Von andreas Am 14.02.2001
hallo,
ich selbst habe keine esstörungen. im gegenteil, ich esse ziemlich unbewußt, nicht unbedingt gesund zusammengestellt und vielleicht auch etwas mehr als nötig; gedanken mache ich mir darüber gar keine und gewichtsprobleme hab ich auch nicht.
seit ein paar wochen habe ich eine freundin, sie hat seit etwa einem jahr bulimie. hat sie natürlich nicht gleich erzählt, sie hat es vor kurzem eher "nebenbei" gesagt, als auch noch andere da waren.
es ist so, daß unsere beziehung alles andere als gefestigt ist, vielleicht auch, weil sie nicht weiß, ob sie mir vertrauen kann.
jedenfalls habe ich jetzt eine scheißangst. zum einen natürlich, weil ich sie nicht als freundin verlieren will, zum anderen wegen ihr selbst. die vorstellung, daß sie sich damit vielleicht kaputt macht und immer weiter einkapselt (an sich ist sie recht lebenslustig und aktiv) bringt mich zum heulen, das thema "beziehung" ist daneben für mich ziemlich unwichtig.
ich bin wohl auch etwas vorbelastet. vor ein paar jahren ist die beste freundin meiner ex fast an magersucht gestorben, ich hab das zeitweise mehr oder weniger direkt mitbekommen. jedenfalls weiß ich, wie schwierig ein echter persönlicher bezug zu einem menschen mit esstörungen auf die dauer sein kann.
spontan habe ich so reagiert, daß ich sie nicht damit bedrängen will, darüber zu reden. ich hab ihr gesagt, daß ich mir sorgen um sie mache, es aber ihr überlasse, ob sie mir davon erzählen und/oder darüber reden will.
allerdings ist es (mir) über längere zeit wohl kaum möglich, das thema ganz auszuklammern, und auch wenn ich es nicht auf teufel komm raus problematisieren will, kann ich auch schlecht so tun, als würde ich es nicht ernst nehmen oder mir keine großen sorgen um sie machen.
ich schreibe euch hier, vielleicht bekomme ich ja ein paar antworten, die mir helfen, mit der situation zurechtzukommen.
ich glaube, durch die anderen beiträge hier im forum habe ich schon einige eindrücke bekommen, um ihre situation besser kennenzulernen. wirklich verstehen tu ich es ab einem gewissen punkt allerdings nicht mehr.
letztendlich ist es natürlich eine persönliche sache zwischen uns beiden, aber vielleicht könnt ihr mich etwas unterstützen?
danke im vorraus und alles gute,
andreas
#2
Von Nini Am 14.02.2001
Lieber Andreas,
da kommen wahrscheinlich harte zeiten auf dich zu. meiner eigenen erfahrung nach sind bulimiker(innen) nicht fähig eine normale beziehung zu führen. sie kapseln sich oft ab und stoßen denjenigen, den sie gern haben von sich. einfach aus dem grund, weil sie sich selbst nicht akzeptieren können und an sich selbst nichts gutes finden und deswegen nicht verstehen könne, daß es andere tun. hilf ihr indem du ihr zuhörst und bitte um gottes willen setz sie nie mit essen unter druck. und kontrolliere nicht ob sie jetzt kotzen geht oder wie sie sich nach dem essen verhält. macht sie eigentlich eine therapie? das problem bei mir war, daß ich erst nach 5 jahren eingesehen habe, daß ich wirklich krank bin und einfach alleine nicht mehr da rauskomme.
viel geholfen hab ich dir wahrscheinlich nicht damit. trotzdem alles liebe und gute. ich hoffe ihr schafft das gemeinsam.
lg
nini
Lieber Andreas,
da kommen wahrscheinlich harte zeiten auf dich zu. meiner eigenen erfahrung nach sind bulimiker(innen) nicht fähig eine normale beziehung zu führen. sie kapseln sich oft ab und stoßen denjenigen, den sie gern haben von sich. einfach aus dem grund, weil sie sich selbst nicht akzeptieren können und an sich selbst nichts gutes finden und deswegen nicht verstehen könne, daß es andere tun. hilf ihr indem du ihr zuhörst und bitte um gottes willen setz sie nie mit essen unter druck. und kontrolliere nicht ob sie jetzt kotzen geht oder wie sie sich nach dem essen verhält. macht sie eigentlich eine therapie? das problem bei mir war, daß ich erst nach 5 jahren eingesehen habe, daß ich wirklich krank bin und einfach alleine nicht mehr da rauskomme.
viel geholfen hab ich dir wahrscheinlich nicht damit. trotzdem alles liebe und gute. ich hoffe ihr schafft das gemeinsam.
lg
nini
#3
Von Tiggy Am 14.02.2001
hi andreas!
so wirklich helfen werde ich auch nicht können, aber ich dachte, dir kann es helfen, wenn du weisst, dass sie wahrscheinlich die toilette bzw. das kotzen an sich als beste freundin bezeichnet. kotzen ist im grunde nämlich nichts anderes, als seine probleme (von denen sie vielleicht bewusst gar nichts ahnt) loszuwerden. kotzen betäubt, und so kann sie ein aktiver und lebenslustiger mensch sein.
ich schliesse mich oben an- versuche bloss nicht, über das essen oder kotzen direkt an sie ranzukommen. irgendwann begreift sie vielleicht von alleine, dass was falsch läuft, und dann kann sie jemanden zum reden gut gebrauchen.
mein freund hat mich nie bedrängt, nie mit mir über essen geredet, nie erwartet, dass ich was esse und vor allem nie etwas dazu gesagt, wenn ich es getan habe.
er hat mich so behandelt, als wäre ich gesund. deswegen habe ich ihm irgendwann vertraut, und jetzt sind wir zwei jahre zusammen.
