Hört B* jemals ganz auf?

#1
Hallo,

ich bin heute nach all den Jahren die ich unter B* gelitten habe zum ersten mal in so einem Forum, und was ich hier lese macht mich echt ganz schön betroffen, weil es mich so sehr daran erinnert wie schrecklich mein Leben viele Jahre lang war.
Ich war mit 13 ziemlich dick (und das nicht nur eingebildet), habe dann angefangen abzunehmen und bis ich Anfang 20 war so gut wie keinen Tag normal gegessen. Manchmal sogar tagelang gar nichts.
Spontan essen gehen - niemals. Schokolade ohne 3 Tage fasten - Fehlanzeige. Dafür jede Menge geraucht und getrunken...
Gek**** habe ich sehr lange gar nicht, weil ich nie etwas rausbekam, das ging einfach nicht. Ironischerweise bin ich durch eine Dokumentation über B*-kranke darauf gekommen wie es am besten funktioniert...Daher finde ich es gut das es hier streng verboten ist zu erzählen wie man seine FA's und alles was darauf folgt gestaltet; in meinem Fall haben mich genau diese Beschreibungen erst zur Krankheit gefuehrt.
Inzwischen habe ich 3 Therapeuten hinter mir, die letzte Therapie auch vor 2 jahren erfolgreich beendet und fühle mich eigentlich ganz okay.
Studium durchgezogen, Doktorarbeit angefangen...vorbildlich quasi.
Trotzdem - mindestens einmal alle sechs Wochen hänge ich nach einem FA doch wieder über dem Klo. Und frage mich warum ich es verdammt nochmal nicht einfach komplett sein lassen kann.
Ich bin therapiert, meine Familie und Freunde wissen davon und sind verständnisvoll, mein Partner ist toll, unterstützend und liebevoll, ich habe eigentlich bisher alles geschafft was ich mir vorgenommen habe - also warum kann ich nicht ganz aufhören?
Vielleicht geht es ja jemandem hier ähnlich - ich würde mich über Erfahrungsaustausch freuen.

Bela

#2
herzlihc willkommen hier im forum bela !!

ich dneke mal an erfahrungsaustausch wird es dir hier nicht mangeln :wink:
wie gehst du mit problemen um, kannst du diese besprechen ?

ganz lieben gruß
nicoli

#3
Hallo Nicoli,

Danke erstmal für den Willkommensgruß:)
Eigentlich würde ich sagen das ich Probleme sehr gut besprechen kann, wäre ja auch ein Jammer nach all den Jahren Therapie wenn das so gar nicht ginge...
Allerdings neige ich generell dazu mich unter Druck zu setzen und über Leistung zu definieren. Frage mich nur wozu all diese Erkenntnisse gut sind wenn das nix an meinem Verhalten ändert. *seufz*
Sorry, bin etwas jammerig zur Zeit, aber sonst wäre ich wohl auch nicht hier gelandet und auf der Suche nach jemandem der nachvollziehen kann wie ich mich fühle wenn ich mal wieder (wie halt gestern) einen Rückfall hatte.
Werde mich jetzt zur Arbeit aufmachen. Dir und allen anderen einen schönen Wochenanfang!

Bela

nein

#4
Hallo Bela,

also ich bin der Meinung, dass eine ES niemals verschwindet. Vielleicht bekommt man sie unter Kontrolle, sodass es dann nur noch 1 mal im Monat, 1 mal in einem halben Jahr passiert und so weiter.
Vielleicht hat man die ES dann soweit in Griff, dass man gar nicht mehr erbricht. Aber unter einer Essstörung definiert man ja nicht nur nichts essen, oder essen und brechen.
Aber im Endeffekt, ist es hilfreich, wenn man ein stabiles Umfeld hat und eventuell einen Partner, der ein in Krisensituationen versteht, sodass man diese "krankheit" sehr gut kontrollieren kann.

