Hallo zusammen,
ich bin zum zweiten Mal in diesem Forum. Das letzte Mal so in etwa vor 10 Jahren. Seitdem hatte sich ne Menge bei mir getan, ich hatte es tatsächlich geschafft, die Bulimie hinter mir zu lassen. War 7 Jahre symptomfrei, hatte keine Essanfälle mehr und hab auch nicht mehr gekotzt. Ich konnte Essen sogar Schritt für Schritt wieder genießen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Tja aber ich wäre nicht hier, wenn es immer noch so rosig bei mir aussähe. Ich merke, dass ich seit etwa nem halben Jahr wieder in die Essstörung rutsche. Ich habe noch nicht wieder gekotzt, aber ich reduziere mein Essen enorm, hab darüber einiges an Gewicht verloren, was mich anspornt weiterzumachen. Auf der anderen Seite hasse ich mich selbst dafür, dass ich dem Essen wieder so viel Raum in meinem Kopf und in meinem Alltag gebe. Dass sich wieder alles darauf reduziert, ich mich auf Essen, Kontrolle und Figur reduziere. In meinem Kopf reifen die Gedanken an einen Essanfall, die ich immer noch abwenden kann, aber mich dafür bestrafe, indem ich am nächsten Tag noch weniger esse. Ich verzweifle über die Ambivalenz, die in mir steckt und zwischen "aufhören" und "weitermachen" schwankt. Aber ich kann mich einfach gerade nicht entscheiden, wieder zuzunehmen, obwohl ich weiß, dass es geht. Ich mag mich keinem anvertrauen, weil ich zum einen die Menschen enttäusche, mich aber auch irrsinnig für mich schäme. Bei meinen Eltern rechne ich eher mit einer Antwort à la : "Du bist alt genug und musst wissen, was du mit dir machst". Ich glaube das ist eins der Hauptprobleme, dass ich von anderen wenig erwarten kann, wenig gesehen werde. Wenn ich gute Leistungen zeige, bekomme ich Aufmerksamkeit, aber wenn ich Bedürfnisse äußere, werde ich lästig, oder man hat keine Zeit usw. Ich will das alles nicht mehr, aber wünsche mir dennoch so sehr, dass ich als Mensch geliebt werde, so wie ich bin, nicht für das, was ich leiste. In der Vergangenheit musste ich aber leider immer wieder die Erfahrung machen, dass Menschen mich genau dann verlassen, wenn ich nicht mehr nur noch für sie da bin, sondern auch gehört werden möchte, wenn ich mal nicht mehr kann und nicht mehr die Leistungen zeige und Ansprüche erfülle. Ich weiß einfach gerade nicht, wie ich aus der Nummer rauskomme, oder ob ich die Kraft habe, diesen Weg noch einmal zu gehen. Jetzt habe ich hier auch schon wieder so wahnsinnig viel geschrieben und in meinem Kopf werden die kritischen Stimmen laut, aber irgendwie muss der Anfang ja gemacht werden.
Naja vielleicht ist dieses Forum ja ne Möglichkeit mich auszutauschen, nen ersten Schritt wieder in die richtige Richtung zu machen.
Re: Nach 7 Jahren "Abstinenz" wieder hier
#2hi krachmacherin,
schön von dir zu lesen. irgendwie finde ich mich in deiner beschreibung z.t. wieder. ich war zwar noch nie so lange "gesund", aber ich schaff es meist während meiner wettkampfsaison von mail bis september.
ich muss mir auch immer wieder anhören: du bist selbst für dich und dein leben verantwortlich, du bist alt genug, du musst wissen was du tust und wie du mit dir umgehst. aber ich fühle mich der bulimie so oft ausgeliefert, sie ist aber auch mein zufluchtsort, sie schafft mir erleichterung, nicht immer, aber ab und zu.
im moment kämpfe ich auch wieder gegen das essen, gegen das gewicht. mein tag wird von dem ergebnis der waage morgens abhängig gemacht, fühl ich mich gut, bin ich was wert oder muss ich mich disziplinieren. die gedanken an das essen bestimmen mich die ganze zeit. während der wettkampfsaison war es nicht so. da habe ich mich mit sport abgelenkt. aber jetzt. ich reduziere mich grad auch nur noch auf das gewicht, auf mein äusseres, ich quäle mich und meinen körper. ich empfinde alles nur noch als kampf.
