Hallo Susanne,
Du hast Recht, wenn Du die Suche nach den Ursachen nicht gleichstellst mit der Suche nach den Schuldigen. In Phasen, wo es mir nicht so gut geht, falle ich jedoch oft in alte Denkweisen zurück und neige dazu, mich gern aus der Verantwortung für mich selbst zurückzuziehen. Mich erwischen solche Phasen, wenn sich Dinge bei mir aufstauen, die mich belasten, wo ich aber nur wenig Möglichkeiten sehe, sie zu ändern. Diese Situationen treten in der Familie und im Beruf zwangsläufig immer wieder auf, ich kann sie also nicht vermeiden, sondern nur anders mit ihnen umgehen. Wie gehst Du mit solchen Belastungen um?
Ich würde manchmal gerne eine Mauer um mich herumbauen, die mich davor schützt nach dem Motto: bis hierher aber nicht weiter. Bisher stürzt sie leider immer wieder ein oder ich vergesse, sie frühzeitig aufzubauen.
Viele liebe Grüße Kendra
#17
Hallo ihr zwei,
Mensch, drei Tage bin ich nicht da und hier tut sich was! Hoffentlich bleibt das so, ich finde das so klasse, daß ich Euch gefunden habe!
Susanne, die "Magersucht im Kopf" werde ich wohl auch behalten, wenn ich eines Tages weit weg sein sollte von den sich doch immer noch wiederholenden Kontrollverlusten. Du schreibst, daß Du versuchst, eine gewisse Disziplin beim Essen einzuhalten - gelingt Dir das immer? Hast Du nie das Bedürfnis, einfach doch wieder alles auszukotzen oder Dich gar richtig vollzustopfen, in der Gewissheit, daß man es ja "ungeschehen" machen kann? Nun, Du verbietest Dir nicht die kleinen Leckereien im Alltag (ist bei mir schon schwierig, löst oft die Gier nach MEHR aus), vielleicht ist das der Trick bei der Sache.
Wie ich Deinen Worten entnehme, hast Du Deine Kindheit , in der Du nicht die Liebe und Zuwendung bekommen hat, die Du gebraucht hättest, inzwischen ganz gut verarbeitet, ich meine, Du weißt immerhin, woran es Dir gebrach.
Bei mir war, ich deutete es glaube ich schon mal an, eher so eine Art Gegenteil der Fall: Geliebt haben mich meine Eltern ohne Zweifel, aber sie haben Ihre Liebe - vor allem meine Mutter - dadurch zum Ausdruck gebracht, daß sie zu aktiv teilnahm(en) an meinem Leben. So ganz genau kann ich gar nicht sagen, wie sich das in der Kindheit faktisch äußerte, ich weiß nur, daß ich, solange ich denken kann, nahezu immer das Gefühl hatte, nicht "fliegen" zu können, irgendwie "angekettet" zu sein. Beengt. Verschnürt. Ich fühlte mich nie wirklich so frei, wie ich sein wollte. Schon als Kind. Später, als ich etwas mehr mitgekriegt habe, beobachtete ich auch eine gewisse Kontrolle: Gewicht, Schulhefte, Freunde etc. Meine Mutter mußte immer alles wissen und alles kontrollieren - aus Liebe... sie wollte ja nur mein "Bestes" bla bla bla - ich werde jetzt ungerecht, aber so in der Rückschau macht es mich immer noch etwas wütend.
Kendra, ich finde es klasse, daß Du Dich hier eingemischt hast. Wir scheinen ja auf einem ähnlichen Level zu sein, was die Bewältigung der ES angeht. Leider bin ich ja nun auch noch nicht fertig damit, kämpfen muß ich jeden Tag. Verliere ich den Kampf, gebe mich also alten Verhaltensmustern hin, geht es mir, ähnlich wie Dir besonders schlecht. So miserabel, daß ich mich frage, wie ich übrhaupt so lange mit diesen Anfällen leben konnte, wie ich überhaupt meinen Alltag bewältigen konnte. Irgendwie ist es ein gutes Zeichen, daß ich heute, nach einem Anfall (und auch während desselben) NICHTS mehr tun kann: Konzentation ist komplett unmöglich, Lebenslust liegt zerschmettert am Boden, meine Wohnung wirkt plötzlich ungemütlich (was sie nicht ist), meine Arbeitsplatz kalt (was er auch nicht ist), mein Bett abweisend (auch faktisch nicht der Fall). Alles sieht dann ganz anders aus. Schlimm.
Du fragst, wie ich mit üblen Phasen umgehe (eine Frage, die ich übrigens umgehend zurückgeben möchte!). Inzwischen stelle ich mir, sobald ein Anfall droht, genau diese oben beschrieben Atmosphäre vor, male mir aus, daß ich es nicht schaffen werde, ein Buch zu lesen geschweige denn, es zu genießen, daß ich es nicht schaffen werde, Dinge, die ich mir vorgenommen habe, zu erledigen und daß sich dann alles (z.B. Auto waschen, Bügeln, einen Text schreiben etc.) auf den nächsten Tag verschiebt... Dann stelle ich mir dann die andere Seite, die gesunde Alternative vor: wie gut es mir nach einem gesunden Abendessen geht, wie angenehm es sich anfühlt, am Rechner oder vor dem TV zu hocken und sich Internet (wie jetzt) oder einen Film / Krimi (gleich) einfach zu GÖNNEN. Manchmal wirkt diese meine Imaginationsübung, in den letzten Wochen übrigens öfter.
Auch ist es so, daß wenn ich einen Anfall habe, dieser mehr oder weniger aus heiterem Himmel kommt - so wie gestern Abend, als ich erst "gesund und normal" gegessen hatte, mir dann aber einfiel (nun, darüber nachgegrübelt hatte ich schon seit Stunden...), daß ich noch eine Tüte "Anfallsfressalien" (also verbotene Lebensmittel wie Schokolade oder Marzipan etc.) im Keller hatte, und ich der Meinung war, die müßten doch eigentlich weg...
Der nächste Tag ist dann in der Regel etwas heftig, weil ich mir solche Vorwürfe mache, aber bis jetzt hat das "heute" geklappt, und ich bin mir relativ sicher, daß es zumindest bis Montag gut gehen wird, womit ich bei der zweiten Bewältigungsstrategie wäre: sich etwas Angenehmes vorzunehmen. Morgen habe ich den ganzen Tag für mich alleine, was ich sehr schätze, Sonntag treffe ich einen Freund, worauf ich mich auch freue. Montag weiß ich noch nicht... Mist.
So, jetzt habe ich viel von mir geschrieben, bin viel zu wenig auf Euch eingegangen, aber ich hole das in einem späteren Post nach, o.k.? Will mir jetzt meinen Krimi gönnen...
Bis dann, schreibt mal, was Ihr so macht, wenn Ihr mögt. Habt Ihr Kinder? Partner? Familie? Beruf, man, ich bin so neugierig, sorry....
Liebe Grüße,
Marya


Mensch, drei Tage bin ich nicht da und hier tut sich was! Hoffentlich bleibt das so, ich finde das so klasse, daß ich Euch gefunden habe!
Susanne, die "Magersucht im Kopf" werde ich wohl auch behalten, wenn ich eines Tages weit weg sein sollte von den sich doch immer noch wiederholenden Kontrollverlusten. Du schreibst, daß Du versuchst, eine gewisse Disziplin beim Essen einzuhalten - gelingt Dir das immer? Hast Du nie das Bedürfnis, einfach doch wieder alles auszukotzen oder Dich gar richtig vollzustopfen, in der Gewissheit, daß man es ja "ungeschehen" machen kann? Nun, Du verbietest Dir nicht die kleinen Leckereien im Alltag (ist bei mir schon schwierig, löst oft die Gier nach MEHR aus), vielleicht ist das der Trick bei der Sache.
Wie ich Deinen Worten entnehme, hast Du Deine Kindheit , in der Du nicht die Liebe und Zuwendung bekommen hat, die Du gebraucht hättest, inzwischen ganz gut verarbeitet, ich meine, Du weißt immerhin, woran es Dir gebrach.
Bei mir war, ich deutete es glaube ich schon mal an, eher so eine Art Gegenteil der Fall: Geliebt haben mich meine Eltern ohne Zweifel, aber sie haben Ihre Liebe - vor allem meine Mutter - dadurch zum Ausdruck gebracht, daß sie zu aktiv teilnahm(en) an meinem Leben. So ganz genau kann ich gar nicht sagen, wie sich das in der Kindheit faktisch äußerte, ich weiß nur, daß ich, solange ich denken kann, nahezu immer das Gefühl hatte, nicht "fliegen" zu können, irgendwie "angekettet" zu sein. Beengt. Verschnürt. Ich fühlte mich nie wirklich so frei, wie ich sein wollte. Schon als Kind. Später, als ich etwas mehr mitgekriegt habe, beobachtete ich auch eine gewisse Kontrolle: Gewicht, Schulhefte, Freunde etc. Meine Mutter mußte immer alles wissen und alles kontrollieren - aus Liebe... sie wollte ja nur mein "Bestes" bla bla bla - ich werde jetzt ungerecht, aber so in der Rückschau macht es mich immer noch etwas wütend.
