wieder hier

#1
Hallo ihr Lieben,

ich hatte mich (bewusst?) den ganzen Sommer dem Forum ferngehalten. Ich war ziemlich tief unten, ich bin durch die Hölle gegangen nach der Trennung von meinem Freund und hatte dann entschieden, daß ich erstmal reise. Ich war von Juni bis Ende September mit wenigen Unterbrechungen unterwegs und bin nun seit Anfang Oktober wieder im Lande. Das Reisen und das Besuchen von Freunden hat mir sehr gut getan, es hatte mir geholfen den Kreislauf aus Fressen und Kotzen zu durchbrechen. Ich habe mich leicht und wie neugeboren gefühlt.

Doch kaum war ich wieder im Land, fing alles wieder an. Ich bin momentan (noch) arbeitslos, habe also wenig zu tun, sitze den tag über zu hause rum und versuche nicht ans Essen zu denken. Meistens geht das jedoch schief. Seit ca. 3 Wochen habe ich es aber geschafft aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Ich schaffe es mich selbst zu motivieren, früh aufzustehen, mir normale Mahlzeiten zuzubereiten und auch endlich wieder an meiner Doktorarbeit weiterzuarbeiten.

Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich es so ganz alleine aus mir heraus schaffen kann, diese Krankheit zu besiegen. Aber ich bin aktiv geworden, war jetzt schon zweimal bei einer Frauenberatungsstelle (wo ich auch am Donnerstag wieder hingehe) und dort wird man mir helfen, eine Therapeutin zu finden. Ich will endlich eine Chance auf eine schöne Zukunft haben!!!

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mich wieder in euren Kreis aufnehmen wollt. Falls sich noch jemand an mich erinnert ;)

Liebe Grüße,

eure Hanne

Re: wieder hier

#2
Hallo Hanne,

auch wenn wir, so weit ich mich erinnern kann, keinen Kontakt hier im Forum hatten, wollte ich dir gerne schreiben. Toll, dass du dich dazu entschlossen hast dir Hilfe zu suchen und ich spüre wie du der ES den Kampf ansagst. Das erinnert mich an meine Situation. Ich versuche den Kreislauf des Essens und Erbrechens endlich zu durchbrechen, um endlich mein Leben zu leben und mich nicht mehr von der Bulimie abhängig machen zu müssen. In all den Jahren habe ich bereits viel unternommen und ich kann sagen, dass ich schon viel erreicht habe... . Doch trotzdem ist die Bulimie immer noch da und begleitet mich Tag für Tag. Die letzten Tage waren wieder richtig schlimm, aber ich gebe nicht auf und jeder Tag kann der erste Tag sein eines Lebens ohne die ES. Wichtig ist es die Hoffnung nicht zu verlieren, sich nicht entmutigen zu lassen. Du gehst echt einen besonders wichtigen Schritt indem du dich nun noch intensiver mit alldem auseinandersetzt. Dafür wünsche ich dir viel Kraft, Durchhaltevermögen und Motivation.

Auch ich bin seit 2 Monaten, nach meinem Studiumabschluss, auf der Suche nach Arbeit. Diese Situation kann ganz schön ermüdend sein, was?! Ich merke wie sehr mir die Struktur fehlt und ich mich einfach bodenlos fühle. Ich hoffe sehr, dass es sich möglichst zeitnah ändert.

Eine schöne Woche mit erfolgreichen Tagen, lg. krisi
Zuletzt geändert von krisi am Di Nov 15, 2011 17:24, insgesamt 1-mal geändert.

Re: wieder hier

#3
Danke Krisi,

diese Situation ist wriklich sehr zermürbend. Ich fühle mich leicht minderwertig und habe unendlich viel Angst, daß ich bald in große finanzielle Nöte komme. Außerdem führt dieses Nichtstun und Rumhängen auch vermehrt dazu, daß man sich wieder mehr mit dem Thema Essen beschäftigt. Die letzten Rückfälle, die ich hatte, waren aus purer Langeweile. Ich hatte keine Beschäftigung, ich wusste nicht, was ich mit mir anfangen sollte und immer die Zukunftsangst im Nacken. Schrecklich.

Ich fange jeden Tag neu an. Ich zähle keine Tage wie lange ich clean bin, ich stehe morgens auf und hab jeden Tag eine neue Chance. Und wenn es nicht klappt, versuche ich, es mir nicht übel zu nehmen. Dann ist es eben passiert und ich habe z.B. beim Abendessen wieder eine neue Chance es gut zu machen.

