Emotion, wo bist du? Ich würde dich gern verarbeiten!

#1
Hallo Ihr Lieben,
ich habe mich entschieden, dass ich eine Therapie machen möchte, um die Scheidung meiner Eltern zu "verarbeiten".
Irgendwie kann ich mir nur nicht vorstellen, dass eine Therapie etwas hilft. Nicht weil ich mich als hoffnungslosen Fall betrachte, sondern weil ich einfach nicht weiß, wie sich es anfühlt, wenn etwas verarbeitet ist. Versteht ihr, was ich meine? Es gibt viele Erlebnisse und Gefühle, die immer wieder hochkommen und mit denen ich versuche, mich viel auseinanderzusetzen... Allerdings weiß ich gar nicht so genau, was ich da so mache... ich kreise mich immer wieder um die gleichen Gedanken und kann auch verschiedene Gefühle zu verschiedenen Erlebnissen sofort runterrattern, aber es ändert einfach nichts. Andererseits langweilen mich diese Gefühle schon. Heißt das, dass ich ein Erlebnis verarbeitet habe, wenn es mir schwerfällt, mich wieder hineinzufühlen, weil ich es schon so oft gemacht habe, dass die Emotionen einfach "aufgebraucht" sind? Irgendwie fühle ich mich da etwas verloren, weil ich keine Ahnung habe, auf was ich hinarbeite. Hab ich dann überhaupt ein Problem? Trotzdem träume ich noch oft von den eben genannten Erlebnissen und das nicht gerade gut. Liegen dann meine eigentlichen Probleme und Gefühle so tief verborgen, dass ich mit dem Verstand einfach nicht rankomme?

Es ist alles sehr komisch und sehr neu für mich, weil ich nie der Mensch war, der "tief in sich hineinspürt" oder so. Ich bin einfach kein Gefühlsmensch, sondern ein Verstandsmensch. Ich kann mit Fremden über jedes schlimme Erlebnis reden, aber die Emotionen dazu muss ich lange suchen. Oder gibt es einfach keine Emotionen und ich mache eine viel zu große Sache daraus? Momentan hab ich so die Einstellung: "Herrgott nochmal, müssen wir uns denn immer weiter um jeden kleinen Scheiß drehen? Kann man mich nicht einfach hypnotisieren, mein Unterbewusstsein erzählt von allen Erlebnissen und den Gefühlen dazu und ich wache auf, bekomme alles erzählt, habe einen großen Gefühlsausbruch und 'verarbeite' auf diese Weise? Warum ist das alles so ein riesengroßes Theater?"
Ungeduld ist echt meine größte Schwäche!
Ich habe absolut keine Angst davor, dass es mir schlecht gehen könnte. Ich bin einfach nur genervt. Wie im Stau stehen und zu warten, dass irgendwo etwas passiert, und man selber sieht nichts und hat auch keinen Einfluss!
Kennt ihr dieses Gefühl? Diese "Emotion, wo bist du? Ich warte!"

Wie macht ihr das so? Bringt Hypnose tatsächlich was oder muss man sich immer wieder um alles drehen, bis einem ein neues Detail einfällt, das einen dann weiterbringt? Was habe ich so in einer Therapie zu erwarten, oder mache ich tatsächlich aus meinen Problemen eine viel zu große Sache. Vielleicht fühle ich ja nichts, weil es nichts zu fühlen gibt!

Ach ja, es kann eigentlich nicht daran liegen, dass ich meine Gefühle mit der Essstörung kompensiere, denn seitdem ich mir eingestanden habe, dass ich ein Problem habe, konnte ich ganz normal essen... komischerweise.

Ich merke allerdings immer, dass ich, wenn ich zu lange in mir "suche" unheimliche Migräne kriege...

Mensch, ich hasse es, keine Lösung für ein Problem zu habe! Und ich hasse es noch mehr von einem Therapeuten abhängig zu sein. Denn ich nehme immer mein Leben selbst in die Hand und fakel oder hadere nicht lange herum! Jetzt sitze ich hier und bin so unselbstständig und fremdbestimmt!

Vielleicht habt ihr ja ein paar Anmerkungen oder Anregungen, damit ich den ganzen Scheiß endlich angehen und hinter mich bringen kann! :)

Liebe Grüße,
Strahlemaus

Re: Emotion, wo bist du? Ich würde dich gern verarbeiten!

#2
Hallo, strahlemaus,

super, dass du dich dafür entschieden hast, eine Therapie nun doch in Angriff zu nehmen!
Hat sich was ergeben, gehst du erstmals in eine Beratungsstelle, oder welche Schritte hast du bezüglich des Therapie-machen-wollens eingeleitet??

