das Menschlichste, das der Mensch besitzt, ist seine Sprache!" (Theodor Fontane)

#8
Hallo Schmetterling,

Meiner Erfahrung muss jeder Bulimiker letztendlich sich selbst heilen und kann dieses Schritt auch nur ganz allein für sich machen. Unterstützung ist notwendig, klar, aber Du kannst Deiner Tochter nicht alles abnehmen. Ich selber weiß als Mutter, wie gerne man seinem Kind einen Teil seiner eigenen Kraft geben möchte, aber das Kind ist eine eigene Person, muss die Kraft in sich selber aufbauen und finden.
Eltern spielen eine wichtige Rolle im Leben der Kinder, aber diese Rolle verliert stetig an Bedeutung, je älter die Kinder werden. Das ist auch gut so, denn sie sollen ja selber Erwachsene werden, selbstständig ihr Leben meistern. Das ist auch für mich als Mutter ein stetiger Umdenkprozess und nicht immer so einfach :-).
Ich selber habe immer das Bedürfnis gehabt, mich von meinen Eltern abzunabeln, auch wenn ich heute weiß, dass sie immer nur das Beste für mich wollten. Meine Heilung habe ich aus mir selber herausgeschafft, diese Erfahrung ist für mich persönlich unheimlich wichtig.
Um diese Erfahrung machen zu können, brauchte ich allerdings auch Freiraum, es hat gereicht, dass ich nur mich selbst unter Druck gesetzt habe und nicht auch noch ein schlechtes Gewissen meinen Eltern gegenüber haben musste. Dieses Loslassen der Eltern ist meiner Meinung nach unabdingbar. Was nützt eine Heilung, die nur mit Unterstützung funktioniert, ich will geheilt sein ohne dass Unterstützung seitens der Eltern notwenig ist.
Ich weiß nicht, ob ich meine Gedanken richtig zu Dir rüberbringen kann, es ist schwierig für mich, die richtigen Worte für meine Gefühle zu finden. Für eine Heilung ist sicher auch eine Zeit des Abstandes von den Eltern notwendig, Deine Tochter ist ja im Moment in dem Alter, wo dieses Teil der Entwicklung ist. Selbstverständlich solltest Du immer für Deine Tochter dasein, aber Deine Tochter sollte entscheiden, wann sie diese Hilfe möchte. Solange sie noch in Therapie ist, hast Du ja auch die Sicherheit, dass sie nicht ganz alleine dasteht.

Vielleicht helfen Dir meine Gedanken dazu, noch einmal die Problematik von einer anderen Seite zu betrachten. Dein Engagement für Deine Tochter finde ich absolut vorbildlich, es ist leider nicht so selbstverständlich. Und ich kann gut nachvollziehen, wie schwer es ist, das eigene Kind so leiden zu sehen.

Ich wünsche Dir alle Kraft, die Du brauchst!

Viele liebe Grüße Kendra
Carpe Diem