Damit fahr ich momentan ganz gut. Wie verbringst Du so Deinen Tag? Wenn Du tagsüber mal jemandem zum reden und ablenken brauchst, meld Dich einfach :)

Liebe Grüße

Hanne

Re: wieder hier

#4
he hanne :)

ich bin ganz neu hier, also kann ich mich nicht an dich erinnern ;) aber ich finde es schön zu lesen, dass es dir die sommermonate so viel besser ging. und auch, dass du ein bisschen an deiner doktorarbeit weitergedoktert hast [auch, weil ich in einem dauertief was die uni betrifft bin und mir das mut macht :)]
die angst kann ich schon nachvollziehen, aber nicht, dass du dich iwie minderwertig fühlst. ich kenne dich nicht und habe gerade deinen zweiten beitrag gelesen. aber mir ist noch nie ein mensch begegnet, den ich als minderwertig empfunden hätte. und ich nehme wirklich nicht an, dass sich das mit dir ändern könnte ;) :)
außerdem finde ich deine einstellung dir jeden tag eine neue chance zu geben sehr schön. ist das erste mal hier im forum, dass ich über jemanden stolpere, der nicht in ieiner weise die cleanen tage zählt.

liebe grüße,
naemi
I can see myself wrecking and ruining. But I can't stop myself.
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Re: wieder hier

#5
hey,

ja ich finde dieses Gefühl arbeitslos zu sein auch beängstigend. Ich suche zur Zeit außerdem nach einem geeigenten Nebenjob damit ich ein wenig mehr Struktur bekomme. Ich steh recht früh auf, damit ich mich nicht gehen lasse und versuche mir eine Struktur so selber aufzubauen. Dann frühstücke ich (was mittlerweile gut eingespielt ist) und dann suche ich nach Stellenangeboten, Nebenjobs oder anderen Möglichkeiten berufl. weiterzukommen. Für den Rest des Tages versuche ich mir immer etwas Schönes vorzunehmen. Zur Zeit sortiere ich meine Kleidung aus, für den Flohmarkt, ebay etc...! Oder ich fahre in die Stadt, lese viel....versuche herauszufinden wonach mir ist!!! Das war zumindest der Plan den meine Therapeutin und ich für diese schwere Zeit herausgearbeitet haben. Doch zu 80 % schiebe ich dann noch eine Ess-Brech-Phase ein und ich versuche danach zwar trotzdem den Tag zu nutzen, aber eigentlich habe ich nur noch Halsschmerzen und fühle mich mies.

Ich finde, wie naemi bereits angesprochen hat, es eine tolle Idee Schritt für Schritt vorzugehen. Also nicht Tage zu zählen sondern langsam eins nach dem anderen zu bewältigen...! Ein neuer Denkanstoß für mich. Vielleicht hilft er mir den morgigen Tag endlich mal wieder zu meistern.

Ich würde mich sehr freuen öfters mal mit dir zu schreiben. Es tut schon gut, einfach mal die Gedanken aufzuschreiben. So können die Gefühle vielleicht auch besser geordnet werden.

Dir eine gute Nacht . lieben gruß :-)
Zuletzt geändert von krisi am Mi Nov 16, 2011 0:08, insgesamt 1-mal geändert.

Re: wieder hier

#6
es ist schwer zu erklären mit der minderwertigkeit, naemi: nicht ich als die private person, die ich bin, fühle mich minderwertig, aber die tatsache, daß ich arbeitslos bin und gerade nichts zu meinem lebenserhalt beitragen kann, macht, daß ich mich schlecht fühle. da wird einem erstmal bewusst, wie glücklich man sich schätzen kann, wenn man arbeit hatte. ich hatte seit dem abschluss immer arbeit, ich habe sie sooo oft verflucht, habe mir gewünscht mehr freie zeit zu haben und jetzt, da ich es habe, will einfach nur wieder einen job!

