Gar nichts mehr im Griff

#1
Hallo ihr Lieben:)
Ich bin sehr froh, dass ich auf dieses tolle Forum gestoßen bin. 🙂
Ich leide seit ca einem halben Jahr unter meiner Esstörung.
Am Anfang fing es mit einer einfachen Diät an, ich nahm ab, bekam Komplimente für meine Figur und plötzlich legte sich ein Schalter in meinem Kopf um... Mein Verhalten wurde immer extremer und zwanghafter. Ich begann damit, mir immer mehr Essen zu verbieten. Ein paar Wochen danach ging es mit den immer wiederkehrenden Fressattacken los.
Am Anfang erbrach ich mich * x die Woche..... mittlerweile bis zu * täglich. Jeder Tag ist ein Kampf! Hungern oder Essen (fressen) mit anschließender Kotzerei....

Das Traurige ist, dass ich immer der Meinung war alles im Griff zu haben und jederzeit damit aufhören zu können. Nur leider habe ich gar nichts mehr im Griff!

Re: Gar nichts mehr im Griff

#3
Hallo Sandkorn,

das ist leider der Klassiker. Diäten sind die klassische "Einstiegsdroge", die zu Essstörungen führen können. Nicht nur das, sie sind auch leider langfristig gesehen äußerst uneffektiv um abzunehmen. Oft bewirken sie langfristig sogar das Gegenteil. Was wirklich hilft, ist es, ein Gefühl für den eigenen Körper zu bekommen – also wieder Hunger und Sättigung wahrzunehmen und sich danach zu richten statt nach irgendwelchen äußerlich auferlegten Regeln. Das erfordert etwas Zeit und Geduld das wieder zu lernen, aber ich glaube, das es für jede/n möglich ist.

Ich weiß, es muss sich furchtbar anfühlen deine Situation gerade, aber was da gerade passiert, ist quasi die natürliche Reaktion deines Körpers darauf, dass du ihm die ganze Zeit Essen vorenthalten hast. Wenn du dies weiterhin tust, indem du fastest, extrem wenig isst oder aber dich immer wieder übergibst, dann wirst du auch weiterhin Heißhunger/Fressattacken haben. Die Heilung fängt damit an, dass du das Verhalten, welches dich in diese Situation hineinkatapultiert hat (Diät halten) loslässt und wieder normal essen lernst. Sonst drehst du dich ewig weiter in diesem Teufelskreis.

Du sagst, dass du erst seit einem halben Jahr die Essstörung hast. Das heißt, es ist auch leichter für dich, da jetzt wieder rauszukommen. Ich würde dir ebenfalls empfehlen, dich aktiv mit diesem Problem auseinanderzusetzen und es ernst zu nehmen. Bücher können helfen, vor allem aber auch eine Person, die dich da gut beraten kann, wie z.B. eine Psychotherapeutin.

Du kannst mir auch gerne schreiben. Ich hatte selbst Bulimie und habe es rausgeschafft. Habe dazu auch einen Beitrag geschrieben:
viewtopic.php?f=14&t=7704372

Wünsche dir von Herzen alles Gute!

Re: Gar nichts mehr im Griff

#4
HeadOverHeals hat geschrieben:
Fr Mai 15, 2020 23:37
Hallo du Liebe, es ist doch schon mal eine wichtige Erkenntnis, dass du die Essstörung eben nicht in Griff hast. Hast du bereits therapeutische Unterstützung?
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Danke für deine Nachricht =)
Bin nicht in Therapie, bisher weiß niemand davon.
Ich schäme mich so sehr dafür:/ das Problem ist auch, dass ich Polizistin auf Probe bin, werde erst in eineinhalb Jahren "Beamtin auf Lebenszeit".... Wenn "mein Problem" rauskommt bin ich meinen Job los.
Da ich auch über die Polizei krankenversichert bin würden die des mitbekommen.
Privat kann ich mir ne Therapie im Moment unmöglich leisten... Pro Sitzung verlangt ein Therapeut um die 150 €. Muss versuchen irgendwie selbst davon loszukommen... 🙁

Re: Gar nichts mehr im Griff

#5
Okay, verstehe. Das wäre für mich vermutlich auch ein Hindernis für eine Therapie, auch wenn deine Gesundheit ja eigentlich vorgeht. Es gibt aber ja auch Beratungsstellen oder Ernährungsberater/-Therapeuten, die sich mit Essstörungen auskennen. Das läuft nicht unbedingt über die KK bzw ist Ernährungsberatung günstiger. Vielleicht gibt es ja so was in der Art bei dir?

Re: Gar nichts mehr im Griff

#6
Hallo Sandkorn!

Wenn eine Therapie beruflich momentan nicht möglich ist, vielleicht kannst du schauen, ob es bei dir in der Gegend eine Selbsthilfegruppe gibt? Ich war und bin manchmal immer noch sehr lange in einer SHG für Essstörungen in Wien, welche mich auch stark weitergebracht hat.
Und alternativ kommt vielleicht ein Therapeut/in unter Supervision in Frage? Da bekommst du zwar nichts über die KK refundiert, aber zahlst auch weniger. Und ich hatte durchaus gute Therapeuten auch in Ausbildung. Wichtig wäre es hier nur vorher abzuklären, wie lange die Person noch in Ausbildung ist, damit die Preise dann nicht sprunghaft ansteigen.
Hoffe dass dir das Forum hier auch schon mal gut weiterhelfen kann und es dir bald besser geht!

Alles Liebe,
Louve
Wenn du heute aufgibst,
Wirst du nie wissen,
Ob du es morgen geschafft hättest!