alles gute,
tiggy
hi andreas!
so wirklich helfen werde ich auch nicht können, aber ich dachte, dir kann es helfen, wenn du weisst, dass sie wahrscheinlich die toilette bzw. das kotzen an sich als beste freundin bezeichnet. kotzen ist im grunde nämlich nichts anderes, als seine probleme (von denen sie vielleicht bewusst gar nichts ahnt) loszuwerden. kotzen betäubt, und so kann sie ein aktiver und lebenslustiger mensch sein.
ich schliesse mich oben an- versuche bloss nicht, über das essen oder kotzen direkt an sie ranzukommen. irgendwann begreift sie vielleicht von alleine, dass was falsch läuft, und dann kann sie jemanden zum reden gut gebrauchen.
mein freund hat mich nie bedrängt, nie mit mir über essen geredet, nie erwartet, dass ich was esse und vor allem nie etwas dazu gesagt, wenn ich es getan habe.
er hat mich so behandelt, als wäre ich gesund. deswegen habe ich ihm irgendwann vertraut, und jetzt sind wir zwei jahre zusammen.
alles gute,
tiggy
#4
Von stella Am 16.02.2001
stimmt! mir geht es da ähnlich. meine beste freundin weiss von meiner krankheit, kennt alle ihre facetten und begleiterscheinungen - und natürlich macht sie sich sorgen, versucht alles, um mir beizustehen und mir zu helfen. aber niemals, niemals hat sie mich behandelt wie eine kranke. im gegenteil. wenn sie merkt, dass ich einen fressanfall bekomme - und total unruhig werde wie ein tier im käfig, und anfange abzuchecken, was noch zum essen im haus ist, dann benimmt sie sich so, als wäre das jetzt die normalste sache der welt. ich kann es nicht erklären, es sind einfach kleinigkeiten. z.b. meint sie dann oft, dass sie noch ein paar leckere sachen in ihrer naschlade hat, die ich gerne haben könnte. für aussenstehende klingt das natürlich kontraproduktiv und vermutlich sogar pervers. aber ihre reaktion gibt mir immer wieder aufs neue ein wenig mut und hoffnung. deshalb fühle ich mich zwar sehr oft elend und verzweifelt, ich habe aber trotzdem die chance auf ein normales leben...
ähnlich ist es mit meinem freund - allerdings sind wir noch nicht allzu lange zusammen, ich kann also noch gar nicht beurteilen, wie sich die krankheit auf unsere beziehung auswirkt.
na ja... sei einfach für sie da. gib ihr das gefühl, dass sie die einzige frau auf der welt für dich ist - und du sie auch mit ihrer krankheit liebst. wir bulimiker brauchen oft extrem viel bestätigung von aussen - da sind wir manchmal genauso unersättlich wie beim essen!!! es ist eine seltsame krankheit, wirklich! viel glück - dir und allen anderen da draussen!
stimmt! mir geht es da ähnlich. meine beste freundin weiss von meiner krankheit, kennt alle ihre facetten und begleiterscheinungen - und natürlich macht sie sich sorgen, versucht alles, um mir beizustehen und mir zu helfen. aber niemals, niemals hat sie mich behandelt wie eine kranke. im gegenteil. wenn sie merkt, dass ich einen fressanfall bekomme - und total unruhig werde wie ein tier im käfig, und anfange abzuchecken, was noch zum essen im haus ist, dann benimmt sie sich so, als wäre das jetzt die normalste sache der welt. ich kann es nicht erklären, es sind einfach kleinigkeiten. z.b. meint sie dann oft, dass sie noch ein paar leckere sachen in ihrer naschlade hat, die ich gerne haben könnte. für aussenstehende klingt das natürlich kontraproduktiv und vermutlich sogar pervers. aber ihre reaktion gibt mir immer wieder aufs neue ein wenig mut und hoffnung. deshalb fühle ich mich zwar sehr oft elend und verzweifelt, ich habe aber trotzdem die chance auf ein normales leben...
ähnlich ist es mit meinem freund - allerdings sind wir noch nicht allzu lange zusammen, ich kann also noch gar nicht beurteilen, wie sich die krankheit auf unsere beziehung auswirkt.
na ja... sei einfach für sie da. gib ihr das gefühl, dass sie die einzige frau auf der welt für dich ist - und du sie auch mit ihrer krankheit liebst. wir bulimiker brauchen oft extrem viel bestätigung von aussen - da sind wir manchmal genauso unersättlich wie beim essen!!! es ist eine seltsame krankheit, wirklich! viel glück - dir und allen anderen da draussen!
#5
Von Pia Am 18.02.2001
Von meinem Standpunkt ausgesehen, kapsle ich mich überhaupt nicht ein, ich bin offen, glücklich, wenn ich mit anderen Menschen zusammen bin. Es kann sein, daß deine Freundin nicht einmal selber weiß, warum sie das tut. Bei mir ist das jedenfalls so;
Ich bin mit meiner Figur total zufrieden, ich model sogar ab und zu neben der Schule. Gib ihr viel Halt und verurteile sie nicht wegen ihrer Sucht, und vor allem redet offen über alles.
Alles Liebe
Von meinem Standpunkt ausgesehen, kapsle ich mich überhaupt nicht ein, ich bin offen, glücklich, wenn ich mit anderen Menschen zusammen bin. Es kann sein, daß deine Freundin nicht einmal selber weiß, warum sie das tut. Bei mir ist das jedenfalls so;
Ich bin mit meiner Figur total zufrieden, ich model sogar ab und zu neben der Schule. Gib ihr viel Halt und verurteile sie nicht wegen ihrer Sucht, und vor allem redet offen über alles.
Alles Liebe