kassandra hat geschrieben:
doch heute ist mir wieder richtig bewusst geworden, dass ich ein problem habe. habe es gewagt wieder einmal am abend das haus zu verlassen und habe versucht spass zu haben. es blieb bei dem versuch.
kennt ihr das, wenn ihr das haus verlasst und ihr seht viele menschen auf einem fleck und ihr habt angst vor den menschen? sie ekeln euch gleichzeitig an und ihr wollt euch nur noch in luft auflösen? ihr füllt euch wie in einem alptraum und wollt nur noch weg von den menschen die spaß haben, abschalten können und es schaffen ihr leben einfach zu genießen?
ich hasse sie, warum können sie das? warum kann ich das nicht. ich habe die wichtigsten jahre meines leben in denen sich ide persönlichkeit des menschen entwickelt, er soziale kontakte knüpft und lernt mit anderen umzugehen im badezimmer verbracht.
Na und? Ja, wirklich, na und. Du schreibst unten, du hast drei Jahre Bulimie, glaubst du etwa mit 19 bist du zu alt um das aufzuholen?
Hör auf zu Hause zu sitzen, dich zu betrinken und dich selbst zu bemitleiden weil du mit deiner Krankheit nicht klar kommst und tu was. Ich weiß du und viele andere werden sich jetzt über diese Härte aufregen, aber so ist es. Du wirst nicht gesund oder lebenswacher, wenn du zu Hause sitzt und weinst, weil ja gleich der nächste Anfall kommen könnte.
und jedes mal wenn ich mit jugendlichen in meinem alter verbringe wird mir das bewusst.
im moment bin ich in der stimmung in der ich mir nichts mehr wünsche, als magersüchtig zu sein, mich wegzuhungern, ein strich zu sein, immer dünner zu werden, bis nichts mehr von mir da ist, außer ein kaputter abgemagerter körper, der meinen momentanen seelen- geistes- oder gefühlszustand widerspiegelt. ich fühle mich klein unbedeutend, wie ein nichts, hässlich und kaputt, warum schaue ich dann nicht auch so aus?
vielleicht würde dann jemand mal darauf aufmerksam, keine sau, und das muss ich wirklich mal sagen kümmert sich darum, jeder schaut weg, wenn man bulimie hat ist man echt der arsch. niemand nimmt diese krankhiet wirklich ernst. magersucht, die armen mädchen, abgemagert und hilflos schauen sie aus. bulimikerinnen, verfressen, selber schuld, warum hören sie nicht auf zu essen, maßlos, ekeleregend, das ist das bild das viele von uns haben.
aber in wirklichkeit ist diese krankheit, wirklich die schlimmste die man haben kann. sie dauert ewig , selten wird man davon erlöst. schleichender, endloser selbstmord. was tun wir denn anderes als und umzubringen? nur erreichen wir nie das ziel.
ich habe einfach keine lust mehr. ich bin einfach nur müde, ich will meine ruhe, schlafen und nicht mehr aufwachen.
jetzt weiß ich endlich, woher das wort lebensmüde kommt.
erst drei jahre bulimie, ich bin 19 und so müde

Na und? Ja, wirklich, na und. Du schreibst unten, du hast drei Jahre Bulimie, glaubst du etwa mit 19 bist du zu alt um das aufzuholen was du in diesen Jahren verpasst hast?
Hör auf zu Hause zu sitzen, dich zu betrinken und dich selbst zu bemitleiden weil du mit deiner Krankheit nicht klar kommst und tu was. Ich weiß du und viele andere werden sich jetzt über diese Härte aufregen, aber so ist es. Du wirst nicht gesund oder lebenswacher, wenn du zu Hause sitzt und weinst und säufst , weil ja gleich der nächste Anfall kommen könnte.
Und dass sich nicht um Bulimiker gekümmert wird stimmt nicht. Aber du musst auch erst mal zu anderen gehen und sagen, dass du Hilfe brauchst. Tust du das? Bist du in einer Therapie? Versuchst du jeden Tag nicht zu kotzen und dich statt dessen dem zu stellen, was kommt? Gibst du immer gleich mit einem "Ich bin ja doch süchtig, so einfach geht das nicht." auf?
So wirst du nie gesund, das kann ich dir versprechen. So wirst du weitermachen bis immer alles dunkler wird.
