es muss sich etwas ändern - aber wie?

#1
hallo!

ich beobachte schon seit längerem dieses forum. habe mich aber bis jetzt noch nicht überwinden können, auch etwas zu schreiben. die neuesten ereignisse haben mich jedoch ziemlich verzweifelt gemacht.

ich bin seit etwa einem dreiviertel jahr ziemlich stark essgestört. akzeptiert habe ich mich noch nie richtig und zufrieden war ich auch nur augenblicke. aber ich habe mich halt irgendwie mit meinem leben arrangiert und gelebt. aber das ist inzwischen nicht mehr der fall. denn das, was jetzt ist, kann ich nicht mehr als leben bezeichnen.

angefangen hat alles mit einer diät. ich habe mich nicht kontrollieren können, mich nur noch durch mein gewicht definiert. richtig schlimm wurde es mit der bulimie erst nach der ablehnung durch männliche personen. ich fühlte mich abstoßend, hässlich, unnütz, nicht liebenswert und überhaupt: warum lebe ich denn?!

vor ungefähr 5 monaten haben meine freunde davon erfahren. ich habe mich daraufhin zurückgezogen und fühlte mich bei allem, was ich tat, beobachtet. sie haben, so kam es mir vor, mein leben und mich analysiert. irgendwie machte das alles nur noch schlimmer. ich entwickelte völlig neue charakterzüge: ich wurde aggressiv, missgünstig, unglaublich reizbar und launisch, egoistisch und gemein. ich will nicht mehr so sein.

vor ein paar tagen haben meine freunde mir außerdem eröffnet, dass man es manchmal riecht, wenn ich gekotzt habe. ich fühlte mich durschaut und war irgendwie sehr verzweifelt. weil ich halt gemerkt habe, dass es jetzt sogar nach außen getragen wird. der nächste schock folgte auch postum: ich habe blut gekotzt. damit habe ich nicht gerechnet. ich dachte, dass das nur menschen passiert, die das schon seit jahren machen. ich hatte unheimliche angst, aber so wirklich verstanden habe ich es jetzt erst: wenn ich nicht etwas ändere, dann werde ich an der bulimie sterben.

aber sie gibt mir halt und ich habe zumindest einen part in meinem leben unter kontrolle, wenn sonst schon nichts funktioniert. andererseits will ich so nicht weiterleben. ich kann nicht mehr, bin völlig ausgelaugt. auch für meine mitmenschen muss ich mich ändern. aber ich habe angst, aufzuhören, zuzunehmen, vor der zukunft, davor, dass ich meine freunde verliere (was schon mit zweien geschehen ist). ich ertrage mich selbst nicht mehr, empfinde nur noch ekel vor mir selbst und komme mit meinen gefühlen nicht zurecht. ich weiß einfach nicht, wie ich hier raus kommen soll.

ich bin schon so weit unten und will endlich wieder aufsteigen.

es tat schonmal sehr gut, alles aufzuschreiben.

grüße...

#2
hi wynn

ich begrüsse dich mal herzlich hier

wie du rauskommst? mhh indem du es willst...für mich ist der Wille das wichtigste...
klar ist es schwer...aber der Kampf lohnt sich...

kannst du mit deinen freunden drüber reden? sie wissen ja Bescheid? denn reden hilft schn mal ungemein...und ablenken können sie dich dann auch...
aber sie gibt mir halt und ich habe zumindest einen part in meinem leben unter kontrolle
hast du es unter Kontrolle oder hat die Bulimie die Kontrolle über dein leben?


ich wünsche dir Kraft

lg
quargel

#3
Hallo wynn,

herzlich Willkommen in diesem Forum, was Du schreibst ist genau wie bei mir...meine Freunde die es erfuhren, die Peinlichkeit dessen und das bockige Verhalten...das erste was ich dachte, als Sie mir eröffneten, das Sie denken das ich erbreche, war: Toll und nun, wie soll ich jetzt weitermachen! Aber umso länger ich darüber nachdachte umso sinnvoller erschien es mir, das Sie es wissen!!