ich denke wenn du hier deine gedanken aufschreibst, kannst du es schaffen, können wir es vielleicht auch gemeinsam schaffen, einfach wieder "normal" zu sein, uns nicht nur auf ein gewicht zu reduzieren, uns das essen verbieten.
ich wäre gern dabei, denn ich weis, dass ich es auch schon geschafft habe
lg summsumm
schön von dir zu lesen. irgendwie finde ich mich in deiner beschreibung z.t. wieder. ich war zwar noch nie so lange "gesund", aber ich schaff es meist während meiner wettkampfsaison von mail bis september.
ich muss mir auch immer wieder anhören: du bist selbst für dich und dein leben verantwortlich, du bist alt genug, du musst wissen was du tust und wie du mit dir umgehst. aber ich fühle mich der bulimie so oft ausgeliefert, sie ist aber auch mein zufluchtsort, sie schafft mir erleichterung, nicht immer, aber ab und zu.
im moment kämpfe ich auch wieder gegen das essen, gegen das gewicht. mein tag wird von dem ergebnis der waage morgens abhängig gemacht, fühl ich mich gut, bin ich was wert oder muss ich mich disziplinieren. die gedanken an das essen bestimmen mich die ganze zeit. während der wettkampfsaison war es nicht so. da habe ich mich mit sport abgelenkt. aber jetzt. ich reduziere mich grad auch nur noch auf das gewicht, auf mein äusseres, ich quäle mich und meinen körper. ich empfinde alles nur noch als kampf.
ich denke wenn du hier deine gedanken aufschreibst, kannst du es schaffen, können wir es vielleicht auch gemeinsam schaffen, einfach wieder "normal" zu sein, uns nicht nur auf ein gewicht zu reduzieren, uns das essen verbieten.
ich wäre gern dabei, denn ich weis, dass ich es auch schon geschafft habe
lg summsumm
Jemand hat gewollt das es dich gibt !
Re: Nach 7 Jahren "Abstinenz" wieder hier
#3Hallo Summmsumm,
danke für deine Antwort. Das was du beschreibst kenne ich auch sehr gut und es geht mir momentan genauso. Bescheuert, dass die Waage und der Blick in den Spiegel so eine Macht auf uns ausüben, dass wir davon unsere Laune und unseren persönlichen Wert abhängig machen.
Du schreibst, dass du Wettkampfsport betreibst? Was machst du für eine Sportart und gäbe es die Möglichkeit, sich auch in den anderen Monaten über Sport abzulenken? Finde es klasse, dass du es von Mai bis September schaffst, immerhin ist das knapp ein halbes Jahr! Ich bin mir sicher, dass wir es irgendwie wieder schaffen können, schließlich wissen wir zumindest in der Theorie und teilweise auch in der Praxis, wie es geht, aber scheinbar fehlt noch irgendwas, damit wir das auch dauerhaft durchhalten können.
LG
Krachmacherin
danke für deine Antwort. Das was du beschreibst kenne ich auch sehr gut und es geht mir momentan genauso. Bescheuert, dass die Waage und der Blick in den Spiegel so eine Macht auf uns ausüben, dass wir davon unsere Laune und unseren persönlichen Wert abhängig machen.
Du schreibst, dass du Wettkampfsport betreibst? Was machst du für eine Sportart und gäbe es die Möglichkeit, sich auch in den anderen Monaten über Sport abzulenken? Finde es klasse, dass du es von Mai bis September schaffst, immerhin ist das knapp ein halbes Jahr! Ich bin mir sicher, dass wir es irgendwie wieder schaffen können, schließlich wissen wir zumindest in der Theorie und teilweise auch in der Praxis, wie es geht, aber scheinbar fehlt noch irgendwas, damit wir das auch dauerhaft durchhalten können.