Kendra, ich finde es klasse, daß Du Dich hier eingemischt hast. Wir scheinen ja auf einem ähnlichen Level zu sein, was die Bewältigung der ES angeht. Leider bin ich ja nun auch noch nicht fertig damit, kämpfen muß ich jeden Tag. Verliere ich den Kampf, gebe mich also alten Verhaltensmustern hin, geht es mir, ähnlich wie Dir besonders schlecht. So miserabel, daß ich mich frage, wie ich übrhaupt so lange mit diesen Anfällen leben konnte, wie ich überhaupt meinen Alltag bewältigen konnte. Irgendwie ist es ein gutes Zeichen, daß ich heute, nach einem Anfall (und auch während desselben) NICHTS mehr tun kann: Konzentation ist komplett unmöglich, Lebenslust liegt zerschmettert am Boden, meine Wohnung wirkt plötzlich ungemütlich (was sie nicht ist), meine Arbeitsplatz kalt (was er auch nicht ist), mein Bett abweisend (auch faktisch nicht der Fall). Alles sieht dann ganz anders aus. Schlimm.
Du fragst, wie ich mit üblen Phasen umgehe (eine Frage, die ich übrigens umgehend zurückgeben möchte!). Inzwischen stelle ich mir, sobald ein Anfall droht, genau diese oben beschrieben Atmosphäre vor, male mir aus, daß ich es nicht schaffen werde, ein Buch zu lesen geschweige denn, es zu genießen, daß ich es nicht schaffen werde, Dinge, die ich mir vorgenommen habe, zu erledigen und daß sich dann alles (z.B. Auto waschen, Bügeln, einen Text schreiben etc.) auf den nächsten Tag verschiebt... Dann stelle ich mir dann die andere Seite, die gesunde Alternative vor: wie gut es mir nach einem gesunden Abendessen geht, wie angenehm es sich anfühlt, am Rechner oder vor dem TV zu hocken und sich Internet (wie jetzt) oder einen Film / Krimi (gleich) einfach zu GÖNNEN. Manchmal wirkt diese meine Imaginationsübung, in den letzten Wochen übrigens öfter.
Auch ist es so, daß wenn ich einen Anfall habe, dieser mehr oder weniger aus heiterem Himmel kommt - so wie gestern Abend, als ich erst "gesund und normal" gegessen hatte, mir dann aber einfiel (nun, darüber nachgegrübelt hatte ich schon seit Stunden...), daß ich noch eine Tüte "Anfallsfressalien" (also verbotene Lebensmittel wie Schokolade oder Marzipan etc.) im Keller hatte, und ich der Meinung war, die müßten doch eigentlich weg...
Der nächste Tag ist dann in der Regel etwas heftig, weil ich mir solche Vorwürfe mache, aber bis jetzt hat das "heute" geklappt, und ich bin mir relativ sicher, daß es zumindest bis Montag gut gehen wird, womit ich bei der zweiten Bewältigungsstrategie wäre: sich etwas Angenehmes vorzunehmen. Morgen habe ich den ganzen Tag für mich alleine, was ich sehr schätze, Sonntag treffe ich einen Freund, worauf ich mich auch freue. Montag weiß ich noch nicht... Mist.
So, jetzt habe ich viel von mir geschrieben, bin viel zu wenig auf Euch eingegangen, aber ich hole das in einem späteren Post nach, o.k.? Will mir jetzt meinen Krimi gönnen...
Bis dann, schreibt mal, was Ihr so macht, wenn Ihr mögt. Habt Ihr Kinder? Partner? Familie? Beruf, man, ich bin so neugierig, sorry....

Liebe Grüße,
Marya
#18
Hallo Marya,
schön, dass Du wieder Zeit gefunden hast, Dich einzuklinken
. Deine Art, schlechte Phasen nicht zu zulassen, finde ich sehr interessant. Ich verpasse leider häufig den Zeitpunkt, darüber so nachzudenken. Wenn bei mir dieser Zeitpunkt überschritten ist, ist es, als ob ein selbstständiges Programm abläuft, dass ich kaum noch beeinflussen kann. Ich habe allerdings auch die Erfahrung gemacht, dass wenn ich diese Phasen zulasse, sie irgendwann von selbst wieder aufhören. Nach spätestens 2-3 Tagen kehre ich ohne jede willentliche Anstrengung zu meinem normalen Essverhalten wieder zurück. Versuche ich vom Kopf her diese Phasen zu bekämpfen, tritt eher das Gegenteil ein, mein Essverhalten stabilisiert sich erst viel später wieder. Dies hängt vielleicht damit zusammen, dass ich mir zuviel Druck aufbaue, wenn ich es vom Kopf her steuern will. Deshalb ist es mir in der letzten Zeit so wichtig geworden, mich auch mit meiner ES anzunehmen, denn es hilft mir, das Problem weniger zu dramatisieren und es tritt dann automatisch nur noch schwächer auf. Ich habe auch aufgehört, zwischen guten und schlechten Lebensmitteln zu unterscheiden (was allerdings nicht heisst, dass ich nicht versuche mich ausgeglichen zu ernähren). Wenn ich immer genügend Süßigkeiten zu Hause habe, ist mein Verlangen sehr viel geringer danach, denn wenn ich bei Bedarf zugreifen kann, muss ich es eigentlich nicht mehr sofort haben. Meine Erfahrungen sind damit positiver als früher, wo ich auch versucht habe, möglichst keine "Verführungen" im Hause zu haben. Wichtig ist mir auch, dass mich in schlechten Phasen nicht mehr davon abhalten lasse (jedenfalls immer öfter), die Dinge zu machen, die mir Spaß machen, z.B. Treffen mit Freunden etc., denn sie bauen mich in der Regel auf und helfen schlechte Phasen zu verkürzen. Dieses weniger Wichtignehmen der ES und Loslassen Könnens im Vertrauen auf den eigenen Körper haben mir in letzter Zeit sehr geholfen, sodass die ES wesentlich weniger auftreten.
Für heute möchte ich Schluss machen, von meinen Lebensumständen erzähle ich Euch das nächste Mal
Viele liebe Grüße Kendra
schön, dass Du wieder Zeit gefunden hast, Dich einzuklinken

Für heute möchte ich Schluss machen, von meinen Lebensumständen erzähle ich Euch das nächste Mal

Viele liebe Grüße Kendra
Carpe Diem
#19
Hi Kendra,
offenbar läuft bei Dir doch einiges anders als bei mir. Dir hilft es, die MÖGLICHKEIT zu haben, etwas Süßes zu essen, deshalb hast Du was im Haus. Ich habe nichts im Haus oder nur gerade so viel und genau das, was ich bei Bedarf Besuch anbieten kann, im Moment ist es ein kleiner(!) Stollen. Fange ich einmal an, etwas "Verbotenes" zu essen, habe ich SOFORT den Eindruck, jetzt sei es sowieso zu spät, jetzt könne ich ebensogut weitermachen und später - naja. Diese Schwelle ist bei mir extrem niedrig - es sei denn, ich kalkuliere von vornherein ein, daß ich, wie jetzt beim Plätzchen backen (das ich das überhaupt kann, grenzt an ein WUNDER) von jeder Sorte ein HALBES probiere. Macht bei vier Sorten zwei Plätzchen - das ist dan o.k. Aber wehe, ich bleibe nicht innerhalb dieser Grenze! Was ich gerade mache - also backen - ich ein hochriskantes Unterfangen, und ich muss mich seelisch schon Tage vorher darauf vorbereiten und dann genau den Moment abpassen, wo ich glaube, es zu schaffen.
Das ist schon noch ziemlich verquer und hat mit "normal" wenig zu tun. Aber ich kann damit leben, ich kann mit allem leben, nur nicht mit dieser Kotzerei. Richtig verboten ist auch nichts, nur die Grenzen sind halt was eng gesteckt.
Waaaas? Du kehrst echt nach zwei bis drei Tagen (schlechte Phase) GEFÜHLSMÄSSIG und ohne willentliche Anstrengung zur Normalität zurück? Das ginge bei mir auch gar nicht: stecke ich einmal drin, dann läuft das und läuft und läuft. Deshalb bin ich so glücklich, daß ich jetzt, wenn es mal einen schlechten Tag gab (d.h. EIN Anfall, früher waren es bis zu drei; und ganz früher, als ich anfing, manchmal noch mehr), ich sofort am nächsten Tag wieder die Kraft finde, den Punkt aufzugreifen, an dem es mir gut geht. Bei mir läuft alles über die Ratio und Disziplin, Kopf und Bauch sind für mich zwei verschiedene Welten.
Wo ist Susanne, die Erfahrene???