das mit dem "jeden tag ist ein neuer tag" kann ich nur empfehlen. so machen mir rückfälle nichts aus. damit ich das dann nicht irgendwann als ausrede nehme, so nach dem motto "ach, ist ja jeder tag ein tag null, dann kann ich heute ja mal fressen" hab ich mir ein belohnungssystem ausgedacht. mal schauen, ob es funktioniert. ich möchte gerne ein neues tattoo. für jeden kotzfreien tag schreib ich mir imaginäre 5 euro gut, wenn es nicht klappt, gibt's 0 euro und wenn es mehr als einmal am tag schief geht, dann werden weitere 5 euro pro rückfall abgezogen. momentan hilft es jedenfalls als motivation. all die anderen sachen "denk an deine zähne" oder "ich will keine kotzbäckchen mehr" haben nie funktioniert. vielleicht weil sie von vorneherein irgendwie negativ belastet sind...

ja, krisi, so mache ich das auch momentan. früh aufstehen, sofort aus dem schlafanzug raus und bett machen! dann gibt es frühstück (was auch bei mir super funktioniert) und dann surfe ich im inet nach stellen oder fortbildungen etc. ansonsten hätte ich eigentlich auch sonst noch genug zu tun (doktorarbeit, projektanträge), aber da ich das mehr auf privater basis mache, fällt es mir immer so schwer mich zu motivieren. es ist frustrierend. am ende des tages fällt dir dann auf "huch, es ist ja schon abend, was hast du mit dem tag nur gemacht?!" ich hab irgendwie schon alles gemacht: ausgemistest, sachen repariert, jalousien angebracht, sachen gebastelt, unsere wohnung ist mittlerweile blitzeblank und mir gehen so langsam die ideen aus.

heute habe ich wieder ein beratungsgespräch im frauenzentrum. da werde ich das mal mit der problematischen jobsituation ansprechen. mal schauen, ob man da weiterhelfen kann. ich brauch einfach mal neuen input.

ich wünsch uns allen einen guten, neuen tag! :D

Re: wieder hier

#7
ok, ich kanns verstehen, dass man sich da nicht wohl fühlt. ich bin auch so gestrickt. [obwohl ich es zb vollkommen in ordnung finde, wenn sich ein partner dazu entscheidet zu hause zu bleiben und der andere geht arbeiten]
minderwertig finde ich bei dir aber auf jeden fall sehr sehr unangebracht. du suchst ja!! außerdem fände ich es auch verständlich, wenn du mal zeitweise nichts machst, weil das sicher sehr frustrierend ist.
ich wünsche dir, dass du bald einen tollen job findest!

sag mal, genießt du den tag auch iwann? du meintest du putzt, mistest aus etc. geh vl mal einfach raus und genieß die frische luft :)
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Re: wieder hier

#8
hi naemi,

ich geniesse auch ab und an auch den tag, ja ;) ich mache hier recht viel. ich hab ein gebirge direkt vor der haustür und bin fast jedes wochenende wandern, klettern oder in höhlen. das macht mir ziemlich viel laune. aber meine leute hier sind halt alle berufstätig, weswegen sich das eben aufs wochenende beschränkt. als es noch länger hell und nicht so kalt war, bin ich auch viel raus: am fluß spazieren, in der sonne sitzen, mit dem rad irgendwo hinfahren usw. aber bei der suppe da draussen momentan kann ich mich da wenig aufraffen...

das mit dem ausmisten und ein bißchen heimwerken war aber auch notwendig. ich hatte da noch ein paar baustellen und die mussten sozusagen abgearbeitet werden. war ein gutes gefühl, als endlich alles fertig war :) jetzt kann ich mich in meiner wohnung endlich so richtig wohlfühlen!

vielleicht ist minderwertig auch nicht das richtige wort. frustrierend ist es aber allemale! und die angst, was die zukunft bringt, bringe ich gerade auch nicht wirklich in den griff. aber vielleicht sieht das nächste woche schon wieder ganz anders aus. da bin ich wegen meiner doktorarbeit vier tage in münchen. direkt im anschluss kommt mein bruder zu besuch und dann hab ich auch mal wieder ein bißchen familie um mich herum. das wird schön!

wie war dein tag?

