an sweet dreams

#1
hallo sweet dreams,

wie war es bei deiner familie. mein sonntag war gräßlich und ich habe mich erkältet, aber egal. mal zu hause sein und ausspannen ist auch schön, abeite sonst immer ziemlich viel. ich brauche das aber nicht wirklich, könnte ruhig viel mehr zeit für mich gebrauchen.
ich kenne das übrigens gut, nicht in der öffentlichkeit essen zu wollen. mir ging es auch lange so, das hatte mehrere gründe. einerseits dachte ich, die leute würden denken:"mein gott, was isst die denn noch, die ist doch dick genug." ich habe mich dafür geschämt, außerdem hat sich essen immer wie eine schwäche angefühlt. wahrscheinlich, weil es ja auch meine heimliche schwäche ist. aber das wissen die leute ja nicht. jedenfalls wollte ich ja keine schwäche zeigen. und mich hat immer voll genervt, wenn leute mir beim essen zuschauen. außerdem gibt es in der öffentlichkeit ja meist kein diätisches essen. und nur salat essen und dann gefagt werden, ob ich vielleicht auf diät sei, das wäre ja noch schöner. im grunde war mir essen unter leuten also verhaßt, egal wie, es konnte mir nicht recht sein. und ein anderer wichtiger aspekt: mit dem essen bin ja heimlich gern alleine, esse gern ungestört viel, ohne mich dafür schämen zu müssen etc. mein essen ist ja mein heimlicher freund dem gegenüber ich hilfsbedürftigkeit zeige und das darf schließlich niemand wissen. ich bin doch so stark. so ging mir das immer. und als ich das begriffen hatte, habe ich bewußt angefangen, unter die leute zu gehen beim essen und das essen allein zu hause erstmal zu vermeiden. das hat viel gebracht. ich habe auch erstmal aufgehört, einkaufen zu gehen. das ist ziemlich teuer, aber besser als k*. ab und zu gehe ich doch mal einkaufen und das endet meist so, dass ich alles in erstaunlich kurzer zeit aufesse. tja.
aber mich wundert, dass du essen überhaupt nicht genießen kannst. ok, wenn man ganz viel ist, scheckt es irgendwann nicht mehr, weil der körper gar nicht mehr will. aber am anfang esse ich eigentlich immer sehr gerne. vielleicht war das früher anders, als ich so richtig b* hatte. das kann sein. ich weiß nicht genau, ob das ein gutes oder ein schlechtes zeichen ist. einerseits heißt das zwar, dass du wirklich nur in dich hineinstopfst, andererseits heißt es aber auch, dass du das essen wenigsten nicht glorifizierst.
das mit deinen eltern - ich kann gut nachvollziehen, dass du resigniert hast, deine eigene meinung zu vertreten. deine eltern wollten zwar dein bestes aber haben dich irgendwie zu sehr idealisiert. sie haben nicht akzeptiert, dass du auch ein ganz normales kind mit stärken und schwächen bist. den fehler machen viele eltern. ich habe eine ältere schwester und ich glaube, die musste da auch durch. bei mir haben sie dann schon etwas mehr zugelassen bzw. ich war so extrem (vielleicht hatte ich das schicksal meiner schwester durchschaut?), dass sie es sowie so aufgaben, mir groß was vorschreiben zu wollen. ich glaube übrigens, dass schlagen echt blöd ist, aber sicher steckte hinter dieser überreaktion deiner eltern ihre permanente einstellung, die dich vielleicht schon viel länger gefordert und überlastet hatte. die schläge waren dann der auslöser zur endgültigen resignation.
hat sich dein verhalten ggü. deinen eltern inzwischen wieder etwas gewandelt? oder stehst du nach wie vor unter druck wegen ihnen? freu mich auf nachricht.
viele liebe grüße, katarina

Re: an sweet dreams

#2
Hallo Katarina!