Nun, wenn´s schief geht, mache ich mir aber auch nicht mehr so schlimme Vorwürfe - jedenfalls am nächsten Tag nicht mehr. Noch ein Nachtrag zum Umgang mit riskanten Situationen: ich imaginiere nicht nur die oben beschrieben positiven resp. negativen Gefühlszustände, sonden VERMEIDE es vor allem, mir den (vermeindlichen und höchstens die ersten Happen andauernden) Genuss von Lieblingsanfallsfressalien vorzustellen. Auch ein wichtiger Aspekt.
Muss jetzt weiterbacken, bis später mal,
Marya

offenbar läuft bei Dir doch einiges anders als bei mir. Dir hilft es, die MÖGLICHKEIT zu haben, etwas Süßes zu essen, deshalb hast Du was im Haus. Ich habe nichts im Haus oder nur gerade so viel und genau das, was ich bei Bedarf Besuch anbieten kann, im Moment ist es ein kleiner(!) Stollen. Fange ich einmal an, etwas "Verbotenes" zu essen, habe ich SOFORT den Eindruck, jetzt sei es sowieso zu spät, jetzt könne ich ebensogut weitermachen und später - naja. Diese Schwelle ist bei mir extrem niedrig - es sei denn, ich kalkuliere von vornherein ein, daß ich, wie jetzt beim Plätzchen backen (das ich das überhaupt kann, grenzt an ein WUNDER) von jeder Sorte ein HALBES probiere. Macht bei vier Sorten zwei Plätzchen - das ist dan o.k. Aber wehe, ich bleibe nicht innerhalb dieser Grenze! Was ich gerade mache - also backen - ich ein hochriskantes Unterfangen, und ich muss mich seelisch schon Tage vorher darauf vorbereiten und dann genau den Moment abpassen, wo ich glaube, es zu schaffen.
Das ist schon noch ziemlich verquer und hat mit "normal" wenig zu tun. Aber ich kann damit leben, ich kann mit allem leben, nur nicht mit dieser Kotzerei. Richtig verboten ist auch nichts, nur die Grenzen sind halt was eng gesteckt.
Waaaas? Du kehrst echt nach zwei bis drei Tagen (schlechte Phase) GEFÜHLSMÄSSIG und ohne willentliche Anstrengung zur Normalität zurück? Das ginge bei mir auch gar nicht: stecke ich einmal drin, dann läuft das und läuft und läuft. Deshalb bin ich so glücklich, daß ich jetzt, wenn es mal einen schlechten Tag gab (d.h. EIN Anfall, früher waren es bis zu drei; und ganz früher, als ich anfing, manchmal noch mehr), ich sofort am nächsten Tag wieder die Kraft finde, den Punkt aufzugreifen, an dem es mir gut geht. Bei mir läuft alles über die Ratio und Disziplin, Kopf und Bauch sind für mich zwei verschiedene Welten.
Wo ist Susanne, die Erfahrene???

Nun, wenn´s schief geht, mache ich mir aber auch nicht mehr so schlimme Vorwürfe - jedenfalls am nächsten Tag nicht mehr. Noch ein Nachtrag zum Umgang mit riskanten Situationen: ich imaginiere nicht nur die oben beschrieben positiven resp. negativen Gefühlszustände, sonden VERMEIDE es vor allem, mir den (vermeindlichen und höchstens die ersten Happen andauernden) Genuss von Lieblingsanfallsfressalien vorzustellen. Auch ein wichtiger Aspekt.
Muss jetzt weiterbacken, bis später mal,
Marya

#20
Hallo Marya,
Toll, dass Du Dich ans Plätzchenbacken traust, obwohl Du weisst wie schwierig diese Situation für Dich ist. Es gab Zeiten, wo ich immer versucht habe, solche Situationen, wo ich weiss, dass ich stark gefährdet bin, zu vermeiden. Aber wenn man sie nicht ausprobiert, kann man auch nichts dazulernen; kleine Kinder lernen das Laufen, in dem sie öfters hinfallen. Auch bei mir gibt es Grenzen, ab denen ich weiss, dass ich ein FA nicht mehr verhindern kann. Allerdings konnte ich diese Grenzen im Laufe der Jahre so nach hinten schieben, dass sie jetzt im "Normalbereich" liegen. So spielt dies als Auslöser für einen FA bei mir nur noch eine sehr untergeordnete Rolle. Ich bin inzwischen so weit, dass ich meinen Körper vernünftig ernähren will, ihn umsorgen will (Weisst Du, dass ein Großteil der Nährstoffe für das menschliche Gehirn gebraucht wird und nicht für die Versorgung des restlichen Körpers?). Damit gingen FA, die durch Unterernährung des Körpers verursacht wurden, automatisch zurück. Es hat lange gedauert, bis ich dieses Vertrauen wieder in meinen Körper erlangen konnte. Wenn der Körper 2-3 Tage mit einem Übermaß an Nährstoffen versorgt wird (ich schaffe es, dieses Übermaß auszuhalten, entledige mich also nicht der Kalorien mit Kotzen oder Abführmitteln), dann hat er automatisch genug und zeigt dies auch, d.h. ich habe kein Bedürfnis mehr, zu viel zu essen. Es hat mir viel Kraft gekostet, dieses auszuprobieren, wie Du Dir sicher vorstellen kannst, aber es funktioniert. Ich glaube, es vom Ansatz her falsch, seine Bedürfnisse nur vom Kopf herzusteuern, der Körper ist nicht so angelegt worden. Dies habe ich auch bei meinen Kindern selbst beobachten können. Sie essen bis sie satt sind, greifen in der Regel zu einer gesunden Mischkost, können auch schon mal sehr viel essen, wenn es ihnen besonders gut schmeckt, essen aber manchmal auch nur wenig. Ich habe immer darauf geachtet, dass dieses Essverhalten nicht durch aussen gestört wird. Sie sind alle drei schlank, wobei der mittlere etwas kräftiger gebaut ist, der jüngste ein "Hänfling" ist. Und so wie sie sich entwickeln, sind sie richtig. Dieses versuche ich auf mich zu übertragen, aber es ist sehr schwer und langwierig, seinen Denkweisen zu ändern, auch wenn vom Verstand es eigentlich klar ist. Nur mit dem Kopf gegen die ES zu kämpfen, damit war ich leider über Jahre erfolglos. Bei mir geht es erst besser, seitdem ich mein Bauchgefühl zu lassen kann (es fällt mir noch heute schwer und es gibt leider noch Rückschläge, aber die Richtung stimmt).
Susanne, wie sieht Dein Kopf-Bauch-Verhältnis aus?
Wenn ich schon meine Familieerfahrung hier einbringe, will ich kurz meine Lebenssituation beschreiben: Ich bin seit 15 Jahren verheiratet, habe drei Söhne (9,11,14). Mir war es immer sehr wichtig, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen und werde dabei von meinem Mann unterstützt. Ich arbeite halbtags als Informatikerin in der Computerbranche, trotz zusätzlichem Stress gibt mir das Berufsleben viel Zufriedenheit. Als reine Mutter und Hausfrau wäre ich wahrscheinlich todunglücklich, auch wenn die Familie bei mir immer an erster Stelle kommt
Ich wünsche Dir noch viel Spaß beim Plätzchen backen, mir steht es noch bevor, aber bei meinen drei freiwilligen Helfern kann ich mich auch schon mal aus der Küche zurückziehen. Dann sehe ich wenigsten das Chaos nicht, weil meine Kids andere Vorstellungen haben, wie die Küche hinterher aussehen soll.
Viele liebe Grüße Kendra
Toll, dass Du Dich ans Plätzchenbacken traust, obwohl Du weisst wie schwierig diese Situation für Dich ist. Es gab Zeiten, wo ich immer versucht habe, solche Situationen, wo ich weiss, dass ich stark gefährdet bin, zu vermeiden. Aber wenn man sie nicht ausprobiert, kann man auch nichts dazulernen; kleine Kinder lernen das Laufen, in dem sie öfters hinfallen. Auch bei mir gibt es Grenzen, ab denen ich weiss, dass ich ein FA nicht mehr verhindern kann. Allerdings konnte ich diese Grenzen im Laufe der Jahre so nach hinten schieben, dass sie jetzt im "Normalbereich" liegen. So spielt dies als Auslöser für einen FA bei mir nur noch eine sehr untergeordnete Rolle. Ich bin inzwischen so weit, dass ich meinen Körper vernünftig ernähren will, ihn umsorgen will (Weisst Du, dass ein Großteil der Nährstoffe für das menschliche Gehirn gebraucht wird und nicht für die Versorgung des restlichen Körpers?). Damit gingen FA, die durch Unterernährung des Körpers verursacht wurden, automatisch zurück. Es hat lange gedauert, bis ich dieses Vertrauen wieder in meinen Körper erlangen konnte. Wenn der Körper 2-3 Tage mit einem Übermaß an Nährstoffen versorgt wird (ich schaffe es, dieses Übermaß auszuhalten, entledige mich also nicht der Kalorien mit Kotzen oder Abführmitteln), dann hat er automatisch genug und zeigt dies auch, d.h. ich habe kein Bedürfnis mehr, zu viel zu essen. Es hat mir viel Kraft gekostet, dieses auszuprobieren, wie Du Dir sicher vorstellen kannst, aber es funktioniert. Ich glaube, es vom Ansatz her falsch, seine Bedürfnisse nur vom Kopf herzusteuern, der Körper ist nicht so angelegt worden. Dies habe ich auch bei meinen Kindern selbst beobachten können. Sie essen bis sie satt sind, greifen in der Regel zu einer gesunden Mischkost, können auch schon mal sehr viel essen, wenn es ihnen besonders gut schmeckt, essen aber manchmal auch nur wenig. Ich habe immer darauf geachtet, dass dieses Essverhalten nicht durch aussen gestört wird. Sie sind alle drei schlank, wobei der mittlere etwas kräftiger gebaut ist, der jüngste ein "Hänfling" ist. Und so wie sie sich entwickeln, sind sie richtig. Dieses versuche ich auf mich zu übertragen, aber es ist sehr schwer und langwierig, seinen Denkweisen zu ändern, auch wenn vom Verstand es eigentlich klar ist. Nur mit dem Kopf gegen die ES zu kämpfen, damit war ich leider über Jahre erfolglos. Bei mir geht es erst besser, seitdem ich mein Bauchgefühl zu lassen kann (es fällt mir noch heute schwer und es gibt leider noch Rückschläge, aber die Richtung stimmt).