Re: wieder hier

#9
oh ja, diese dunkelheit die ganze zeit (bzw so früh abends) find ich ja ganz schrecklich. außerdem ist mir dauernd kalt, was sehr eigenartig ist, da ich immer bekannt dafür war viiiiiel zu leicht angezogen zu sein für den winter und eben nicht zu frieren. momentan frier ich mir den a**** ab, obwohl ich mit 2 pullis, langarm shirt teilw, mantel, 1-2 strumphosen unter der hose etc unterwegs bin. kA warum-.-

hm, diese zukunftsangst kann ich verstehen. va wenn man, aus welchem grund auch immer, gerade nicht so kann wie man gerne möchte. bei mir ists halt so, dass bis auf 2 personen niemand von meiner ES weiß und nur ganz wenige weshalb ich den kontakt zu meinen eltern abgebrochen habe. und jeder meint "das schaffst du schon" und mich überforderts einfach nur seit jahren :/

über meinen tag schreib ich in meinem "tagebuch", sonst wirds zu unübersichtlich :) (mein weg - naemis fred nennt sich das)
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Re: wieder hier

#10
ich hasse daß, wenn der winter einen so an die wohnung fesselt. klar, kann man auch im winter rausgehen und auch im winter gibt es schöne tage, aber die leichtigkeit des sommers fehlt einfach. ich liebe es, die sonne ind den wind auf der hat zu spüren. ich trage am liebsten kurze hosen, ein t-shirt und bin barfuß. sich dick anziehen, jacke, schal, mütze, handschuhe - och neee. und daß viel dunkelheit auf's gemüt drückt ist ja auch kein geheimnis!

wenn die menschen, die von dem problem wissen, zu einem sagen "du schaffst das schon" ist das sicherlich ernst gemeint und auf keinen fall böse. nur hilft es einem nicht wirklich weiter. ich kenne das auch. das sind irgendwie nur worthülsen und v.a., wenn man an all die jahre denkt, in denen man es nicht geschafft hat, wirkt es schon fast entmutigend. ich bin momentan auch etwas hilflos und frage mich "schaffe ich das wirklich"? was ist wenn nicht? und: will ich das eigentlich gerade? klar, ich wünsche mir nichts sehnlicher, als endlich ein "normales" leben zu führen. aber wozu? wo ist der anreiz? ich hoffe, die nächste woche bringt etwas klarheit. ich hoffe, daß ich dann wieder einen sinn finden kann, etwas, wofür es sich lohnt draufzu zuarbeiten. ich hänge gerade sehr in der luft.

daß du den kontakt zu deinen eltern abgebrochen hast, tut mir leid. es war bestimmt für dich persönlich die bessere entscheidung. ich nehme mal an, daß du das nicht aus jux und dollerei gemacht hast, sondern weil das verhältnis zu ihnen, deine geschichte maßgeblich beeinflusst hat.

na, dann les ich jetzt mal in deinen thread rein :)

liebe grüße

hanne

Re: wieder hier

#11
hanne hat geschrieben:klar, ich wünsche mir nichts sehnlicher, als endlich ein "normales" leben zu führen. aber wozu? wo ist der anreiz? ich hoffe, die nächste woche bringt etwas klarheit. ich hoffe, daß ich dann wieder einen sinn finden kann, etwas, wofür es sich lohnt draufzu zuarbeiten. ich hänge gerade sehr in der luft.
oje, das tut mir leid für dich! aber ich denke du hast den anreiz iwie doch. gibts nicht noch ganz viel, was du erleben möchtest? ich kann das zwar auch gut nachvollziehen, dass man dieses "wozu überhaupt" sucht, bei mir ist es aber ganz eindeutig ein "wie". vl hat sich bei dir ja heute schon ein bisschen etwas gelüftet?
hanne hat geschrieben:daß du den kontakt zu deinen eltern abgebrochen hast, tut mir leid. es war bestimmt für dich persönlich die bessere entscheidung. ich nehme mal an, daß du das nicht aus jux und dollerei gemacht hast, sondern weil das verhältnis zu ihnen, deine geschichte maßgeblich beeinflusst hat.
oh, dass braucht dir wirklich nicht leid zu tun :) natürlich, manchmal tut es noch verdammt weh, und ich hab noch genug probleme, aber mir ging es noch nie so gut. aber ich weiß auch, dass ich verdammt viel glück hatte. ich habe zur richtigen zeit die richtigen personen kennengelernt, die mir extrem viel stabilität bzw verständnis (in dem sinne, dass diese person auch sehr schwieriges durchgemacht hat und sich daher gut in mich versetzen kann) geben können.
es war ein langer prozess für mich, aber ich stand dann davor, entweder zu gehen oder zugrunde zu gehen/mich selbst zugrunde zu richten dadurch. aber ich wollte noch viel erleben, daher bin ich gegangen :)
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