Na dann wünsch ich dir mal Gute Besserung! Naja, der Sonntag war....- langweilig. Das übliche. Wählen war ich auch, aber auch net den Kasper ausm Süden......:-) ! Also das mit dem Essen in der Öffentlichkeit, ja, ich weiß selber nicht, was ich da genau so fühl. Tendiert schon so in Richtung von "Minderwertigkeitsgefühl" oder Scham. Weiß aber auch nicht warum. In die Essstörung bin ich reingeschlittert mit den Gedanken (das weiß ich jetzt), "Essen, nein, das hab ich doch nicht nötig", "ich kann auch Leistung bringen ohne zu essen bzw. wenig zu essen". Ich erinnere mich, als ich noch daheim wohnte, (ca. 15,16), da war es für mich "das höchste der Gefühle", wenn ich an einem Tag viel, viel gejoggt war, und abends im Bett lag und meine Beinknochen spüren konnte, voll krass. Also von dieser Endzeitstimmung bin ich jetzt schon weg. Trotzdem komme ich mit dem "Völlegefühl" nach dem Essen (noch) nicht klar. Beispielsweise ich ess nur 1 Joghurt "zuviel" (ist wahrsch. bestimmt net zuviel aber meine Relationen sind auch zieml. verschoben) dann fühl ich mich unabhängig von meiner vorherigen Stimmung niedergeschlagen, matt, träge, fertig. Das dauert dann eine Zeitlang bis das Völlegefühl abnimmt (ohne K!) und dann steigt auch meine Stimmung, Laune wieder an. I know, shit. Auch wenn´s mir mein so rationaler Kopf 1000x sagt, dass das krank ist. Generell ist´s mit B auch nicht mehr so schlimm wie vor 2,3 Jahren. Also, essen zu gehen könnt ich mir gar net leisten (...:-), arme Studenten....:-):-)) und einkaufen gehen muss ich auf jeden Fall. Vor 2,3 Jahren waren Supermärkte die wichtigsten Institutionen (hammer) die´s f. mich gab, d.h. Samstags ja genug einkaufen, denn Sonntag war ja zu. Und ich kaufte auch nur ein unter den Gesichtspunkten, dass sowieso alles wieder im Klo landet, ja that´s it, also meist nur ungesundes Zeug, Schokolade in Massen, etc. Mittlerweile hat sich meine Einstellung dazu zieml. geändert, also ich kaufe praktisch nur noch gesunde Nahrungsmittel ein, und wenn ich dann wie gesagt ALLEINE essen kann, dann bleibt´s auch meistens drin (mit den obigen Nebenerscheinungen). Ach und nochwas, du hast ja mal geschrieben, wie B. kaputt macht. Ja, das hab ich mir nochmal durchgelesen, und, hammerhart, das stimmt total. Hab mir vorgenommen, dem Alc ade zu sagen (forever) und um alles in der Welt nicht mehr über dem Klo zu hängen. (ich weiß, schon x mal vorher auch, aber ich bin guten Mutes). Verstopfung, Herzrasen, Pickel, gigantisches Unwohlsein, Halsweh, Kopfschmerzen - schon unglaublich, wenn man sich das mal bewusst vor Augen führt. Mit dem Drogenscheiß war´s bei mir immer so, (da ich glaub ein very sensibler Mensch bin), dass es mit einem "dichten" Kopf grundsätzlich immer in einem Anfall endete. Und naja, positiv, das erkannt zu haben. Naja, mit dem Rauchen aufzuhören wird da schon ein anderes Problem, aber ich sag mir jetzt erst mal: step by step.
Und nochmal zu einer Bemerkung deiner letzten Mail "das Essen nicht glorifizierst", nunja, ich glaub auch deshalb bin ich in die Essstörung reingeschlittert, da das Essen an sich in meiner family einen sehr hohen Stellenwert hat. Also, das ist ungefähr so, dass meine Mutter (trotz Beruf u. allem) immer bestrebt ist, gut zu kochen, aber in meinen Augen deshalb, weil´s von meinem dad (hab ich´s Gefühl) irgendwie erwartet wird. Und die Atmosphäre beim Essen, daheim, war stets ein Graus. Also nach 6 Std. Schule heim, (und ich geb nebenzu viel Nachhilfe und seh´s da ganz gut, bei so 6,7klässlern), d.h. man sprudelt in diesem Alter mittags nach der Schule nur so vor Erfahrungen, Eindrücken, ...die man LOSWERDEN will. Und jetzt war´s mittags meist so, dass praktisch in einer unglaublich stressgeladenen Atmosphäre fast keine Worte gewechselt wurden, bzw. nur ganz kurze Dialoge stattfanden. Das krasse ist, dass wenn ich gute Noten heimbrachte, das meist mit "gut, passt scho" abgetan wurde u. nach Leistungen v. Schulfreunden gefragt wurde. Und da begann´s (nat. unbewusst glaub ich in diesem Alter), dass ich ab einem gewissen Zeitpunkt MEINE Interessen, etc. völlig hintenanstellte, da es ja scheinbar eh niemanden interessierte. Mein dad sass gegenüber, löffelte stur seine Suppe in sich rein u. nach dem Essen (IMMER) Mittagsschlaf angesagt, d.h. das ganze Leben verlief völlig ritualisiert, eingespielt - ohne auch nur kleine Abweichungen von der Regel, der Norm. Es ist schon erschreckend, wieviele "Klischees" von bulimisch-kranken Personen auf meine family zutreffen, so wie´s in vielen Büchern steht. Dazu gehört auch, dass Konflikte jeglicher Art, gar nicht offen ausgetragen werden, dazu gehört das "Nicht-zeigen-können-oder-wollen" von Emotionen u. Gefühlen, dazu gehört dass ständig über ANDERE Menschen in unserer Familie geredet wird/wurde, naja, wird dir sicherlich auch einiges bekannt vorkommen. Und das sind auch die Gründe, warum ich eigentlich ungern daheim vorbeischaue, obwohl ich weiß, dass ich mit meinen parents über fast alles reden kann.