Susanne, wie sieht Dein Kopf-Bauch-Verhältnis aus?
Wenn ich schon meine Familieerfahrung hier einbringe, will ich kurz meine Lebenssituation beschreiben: Ich bin seit 15 Jahren verheiratet, habe drei Söhne (9,11,14). Mir war es immer sehr wichtig, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen und werde dabei von meinem Mann unterstützt. Ich arbeite halbtags als Informatikerin in der Computerbranche, trotz zusätzlichem Stress gibt mir das Berufsleben viel Zufriedenheit. Als reine Mutter und Hausfrau wäre ich wahrscheinlich todunglücklich, auch wenn die Familie bei mir immer an erster Stelle kommt

Ich wünsche Dir noch viel Spaß beim Plätzchen backen, mir steht es noch bevor, aber bei meinen drei freiwilligen Helfern kann ich mich auch schon mal aus der Küche zurückziehen. Dann sehe ich wenigsten das Chaos nicht, weil meine Kids andere Vorstellungen haben, wie die Küche hinterher aussehen soll.
Viele liebe Grüße Kendra
Carpe Diem
#21
Hallo ihr beiden,
ich bin hier! Hatte Probleme mit meinem Internet (groll...) und nun ist inzwischen so viel passiert hier!
Also, Kendra: Ich habe mühsam lernen müssen, mich abzugrenzen! Habe immer viel zuviel zugelassen, bis ich dann restlos überfordert war und in irgendeiner Form zusammengeknackt bin. Das interessante ist: Mein Umfeld behandelt mich mit viel mehr Respekt, seit ich meine Grenzen klar setze.
Das "Nicht-Nein-Sagen-Können" ist ja bei vielen Frauen ein Problem. Wir meinen, immer für alle da sein zu müssen, alle bemuttern zu müssen oder so... Ist es nicht vielleicht auch ein bisschen "die Sucht, gebraucht zu werden"?
Bei mir war es so, dass mein Vater mir sozusagen eingeimpft hat, als ich Kind war, dass ich immer so sein muss, wie andere mich haben wollen. Zitat: "So wie du bist, musst du dich verdammt anstrengen, um überhaupt irgendwo bleiben zu dürfen:" Das hatte Wirkung. Ich habe mich immer sehr angestrengt, hatte immer das Gefühl, alle anderen sind ok, nur ich nicht.
Zuviel oder zuwenig Liebe - die Folgen können interessanterweise ganz ähnlich sein, Marya. Ich will hier aber nicht allzu sehr psychologisch werden.
Ich habe seit ein paar Jahren niemals mehr das Bedürfnis, mich vollzufressen. Diese Form der Problemlösung existiert nicht mehr für mich. Ich habe mit den FAs immer die innere Leere ausfüllen müssen, die es bei mir heute nicht mehr gibt. Das ist eine Psycho-Sache, ich habe Jahre dafür gebraucht, das zu lernen. Und ich habe ja auch nicht von heute auf morgen aufhören können. Zuerst gab es keine FAs mehr. Habe nur noch gek*, wenn ich nach einer normalen Mahlzeit meinte, es war zuviel. Irgendwann war auch das vorbei.
Die Disziplin beim Essen ist mir zur zweiten Natur geworden. Mein Körper sagt schon stopp, wenn es genügt. Habe gelernt, auf ihn zu hören. Es ist wichtig, das Gleichwicht zwischen Kopf und Bauch zu halten. Auch das habe ich lernen müssen. Die innere Stimme, die in jedem von uns vorhanden ist, sagt uns schon, was gut ist. Nur wird uns ja "abererzogen", auf sie zu hören. Man kann aber wieder lernen, sie zu hören und ihr zu vertrauen.
Kurz noch zu mir: Bin seit 12 Jahren verheiratet und habe kein eigenen Kinder. Aber aus der ersten Ehe meines Mannes Stiefsohn, Schwiegertochter, einen Stiefenkel und das zweite Enkelkind ist unterwegs (Juli 2004). Die Betroffenen würden mich für das "Stief" jetzt ausbuhen... Wir sind eine glückliche Familie.
Ich bin seit Mai dieses Jahres erwerbsunfähig berentet wegen der Depressionen und einer Gehirnentzündung im Jahre 1998, durch die ich 40% behindert bin. Da mein Mann bereits in Altersrente ist, haben wir so viel Zeit für das Leben zu zweit, und wir genießen das sehr. Die vergangenen Jahre waren für uns sehr stressig, da ich immer wieder psychisch zusammengebrochen bin durch die Belastungen bei der Arbeit.
Habe viele Jobs gehabt und konnte nirgendwo bleiben - eben aus psychischen Gründen.
So ist das mit der Rente für mich die beste Lösung und die einzige Möglichkeit, einigermaßen gesund zu leben.
Euch beiden liebe Grüße,
Susanne
ich bin hier! Hatte Probleme mit meinem Internet (groll...) und nun ist inzwischen so viel passiert hier!
Also, Kendra: Ich habe mühsam lernen müssen, mich abzugrenzen! Habe immer viel zuviel zugelassen, bis ich dann restlos überfordert war und in irgendeiner Form zusammengeknackt bin. Das interessante ist: Mein Umfeld behandelt mich mit viel mehr Respekt, seit ich meine Grenzen klar setze.
Das "Nicht-Nein-Sagen-Können" ist ja bei vielen Frauen ein Problem. Wir meinen, immer für alle da sein zu müssen, alle bemuttern zu müssen oder so... Ist es nicht vielleicht auch ein bisschen "die Sucht, gebraucht zu werden"?
Bei mir war es so, dass mein Vater mir sozusagen eingeimpft hat, als ich Kind war, dass ich immer so sein muss, wie andere mich haben wollen. Zitat: "So wie du bist, musst du dich verdammt anstrengen, um überhaupt irgendwo bleiben zu dürfen:" Das hatte Wirkung. Ich habe mich immer sehr angestrengt, hatte immer das Gefühl, alle anderen sind ok, nur ich nicht.
Zuviel oder zuwenig Liebe - die Folgen können interessanterweise ganz ähnlich sein, Marya. Ich will hier aber nicht allzu sehr psychologisch werden.
Ich habe seit ein paar Jahren niemals mehr das Bedürfnis, mich vollzufressen. Diese Form der Problemlösung existiert nicht mehr für mich. Ich habe mit den FAs immer die innere Leere ausfüllen müssen, die es bei mir heute nicht mehr gibt. Das ist eine Psycho-Sache, ich habe Jahre dafür gebraucht, das zu lernen. Und ich habe ja auch nicht von heute auf morgen aufhören können. Zuerst gab es keine FAs mehr. Habe nur noch gek*, wenn ich nach einer normalen Mahlzeit meinte, es war zuviel. Irgendwann war auch das vorbei.
Die Disziplin beim Essen ist mir zur zweiten Natur geworden. Mein Körper sagt schon stopp, wenn es genügt. Habe gelernt, auf ihn zu hören. Es ist wichtig, das Gleichwicht zwischen Kopf und Bauch zu halten. Auch das habe ich lernen müssen. Die innere Stimme, die in jedem von uns vorhanden ist, sagt uns schon, was gut ist. Nur wird uns ja "abererzogen", auf sie zu hören. Man kann aber wieder lernen, sie zu hören und ihr zu vertrauen.
Kurz noch zu mir: Bin seit 12 Jahren verheiratet und habe kein eigenen Kinder. Aber aus der ersten Ehe meines Mannes Stiefsohn, Schwiegertochter, einen Stiefenkel und das zweite Enkelkind ist unterwegs (Juli 2004). Die Betroffenen würden mich für das "Stief" jetzt ausbuhen... Wir sind eine glückliche Familie.
