Von Das Spiegelbild Am 11.07.2001
"Wer bist du,wenn du nicht ißt?"
Wer war ich,wenn ich nicht aß?
Was bedeutete es,absolut symptomfrei zu leben?
Ich wäre total frei.Und dann?
Ich hatte meinem wahren Selbst im täglichen Leben viel zu wenig Platz eingeräumt,so wenig,daß es versuchte,auf der körperlichen Ebene durchzubrechen...
Wenn ich hungerte,dann verdiente ich mir einen schlanken Körper;ohne Reibung und Mühe keine Existenzberechtigung.Da wurde das Hungern zur Zwangsphilosophie...
Heilung,bedeute zu erkennen,wonach die Seele hungerte,und zu erkennen,womit sie tatsächlich gesättigt werden konnte.
Bislang war ich in Momenten der Leere,der Einsamkeit oder Überforderung zum Kühlschrank gegangen.Wenn ANgst an meiner Seele nagte,hatte ich gefressen.Ich hatte meine Gefühle geschluckt und aufgelöst und eingekleister in dem halbzerkauten Brei,den ich anschließend wieder herauswürgte,mit dem ich meine aufgefressenen Ängste ausspuckte und in die Kanalisation hinabspülte.
Essen war zu einem Sinnbild geworden für alles,was mir fehlte.Für Liebe, ANerkennung,Selbsticherheit.
ANdere Menschen finden andere Wege,um sich vor Gefühlen zu schützen,die ihnen nicht geheuer sind und mit denen sie nicht umgehen können.
Eine Grammatik des Kalorienzählens,eine Semantik der Körperverneinung.
Meine beiden Ichs,das öffentliche und das verschreckte,vermeintlich unzulängliche,näherten sich einander an.
Ich brauchte Freunde,die das übernahmen,was bisher das Essen erledigt hatte,Menschen mit denen ich mich über meine Befindlichkeit austauschen konnte.ich brauchte Beziehungen,die meinem Leben eine zuverlässige Basis gaben...
Mach nicht die Bulimie zum Inahlt deiner Therapie,sondern dein Leben!
Meine Krankheit war Ausdruck eines ungestillten Bedürfnisses...
Wenn es mir gelänge,Freßanfälle künftig als Warnsignal und nicht als entmutigenden Rückschlag oder ein erneutes Versagen zu verstehen,dann wäre ich in meinem Heilungsprozeß schon sehr weit.
Jedes Hungergefühl war sozusagen eine Botschaft von mir an mich.ich machte mich selbst auf einen inneren Notstand aufmerksam.Zu essen,war der einzige mir vertraute Weg,meine Gefühle auszudrücken.
Wonach schreit es in mir?
Was engt mich ein?
Was fühle ich wirklich?
Im Wissen um meinen Wert wäre ich nicht mehr abhängig von der Bewunderung anderer,ich bräuchte ihre Bestätigung über meinen schlanken Körper nicht mehr.Ich wäre frei...
Entnommen aus "Meine hungernde Seele" von Vera Tomsche,erschienen im Bastei Lübbe-Verlag.
...Wäre das Lesen wert...
Gedanken
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