LG
Krachmacherin
Re: Nach 7 Jahren "Abstinenz" wieder hier
#4Ihr seid doch auf einem annehmbar guten Weg. Immerhin ist es schon in euer Bewusstsein geraten dass es schade ist wieder damit anzufangen und euch nur auf euer Äusseres zu reduzieren. Ich kenne das nur aus der Angehörigen und Freundin Perspektive. Es ist einfach nur schlimm mit ansehen zu müssen, wie ihr verzichtet auf die Lebensqualität des "Essen geniessen können". Euch selbst so quält! Für aussenstehende haben Bulimiekranke (in fortgeschrittenem Stadium natürlich) null Ausstrahlung. Die Augen scheinen erloschen. Es macht Angehörige Machtlos dass ihr das nicht sehen wollt. Sie wissen genau ihr könnt nicht anders aber es ist trotzdem unverständlich für uns wie ihr immer noch das Gefühl habt dünner werden zu müssen. Oft habt ihr ein total verzerrtes Selbstbild. Meine beste Freundin hat Bulimie wegen einer Vorgeschichte mit ihrer Mutter und auch einem gestörten Vater-Tochter Verhältnis. Sie war immer die hübscheste von uns allen in der Clique. Hat regelmässig Liebesbriefe gekrigt in der Schule und überhäuft von Komplimenten für ihre Augen und ihr Aussehen. Ihr wurde irgendwann bewusst, dass sie keiner mehr beachtet, sondern die Typen eher mit ihrer rundlichen Freundin flirten. Viele Gespräche, Therapien etc. haben ihr ins Bewusstsein gerückt, dass sie so viel Lebensqualität verliert durch ihre Krankheit. Und als Sie ihre Diplomarbeit darüber schrieb dachten wir alle, jetzt ist sie über dem Berg. Leider holt es sie immer wieder ein wenn es ihr schlecht geht! Das sitzt soooo tief in der Psyche drin. Aber ich möchte euch mit auf den Weg geben, dass genau diese Ohnmacht als Angehörige bei einem Rückfall belügt und ignoriert zu werden, einem das Herz zerreist. Es ist für einen nicht Betroffenen nicht nachvollziehbar was in eurem Kopf abgeht. Also habt verständnis wenn Eltern resignieren nach dem zigten Versuch. Ich kann einfach nur für meine Freundin da sein, aber in dem Moment wo es sie einholt ist sie so mit sich und essen beschäftigt, dass sie einem gar nicht ran lässt. So viele Menschen zeigen euch, dass ihr perfekt sein, genau so wie ihr seid oder wahrscheindlich sogar lieber noch mit ein paar Kilos mehr auf den Rippen
Glaubt uns!!! Das sind keine Phrasen. Im Zwischenmenschlichen zählen nur inneren Werte und da Essen einen so hohen Stellenwert einnehmen in euren Gedanken, vernachlässigt ihr genau diese Stärken die bestimmt auch in euch stecken. Konzentirert euch mal darauf, für jemand anders da zu sein, tut anderen Gutes, lacht viel und ihr werdet merken, dass Kilos überhaupt keine Rolle spielen!
Viel Kraft euch beiden!

Viel Kraft euch beiden!
Re: Nach 7 Jahren "Abstinenz" wieder hier
#5Cinderella, JA, für Angehörige ist es grausam, ohnmächtig zusehen zu müssen! Aber bitte nicht übersehen, daß man als Betroffener noch viel mehr leidet und es zusätzlich weh tut, daß man mit dem eigenen kranken Verhalten auch noch andere quält (will man ja nicht)!Cinderella25 hat geschrieben:Es ist einfach nur schlimm mit ansehen zu müssen, wie ihr verzichtet auf die Lebensqualität des "Essen geniessen können". Euch selbst so quält!
ICH bin eine Betroffene und als Konsequenz habe ich stufenweise die sozialen Kontakte abgebrochen, weil ich mich dafür schäme, die ES nicht in den Griff zu bekommen und den Menschen, die mir lieb sind, nicht belasten will. Manche haben sich aus Selbstschutz (verständlich!) von mir distanziert. Innerhalb der Familie wird es schwieriger (meine Geschwister wollen nichts mehr mit mir zu tun haben), aber wie sehr meine Mutter darunter gelitten hat, das bricht mir jetzt noch das Herz ...