Wünsch dir eine schöne Zeit, bis bald! liebe grüße, sweet dreams

#3
dear sweet dreams,

du liegst mal wieder völlig richtig, ich erkenne so einige parallelen aus deinen letzten beschreibungen. steht das mit dem mittagsschlaf auch in der fachliteratur? jedenfalls, bei uns wurde auch nur über sachliche, fachliche dinge gesprochen, konflikte wurden seltenst ausgetragen. von mir wenn dann schon aufgestaut und heftigst. und so krasse schwächen zu zeigen war mir dann irgendwann über und dann war ich eiskalt. mit 14 jahren war mein standard-spruch dann: "mir doch egal, ich leb' damit". dabei war mir längst nicht alles egal. als kind hab ich öfter mal geheult und war eingeschnappt, hab meine bettdecke zerkaut. die kommentare darüber, dass ich so ungewöhnlich reagiere haben mich dann wohl dazu gebracht, mich ganz zu verschließen - mein gott. eindeutig - ich habe mich verschlossen. meine eltern waren mir zuwider und ich habe von selbst nix mehr erzählt, obschon danach gefragt wurde. mit 9 oder 10 habe ich meine mutter weggestoßen, als sie mich mal umarmen wollte, seitdem gab es keinen körperkontakt mehr. die reaktion kam vielleicht daher, dass niemand wirklich auf mich einging. ich war immer schon so ein bißchen anders, hatte immer etwas andere ideen, die von den konventionen abwichen, das wollte meine familie nicht hören und so wurde ich einzelkämpferin mit einem herz aus stahl :wink: . naja.
mir fällt was an dir auf: einerseits sagst du über deine family:
"...Dazu gehört auch, dass Konflikte jeglicher Art, gar nicht offen ausgetragen werden, dazu gehört das "Nicht-zeigen-können-oder-wollen" von Emotionen u. Gefühlen, dazu gehört dass ständig über ANDERE Menschen in unserer Familie geredet wird/wurde..."
und dann kurz danach:
"...obwohl ich weiß, dass ich mit meinen parents über fast alles reden kann..."
Das ist doch ein widerspruch, oder? vielleicht täuschst du dich ja selbst ein bißchen an der stelle? ich glaub, du kannst eben nicht mit ihnen über alles reden. sie haben dir es nie beigebracht, weil sie es selbst nie konnten (das ist keine schuldzuweisung, deinen eltern hats einfach auch nie einer gezeigt, wie und dass es geht). aber du sagst ja selbst, dass du deswegen nicht gerne hingehst und deine anfälle davon ausgelöst werden.
ich war am anfang des jahres mit meinem dad im urlaub - 14 tage in einem hotel-appartment, es war ziemlich krass, ich dachte nicht, dass mein dad so hilflos (und asozial - echt mal!) ist. hinterher meinte ich zu einem freund, ich wäre von meinem dad enttäuscht. und dieser freund meinte dann, ich solle mal auf den wortlaut achten: ent-täuscht. sprache ist schlau. ich hatte mir wirklich lange was vorgemacht über meinen dad! dann habe ich ihn zwar ein halbes jahr gehasst :lol: , aber jetzt hat sich meine abneigung wieder etwas gelegt und siehe da - unsere beziehung zu einander ist ehrlicher geworden. und auch wenn er nicht sagt, dass er mich liebt oder so (und ich sag ihm sowas ja auch nicht), sagt er doch, er freut sich, mich zu sehen. das ist in seiner sprache ein regelrechter gefühlsausbruch (und in meiner ja auch :? ). fazit: war sauschwierig aber hat was gebracht, diese reise (und die ent-täuschung, die mein dad auch gespürt hat).