Ich bin seit Mai dieses Jahres erwerbsunfähig berentet wegen der Depressionen und einer Gehirnentzündung im Jahre 1998, durch die ich 40% behindert bin. Da mein Mann bereits in Altersrente ist, haben wir so viel Zeit für das Leben zu zweit, und wir genießen das sehr. Die vergangenen Jahre waren für uns sehr stressig, da ich immer wieder psychisch zusammengebrochen bin durch die Belastungen bei der Arbeit.
Habe viele Jobs gehabt und konnte nirgendwo bleiben - eben aus psychischen Gründen.
So ist das mit der Rente für mich die beste Lösung und die einzige Möglichkeit, einigermaßen gesund zu leben.
Euch beiden liebe Grüße,
Susanne
#22
Hallo Susanne,
Du hast mir wieder sehr vieles von der Seele gesprochen. Der Unterschied liegt bei mir nur darin, dass ich noch nicht alles umsetzen kann, aber ich weiss, dass es der richtige Weg ist. Es fällt mir immer wieder schwer, mich nicht an anderen zu messen, sondern mein eigenes Leben zu leben, so, wie ich damit zufrieden bin. Inzwischen weiss ich recht genau, wie dieses Leben aussehen kann, komme ich jedoch in Kontakt mit anderen Menschen, die mir erzählen, was sie alles leisten, wie sie ihren Tag immer bis zum Rande ausgefüllt haben, an wievielen ihrer zahlreichen Talenten sie arbeiten, dann merke ich innerlich, wie mir dies nicht gut tut und ich anfange mit mir unzufrieden zu werden und meine eigenen Werte wieder in Frage stelle. Dabei bekomme ich von aussen auch durchaus Zuspruch, wie ich mein Leben gestalte, nur ich selber bin unsicher, statt dazu zu stehen. Auch hier bist Du mir schon einen Schritt voraus und freue ich mich für dich darüber, dass Du trotz aller schwierigen Umstände dies geschafft hast. Da ich mittlerweile schon solche Phasen erlebe, in denen ich mich mit mir stimmig fühle, weiss ich auch, wie wohl und "geerdet" man sich dann fühlt. Als ich Deine Zeilen gelesen habe, ist genau dieses Gefühl bei mir wieder hochgekommen.
Viele liebe Grüße Kendra
Du hast mir wieder sehr vieles von der Seele gesprochen. Der Unterschied liegt bei mir nur darin, dass ich noch nicht alles umsetzen kann, aber ich weiss, dass es der richtige Weg ist. Es fällt mir immer wieder schwer, mich nicht an anderen zu messen, sondern mein eigenes Leben zu leben, so, wie ich damit zufrieden bin. Inzwischen weiss ich recht genau, wie dieses Leben aussehen kann, komme ich jedoch in Kontakt mit anderen Menschen, die mir erzählen, was sie alles leisten, wie sie ihren Tag immer bis zum Rande ausgefüllt haben, an wievielen ihrer zahlreichen Talenten sie arbeiten, dann merke ich innerlich, wie mir dies nicht gut tut und ich anfange mit mir unzufrieden zu werden und meine eigenen Werte wieder in Frage stelle. Dabei bekomme ich von aussen auch durchaus Zuspruch, wie ich mein Leben gestalte, nur ich selber bin unsicher, statt dazu zu stehen. Auch hier bist Du mir schon einen Schritt voraus und freue ich mich für dich darüber, dass Du trotz aller schwierigen Umstände dies geschafft hast. Da ich mittlerweile schon solche Phasen erlebe, in denen ich mich mit mir stimmig fühle, weiss ich auch, wie wohl und "geerdet" man sich dann fühlt. Als ich Deine Zeilen gelesen habe, ist genau dieses Gefühl bei mir wieder hochgekommen.
Viele liebe Grüße Kendra
Carpe Diem
#23
Hallo Kendra,
hast du es schon einmal mit einer "Positiv-Liste" versucht? Ich meine, schriftlich festhalten, was du an dir magst und schätzt, welche positiven Eigenschaften und Fähigkeiten du hast. Das kann sehr interessant und hilfreich sein.
Am Anfang meiner Therapie stand auf dieser Liste fast nichts, heute ist sie schon ganz schön lang...
Ich finde es ganz wichtig, dass man sich über jeden noch so kleinen Schritt, den man geschafft hat, ganz bewusst freut und sich nicht mehr fertig macht, weil mal wieder was nicht geklappt hat. Ich habe auch heute noch mitunter so Anfälle von Selbstzweifeln, die dauern allerdings dann nicht lange. Weil ich mir selbst sagen kann, ok, das war daneben, ich darf auch mal Fehler machen. Abgehakt.
Dass wir uns mit anderen messen, ist natürlich Schwachsinn. Guckt dir lieber an, was du alles kannst und bist (s.o.) Wenn du in das Leben anderer hineinsehen könntest, mit denen du dich vergleichst, was meinst du, was du da finden würdest??? Ist oft nur schöner Schein. Irgendetwas ist bei jedem.
Liebe Grüße,
Susanne
hast du es schon einmal mit einer "Positiv-Liste" versucht? Ich meine, schriftlich festhalten, was du an dir magst und schätzt, welche positiven Eigenschaften und Fähigkeiten du hast. Das kann sehr interessant und hilfreich sein.
Am Anfang meiner Therapie stand auf dieser Liste fast nichts, heute ist sie schon ganz schön lang...
Ich finde es ganz wichtig, dass man sich über jeden noch so kleinen Schritt, den man geschafft hat, ganz bewusst freut und sich nicht mehr fertig macht, weil mal wieder was nicht geklappt hat. Ich habe auch heute noch mitunter so Anfälle von Selbstzweifeln, die dauern allerdings dann nicht lange. Weil ich mir selbst sagen kann, ok, das war daneben, ich darf auch mal Fehler machen. Abgehakt.
Dass wir uns mit anderen messen, ist natürlich Schwachsinn. Guckt dir lieber an, was du alles kannst und bist (s.o.) Wenn du in das Leben anderer hineinsehen könntest, mit denen du dich vergleichst, was meinst du, was du da finden würdest??? Ist oft nur schöner Schein. Irgendetwas ist bei jedem.
Liebe Grüße,
Susanne
#24
Hallo Susanne,
Mit der Positiv-Liste werde ich heute anfangen, zum Glück bin ich inzwischen so weit, dass mir einige Dinge spontan einfallen. Der Neigung, positive Dinge wieder herabzuwürdigen, werde ich mich entgegenstellen. Aber "natürlicher Schwachsinn" tritt manchmal immer wieder auf
.
Viele liebe Grüße Kendra
Mit der Positiv-Liste werde ich heute anfangen, zum Glück bin ich inzwischen so weit, dass mir einige Dinge spontan einfallen. Der Neigung, positive Dinge wieder herabzuwürdigen, werde ich mich entgegenstellen. Aber "natürlicher Schwachsinn" tritt manchmal immer wieder auf

Viele liebe Grüße Kendra
Carpe Diem
#25
Hallo Susanne, hallo Kendra,
nur ganz kurz, bin nämlich mega-beschäftigt im Moment und habe eigentlich keine Zeit - trotzdem, das hier ist auch wichtig.
Kendra, dieses "Übermaß an Nährstoffen" nach oder während eines Anfalls (oder gar mehreren) halte ich einfach bis heute beim besten Willen nicht aus. Nimmt man davon nicht unendlich zu? Wenn ja, wie gehst Du damit um? Du hast es ausprobiert und bist offenbar gut damit gefahren. Ich kann - und mag - mir aber nicht vorstellen, daß das die einzig mögliche Lösung ist.
Dann ist mir in einem späteren Beitrag von Dir noch aufgefallen, daß Du Schwierigkeiten damit hast, wenn andere über ihre Aktivität und ihre Leistungen berichten. Wie Susanne schon sagte, glaube mal nicht, daß diese (vermeindlich) so erfolgreichen, tollen Frauen nicht auch irgendwo ihre Schwierigkeiten hätten. Sie binden Dir diese nur nicht auf die Nase. Weiß DU denn, ob Du - als Informatikerin immerhin und mit Kindern gesegnet - auf andere, die nichts von Deiner ES wissen, nicht ähnlich "vorbildlich" wirkst?
Wie steht´s um die Kongruenz von Selbstbild und Fremdbild?
Und zu Dir, Susanne, auch noch was: Das "nicht-nein-sagen-können" ist in der Tat für viele ES-Frauen charakteristisch, aber nicht nur für die. In Deinem Fall, und das siehst Du ja selbst, hängt es wohl zusammen mit Deinem tief verankerten Gefühl, nicht genug geliebt worden zu sein, nicht um Deiner selbst willen geliebt worden zu sein, sondern wenn, dann auf Grund von erbrachten Leistungen oder ähnlichem.
