ich bin Rea, der 50 näher als der 40 und bulimisch seit frühester Jugend.
Meine Bulimie zeigt sich mal stärker, mal schwächer und es gab auch schon symptomfreie Zeiten. Meist dank diverser Kompensationsmechanismen, die mir aber lange nicht bewusst waren.
Erst vergangenen Herbst war ich zuletzt mehrere Wochen in einer Klinik, Hauptthematik waren die Essstörung und Depressionen und die ersten Wochen hatte ich mein Essverhalten auch ganz gut unter Kontrolle. War sowas wie „die Mutter der Station“ und irgendwie tat mir diese Rolle gut. Diese positive Veränderung hat aber schon in der Klinik wieder nachgelassen, allerdings in einem für mich vertretbaren Rahmen.
Ich schöpfte neuen Mut und habe im direkten Anschluss an die Klinik mein Leben über den Haufen geschmissen - inklusive Trennung, Umzug ans andere Ende der Republik, Jobwechsel. War ja jetzt so viel schlauer als zuvor und glaubte zu wissen, was mir gut tut.
Tja. Pustekuchen. Es war richtig, mich zu trennen und wegzuziehen, das weiß ich, doch ich habe aktuell ziemliche Probleme, mich in meinem neuen Leben zurechtzufinden. Meine Bulimie freut das sehr, sie hat gerade wieder einmal Hochkonjunktur und das in einem Ausmaß, das lange Zeit nur eine böse Erinnerung war.
Die Tatsache, dass mein Klinikaufenthalt noch gar nicht so lange zurückliegt und ich mir Tag für Tag eingestehen muss, dass ich das, was ich geglaubt hatte, endlich begriffen und gelernt zu haben, eben doch nicht dauerhaft umgesetzt bekomme, gibt wiederum meinen Depressionen frischen Wind unter die Flügel. Alles nicht gerade die beste Entwicklung.
Das Gute ist: ich weiß, dass auch wieder andere Zeiten kommen werden, aber sie scheinen mir derzeit noch sehr weit entfernt und dieses ewige Hin und Her macht mir sehr zu schaffen. Da ich nach außen hin immer die Positive, Nette, Fröhliche bin, fehlt mir der Austausch komplett. Das war in der Klinik echt gut und ich denke, dieses „Rauslassen“ und sich verstanden fühlen, hatte auch sehr dazu beigetragen, dass es mir besser ging.
Ich rede mir mein Leben lang schon ein, dass ich das alles irgendwie und irgendwann alleine schaffen werde, gehe eigentlich nur zum Arzt, wenn im Alltag etwas geschieht, wodurch mein Umfeld auf mich aufmerksam wird und ich mich plötzlich bei Fachleuten wiederfinde, aber das ist selten und so mache ich schon den Großteil meines Lebens nahezu alles mit mir alleine aus. Bin eine Meisterin der Tarnung.
Aber ich weiß, dass mir das schadet und ich bin nun hier, weil ich lernen möchte, zu mir zu stehen und mich in eurer Gesellschaft vielleicht ein bisschen weniger falsch zu fühlen. Mein Verstand weiß, dass ich krank bin, aber meist empfinde ich mich nicht so, sondern einfach nur dumm und unfähig, mein Leben geregelt zu bekommen.
Sicher werde ich einen Moment brauchen, bis ich mich hier im Forum zurechtfinde, arbeite aktuell auch Vollzeit (wo ich leider mit Lebensmitteln konfrontiert bin
Das mal zum Einstieg.
War vermutlich bisschen viel. Sorry.
Lieben Gruß in die Runde,
Rea