LG Jeannette

#5
Hallo Bela,

wir können uns beide die Hand geben. Ich bin zwar ohne Therapie ganz gut von der regelmäßigen ES weggekommen - ca. alle zwei/drei Monate schlägt sie aber dennoch irgendwie aus dem Hinterhalt zu. Meistens weil mich irgendwas traurig machte...Hinterher fühle ich mich aber nur noch mieser und elender. Und dennoch komme ich nicht los. Total bescheuert! :twisted:

Neulich war ich wieder kurz vor einem FA. Da habe ich kurzerhand das Telefon genommen und eine alte Freundin angerufen, die ich leider viel zu selten sehe. Wir haben dann lange gequatscht und danach gings mir wieder richtig gut. Ich hoffe, dass ich mich öfter so aus meinen Löchern holen kann.


Liebe Grüße
Schildkrötchen

Re: nein

#6
kaltes-Feuer hat geschrieben:Hallo Bela,

also ich bin der Meinung, dass eine ES niemals verschwindet.
Da steh ich gegen...


@Bela,
ich bin der Meinung, dass man gesund werden kann
Sind die Ursachen wirklich alle verarbeitet? Hat man etwas anderes, wo man Frust und Wut rauslassen kann, wie man sich abreagieren kann?
Zählt man noch Kalorien, spielt die Waage noch eine große Rolle?

Sind alles wichtige Dinge, die nicht zu unterschätzten sind auch wenn du das sicherlich alles weißt.


Sprich ruhig alles an, wenn du magst, hier wirst du verstanden.

LG
Inar

#7
Hallo Inar,

tja, das mit der Ursachenverarbeitung ist ja so eine Sache...
Ich denke mal das grundlegende gefühl nicht genug zu sein lässt sich - zumindest bei mir - auch durch ausufernde Selbstreflektion (wie geasgt incl. Thera) leider nicht ausmerzen.
Kann zwar inzwischen besser Nein sagen als früher und auch mal richtig sauer werden wenn nötig (bezgl. Wut und Frustration loswerden) aber hinterher fühle ich mich immer als wenn ich was total Schlimmes gemacht hätte und total bescheuert wäre.
Hab leider absolut keine Ahnung wie ich das ändern soll.
Naja, ich versuche mir zu sagen das ich auf dem richtigen Weg bin und es nur noch in Fleisch und Blut übergehen muss das es okay ist es nicht jedem recht zu machen und in allem was man macht perfekt zu sein.
Aber an FA Tagen fühlt es sich einfach nicht so an.
Sind auch immer die Tage an denen ich mal frei habe, was nicht so oft vorkommt...
@schildkrötchen:
Habe auch schon oft gedacht das es mit der B* ähnlich ist wie mit Alkohol- oder Drogensucht, das man einfach sein Leben lang süchtig ist und es einfach nur unter Kontrolle bekommen kann, aber manchmal finde ich diese Aussicht schon etwas deprimierend (um das mal vorsichtig auszudrücken :? ).
Aber ich weiss: positiv denken :)
Danke für Eure Unterstützung, es tut gut sich mal mit jemandem auszutauschen der dasselbe durchmacht wie man selbst.

LG Bela

#8
Bela hat geschrieben:Habe auch schon oft gedacht das es mit der B* ähnlich ist wie mit Alkohol- oder Drogensucht, das man einfach sein Leben lang süchtig ist und es einfach nur unter Kontrolle bekommen kann, aber manchmal finde ich diese Aussicht schon etwas deprimierend (um das mal vorsichtig auszudrücken :? ).
irgendwie hab ich auch so gedacht

aber wenn ich überlege, dass ich normal essen und genießen kann, dass ich meine launen und mahzeiten nicht mehr von der waage abhängig mache, keinen spiegel brauch um zu sagenm wie es mir geht... was ist daran "nur unter kontrolle"?