Das K* nur noch nach normalen Mahlzeiten, die vielleicht zu üppig waren oder zumindest so schienen ist vielleicht eine Art Ausblendung der ES gewesen. Bei mir ist es vielleicht so, daß ich zwar nicht mehr viele Anfälle habe, aber wenn, dann gezielt, und das hat dann mit einer "normalen " Mahlzeit rein gar nichts zu tun. Trotzdem scheint es mir auch eine Art der sukzessiven Ausblendung zu sein, eben weil ich a) die Häufigkeit reduziere und b) die Dauer, ist meistens nur noch ganz kurrz - also in Relation zu früher gesehen *schäm*
Noch eine letzte Frage: hatte Deine Gehirnentzündung was mit der ES zu tun? Es tut mir unheimlich leid, was Du über Deine körperlicher Verfassung schreibst - um so größer mein Respekt vor Deinen Erfolgen und Deiner Fähigkeit, Dich mit bestimmten Dingen zu arrangieren! EHRLICH!
Bis später mal, muß jetzt schnell weiterarbeiten, habe noch so unendlich viel zu tun....
Marya
nur ganz kurz, bin nämlich mega-beschäftigt im Moment und habe eigentlich keine Zeit - trotzdem, das hier ist auch wichtig.
Kendra, dieses "Übermaß an Nährstoffen" nach oder während eines Anfalls (oder gar mehreren) halte ich einfach bis heute beim besten Willen nicht aus. Nimmt man davon nicht unendlich zu? Wenn ja, wie gehst Du damit um? Du hast es ausprobiert und bist offenbar gut damit gefahren. Ich kann - und mag - mir aber nicht vorstellen, daß das die einzig mögliche Lösung ist.
Dann ist mir in einem späteren Beitrag von Dir noch aufgefallen, daß Du Schwierigkeiten damit hast, wenn andere über ihre Aktivität und ihre Leistungen berichten. Wie Susanne schon sagte, glaube mal nicht, daß diese (vermeindlich) so erfolgreichen, tollen Frauen nicht auch irgendwo ihre Schwierigkeiten hätten. Sie binden Dir diese nur nicht auf die Nase. Weiß DU denn, ob Du - als Informatikerin immerhin und mit Kindern gesegnet - auf andere, die nichts von Deiner ES wissen, nicht ähnlich "vorbildlich" wirkst?
Wie steht´s um die Kongruenz von Selbstbild und Fremdbild?
Und zu Dir, Susanne, auch noch was: Das "nicht-nein-sagen-können" ist in der Tat für viele ES-Frauen charakteristisch, aber nicht nur für die. In Deinem Fall, und das siehst Du ja selbst, hängt es wohl zusammen mit Deinem tief verankerten Gefühl, nicht genug geliebt worden zu sein, nicht um Deiner selbst willen geliebt worden zu sein, sondern wenn, dann auf Grund von erbrachten Leistungen oder ähnlichem.
Das K* nur noch nach normalen Mahlzeiten, die vielleicht zu üppig waren oder zumindest so schienen ist vielleicht eine Art Ausblendung der ES gewesen. Bei mir ist es vielleicht so, daß ich zwar nicht mehr viele Anfälle habe, aber wenn, dann gezielt, und das hat dann mit einer "normalen " Mahlzeit rein gar nichts zu tun. Trotzdem scheint es mir auch eine Art der sukzessiven Ausblendung zu sein, eben weil ich a) die Häufigkeit reduziere und b) die Dauer, ist meistens nur noch ganz kurrz - also in Relation zu früher gesehen *schäm*
Noch eine letzte Frage: hatte Deine Gehirnentzündung was mit der ES zu tun? Es tut mir unheimlich leid, was Du über Deine körperlicher Verfassung schreibst - um so größer mein Respekt vor Deinen Erfolgen und Deiner Fähigkeit, Dich mit bestimmten Dingen zu arrangieren! EHRLICH!
Bis später mal, muß jetzt schnell weiterarbeiten, habe noch so unendlich viel zu tun....
Marya
#26
Susanne, mir ist noch was eingefallen, was ich Dich fragen wollte: kann es sein, daß deine Krankheit Dich auf den richtigen Weg geschickt hat? Dich bestärkt hat in Deinem Entschluss, mit der B aufzuhören, wirklich gegen sie anzugehen? Bei mir ist es nämlich so, daß die Sorgen um meine Gesundheit eigentlich DER entscheidende Faktor ist, der mich antreibt, diesen Mist in der Griff zu bekommen. Ich habe einfach eine RIESENANGST, daß doch irgendwann Folgeschäden auftreten, auch wenn ich davon bis jetzt nichts spüre - von meinen maroden Zähnen mal abgesehen, aber in dieser Sache war die ES nur eine von verschiedenen Uraschen. was mich immerhin ein wenig tröstet, mir ein wenig von der SCHULD nimmt...
Kendra, wie geht es Dir heute? Mal so ganz konkret gefragt.
Ich persönlich habe etwas Angst vor der vor mir liegenden Woche, weil ich an JEDEM TAG bis incl. kommenden Sonntag etwas vor habe, was jeden Anfall verbietet. Im Prinzip. Für mich ist eine Woche eine lange Zeit; und ich weiß nicht, wie ich das hinkriegen soll. Morgen gehe ich zur Akupunktur - danach will und darf ich mich nicht vollfuttern, nicht K*. Mittwoch bin ich eingeladen und beibe hinterher bei meinem Freund: in seiner Wohnung mache ich das auch NIE. Donnerstag will ich zum Kiesertrainig - verträgt sich auch nicht gerade mit Kontollverlust... Freitag: Friseur und Verabredung mit einem befreundeten Künstler, was ebenfalls schlechtes Verhalten verbietet. Samstag und Sonntag mache ich es sowieso schon lange nicht mehr, weil ich dann mit meinem Freund zusammen bin - verträgt sich auch nicht. Könnt Ihr diese Panik nachvollziehen oder bin ich restlos abgedreht?
Beste Grüße
Marya
Kendra, wie geht es Dir heute? Mal so ganz konkret gefragt.
Ich persönlich habe etwas Angst vor der vor mir liegenden Woche, weil ich an JEDEM TAG bis incl. kommenden Sonntag etwas vor habe, was jeden Anfall verbietet. Im Prinzip. Für mich ist eine Woche eine lange Zeit; und ich weiß nicht, wie ich das hinkriegen soll. Morgen gehe ich zur Akupunktur - danach will und darf ich mich nicht vollfuttern, nicht K*. Mittwoch bin ich eingeladen und beibe hinterher bei meinem Freund: in seiner Wohnung mache ich das auch NIE. Donnerstag will ich zum Kiesertrainig - verträgt sich auch nicht gerade mit Kontollverlust... Freitag: Friseur und Verabredung mit einem befreundeten Künstler, was ebenfalls schlechtes Verhalten verbietet. Samstag und Sonntag mache ich es sowieso schon lange nicht mehr, weil ich dann mit meinem Freund zusammen bin - verträgt sich auch nicht. Könnt Ihr diese Panik nachvollziehen oder bin ich restlos abgedreht?
Beste Grüße
Marya
#27
Hallo Marya,
meine Krankheit hatte schon etwas mit der ES zu tun. Damals war mein Immunsystem durch einen Alkohol-Rückfall nach 8 Jahren Abstinenz UND tägliche FAs so geschwächt, dass es mich "erwischt" hat. Trotzdem war das nicht sofort ein Grund, mit dem Trinken und dem K* wieder aufzuhören. Dazu kamen auch noch die schweren Depressionen zu dem Zeitpunkt, sodass ich total keinen Sinn mehr im Leben sah.
Aber am Ende hat diese Krankheit doch sogar dazu beigetragen, dass ich meinen Blick auf das Leben ändern konnte. Weißt du, ich bin nicht perfekt. Auch körperlich nicht. War schwer, das zu akzeptieren, aber nachdem ich das konnte, viel es mir auch viel leichter, endlich mal zu sagen: DAS KANN ICH NICHT!, was mir doch vorher ein Leben lang verboten war, und ich mir selbst immer verboten hatte. Heute kann ich sogar sagen: DAS WILL ICH NICHT. Wenn es denn so ist.
So kam eins zum anderen. Ich habe noch mehr körperliche Folgeschäden durch meine Süchte, aber irgendwie ist das für mich auch ok. Schließlich ist es doch mein Leben, so viele Jahre Abhängigkeit kann man niemals wegwischen. Ich habe immer Angst vor körperlichen Schäden gehabt, aber die Angst hat mich nie davon abgehalten, weiterzumachen. Da musste noch viel mehr passieren.
Und ich bin so ehrlich: Wenn ich damals, als ich jung war, gewusst hätte, was mir später passieren würde durch ALK und ES - ich hätte nicht anders gelebt. Ich hätte nicht früher aufgehört. Ich wäre sonst an meinen Ängsten kaputtgegangen.
Natürlich ist es falsch, Ängste zu betäuben, aber es gab für mich keine andere Hilfe. Die habe ich erst sehr viel später gefunden. In meiner Therapeutin, die als erste die psychische Erkrankung hinter meinen Süchten erkannt hat.
Seitdem ist es mir immer besser gegangen, und heute geht es mir sehr gut. So, wie es ist.