Ich glaub nicht das Sie Dich kontrollieren, Sie wollen dir helfen, weil Du ihnen wichtig bist, Sie wollen Dich nicht verlieren, das solltest Du Dir augen führen, auch wenns schwer ist...Sie meinen es gut und vielleicht tut es Dir gut, vielleicht hilft Dir das Gefühl, das Sie es wissen, sich dort schon mal vielleicht nicht mehr zu übergeben, eine Etappe weiter, oder?

Ich wünsch Dir, genau wie allen anderen hier, ganz viel Kraft, ERfolg und den wunsch es auch zu schaffen und jedem so tolle Freunde, wie wir Sie haben......


LG Deewani

#4
HAllo Wynn,

es scheint immer schwer sich in die HAut eines anderen reinzuversetzen, aber das was du über das Gefühl der Kontrolle gesagt hast scheint echt eine der am meisten verbreitetesten Illusionen zu sein. Was kontrolliert man? Bei mir fing es mit dem Gefühl etwas im Leben "bewegen zu können" etwas mit so wenig so schnell erreichen zu können. Am Anfang ist das eine sich neu eröffnende Möglichkeit. dann kommt das "sich in den Alltag einschleichen". Man täte es zwar ab und an aber im Grunde genommen sei man kerngesund. Und dann díe Kontrolle. Der Übergang zum permanenten kontrollierten Mechanismus. Und genau ab dem (!) ist es eine Schreckensgestalt an deiner Seite: DIe Kontrolle. Die große Dame, die dir die Heilung deiner Gefühlswelt verspricht, dir sagt du könntest jederzeit und du bist nicht, die dir das blaue am Himmel zeigt und verschweigt das deine Füße brennen. So wie der Schneider in des Kaisers neue Kleider (Andersen).
Man muß versuchen sich klar zu machen, das das Gefühl von Kontrolle eine absolute Selbsttäuschung ist, weil man nämlich die Kontrolle über die Kontrolle verloren hat.
Und man NICHT sein Essverhalten kontrolliert, sondern seine Verdauung!
Phuu...soviel dazu...vielleicht ist dir das schon längst klar und das kurze Kommentar der ersten Antwort auf deinen Eintrag war schon hinreichend, aber es war auch gut einfach mal drüber nachgedacht zu haben. Danke

Dezember

P.S.: Könntest du dir vorstellen, das das Gefühl der Kontrolle über deine Problematik ebenso bestätigend sein könnte, wie das Gefühl der Kontrolle über deine Verdauung?

#5
hallo!

erstmal vielen dank für die lieben willkommensgrüße von euch!

ich bin froh, dass ich in deewani jemanden gefunden habe, der mich bezüglich meiner freunde versteht. mir ist manchmal schon klar, dass meine freunde mich lieb haben und mir helfen wollen. aber wie, da hört es dann auf. ich habe auch manchmal das gefühl, dass ich von ihnen auf eine lebensrettende wunderveränderung hoffe. andereseits fühle ich mich invalide und bemitleidenswert und will darum manchmal gar keine hilfe. ich reduziere mich dann selbst auf ein wrack, dass gepflegt werden muss (verantwortungsgefühl), aber an dem man (meine freunde) keine rechte freude mehr hat.

in schlechten zeiten kann ich auch gar nicht glauben, dass man mich gern haben könnte. wenn ich mich vor mir ekele, müssen das auch andere tun (erst recht seit der sache mit dem geruch). meine logische konsequenz. wenn mir gesagt wird, dass ich in ordnung bin, dann sehe ich das als hohn, lüge oder mitleid. aber als wahr kann ich das nicht auffassen. ich werde dann sogar manchmal sauer, dass ich, in meinen augen, angelogen werde.

naja, und was die kontrolle angeht, dezember... sicherlich ist das eine illusion, dass man sich kontrolliert. die krankheit kontrolliert einen, wie quargel schon so treffend gesagt hat. aber diese illusion ist für mich die wahrheit. was ändert es, ob ich die kontrolle als kontrolle über das essverhalten oder über die verdauung auffasse? es bleibt kontrolle, oder? bestätigen tut mich das auch nicht. ich verachte mich dafür, dass ich nicht ein anderes mittel der kontrolle über mein gewicht anwenden kann.

grüße...

#6
heyho...
hab irgedwie nur die hälfte gelesen und mich dann voller enthusiasmus und einem anflug von wirrness auf einen begriff geworfen.
*entschuldigentupriva

lg