Bulimie - der rote Faden meines Lebens

#1
Hallo,
ich bin Rea, der 50 näher als der 40 und bulimisch seit frühester Jugend. 😔 Meine Psyche ist von klein auf nicht die stabilste, habe immer wieder depressive Phasen und bekam darüber hinaus recht spät eine Borderline-Diagnose. Vermutet hatte ich selbst das schon sehr viel früher, damals zeigte ich auch ein deutlich größeres Spektrum dieser Persönlichkeitsstörung. Vom Vollbild bin ich heute weit entfernt, aber in gewissen Bereichen handle ich noch immer nach bestimmten Mustern, die ich nicht in den Griff bekomme.

Meine Bulimie zeigt sich mal stärker, mal schwächer und es gab auch schon symptomfreie Zeiten. Meist dank diverser Kompensationsmechanismen, die mir aber lange nicht bewusst waren.

Erst vergangenen Herbst war ich zuletzt mehrere Wochen in einer Klinik, Hauptthematik waren die Essstörung und Depressionen und die ersten Wochen hatte ich mein Essverhalten auch ganz gut unter Kontrolle. War sowas wie „die Mutter der Station“ und irgendwie tat mir diese Rolle gut. Diese positive Veränderung hat aber schon in der Klinik wieder nachgelassen, allerdings in einem für mich vertretbaren Rahmen.

Ich schöpfte neuen Mut und habe im direkten Anschluss an die Klinik mein Leben über den Haufen geschmissen - inklusive Trennung, Umzug ans andere Ende der Republik, Jobwechsel. War ja jetzt so viel schlauer als zuvor und glaubte zu wissen, was mir gut tut.

Tja. Pustekuchen. Es war richtig, mich zu trennen und wegzuziehen, das weiß ich, doch ich habe aktuell ziemliche Probleme, mich in meinem neuen Leben zurechtzufinden. Meine Bulimie freut das sehr, sie hat gerade wieder einmal Hochkonjunktur und das in einem Ausmaß, das lange Zeit nur eine böse Erinnerung war.

Die Tatsache, dass mein Klinikaufenthalt noch gar nicht so lange zurückliegt und ich mir Tag für Tag eingestehen muss, dass ich das, was ich geglaubt hatte, endlich begriffen und gelernt zu haben, eben doch nicht dauerhaft umgesetzt bekomme, gibt wiederum meinen Depressionen frischen Wind unter die Flügel. Alles nicht gerade die beste Entwicklung.

Das Gute ist: ich weiß, dass auch wieder andere Zeiten kommen werden, aber sie scheinen mir derzeit noch sehr weit entfernt und dieses ewige Hin und Her macht mir sehr zu schaffen. Da ich nach außen hin immer die Positive, Nette, Fröhliche bin, fehlt mir der Austausch komplett. Das war in der Klinik echt gut und ich denke, dieses „Rauslassen“ und sich verstanden fühlen, hatte auch sehr dazu beigetragen, dass es mir besser ging.

Ich rede mir mein Leben lang schon ein, dass ich das alles irgendwie und irgendwann alleine schaffen werde, gehe eigentlich nur zum Arzt, wenn im Alltag etwas geschieht, wodurch mein Umfeld auf mich aufmerksam wird und ich mich plötzlich bei Fachleuten wiederfinde, aber das ist selten und so mache ich schon den Großteil meines Lebens nahezu alles mit mir alleine aus. Bin eine Meisterin der Tarnung.

Aber ich weiß, dass mir das schadet und ich bin nun hier, weil ich lernen möchte, zu mir zu stehen und mich in eurer Gesellschaft vielleicht ein bisschen weniger falsch zu fühlen. Mein Verstand weiß, dass ich krank bin, aber meist empfinde ich mich nicht so, sondern einfach nur dumm und unfähig, mein Leben geregelt zu bekommen.