Ganz liebe Grüße,
Susanne
meine Krankheit hatte schon etwas mit der ES zu tun. Damals war mein Immunsystem durch einen Alkohol-Rückfall nach 8 Jahren Abstinenz UND tägliche FAs so geschwächt, dass es mich "erwischt" hat. Trotzdem war das nicht sofort ein Grund, mit dem Trinken und dem K* wieder aufzuhören. Dazu kamen auch noch die schweren Depressionen zu dem Zeitpunkt, sodass ich total keinen Sinn mehr im Leben sah.
Aber am Ende hat diese Krankheit doch sogar dazu beigetragen, dass ich meinen Blick auf das Leben ändern konnte. Weißt du, ich bin nicht perfekt. Auch körperlich nicht. War schwer, das zu akzeptieren, aber nachdem ich das konnte, viel es mir auch viel leichter, endlich mal zu sagen: DAS KANN ICH NICHT!, was mir doch vorher ein Leben lang verboten war, und ich mir selbst immer verboten hatte. Heute kann ich sogar sagen: DAS WILL ICH NICHT. Wenn es denn so ist.
So kam eins zum anderen. Ich habe noch mehr körperliche Folgeschäden durch meine Süchte, aber irgendwie ist das für mich auch ok. Schließlich ist es doch mein Leben, so viele Jahre Abhängigkeit kann man niemals wegwischen. Ich habe immer Angst vor körperlichen Schäden gehabt, aber die Angst hat mich nie davon abgehalten, weiterzumachen. Da musste noch viel mehr passieren.
Und ich bin so ehrlich: Wenn ich damals, als ich jung war, gewusst hätte, was mir später passieren würde durch ALK und ES - ich hätte nicht anders gelebt. Ich hätte nicht früher aufgehört. Ich wäre sonst an meinen Ängsten kaputtgegangen.
Natürlich ist es falsch, Ängste zu betäuben, aber es gab für mich keine andere Hilfe. Die habe ich erst sehr viel später gefunden. In meiner Therapeutin, die als erste die psychische Erkrankung hinter meinen Süchten erkannt hat.
Seitdem ist es mir immer besser gegangen, und heute geht es mir sehr gut. So, wie es ist.
Ganz liebe Grüße,
Susanne
#28
Mir ist auch noch was eingefallen:
Ich habe nicht gemeint, dass "Nicht-Nein-Sagen-Können" den ES-Frauen vorbehalten ist!
Da gibt es viele mögliche Ursachen. Frauen sind nur genetisch eher so veranlagt als Männer, sich um andere zu kümmern und neigen wohl auch eher dazu, sich selbst dabei zu vergessen.
Was meine persönlichen Ursachen betrifft, hast du natürlich völlig recht, Marya.
Und noch etwas: K* nur noch nach üppigen Mahlzeiten als Ausblendung der ES - ein interessanter Gedanke. Ich war damals schon froh über diese erste Entwicklung in die richtige Richtung, wenn ich auch noch kein Gefühl für die richtigen Essmengen entwickelt hatte. Es war nur ein erster Schritt - keine FAs mehr!
Und wir sollten uns doch wirklich über jeden noch so kleinen Schritt, den wir in die richtige Richtung gehen, ganz einfach freuen.
Ihr veranlasst mich dazu, über das alles noch einmal nachzudenken. Und zeigt mir, wie glücklich ich sein kann, heute so weit weg davon zu sein.
Es ist wie ein Geschenk, normal essen zu können.
Liebe Grüße,
Susanne
Ich habe nicht gemeint, dass "Nicht-Nein-Sagen-Können" den ES-Frauen vorbehalten ist!
Da gibt es viele mögliche Ursachen. Frauen sind nur genetisch eher so veranlagt als Männer, sich um andere zu kümmern und neigen wohl auch eher dazu, sich selbst dabei zu vergessen.
Was meine persönlichen Ursachen betrifft, hast du natürlich völlig recht, Marya.
Und noch etwas: K* nur noch nach üppigen Mahlzeiten als Ausblendung der ES - ein interessanter Gedanke. Ich war damals schon froh über diese erste Entwicklung in die richtige Richtung, wenn ich auch noch kein Gefühl für die richtigen Essmengen entwickelt hatte. Es war nur ein erster Schritt - keine FAs mehr!
Und wir sollten uns doch wirklich über jeden noch so kleinen Schritt, den wir in die richtige Richtung gehen, ganz einfach freuen.
Ihr veranlasst mich dazu, über das alles noch einmal nachzudenken. Und zeigt mir, wie glücklich ich sein kann, heute so weit weg davon zu sein.
Es ist wie ein Geschenk, normal essen zu können.
Liebe Grüße,
Susanne
#29
Hallo Marya und Susanne,
Die "Gespräche" mit Euch beiden tun mir unheimlich gut und es freut mich, dass Euch anscheinend ähnlich ergeht!
Marya, ich glaube, dass jeder seinen eigenen Weg finden und gehen muss, um sich von der ES zu befreien. Es ist nur hilfreich zu erfahren, wie es andere Menschen geschafft haben, dann bekommt man Ideen dafür, wie der richtige Weg für einen selbst aussehen könnte. Ausprobieren muss man ihn dann immer noch, denn eine Garantie gibt es dafür nicht. Wir drei scheinen auch ganz verschiedene Wege zu gehen:
- Susanne, Du hast zuerst mit den FA aufgehört
- Marya, Du lässt Deine ES ganz gezielt zu
- Kendra, ich habe zuerst damit aufgehört, meine FA durch extremes Fasten, Sport und Abführmitteln möglichst schnell wieder auszugleichen.
Ich habe meinen Weg gewählt (nachdem ich schon vieles andere ausprobiert hatte), weil er letztlich der einzige war, mit dem ich Erfolg hatte. Meine Erfahrungen sind, dass FA auch daraus resultieren können, wenn man zu wenig isst. Wenn ich also nach FA extrem versucht habe, die Kalorien wieder los zu werden, dann war der Rückfall innerhalb weniger Tagen geradezu vorprogrammiert. Wenn ich dagegen dieses Übermaß an Nährstoffen zugelassen habe, nahm das Interesse an Nahrung automatisch ab, meine Gedanken kreisten nicht mehr ums Essen. Dann hatte ich plötzlich Zeit, mich um meine anderen Probleme zu kümmern, was leider auch nicht immer einfach ist, denn sie sind ja die eigentlichen Auslöser der ES. Nur wenn ich diese Probleme angehe, die sonst durch die ES zugedeckt sind, heile ich damit die ES. Die ES selbst nur zu bekämpfen hat bei mir nie zum Erfolg geführt. Die große Unsicherheit und Angst vor Gewichtveränderungen habe ich auch gehabt und das war mit das Schwierigste auf meinem Weg. Diese Sorge hat sich aber nicht bewahrheitet. Mein Gewicht ist etwas höher als zu den Zeiten, wo meine ES sehr massiv war, aber eigentlich entspricht es jetzt mehr als damals meinen Vorstellungen. Ich möchte kein Untergewicht mehr haben und fühle mich mit meinem jetzigen Gewicht sehr wohl. Es ist allerdings immer noch so, dass mein Bedürfnis schlank zu sein sehr ausgeprägt ist, aber nicht mehr dünn zu sein. Mir fällt es leicht, dieses Gewicht zu halten, trotz vorkommender FA, weil mein Körper es eigentlich selbst ausgleicht. Es ist nicht so, dass ich sofort Kilos zunehme aufgrund eines FA. Nach einigen Tagen pendelt sich mein Gewicht von selbst wieder ein. Mag sein, dass ich Vorteile dadurch habe, dass ich regelmäßig Sport treibe (aus Spaß an der Freude). Das wichtigste ist das Vertrauen, das ich wieder in meinen Körper gewonnen habe, ich kann meine Essverhalten loslassen.
Da Du fragst, wie es mir im Moment geht: Ich bin zufrieden, habe den Eindruck, dass es langsam immer besser wird. Zwischen den letzten FA lagen 3 Wochen, darauf bin ich stolz. Letzte Woche hatte ich einen Rückfall, habe ihn aber verkraftet und befinde mich zur Zeit wieder in einer stabilen Lage.
Die Situation, in der Du, Marya, Dich befindest, nämlich vor einem ausgefüllten Terminkalender für diese Woche zu stehen, kenne ich auch. Früher habe ich Zeit gebraucht für meinen ES, und habe manchmal auch Termine abgesagt, wenn der Druck zu groß wurde. Heute brauche ich Zeit für mich, die ich jetzt kaum noch mit FA ausfülle. Deshalb sage ich manchmal Termine ab, die gewonnene Zeit nutze ich damit, es mir gutgehen zu lassen. Das habe ich früher nicht gekonnt und mir nicht zugestanden.
Susanne, auch ich habe durch die ES meine Gesundheit oft mit Füßen getreten. Ergebnis war im letzten Jahr, dass ich über 6 Wochen krankgeschrieben war aufgrund einer Bronchitis (meine Schwachstelle seit meiner Kindheit) und noch ein halbes Jahr später immer wieder mit Erkältungen zu kämpfen hatte. Besonders schlimm waren die Atembeschwerden bis hin zur Atemnot aufgrund der schweren Bronchitis, die fast ein dreiviertel Jahr sich hingezogen haben. Auch ich habe mein Immunsystem durch die ES und extremen Sport stark angegriffen. Dies ist für mich eine treibende Kraft, die ES loswerden zu wollen.