essen und glorifikation, wieder kann ich dich gut verstehen. esse jetzt als alte sportlerin zwar (teils zu) viel und gerne, aber früher habe ichs auch gehaßt, das viel mir erst nach deiner beschreibung wieder ein. meine mutter kocht nämlich auch jeden tag und ihr tagesablauf beinhaltet neben ihrer arbeit größtenteils: essen planen, über essen lesen, essen kaufen, essenspreise recherchieren, essen wegwerfen, essen zubereiten, essen schneiden, essen kochen, essen servieren, über essen reden etc. dabei ist sie selber dauernd irgendwie auf diät. mit 12 hat sie mir und meiner schwester schon tabellen zum kalorienzählen hingelegt. als kind saß immer eine dicke mama neben mir am tisch, die nichts aß. als ich bulimie hatte habe ich sie dafür dann gehasst, gehasst, gehasst. auch dafür, dass sie das alles so hinnimmt, immer so weiter macht, jahrzehnte lang. warum hat sie nichts dagegen unternommen?? wieso gab sie nicht zu, essgestört zu sein? in den 60er jahren hat sie sogar ecstasy-ähnliche apetit-zügler genommen!! und dann gibt sie es weiter an ihre kinder! anstatt sich selbst zu helfen und zuzugeben, dass sie unzufrieden ist! damals fand ich meine ganze familie unglaublich essgestört und widerwärtig abartig, wie konnte man sich nur soviel aus essen machen!! gleichzeitig habe ich jeden tag gefressen und gek*...heute versuche ich sie zu akzeptieren, wie sie sind. demonstrativ esse ich bei meinen eltern immer richtig viel, um ihnen zu zeigen, dass ich viel essen kann, ohne so dick wie sie zu sein. aufhören kann ich dann auch nicht. heimlich bin ich immer noch gestört, tja...
drogen etc: nach und nach habe ich aufgehört, drogen zu nehmen, zu kiffen, zu rauchen, zu trinken, in der reihenfolge. ich hab schon mit 14 mit alk angefangen, dann auch gleich mit dope, zigs schon früher irgendwie. zwischendurch hab ich immer mal mit was aufgehört, aber immer wieder angefangen. härtere sachen waren auch ab und zu dabei. insgesamt war ich schon ein ganz schönes drogenkind. naja, als ich dann mit 20 jahren ein halbes jahr ohne k* war, hatte ich einen neuen lieben freund, aber wir haben viel getrunken und jeden tag gekifft. er hatte mich ganz doll lieb gehabt und mir das auch gezeigt, das war toll und ich bin ihm sehr dankbar. damals hatte ich wenig probleme mit essen, war immer zu breit dafür und vielleicht auch glücklich? mit 22 hörte ich auf zu kiffen. dann war auch die beziehung vorbei. wir waren nicht mehr so verliebt und es stellte sich heraus, dass er viele probleme hatte und keine anstalten machte, sie zu lösen. also machte ich schluss. nicht mehr kiffen, dass war ein lebenswandel! ich wurde so aktiv!! aber noch zigaretten, stoßweise viel alkohol. ich bin eine suchtnatur. egal was ich nehme, ganz oder gar nicht, sicher kennst du das. naja, im august hörte ich auf zu rauchen. da nahm ich etwas zu (nicht viel), ein bulimie-rückfall (oder 2?). ich akzeptierte das gewicht, hatte einen freund, der sagte, er liebt jedes gramm an mir. im frühjahr dieses jahres hab ich dann mal wieder richtig viel getrunken. also sagte ich mir: stop, ich hab genug gesoffen in diesem leben, ich hatte tolle erlebnisse auf alk, aber es reicht, ich will jetzt andere erfahrungen machen. (übrigens war es jahrelang geplant, mit alk, zigs etc. aufzuhören. und irgendwann kam der punkt, wo es von selbst ging). also seit mehr als 3 monaten bin ich komplett nüchtern - ein unvorstellbarer zustand!! wär hätte das von mir gedacht :wink: ? naja, und nun also wieder bulimierückfälle. was heißt das? ich will dir nicht den mut nehmen, mit anderen drogen/süchten aufzuhören - im gegenteil. ich glaube, dass ich endlich mit den ganzen suchtverschiebungen aufgehört habe und nun zum wirklichen kern des problems vordringen werde - was mit einigen rückfällen verbunden ist bzw. war. wenn ich es jetzt schaffe, die störung in den griff zu bekommen, ohne falschen ersatz zu suchen dann kann ich sagen - was zu beweisen war - es geht, es geht, man kann die b* besiegen!!! und ich glaube fest daran. aber du hast völlig recht, lass dir zeit, lieber konstant nach und nach als plötzlich mit tausend rückfällen. irgendwann ist immer der richtige zeitpunkt. liebe grüße, bis bald, katarina.