Sicher werde ich einen Moment brauchen, bis ich mich hier im Forum zurechtfinde, arbeite aktuell auch Vollzeit (wo ich leider mit Lebensmitteln konfrontiert bin 🥺), aber ich hoffe sehr, hier auf liebe Menschen zu treffen, mit denen ein Austausch über diverse meist totgeschwiegene Dinge möglich ist.

Das mal zum Einstieg.
War vermutlich bisschen viel. Sorry.

Lieben Gruß in die Runde,
Rea

Re: Bulimie - der rote Faden meines Lebens

#2
Hallo liebe Rea,

bin gerade auf Deinen Beitrag gestossen...finde mich da total wieder, bin in ganz ähnlicher Situation. Seit über 30 Jahren Bulimie, meist gut versteckt und irgendwie durchs Leben gekommen. Immer Vollzeitjob, mit 26 Kind bekommen und alleinerziehend, alles irgendwie mit Bulimie durchgezogen.

Bin so fertig damit, will den Shit endlich loslasssen -und hab auch schon so ziemlich ALLES versucht ohne langfristigen Erfolg. Wie geht es Dir mittlerweile? Wollen wir uns ein bisschen austauschen, insbesondere, was weiterhelfen könnte? Etwas geholfen hat mir der Podcast von Andrea Ammann, will aber nicht ihr teures Coaching buchen (solche Angebote gibts ja mittlerweile massig, aber ich weiß nicht, wie seriös diese Coachings sind....) - gut fand ich auch das Buch "Brain over Binge "und verfolge Kathryn Hansen auch auf Instagram. Hilft ein bisschen. 7 Wochen Rehaklinik hatte ich auch erst letzten September, ohne Erfolg. Stehe zur Zeit vor einem Jobwechsel und der (wahrscheinlichen) Trennung von meinem langjährigen Partner. Wie hast Du das damals bloss geschafft, Umzug, Trennung, neuen Job ? Fühle mich so überfordert, weil ALLE Bereiche meines Lebens (auch das Soziale ist quasi kaum vorhanden, bin sehr einsam) eine Katastrophe sind.....
Halte mich dennoch wacker, nach außen merken es die Leute nicht.

Alles Gute Dir und ich würde mich total über eine Antwort freuen!!

Emilia

Re: Bulimie - der rote Faden meines Lebens

#3
Hey,

Ich habe seid 5 Jahren B
Anfangs hatte ich noch keine / wenige Beschwerden , doch vor 4 Monaten habe ich mich von meinem Freund getrennt und seidher Benommenheit, Schwindel, und das Gefühl mein Kopf platzt gleich.
Vorallem bei Anstrengung (bspw. Auf arbeit) wo ich mich konzentrieren muss.
Angefangen hat alles mit diesem Fremdkörpergefühl in den Augen
Vor der Beziehung war ich ein halbes Jahr clean.
Jetzt meine Frage
Kennt ihr das? Kann das vom Untergewicht kommen.
Zudem nehme ich seid dem auch unkontrolliert ab, alles wurde getestet, Schilddrüse , Schädel MRT, Hormone etc.
Kann die Abnahme vom Stress kommen?
Was habt ihr dagegen gemacht und kann das eine Folge der Bulimie sein?

LG Karla

Re: Bulimie - der rote Faden meines Lebens

#4
Hallo liebe Karla,

also ich kann es dir leider nicht zu 100% beantworten, da ich abgesehen von Bluterbrechen und Herzrhytmusstörungen nie Folgeprobleme durch die Krankheit erleben musste, aber für mich klingt das Ganze doch ziemlich psychosomatisch. Hast du Probleme mit Depressionen? Dann könnte es auch dadurch begünstigt werden.

Tut mir leid, dass ich dir nicht richtig weiterhelfen konnte, aber vielleicht hilft es dir ja doch etwas, zu wissen, dass da noch andere sind, die auch durchs Forum stöbern und mit diesem Shit leben