Ich bin inzwischen auch so weit, zu sagen, das kann ich nicht, was mir früher viel schwerer gefallen ist aufgrund meines Leistungsbewusstseins, womit ich bei der Kongruenz von Selbstbild und Fremdbild angekommen bin. Ich empfinde es als sehr schwierig, mich selbst realistisch zu sehen, da häufig meine Erwartungen an mich selbst zu hochgesteckt sind. Damit gerate ich zwangsläufig unter Stress. Nach aussen gebe ich wahrscheinlich damit ein Bild ab, was meinem realen Bild nicht entspricht. An dieser Diskrepanz bin ich am Arbeiten. Inzwischen bewundere ich Menschen, die zu sich selbst stehen und auch offen sagen, wenn es nicht ihr Ding ist oder ihrem Können entspricht. Das war früher einmal anders, da habe ich weniger Verständnis dafür aufgebracht.
Ich hoffe, Ihr habt beim Lesen durchgehalten, Ihr habt soviele Aspekte in den letzten Antworten bei mir berührt ...
Viele liebe Grüße Kendra
Die "Gespräche" mit Euch beiden tun mir unheimlich gut und es freut mich, dass Euch anscheinend ähnlich ergeht!
Marya, ich glaube, dass jeder seinen eigenen Weg finden und gehen muss, um sich von der ES zu befreien. Es ist nur hilfreich zu erfahren, wie es andere Menschen geschafft haben, dann bekommt man Ideen dafür, wie der richtige Weg für einen selbst aussehen könnte. Ausprobieren muss man ihn dann immer noch, denn eine Garantie gibt es dafür nicht. Wir drei scheinen auch ganz verschiedene Wege zu gehen:
- Susanne, Du hast zuerst mit den FA aufgehört
- Marya, Du lässt Deine ES ganz gezielt zu
- Kendra, ich habe zuerst damit aufgehört, meine FA durch extremes Fasten, Sport und Abführmitteln möglichst schnell wieder auszugleichen.
Ich habe meinen Weg gewählt (nachdem ich schon vieles andere ausprobiert hatte), weil er letztlich der einzige war, mit dem ich Erfolg hatte. Meine Erfahrungen sind, dass FA auch daraus resultieren können, wenn man zu wenig isst. Wenn ich also nach FA extrem versucht habe, die Kalorien wieder los zu werden, dann war der Rückfall innerhalb weniger Tagen geradezu vorprogrammiert. Wenn ich dagegen dieses Übermaß an Nährstoffen zugelassen habe, nahm das Interesse an Nahrung automatisch ab, meine Gedanken kreisten nicht mehr ums Essen. Dann hatte ich plötzlich Zeit, mich um meine anderen Probleme zu kümmern, was leider auch nicht immer einfach ist, denn sie sind ja die eigentlichen Auslöser der ES. Nur wenn ich diese Probleme angehe, die sonst durch die ES zugedeckt sind, heile ich damit die ES. Die ES selbst nur zu bekämpfen hat bei mir nie zum Erfolg geführt. Die große Unsicherheit und Angst vor Gewichtveränderungen habe ich auch gehabt und das war mit das Schwierigste auf meinem Weg. Diese Sorge hat sich aber nicht bewahrheitet. Mein Gewicht ist etwas höher als zu den Zeiten, wo meine ES sehr massiv war, aber eigentlich entspricht es jetzt mehr als damals meinen Vorstellungen. Ich möchte kein Untergewicht mehr haben und fühle mich mit meinem jetzigen Gewicht sehr wohl. Es ist allerdings immer noch so, dass mein Bedürfnis schlank zu sein sehr ausgeprägt ist, aber nicht mehr dünn zu sein. Mir fällt es leicht, dieses Gewicht zu halten, trotz vorkommender FA, weil mein Körper es eigentlich selbst ausgleicht. Es ist nicht so, dass ich sofort Kilos zunehme aufgrund eines FA. Nach einigen Tagen pendelt sich mein Gewicht von selbst wieder ein. Mag sein, dass ich Vorteile dadurch habe, dass ich regelmäßig Sport treibe (aus Spaß an der Freude). Das wichtigste ist das Vertrauen, das ich wieder in meinen Körper gewonnen habe, ich kann meine Essverhalten loslassen.
Da Du fragst, wie es mir im Moment geht: Ich bin zufrieden, habe den Eindruck, dass es langsam immer besser wird. Zwischen den letzten FA lagen 3 Wochen, darauf bin ich stolz. Letzte Woche hatte ich einen Rückfall, habe ihn aber verkraftet und befinde mich zur Zeit wieder in einer stabilen Lage.
Die Situation, in der Du, Marya, Dich befindest, nämlich vor einem ausgefüllten Terminkalender für diese Woche zu stehen, kenne ich auch. Früher habe ich Zeit gebraucht für meinen ES, und habe manchmal auch Termine abgesagt, wenn der Druck zu groß wurde. Heute brauche ich Zeit für mich, die ich jetzt kaum noch mit FA ausfülle. Deshalb sage ich manchmal Termine ab, die gewonnene Zeit nutze ich damit, es mir gutgehen zu lassen. Das habe ich früher nicht gekonnt und mir nicht zugestanden.
Susanne, auch ich habe durch die ES meine Gesundheit oft mit Füßen getreten. Ergebnis war im letzten Jahr, dass ich über 6 Wochen krankgeschrieben war aufgrund einer Bronchitis (meine Schwachstelle seit meiner Kindheit) und noch ein halbes Jahr später immer wieder mit Erkältungen zu kämpfen hatte. Besonders schlimm waren die Atembeschwerden bis hin zur Atemnot aufgrund der schweren Bronchitis, die fast ein dreiviertel Jahr sich hingezogen haben. Auch ich habe mein Immunsystem durch die ES und extremen Sport stark angegriffen. Dies ist für mich eine treibende Kraft, die ES loswerden zu wollen.
Ich bin inzwischen auch so weit, zu sagen, das kann ich nicht, was mir früher viel schwerer gefallen ist aufgrund meines Leistungsbewusstseins, womit ich bei der Kongruenz von Selbstbild und Fremdbild angekommen bin. Ich empfinde es als sehr schwierig, mich selbst realistisch zu sehen, da häufig meine Erwartungen an mich selbst zu hochgesteckt sind. Damit gerate ich zwangsläufig unter Stress. Nach aussen gebe ich wahrscheinlich damit ein Bild ab, was meinem realen Bild nicht entspricht. An dieser Diskrepanz bin ich am Arbeiten. Inzwischen bewundere ich Menschen, die zu sich selbst stehen und auch offen sagen, wenn es nicht ihr Ding ist oder ihrem Können entspricht. Das war früher einmal anders, da habe ich weniger Verständnis dafür aufgebracht.
Ich hoffe, Ihr habt beim Lesen durchgehalten, Ihr habt soviele Aspekte in den letzten Antworten bei mir berührt ...

Viele liebe Grüße Kendra
Carpe Diem
#30
Hallo Kendra,
nur ganz kurz: Ich finde auch, jeder muss seinen eigenen Weg aus der ES finden und gehen, und wenn er zum Erfolg führt, ist es ok. Wir können uns nur gegenseitig durch Verständnis und Ermutigung helfen.
Für mich gilt: Ich könnte mein selbstzerstörerisches Verhalten erst aufgeben, als ich begriffen hatte (und zwar mit dem Bauch, nicht nur mit dem Kopf) dass ich liebenswert bin und so sein darf, wie ich bin. Das klingt sooo einfach und war doch sooo schwer.
Ich schätze mein Leben heute sehr und genieße jeden Tag.
Für euch mag es andere Gründe für die ES geben als bei mir und deshalb sind vielleicht auch andere Wege und Maßnahmen nötig, um sich davon zu befreien. Das kann jeder nur für sich selbst herausfinden.
Ich schätze diese "Gespräche" mit euch, ganz ehrlich!
Liebe Grüße,
Susanne
nur ganz kurz: Ich finde auch, jeder muss seinen eigenen Weg aus der ES finden und gehen, und wenn er zum Erfolg führt, ist es ok. Wir können uns nur gegenseitig durch Verständnis und Ermutigung helfen.
Für mich gilt: Ich könnte mein selbstzerstörerisches Verhalten erst aufgeben, als ich begriffen hatte (und zwar mit dem Bauch, nicht nur mit dem Kopf) dass ich liebenswert bin und so sein darf, wie ich bin. Das klingt sooo einfach und war doch sooo schwer.
Ich schätze mein Leben heute sehr und genieße jeden Tag.
Für euch mag es andere Gründe für die ES geben als bei mir und deshalb sind vielleicht auch andere Wege und Maßnahmen nötig, um sich davon zu befreien. Das kann jeder nur für sich selbst herausfinden.
Ich schätze diese "Gespräche" mit euch, ganz ehrlich!
Liebe Grüße,
Susanne