Angst als Ursache für Heißhungeranfälle?

#1
Hi,

ich hab seit ca. 8 Monaten Bulimie und les schon seit einiger zeit in diesem Forum!
Ich beschäftige mich in letzter Zeit sehr intensiv mit meiner Krankheit und versuch mir über Ursachen, welche z.B. diese ständigen Heißhungeranfälle anslösen, bewußt zu werden.
Früher dachte ich immer, das Heißhunger die Folge davon ist, dass ich ca. ein halbes Jahr lang dauerdiät gemacht hab, mir alle sünden schlichtweg verboten hab und mein Körper sich nun alles wieder zurückholen will!
Aber in letzter zeit ist mir besonders aufgefallen, dass ich immer Heißhunger auf bestimmte Sachen bekomme, bzw. nicht aufhören kann zu essen, wenn mir unangenehme Sachen bevorstehen... sei es eine Klausur, wofür ich lernen muss, ein wichtiger Termin oder einfach nur die Tatsache, dass ich eine bestimmte Zeit allein sein muss!
Habt ihr vielleicht ähnliche Erfahrungen? Wenn ja, wie kann man mit diesen Situationen umgehen? Kann man seine Lust auf Essen in diesen Momenten vielleicht irgendwie "umlenken"? Oder verbirgt sich dahinter ein tiefer liegendes Problem, welches man nur durch Professionelle Hilfe verarbeiten kann?

Gruß Frailty

möglich

#2
Hi,

versteh schon glaub ich, was du meinst. Mir geht es auch oft so, wenn mir etwas unangenehmes bevorsteht dass ich dann die Bulimie nutze. Aber nicht nur dann, sondern auch bei ganz vielen andern emotionalen Situationen.Also nicht nur wenn ich ängstlich bin, sondern bei jeglichen kummer, oder auch bei sachen die mich irgendwie aufregen,negativ und auch positiv.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ein großes Problem habe mit meinen Gefühöen umzugehen und sie raus zu lassen, das wäre ja Kontrollverlust und ich müsste andere damit konfrontieren.
Weißt du, diäten nahrungsreduzierung und hungern hat auch mit kontrolle (über den eigenen körper) zu tun. Und Verlust der Kontrolle ist schlecht, eine einfache und logische Lösung ist die Bulimie...naja, für eine kurze zeit...ich könnte dich jetzt noch zu texten, mit dem warum und wieso, im prinziep denke ich, dass es bei jedem unterschiedlich ist.

Ich geb dir jetzt einen Rat, ich hab seit drei jahren bulimie, und habe es immer noch nicht geschafft mir hilfe zu suchen, das ist ein extrem großer fehler. Du hast die Krankheit noch nicht so lang, aber hoffe nicht, dass es irgendwann von alleine aufhört, das wird es nicht. Es ist gut, dass du dich mit der Bulimie auseinandersetzt, das machst du richtig, und das ist ein erster schritt, aber ich möchte dir echt raten, geh zu einem psychologen...
ich dachte immer dann würde ich schwäche zeigen, und überhaupt schaff ich das auch so, alleine....aber wenn ich erkältet bin, geh ich auch zum arzt, und bulimie ist auch eine krankheit, die der körper aber nicht selbst heilen kann.

Ich wünsch dir ganz viel glück, halt was von dir selbst

#3
Hallo Frailty!

Diese Situation, die du beschreibst, kommt mir sehr bekannt vor. Der Auslöser für die Fressanfälle kann viel sein. Trauer, Angst, allein sein, unzufriedenheit, nervosität, unruhig sein und so weiter und so fort.

Versuche mal, den Grund dafür zu finden, wenn du kurz vor einem Fressanfall stehst, nimm dir Zettel und Papier und schreibe auf, was dir nicht passt, was dir Angst macht und warum. Dann versuch mal, zu schauen, welche Alternativen es dazu gibt. Du mußt dir auch bewußt machen, was passieren könnte wenn etwas nicht so klappt wie es sollte. Schreib alles auf, was dich bewegt. Wenn du dich einer Person anvertraut hast, daß du Bulimie hast, laß es sie lesen. Das mußt du aber nicht, schmeiß den Zettel dann einfach weg.

Du kannst auch probieren, dich mit Musik, Kino, fortgehen, Spiele spielen usw abzulenken.

Ich möchte mich auch gerne penny anschließen: Versuche nicht dein Essproblem alleine zu überwältigen, denn Fachärztliche Hilfe ist in diesem Fall sehr wichtig. Ich habe mir auch zwei Jahre eingeredet, daß ich das schon alleine wieder in den Griff bekomme, und daran bin ich verzweifelt, bis ich mir Hilfe geholt habe.

