Thera spricht von Selbstmord

#1
Hallo,

ich möchte gerne Bericht erstatten von meiner heutigen Therapiestunde. Ich habe die Therapie ca. vor einem halben Jahr angefangen und das war heute ungefähr die 10 Sitzung, die ich hatte. Sie verlief eigentlich immer ganz gut, sprich schien sehr plausibel und aufschlussreich zu sein, was mein Therapeut sagte. Trotz das ich anfangs Schwierigkeiten hatte, erst einmal Vertrauen zu ihm aufzubringen, lief es die letzten 3 Male recht gut. Ich wurde offener und ging mit einem guten Gefühl da hin. Aber der heutige Termin hat mich irgendwie total aus der Bahn geworfen. Ich wusste ja schon immer, dass ich keine leichte Kindheit hatte und die Ereignisse teilweise sehr hart waren und ich auch deshalb so bin wie ich bin. Aber was er heute sagte, schockte mich. Ich fühle mich hoffnungslos und schlapp.
Er meint am Ende der Stunde der Zusammenfassung und seiner Einschätzung, ich wäre ein Härtefall von Patient. Und das sich andere Menschen in meiner Lage schon längst das Leben genommen hätten. Hallo? Was soll das heißen? Ja, sie hätten Grund dazu nicht zu kämpfen und keine Chance ein gutes Leben irgendwann einmal zu führen?
Er meint, bei mir hätte sich der Grundstein für mein Wesen schon als Säugling aufgebaut und das ist schwer zu therapieren, weil es fest sitzt und ich nicht anders kenne mit mir und der Umwelt umzugehen..
Was heißt das jetzt? Hat er die Hoffnung für mich aufgegeben? Wenn nicht er einmal an meine Genesung glaubt, wie soll ich dann jetzt weiter leben? Wo soll ich mir dann noch Kraft und Hoffnung her holen, wenn schon ein Therapeut nicht weiter weiß?? Er ist übrigens sogar auf dem Gebiet Essstörungen spezialisiert, also kein Unwissender oder Anfänger. Er meint, ich hätte seit Baby an eine Spaltung in mir, kein Zugang zu mir und schaffe es, wahre Gefühle auszublenden und in versch. Rolen zu schlüpfen. Da hat er nicht ganz unrecht, aber der Satz mit Selbstmord und "seit Kindheit Grundstein gelegt" finde ich schon heftig.
Hat Jemand von euch so etwas auch schon zu hören bekommen? Wie seid ihr damit umgegangen?
Danke,

LG, Mall
Denk positiv, sei gelassen und vorallem liebe dich!

Re: Thera spricht von Selbstmord

#2
hey man drück dich erst mal das ist ja heftig sowas darf man als therapeut aber nicht sagen gib die hoffnung ja nicht auf und kämpf weiter und zwar jetzt erst recht... du schaffst das und lass dir ja nix einreden... du wirst gesund und für jeden gibt es hoffnung und eine lösung,vergiss das bitte nie
die angst in der eigenen leere zu versinken ist wie wein stich ins herz.. wer nicht kämpft hat schon verloren.

Re: Thera spricht von Selbstmord

#3
Liebe Mall,

Lass dich nicht entmutigen, bitte, bitte nicht.
Mein Ex-Thera sagte sowas auch mal zu mir und ich finde es einfach nicht okay einem Klienten sowas zu sagen, denn das entmutigt sehr.
Er meint, bei mir hätte sich der Grundstein für mein Wesen schon als Säugling aufgebaut und das ist schwer zu therapieren, weil es fest sitzt und ich nicht anders kenne mit mir und der Umwelt umzugehen..
DAS halte ich für Schwachsinn. Jeder hat seinen Grundstein fürs Wesen als Säugling aufgebaut, jeder kennt es nicht anders mit der Umwelt umzugehen, als er es gelernt hat, und JEDER kann sich ändern, weiterentwickeln und zu sich selbst finden.
Jeder, auch du.

Meine Liebe, gib nicht auf.

Wie gesagt, mein Ex-Thera sagte ähnliches von wegen "Andere in ihrer Lage haben sich längst umgebracht oder Drogen genommen" bla bla...
Seiner Meinung nach war ich vor einigen Jahren nicht therapierbar und bla... Das war allerdings seine Unfähigkeit. Er schätzte mich falsch ein und hätte mich schon viel eher abgeben müssen, weil er überfordert war.
Mit meiner jetzigen Thera läufts problemlos und mir gehts für die grauenhafte Kindheit, die ich hatte sehr gut.

Ich wurde misshandelt, v*rg*wa*ig* von meinem Dad, wuchs mit einer schizophrenen aggressiven Mutter auf, es war kein Schwein da, ich war Außenseiter und wurde in der Schule gemobbt.

Ich hab dennoch nie Drogen genommen und lebe noch, studiere, habe einen Freundeskreis und lebe mein Leben und von Jahr zu Jahr, von Schritt zu Schritt wird es leichter und mir gehts besser - ich genieße, ich finde aus der Bulimie raus, etc....