Und als ich erfahren habe, daß meine Mutter im Sterben liegt u. Trost bei meiner Tante suchte, war das Erste, was ihr einfiel: "Deiner Mama zuliebe kannst ja essen anfangen, darüber würde sie sich freuen"

@Krachmacherin
Tut mir leid, daß Du wieder in die ES reinschlitterst

Theoretisch weißt Du eh, was die Ursachen sind (zB. geliebt u. angenommen werden, wie man ist, ohne was zurückgeben zu müssen usw.). An Deiner Stelle würde ich so rasch wie möglich wieder therapeut. Hilfe in Anspruch nehmen.
Und einfach immer daran denken, wie arg die Phase damals war - evtl. hilft das als Abschreckung, damit Du nicht wieder in die ES reinfällst?
Bzw. ganz pragmatisch denken: Kein Abwiegen, wenn Gedanken über Gewicht u. Essen aufkommen, diese sofort unterdrücken u. an was Schönes denken.
Was machst Du denn beruflich, was sind Deine Hobbies, hast Du einen Freund?
Bitte bitte stark bleiben - Du weißt ja, daß es sich nicht auszahlt, Dein Leben nur schwieriger wird.
Lg, maxi
Vorstellung: Hi, ich bin maxi | Privat: Blog
Re: Nach 7 Jahren "Abstinenz" wieder hier
#6Hallo Cinderella,
danke für deine Antwort. Ich finde die Sicht von Angehörigen immer sehr wichtig und deine hilft mir gerade, vielleicht noch einmal anders auf meine Freunde und Familie zu schauen. Ich traue mich nämlich oft nicht zu erzählen, wie es mir gerade geht, weil ich Angst habe den anderen zur Last zu fallen, zu anstrengend zu werden und dass sie sich dann distanzieren. Das gerade das euch Angehörigen noch hilfloser macht, sehe ich dabei eigentlich nie. Ich habe gestern ganz lange mit einer Freundin geredet, sie hat mich einfach in den Arm genommen, mich gehalten, mir zugehört, mal etwas gesagt. Zu wissen, dass sie für mich da ist, auch wenn ich einen schwachen Moment habe oder es mir einfach nicht gut geht, tut unheimlich gut. Klar das schlechte Gewissen kommt weiterhin, dass ich sie mit mir und meinen Problemen belaste, aber vielleicht nimmt sie das gar nicht so wahr, sondern freut sich darüber, dass ich ihr dieses Vertrauen schenke. Das sagt sie zumindest oft, nur fällt es mir schwer zu glauben. Du sagst jetzt etwas Ähnliches, also ist vielleicht wirklich etwas dran.
Danke auf jeden Fall für die Sicht von "der anderen Seite". *g*. Deine Freundin kann froh sein, dich zu haben!
Liebe Grüße
Krachmacherin
danke für deine Antwort. Ich finde die Sicht von Angehörigen immer sehr wichtig und deine hilft mir gerade, vielleicht noch einmal anders auf meine Freunde und Familie zu schauen. Ich traue mich nämlich oft nicht zu erzählen, wie es mir gerade geht, weil ich Angst habe den anderen zur Last zu fallen, zu anstrengend zu werden und dass sie sich dann distanzieren. Das gerade das euch Angehörigen noch hilfloser macht, sehe ich dabei eigentlich nie. Ich habe gestern ganz lange mit einer Freundin geredet, sie hat mich einfach in den Arm genommen, mich gehalten, mir zugehört, mal etwas gesagt. Zu wissen, dass sie für mich da ist, auch wenn ich einen schwachen Moment habe oder es mir einfach nicht gut geht, tut unheimlich gut. Klar das schlechte Gewissen kommt weiterhin, dass ich sie mit mir und meinen Problemen belaste, aber vielleicht nimmt sie das gar nicht so wahr, sondern freut sich darüber, dass ich ihr dieses Vertrauen schenke. Das sagt sie zumindest oft, nur fällt es mir schwer zu glauben. Du sagst jetzt etwas Ähnliches, also ist vielleicht wirklich etwas dran.

Danke auf jeden Fall für die Sicht von "der anderen Seite". *g*. Deine Freundin kann froh sein, dich zu haben!
Liebe Grüße
Krachmacherin