Du musst dir und deinem Leben wieder Struktur geben. Das heißt jeden Tag normal essen, ob dich das essen anwiedert oder nicht, das heißt nicht hungern und nicht fressen - und du hast die Kontrolle darüber, glaub mir, du musst sie nur ausüben und in Kauf nehmen, dass diese Hilflosigkeit von dir genommen wird und du die Verantwortung übernimmst dafür, was du isst.
Du musst herausfinden wer du bist. Beschäftige dich mit deinem Ich vor der Krankheit. Was hat es gefühlt? Hast du diese Gefühle jetzt auch bevor du kotzt? Was hat es interessiert, was fand es wichtig? Fühlst du dich mit diesen Interessen jetzt vielleicht wohler, wenn du ihnen wieder nachgehst anstatt denen, die du während deiner Krankheit angenommen hast?
Und weiter musst du dich mit dem Jetzt beschäftigen, was ist jetzt gut in deinem Leben,w as schlecht. Mach die Liste ohne ihre Ergebnisse zu bewerten. Wenn du deinen ewigen Hunger schlecht findest, dann akzeptier das so und lass dir nicht von deiner Bulimie einreden, dass du ihn aber verdient hast und die letzte bekloppte Sau bist, dass du HUnger als etwas schlechtes kategorisierst.
All das wird dazu führen, dass du wieder jemand bist und als jemand kannst du der Bulimie sagen sie soll sich verpissen. Beziehungsweise wirst du wieder jemand, setzt du dich wieder zusammen, wenn du die Bulimie rausschmeist.
Du kannst nicht gesund werden wenn du säufst, kotzt und nur heulst. Dann ist es klar, dass immer alles dramatischer wird und schlimmer wird. Du musst etwas tun, und etwas tun heißt nicht eifnach nur mal versuchen nicht zu kotzen oder sich selber positiv sehen, das ist es nicht. Du musst nicht mehr kotzen und vernünftig essen, egal welche Wiederständen in dir sind und du musst dich mit dir auseinandersetzen. Wenn du einen schwabbeligen Hintern hast, dann hast du einen schwabbeligen Hintern, den kannst du dir nicht schön reden und die Bulimie wird eh wieder stärker dagegen reden. Aber wenn du dich mit den Vorwürfen der Bulimie über diesen Hintern auseinandersetzt und ihr mal entgegenhälst, wie viele so einen Hintern haben, wie wenig der Beachtung findet und wie unwichtig der für dein Leben ist, dann kannst du wieder ein gesundes Selbstbild haben, weil dann nichts zwanghaft schön oder kaputt geredet wird, sondern weil du dich kennst und annimmst, weil du dich mit dir auseinandergesetzt hast.
Und neben diesen Dingen musst du wissen, woher deine Bulimie kommt. Einfache Frage: was wäre schlimm daran, wenn du dick wärst. Jetzt sag mir nicht wie du dich siehst sondern was wäre dann? Noch mehr Einsamkeit? Du hast dann einfac Angst vor Ablehnung. Frag dich woher die kommt und danach spring ins kalte Wasser und üb soziale KOntakte, egal wie schlecht dir vor Angst wird. Dein Ekel ist kein anderen Ausdruck als "Ich will hier weg." Weil es einfach ist zu sagen, ich kann nicht unter Menschen, es ekelt mich, als zu sagen: "Ich bin allein und hab Angst allein zu bleiben."
Und dann musst du auch was gegen die Ursachen tun. Du hast Angst nicht angenommen zu werden, weil deine Eltern lieblos waren. Verdammt dann geh hin und sag ihnen, was sie dir angetan haben. Wofür wurdest du denn mit einem Mund geboren? Du wurdest mißhandelt? Geh hin und zeig den Täter an.
So. Das war es. Nicht nett, ich weiß, aber sehr deutlich. Ich war selbst lange genug bulimisch als dass ich weiß, wie sehr einem dieser dramatische Selbsthass gefällt und wie schön man sich dort hineinsteigern kann. Aber du bist darin nicht so hilflos wie du denkst (oder denken willst weil du deine Krankheit noch irgendwo für brauchst und sie nicht ablegen willst, aber gerade dann ist das doch ziemlich armselig, oder? Dass du lieber krank bist, als die wahre Ursache dessen, was dich fertig macht zu finden und ihr eins reinzuhauen?).