Und auch ich hatte mal das Gefühl ein ziemlicher Härtefall zu sein.

Selbst wenn du Schlimmes erlebt hast und nun krank bist, selbst dann hast du gute Chancen wieder zu heilen!!!!!

Mich regt die Aussage deines Theras gerade tierisch auf :evil:

Weiß er überhaupt, was er damit bei dir angerichtet hat?????

LG und nicht die Hoffnung verlieren!!!!!
Naturelle

Re: Thera spricht von Selbstmord

#4
Noch etwas:

Solche Spaltungen kann man durchbrechen und aufheben. Ich hatte auch mehrere in mir und bin wieder mehr "eins" geworden.
Oh Mann, da klingt mir der Therapeut aber ziemlich überfordert.
Hattest du sehr traumatische Erlebnisse? Vielleicht wäre ja ein Therapeut, der Ahnung hat im Bereich "Trauma" und "Dissoziation" (Abspaltung, etc.) besser für dich. Glaub mir, wenn DER dir nicht helfen kann, dann gibt es noch genug andere, die das sicher können.

Mannn oh mann, ich reg mich immer noch tierisch auf :evil:

Re: Thera spricht von Selbstmord

#6
das sich andere schon längst das leben genommen hätten und Du nicht! ,heißt doch,das er Dich für sehr stark halten muss?
oder was soll diese Aussage sonst ?

Jani
ich bin kein Opfer!!!

wer soll die Antwort wissen,wenn nicht Du?
von "Jan Eisklar"

Die wirkliche Macht haben Jene,die nichts mehr zu verlieren haben

Re: Thera spricht von Selbstmord

#7
Hi Mallory,

Schön daß Du den Mut gefasst hast, darüber zu schreiben.
Mallory hat geschrieben:Er meint, bei mir hätte sich der Grundstein für mein Wesen schon als Säugling aufgebaut und das ist schwer zu therapieren, weil es fest sitzt und ich nicht anders kenne mit mir und der Umwelt umzugehen..
Zu mir hat mal eine Therapeutin gesagt, als ich bis oben hin dicht mit Medikamenten, mit meinem Rollator in den dritten Stock, ohne Aufzug, hoch geächzt bin, da guckte sie mich an und jammerte : "Ja, wie soll ich Ihnen denn helfen? Ihnen kann ich wirklich nicht helfen!" Mußte ich wieder runter, drei Treppen, mit dem Rollator, und der ist schwer, vor allem wenn man gehbehindert ist.

Eine Zeit lang wurde mir erzählt, meine Gehbehinderung sei psychosomatisch. Nach fünf Jahren wurde dann festgestellt, daß mein Rückenmarkskanal wegen eines Bandscheibenvorfalls schon zu 1/3 abgeklemmt war, wurde sofort operiert, ist dann stillgestanden wenigstens, hat sich aber nicht mehr regeneriert. Brauche draußen einen Rollator, und habe diverse Schmerz- und auch Sturzattacken zu managen.

Weißt Du, ich glaube mit unserer Krankheit, muß man die Kraft einer Planierraupe entwickeln, um dem ganzen genügend entgegen zu bringen.

Vielleicht (wahrscheinlich) will der Therapeut Dich ein bißchen "knacken", um in tiefere Ebenen Deines Bewußtseins zu gelangen. Wir sind alle hier sind schon als Säuglinge traumatisiert worden. Bulimie ist eine schwer zu therapierende Suchterkrankung, bei jedem.

Hold on. Laß Dich nicht irritieren. Frag ihn doch, was er damit meint. Und ob es das beste wäre, für Dich, weiter zu k*, weil Du ja unheilbar bist. Oder was das beste wäre, für einen so hoffnungslosen Fall wie Dich.

Wenn der Therapeut nichts bringt, kannst Du zu einer/m anderen gehen. Oder in eine Trauma-Therapie-Klinik. Immer weiter gehen, alle Hindernisse platt walzen, bevor sie Dich platt walzen. Auch Therapeuten können noch lernen, über Bulimie ist leider auch noch wenig bekannt.

Wenn Du die Krankheit loswerden willst, unbeirrt immer vorwärts gehst, Schritt für Schritt, Deinen Emotions- und Gedankenmüll abarbeitest, dann wirst Du sie auch los werden, zumindest zum Stillstand bringen. Ne kleine Macke, nun ja, die bleibt wohl bestehen, aber mit Deiner persönlichen Erfahrung, kannst Du dann auch wieder anderen helfen. Weil Du was gelernt hast, durch das ganze.

Also, straight on, weitermachen, dann wird es schon werden,
mit Geduld und Ausdauer,

Liebe Grüße

Mary Mary
Zuletzt geändert von mary mary am Sa Feb 13, 2010 2:21, insgesamt 2-mal geändert.
Aus Begierde bist Du an die Welt gefesselt,
mittels derselben Begierde wirst Du von ihr befreit.

