Essanfälle trotz normalisierter Essensstruktur

#1
Hallo ihr Lieben!

Ich habe es jetzt drei Wochen (endlich nach knapp 2 Jahren) geschafft eine ordentliche Essensstruktur (Frühstück, Mittag- und Abendessen mit 1-2 Zwischenmahlzeiten) zu haben und auch ausreichend zu essen. Auch die Angst an Gewicht zuzunehmen ist wesentlich kleiner geworden und meinen exzessiven Sport konnte ich auch reduzieren. Also alles wahnsinnige Erfolge für mich :) Nur bleibt das Verlangen nach Essanfällen, an manchen Tagen kaum bis gar nicht, an anderen dafür aber umso stärker trotzdem und immer kann ich nicht dagegen halten und habe dann einen Essanfall mit Erbrechen (* Mal die Woche). Und das obwohl ich an dem Tag keine Mahlzeiten eingespart habe oder sonst etwas...

Hat/Hatte jemand von euch ähnliche Probleme? Geht das mit der Zeit weg oder kann ich sonst noch irgendetwas tun?

Liebe Grüße :)

Re: Essanfälle trotz normalisierter Essensstruktur

#2
Hallo Vergissmeinnicht,

ich kenne deine Problematik leider auch sehr gut.
Ich war vor 2 Jahren das erste Mal zu einer stationären Therapie. Während der Therapie hatte ich eine intensive Essensbegleitung und eine Ernährungsberaterin, wodurch ich ein normales Essverhalten erlernt habe. Während des Aufenthaltes konnte ich nach ein paar Wochen mit dem erbrechen aufhören und hatte auch kein Verlangen nach Essanfällen.
Dies änderte sich allerdings, ein paar Wochen, nachdem ich wieder Zuhause war.
Trotz normalem Essverhalten tagsüber, habe ich immernoch fast täglich am Abend Essanfälle, welche allerdings durch negative Emotionen ausgelöst werden (Angst, Erschöpfung, Einsamkeit, Sehnsucht
Ich denke, dass wir diese Essanfälle nur in den Griff bekommen, wenn wir uns diesen Gefühlen stellen.

Bist du schon in Therapie oder hast du in dem Bereich Erfahrungen?

LG

Re: Essanfälle trotz normalisierter Essensstruktur

#3
Bei mir dauerte es eine ganze Weile, bis die normale Esskultur betreffend der Essanfälle Wirkung zeigte. Und "nur" die Esskultur zu ändern hat auch bei mir nicht ausgereicht, weil die Essanfälle nicht nur die körperliche Komponente hatten, sondern auch die Psychische. Ich hatte z.B. häufig Essanfälle, wenn ich unter Stress stand, mich einsam fühlte, innerlich leer, etc. Das Essen hatte dann die Funktion, diese negativen Gefühle zu verringern. Und neben dem veränderten Essen brauchte ich Strategien, um mit den Gefühlen umzugehen.
Da der Körper und die Psyche aber in einer Wechselwirkung zueinander stehen, hat alles, was du auf einer der beiden Ebenen tust, einen Effekt auf die andere Ebene. Wenn du also anfängst, dich regelmässig und ausgewogen zu ernähren, hat das zur Folge, dass du auch emotional stabiler wirst. Eine Mangelernährung wirkt sich z.B. mit depressiven Symptomen auf die Psyche aus (auch bei Leuten ohne Essstörung). Umgekehrt lindert eine gute Ernährung diese Symptome auch wieder.
Ich finde es toll, dass du schon so lange durchgehalten und gekämpft hast! Gib nicht auf und mach weiter damit. Du wirst sicher noch mehr positive Effekte sehen, je länger du so isst.