#9
Hallo Inar,

freut mich das Du Deinen Weg gemacht hast!
Was das Essen ausserhalb von FA Tagen (die ja wie gesagt schon relativ selten sind) angeht bin ich eigentlich auch soweit ganz zufrieden mit mir.
Auch wenn ich seit längerem auf Diät gesetzt bin, was aber auch gute Gründe hatte, weil nix mehr passte. Hatte ziemlich viel Druck wegen meinem neuen Job nach dem Studium und habe das mit mehr Essen kompensiert...wie das so geht manchmal.
Bin das allerdings ganz langsam und vernünftig angegangen und fühle mich jetzt auch ganz wohl mit meinem Gewicht. Und mit dem Job auch :)
Wie hast Du es denn geschafft die ES so ganz hinter Dir zu lassen?

LG
Bela

#10
Bela hat geschrieben:Wie hast Du es denn geschafft die ES so ganz hinter Dir zu lassen?
- große Liebe
- Probleme verlassen
- neues Leben
:lol:


ne ok.. ich ging erst für 12 Wochen in eine Klinik, wo ich streng nach Essensplan aß, um ein Gefühl für normale Portionen entwickeln zu können, auch nach der Klinik... meine wichtigsten Freunde/Bekannte wussten bescheid, was es mir viel einfacher machte
ich ging vom Gymnasuim, wo ich große Probleme hatte und wechselte au ein Berufskolleg, um Fachabi zu machen... dann kam mein Freund dazu, der mich stützte, wenn es mir schlecht ging, mit dem ich 8Monate später zusammen zog... 200km von zuhause weg, also ein quasi neues Leben, wo ich keinen außer seiner Familie kannste, Fachabi auf neuen Schule abgesclossen... das gab mir alles Selbstbestätigung, Mut... wir gingen essen, ich merkte, dass es nicht tragisch war, mein Freund liebte meinen Körper, so dass ich merkte, dass ich nicht fett war, und so wurde es Stück für Stück mit der Zeit besser

Inzwischen lebe ich fast 2 Jahre hier mit ihm, habe einen kleinen Freundeskreis, eine gute Ausbildungsstelle und durch die Fremde und Neuanfänge bin ich selbstsicherer geworden ;)

#11
Hallo,

für mich war auch eine Wandlung meiner Lebenssituation sehr wichtig, dass ich von der ES (fast) loskam.

Während meiner Schulzeit wurde ich von regelmäßigen FAs gequält. Das war definitiv meine allerschlimmste Zeit und das hatte mit allem Möglichen zu tun: Hoher Leistungsdruck, meine Eltern waren nie da, Selbstzweifel etc. Ich zog nach meinem Abschluss von zu Hause aus und meine Situation änderte sich schlagartig: Kleines Zimmer in 5er WG. Ich war ständig unter Leuten, fühlte mich wohl und akzeptiert. In dieser Zeit konnte ich die FA´s aufs Minimalste runterfahren.
Dann bekam ich meinen ersten Job in einer Stadt 500 km entfernt. Stress, Einsamkeit...Und ich war fast wieder mittendrin, bis mich mein Hausnachbar im Treppenflur (altes Haus) ansprach "Die Abflussrohre sind verstopft - haben Sie irgendwas reingekippt?" :shock: Das war mir ja sowas von peinlich und irgendwie gingen mir da auch die Augen auf, wie sinnlos die FAs sind. Seitdem achte ich wirklich darauf, dass ich regelmäßig esse, um keine Heißhungerattaken zu kriegen.

Inzwischen lebe ich wieder in einer anderen Stadt, wohne mit meinem Freund zusammen. Zum Großteil bin ich sehr zufrieden mit mir und meinem Leben. Wie gesagt, manchmal überfällt es mich, aber grundsätzlich gehts gut. Ich hoffe, dass ich irgendwann mal komplett dagegen gewappnet bin.

Liebe Grüße
Schildkrötchen
cron