Viele liebe Grüße
JaneDoe

#4
Hi,

Vielen danke für eure Antworten... Ihr habt schon irgendwie recht... ich hoffe genauso wie Ihr, dass ich es schon irgendwie allein hinbekommen kann, die Bulimie los zu werden... das hoffe ich auch besonders deshalb, weil ich es immer öfter und in immer längeren Phasen schaffe, nicht mein Essen zu erbrechen! Im Moment bin ich seit über 2 Wochen clean, was für mich persönlich ein "Rekord" ist und worauf ich auch sehr stolz bin! Ich kann mit dem Essen recht gut umgehen, kann also auch mal süßes essen ohne es danach zu bereuen... ich merke auch, dass ich etwas zugenommen hab, aber selbst das stört mich nicht, weil es mir einfach wichtiger ist die Bulimie loszuwerden!
Ich hab aber auch fürchterliche Angst, das diese „Phase“ nicht all zu lang anhält, da ich die letzten 14 Tagen bei meinem Freund gwohnt hab, wo ich auch noch bis Silvester bleiben werde. Ich merke einfach, das es mir bei ihm sehr viel besser geht und hab Angst wieder in meine Wohnung zurückzukehren, wo ich wieder ganz auf mich allein gestellt bin!
Aber ich glaube, Penny, Du hast wirklich recht, auch wenn man es sich nicht eigestehen will, man kann es einfach nicht allein schaffen! Der Auslöser für Bulimie können so viele tieferliegendere Dinge sein !Ich bin erst darauf gekommen, als ich erkannt hab, dassich, auch wenn es mir gut geht (so wie die letzten Wochen) dennoch in bestimmten Situationen, kurz davor bin die Kontrolle zu verlieren... und das kann man, meines Erachtens nach nicht allein bekämpfen!
Ich habe auch für mich festgestellt, das die Bulimie der positive Kampf um das Leben, Sexualität und Zuneigung ist und Magersucht hingegen bereits die negative Entscheidung und Aufgabe.
Ich hatte schon immer ein Problem damit, mich auf andere Menschen so richtig einlassen zu können, ich bin immer vor Nähe zurückgeschreckt! Nachdem mich mein Ex-Freund (genau deswegen) nach 2 Jahren Beziehung verlassen hat, hab ich mich in die Magersucht geflüchten (weil ich mich aufgegeben hatte). Ich dachte einfach ich bin unfähig eine Beziehung zu führen!
Nach über einem Jahr (ich war sehr dünn geworden) lernte ich dann meinen jetzigen Freund kennen und komischerweise fing genau zu diesem Zeitpunkt meine Bulimie an... ich fing an um mein Leben zu kämpfen, ich wollte „normal“ sein, ich wollte mit Sexualität umgehen können wie jeder andere auch und ich wollte ihm Zuneigung schenken! Ich kämpfe immernoch... mittlerweile sogar mit meinem Freund zusammen,
Aber wie gesagt, ich hab festgestellt, das die Gründe dafür viel tiefer liegen... bei meiner Familie, in meiner Kindheit, meiner Erziehung, bei der von meiner Mutter, in negertiver Form vermittelten Einstellung zur Sexuatität usw.!
Ich wurde als Kind nie von meinen Eltern in den Arm genommen, ich hab nie gesehen, das sie sich lieb haben... ich hab mich in meinem Elternhaus immer irgendwie überflüssig und ungeliebt gefühlt! Gut, vielleicht hatten mich meine Eltern lieb, aber sie konnten es mir nicht zeigen. Also, wo soll ich gerlernt haben mit Gefühlen umzugehen?
Ich weiß jetzt auch, dass man so etwas nur mit professioneller Hilfe aufarbeiten und auch verarbeiten kann!
Und ich bin jetzt auch überzeugt, das jeder, der an Bulimie leidet, irgend solch ein Problem hat, das man einfach nicht allein lösen kann!

Achso, und JaneDoe, danke für den Tip mit dem Zettel, werd ich bei Gelegenheit mal ausprobieren! ;o)

Frailty

#5
Hallo Frailty!

Ja, da hast du Recht, du kannst echt stolz darauf sein schon zwei Wochen "clean" zu sein. Ich hoffe, ich schaffe es auch bald (schon mein vierter Tag). Mir gehts auch richtig gut dadurch.
Das mit den Gefühlen kenne ich auch ganz gut. Ich bin in meiner Therapiestunde drauf gekommen, daß ich eigentlich über meine Gefühle nicht bescheid weiß und nun bin ich gerade dabei zu achten was und wie ich fühle. Ist zwar sehr schwer, aber es wird schon langsam.

Alles liebe und weiter so...
JaneDoe

#6
Bei mir auch Nervosität, wenn ich mit Situtionen nicht fertig werde bzw. mich an neue Situationen gewöhnen muß aber auch Traurigkeit aber auch wenn ich Freude empfinde und mich mir Essen belohnen wollte......
Es war immer der eine "Bissen" mehr als notwendig, dann machte es klack und ich fraß, weil eh schon Wurst war, denn das ich danach k* gehen würde stand für mich eh schon fest.