Ja, ich verstehe es, dir ist nicht klar, was auf dich zukommen wird, wenn du Therapie machst. Du zerbrichst dir schon im Vorhinein den Kopf..wie wäre es, wenn du einfach mal hingehst und es auf dich zukommen lässt? :)
Versuchen kannst du es allemal!

Ey, also das klingt echt super :arrow: dich langweilen diese Gefühle aber auch
das hat bei mir auch SO angefangen, indem mich diese unnötigen Ängste und Sorgen, nachdem sie mich schon so lange in die Mangel genommen hatten, am Ende mich einfach nur noch langweilten, das ist gut, nun musst du da raus! Bei sowas Ödem kann man doch nicht bleiben, eben weil sie dir auch schaden und vielmehr hemmen.

Hm..du meinst, wenn du wirklich Probleme hättest, hättest du Anspruch auf Hilfe?? Diese Rechtfertigung ist nicht legitim!
Besser ist es so: "Ich tue mir schwer, aufgrund......weil es mich belastet......und ich möchte, dass ich einen besseren, nicht selbstschädigenden Umgang hierfür finde....."

Es geht darum, dass es dich belastet, der Gedanke an sich, ob Probleme vorliegen, ist nicht entscheidend. Es geht darum, dass die Scheidung deiner Eltern dich belastet und du findest keine richtigen Verarbeitungsmethoden, die du aber, wie du ja richtig erkannt hast, in einer Therapie erlernen kannst/wirst :)

Das habe ich letztens mit meiner Thera besprochen: Verstand versus Emotionen
Sie meinte, es geht darum, die Dinge nicht immer mit Emotionen zwangsläufig verbinden zu müssen. In einer Therapie laufen zb. die Meditationen (deren Vorgänge, Wirkung) im Unterbewussten. Es geht nicht darum, das jetzt und sofort auf der Stelle mit Verstand und den Gefühlen zu vereinen, dass sich sich auch ja brav die Hände schütteln, nein, es geht darum, dass du dich erstmal mit den Gedanken einlässt, du bei den Meditationsübungen einfach mal mitmachst, das was geschieht, geschieht sowieso im Unterbewusstsein. Ich tue mir immer noch sehr schwer damit, aber das ist Übungssache! Es is schwierig, aber nicht unmöglich.

Man muss ja nicht unbedingt Hypnose betreiben, mache das, was dir gut tut. Auch ein Spaziergang im Freien in der früh oder am Spätnachmittag tun ebenso der Seele gut..je nachdem, was dir da mehr taugt, und um das zu erfahren, musst es mal ausprobieren! Hilft keine Hypnoseübung, keine Meditation..dann eben andere Dinge. Zb. ein Buch lesen.

Du willst wissen, wie wir das so machen?
Ich bin selbst jemand, der immer impusiv ist und nicht runterkommt. Aber ich merke, dass Spaziergänge draußen herrlich sind, oder mit Freunden spazieren gehen (hast du einen Hund, mit dem du Gassi gehen kannst?) oder ich telefoniere, einfach mal losquatschen.

Oh, Migräne habe ich ebenso, das hat mit dem Grübeln zu tun :( da bin ich aber raus an die frische Luft gegangen, oder ich gehe basteln, für mich ist es wichtig, wenn Gedanken zu viel gedacht werden (also Sägemehl sägen) Grübelzwang herrscht, ich tätig werde, also nichts mit dem Hirn mache, mehr körperlich tätig sein, auf kreativem Wege :)

Hm..du machst dir zu sehr Druck, weil du meinst, es muss eine Lösung geben...dabei geht es darum, Strategien zu finden, mit denen man durch sie, einen besseren Umgang mit Problemen findet.

Liebe Grüße

Re: Emotion, wo bist du? Ich würde dich gern verarbeiten!

#3
Hallo light-up,
deine Antwort bringt mich sicherlich ein ganzes Stück weiter. Besonders die Idee, dass ich Verstand und Emotion gar nicht zusammenbringen muss, weil das ganze im Unterbewusstsein abläuft. Ist ja auch eigentlich ganz logisch, wenn ich ein unterbewusstes Problem habe, wieso sollte ich es nicht auch unterbewusst lösen?

Entschuldige, wenn meine Antwort etas kurz ausfällt, ich muss mir erst noch eine Meinung zu vielem bilden... also wie gesagt, deine Antwort war super und ich werde sie mir bestimmt noch sehr oft durchlesen :)

Morgen habe ich meinen zweiten Termin bei einer Psychologen. Daumen drücken, dass sie mir einen Therapeplatz gibt! Leider wirke ich nach außen sehr in mir ruhend, sodass ich große Sorge habe, dass sie mich als ausgeglichen einstuft... hoffentlich blickt sie hinter die Fassade!

Liebe Grüße :)
Zuletzt geändert von strahlemaus am Di Okt 11, 2011 21:46, insgesamt 1-mal geändert.