(Aus dem Hevajra-Tantra)

Re: Thera spricht von Selbstmord

#8
Jani mein Herz, Du bringst es auf den Punkt finde ich! Ganz genau das sehe ich nämlich auch in dieser Aussage.
Dass Dir viel schlimmes passiert ist Mallory, wirst Du selbst wissen und das ist also keine Überraschung. Die Aussage, dass viele schlimme Dinge von Geburt an schwer zu therapieren sind, ist doch eigentlich auch logisch oder? Das braucht halt Zeit und ist eben nicht einfach (ergo: =schwer)Ich mein er sagte SCHWER, nicht UNMÖGLICH. Und auch ich denke, dass selbst wenn eine absolute Gensung sogar nicht machbar WÄRE, dann heisst das mal noch lange nicht, dass es nicht erheblich besser wird. Guck mal, ich vergleiche es jetzt mal ein bisschen prophan: Nimm zum Beispiel jemanden, der sein Bein verliert. Dafür kann er nichts und ohne dieses Bein, kann er nicht mehr richtig laufen. Nun gibt es aber dafür Hilfen (Prothesen zum Beispiel) und die machen das Leben ja auch wieder leichter, oder? Das heißt im Umkehrschluss, natürlich fehlt demjenigen also noch das Bein, aber heisst das jetzt sein Leben ist nicht besser durch die Prothese?? (Ich hoffe Du weißt was ich mein)
Den Vergleich mit dem "andere hätten sich umgebracht" klingt im ersten Moment vielleicht krass. Aber Du WEISST dass Du Schlimmes mitmachen musstest, er weiß das und diese Aussage sagt es ebenfalls aus. Ich denke, es ist eher sowas wie ein Kompliment an Deine Stärke, dass Du eben kämpfst!!! Hast Du es schonmal so gesehen??
Ich hab einen guten Bekannten, der seit Jahren von einem Doc zum nächsten geht...wirklich schlimm...er hat dauernd Schmeren, die sich keiner richtig erklären kann. Heftigste, wirklich schlimme Schmerzen. Nicht vorstellbar und teilweise konnte er nur mit Morphin behandelt werden. Jedenfalls rennt dieser 38 jährige Mann immer weiter und weiter und kämpft weiter um doch noch eine wirkliche Hilfe (Diagnose usw) zu bekommen. Ich habe schon ganz oft gesagt: Man R. .. ich finde es so geil, dass Du nicht aufgibst! Andere wären schon 10 x aus dem Fenster gesprungen.
Ich mein das auch ernst. Wirklich ernst. Andere wären auch schon 10 x aus dem Fenster gesprungen. Weil sie andere sind. Halt nicht solche Kämpfernaturen.
Und vielleicht isses bei Dir eben genauso. Man Du bist ein Kämpfer und Du machst gefälligst weiter auf Deinem Weg! Is doch klar, oder??? Also versuch die Aussagen auch mal von der anderen Seite zu betrachten!!!

LG Nadine
Zuletzt geändert von Nads am Fr Feb 12, 2010 21:39, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Thera spricht von Selbstmord

#9
Hallo,

ich bin erfreut über eure schnellen und hilfreichen Antworten in dieser kurzen Zeit!
Eure Aussage, der Thera meint das wohlmöglich als Kompliment an mich gerichtet, tut mir sehr gut und lässt mich wieder hoffen (und heute Abend besser einschlafen).
Ich kann nur weitermachen und hoffen. Ans Aufgeben habe ich auch schon oft gedacht, aber meist stehe ich morgens aus dem Bett auf und denke mir: Was, so einfach aufgeben? Nicht ich! Ein neuer Tag, eine neue Chance..
Und dann gibt es die kleinen - wenn auch kurzen - Momente, die mich im Hier und Jetzt glücklich machen und von den täglichen Sorgen und Grübeleien für einen kurzen Moment ablenken. Das gibt mir wieder Kraft und lässt mich auf mehr dieser Momente hoffen.

Danke nochmals für Eure Beiträge,
Mall
Denk positiv, sei gelassen und vorallem liebe dich!

Re: Thera spricht von Selbstmord

#10
Frag ihn einfach wie er es meinte, ob du es richtig verstanden hast indieser negativen Art und Weise - oder vielleicht wars ja echt ein Kompliment :D

Auf solche Komplimente kann man stolz sein :D

Ich hab die Erfahrung gemacht, dass es Therapeuten oft verblüfft, wenn man eine schlimme Geschichte hinter sich hat und nicht total abgesoffen ist (Drogen, Selbstmord, Prostitution, Geschlossene, etc.)

Ich wünsche dir eine gute Nacht und schlaf gut!!!!

Re: Thera spricht von Selbstmord

#11
Naturelle hat geschrieben: Frag ihn einfach wie er es meinte, ob du es richtig verstanden hast indieser negativen Art und Weise - oder vielleicht wars ja echt ein Kompliment

Am Freitag habe ich die nächste Stunde. Ich werde ihn darauf ansprechen, was er damit bezweckt hat. Kompliment? Aussichtslosigkeit für meine Genesung? ... Mal schauen, wie er reagiert und wie ich darauf reagieren werde.
Denk positiv, sei gelassen und vorallem liebe dich!