alles ist möglich

#1
ich möchte hier gerne meine geschichte erzählen, weil ich vielleicht anderen mut machen kann und hoffnung geben, denn ich hatte fast 10 jahre bulimie(seit meinem 17.lebensjahr), daß meine gedanken nur noch ums essen kreisten fing noch früher an. und nicht nur ab und zu. teilweise habe ich ganze tage am stück vorwiegend mit fressen+kotzen verbracht, ich habe alle abgründe + alle hoffnungslosigkeiten erlebt. ich erkenne mich in vielen berichten, die hier im forum stehen von früher absolut wieder. seit 4 1/2 jahren bin ich nun 100%ig clean, d.h. für mich, daß ich komplett mit dem fressen/kotzen aufgehört habe, ja, überhaupt nie mehr überhaupt auch nur noch darüber nachdenke, aber auch ein absolut normales und gesundes eßverhalten wiedererlangt habe, was ich wirklich niemals für möglich gehalten hätte. ich kann heute ein stück sahnetorte essen, ohne daß wie früher der schalter umklappt und ich meinen fressdrang nicht mehr stoppen kann. heute esse ich das stück torte, danach bin ich satt, zufrieden, glücklich. ich habe manchmal das gefühl fast ein normaleres eßverhalten zu haben als manche freundinnen ohne bulimievergangenheit, weil bei mir das thema sozusagen durch ist und ich einfach überhaupt keine lust mehr habe mich wegen meinem gewicht verrrückt zu machen. das hat mir schon genug jahre meines lebens geraubt. ich dachte auch immer ich werde fett, wenn ich aufhöre zu kotzen. fakt ist aber, daß ich vielleicht *kg mehr habe als zu meinen magersten bulimiezeiten mit magenschleimhautentzündung, ich wiege etwa **kg (habe keine waage) bei * m, also EIGENTLICH ganz normal, aus meiner frühreren sicht wäre ich mir natürlich viel zu fett und zu unsportlich. die frage ist nur: wem will man eigentlich gefallen? hollywood? oder menschen die einem wärme und liebe geben können und vielleicht selbst auch nicht perfekt sind?
es hat lange gedauert bis ich alle zusammenhänge kapiert habe, ich habe eine spezielle therapie für frauen mit essstörungen gemacht (gruppe+einzel) in der ich viel über mich gelernt habe, später habe ich nochmal eine einzeltherapie bei einem gesprächs- und körpertherapeuten gemacht. ich glaube, daß ich es letztendlich geschafft habe war ein sehr langwieriger prozess. aber ich glaube man darf nicht nur dann sehen daß man vorwärtskommt, wenn man aufgehört hat zu kotzen, sondern daß es viele kleine zwischenschritte zum erfolg gibt. ich meine wenn man sich jahrelang schon an das kotzen gewöhnt hat wie soll man denn da von heute auf morgen aufhören können? das ist doch klar, daß das nicht geht. bei mir gab es vor dem ganz aufhören eine ziemlich lange phase, in der ich das kotzen erstmal ganz als einen teil von mir akkzeptieren und zulassen mußte, es nicht mehr glauben unterdrücken zu müssen, sich anschauen können: aha, so ist das eben mit mir im moment und es nicht immer als entschuldigung dafür nehmen, daß man dies und jenes nicht machen kann deshalb.
ein GUTER TIP vonn meinem therapeuten war in der endphase auch, daß ich doch einfach morgens richtig viel leitungswasser kotzen sollte um meinen kotzdrang zu befriedigen. das hat mir ganz gut geholfen, weil es so eine art medizinisches rezept war und dadurch mein schlechtes gewissen weg. die fressanfälle haben deshalb zwar nicht aufgehört sind aber weniger oder nicht ganz so exzessiv geworden.
ja, ich mußte mir erst mein schlechtes gewissen und meine selbstvorwürfe abtrainieren um die bulimie ganz loslassen zu können.
eines tages hatte sie ihren sinn verloren. ich weiß noch als ich das letzte mal kotzte. da stand ich im bad und dachte - sagmal, warum MACH ich das eigentlich? ich kann das jetzt genausogut sein lassen. das ist doch ABSOLUT überflüssig, und ein gutes gefühl gibt es mir auch nicht. ich habe streit mit meinem freund, aber DAS macht es doch eigentlich NUR NOCH schlimmer!
damals war ich im 3. monat schwanger und mein körper hat angefangen sich zu verändern. es ist etwas mit mir passiert worauf ich keinen einfluß hatte. etwas schönes, etwas großartiges, und das beste war : es ging so leicht! ich mußte GAR NICHTS dafür tun, mein körper hat das ganz alleine für mich erledigt! ich glaube diese erfahrung, wieder vertrauen in meinen körper haben zu können, zulassen, daß er sich verändert, es SCHÖN finden, daß er sich verändert, rund wird, weiblich wird, weil er ein kind in sich trägt, dieses gefühl war sehr sehr wichtig für mich ein neues selbstbewußtsein, ein gutes gefühl für mich selber zu bekommen.
ich denke man muß lernen, daß der körper kein feind ist, sondern etwas, daß man verwöhnen (lassen) darf, nicht nur hülle, sondern teil unserer seele. und das schafft man natürlich nicht über den verstand, ich glaube eine körperorientierte therapie ist das beste. mir hat es jedenfalls sehr gut getan.
ich weiß noch daß ich früher dachte: wenn ich DAS problem , also die bilimie los bin, dann ist mein ganzes leben toll. und die wahrheit ist : danach fängt das leben erst an, inklusive aller probleme, die das leben nun mal sio mit sich bringt. natürlich habe ich probleme en masse, beziehungsprobleme, bin öfters mal depressiv, kriege dies oder jenes nicht hin, finde mich vielleicht auch nicht immer gut in meinem körper. aber ich habe gelernt, anders damit umzugehen, nach WIRKLICHEN lösungen zu suchen und es vielleicht auch mal auszuhalten diese nicht sofort zu finden.
ich wünsche wirklich ALLEN, daß sie es schaffen aus diesem teufelskreis herauszukommen. und als ALLERERSTES: HÖRT MIT DEN SELBSTVORWÜRFEN AUF!!! die machen alles nur noch schlimmer!
ich hoffe ich kann euch mut machen, ich denke für JEDEN gibt es eine möglichkeit da rauszukommen, aber natürlich gibt es kein patentrezept. jeder weg ist anders, weil von jedem der biografische hintergrund ja auch anders ist, weil jeder ein anderer mensch ist und jeder seinen EIGENEN weg finden muß! lernt auf euch selbst zu hören! schmeißt die frauenmagazine in den mülleimer! wagt das WAHRE LEBEN!!
wagt zu leben, wagt es verantwortung zu übernehmen, wagt es euch schlecht zu fühlen, wagt es euire schwächen zu lieben!!
ein freund meinte letztens zu mir: weißt du, diene STÄRKE sind deine schwächen und daß du keine angst vor ihnen hast. das bewundere ich sehr an dir!
das hat mich sehr stolz gemacht. mehr als wenn er gesagt hätte, ich habe eine tolle figur...in diesem sinne: es geht voran! LARA

Hallo

#2
Hallo Lara,

Deine Worte haben mich echt sehr bewegt...

Ich finde es unglaublich bewundernswert, wie Du da rausgekommen bist. Deine ganze Geschichte, Deine Worte...

Bin zwar keine Bulimie-Betroffene, aber bei mir dreht sich auch alles ums Essen. Das ess ich lieber nicht, da werd ich bloss dicker. Und das kann ich nur essen, wenn ich den Rest des Tages nichts esse... Und so weiter...! Deine Worte haben mir echt Mut gemacht. Man ist einfach was Besonderes. Jeder Mensch soll doch gluecklich sein! Leider ist es nur schwer zu begreifen.

Hoffentlich kannst Du einige Leute hier ermutigen, jeder kann es schaffen, man muss halt nur dran arbeiten. Von nix kommt nix!

Ich wuensche Dir von ganzen Herzen alles Liebe fuer Dich, Dein Kind und Deine Zukunft!

Liebe Gruesse
Sabine

PS: Sorry, mehr kann ich im Moment nicht schreiben. Schnief...

freut mich

#3
es freut mich sehr, wenn ich anderen mut machen kann, ich denke man muß nicht das fressen bekämpfen, sondern die gründe WARUM man es tut, warum man ABSICHTLICH etwas tut, was schlecht für einen ist. wenn man das irgendwann loslassen kann, hat man gesiegt. aber ich will hier nicht angeben. schließlich bin ich trotz 4 1/2 jahren clean sein noch nicht am ende angelangt! es gibt noch manches zu tun! aber ohne kotzen ist es leichter! und überhaupt erst möglich. weil man keine ausrede mehr hat! ich wünsche allen, das es vorangeht! lara