Wie habt ihr aufgehört?

#1
Meine Bulimie hat mit ca 17 angefangen, war mit Anfang 20 auf dem Höhepunkt und ist in den letzten Jahren Gott sei Dank stark zurückgegangen. Ich bin jetzt 29 und kotze nur noch selten (max 1-2x/Monat) und habe vorallem keine krassen FA mehr. Ein Grund für den starken Rückgang ist, dass ich mit meinem Freund zusammengezogen bin, wodurch ich viel ausgeglichener geworden bin. Wir sind jetzt sind 7 Jahren zusammen, leben seit 4 Jahren in einer gemeinsamen Wohnung. Er weiß von nichts und hat soweit ich weiß auch nie Verdacht geschöpft, weil mein Essverhalten zu 90% wirklich normal und mein Gewicht seit Jahren stabil ist. In meinem Umfeld weiß niemand von der Bulimie und hat auch nie jmd etwas davon gewusst.

Trotz dieses Erfolgs, über den ich sehr froh bin, schaffe ich es irgendwie nicht so ganz von der Bulimie wegzukommen. Das sind die letzten 10%. Ab und an überkommt es mich, dann bin ich sehr angespannt und will einfach nur diese Anspannung loswerden und geh kotzen. Natürlich nur wenn mein Freund nicht Zuhause ist.

Wie habt ihr es geschafft, länger abstinent zu bleiben? Ist das einfach eine Frage der Selbstdisziplin? Was hat euch motiviert, es wirklich durchzuhalten? Manchmal überlege ich nämlich auch, ob mir vlt auch noch ein Quäntchen Motivation fehlt, weil das Kotzen derzeit ja so gut wie keine Nachteile mehr mit sich bringt, so wie früher als ich noch Ausreden erfinden musste, Lebensmittel nachkaufen musste, mir Sorgen um meine Gesundheit gemacht hab, starke Stimmungsschwankungen nach dem Kotzen hatte etc.

Ich habe mich nie geschnitten o.ä., aber so ähnlich stelle ich mir das vor. Es ist einfach der schnellste und effektivste Weg, um Anspannung abzubauen und alle anderen Methoden funktionieren nicht so gut. Daher braucht es sehr viel Motivation, sich trotzdem gegen diese (hoch effektive), aber zerstörerische Methode zu entscheiden.

Wie habt ihr das geschafft?

Re: Wie habt ihr aufgehört?

#2
Hallo! Ich wollte mal voller Stolz erzählen ( da man ja sowas leider sonst niemandem mitteilen kann) dass ich seit einer Woche - ich weiß das ist nicht soo viel aber ich glaube es ist der richtige Weg- mich nicht übergeben habe. Ich habe das so gemacht: Ich darf es tun, wenn ich es mir vor dem ersten Bissen vorgenommen habe. Und was dann passiert ist, dass ich merke, was ich da gerade anstelle und das eigentliche Problem angehe. Manchmal mekrt man garnicht, was eigentlich stresst weil man ja schon in der Stress-abbauhandlung drin ist. Und was hilft ( ich weiß das ist ein bisschen laut) ist, aufs Bett einschlagen und einfach mal reden- muss ja nicht laut sein, und dann spuckst du eh aus was dich bedrückt, ohne dass dus vlt vorher wusstest, oder einfach dadurch dass dus aussprichst, auch wenn es dir bewusst war, wird es leichter, das Problem verschwindet vielleicht, oder du kannst es lösen.
lg

Re: Wie habt ihr aufgehört?

#5
Viele die aufgehört haben erzählen davon, wie sie dem Drang zu bingen NICHT mehr nachgegeben haben und das damit der Groschen gefallen war- diese Freude und Euphorie wenn der eigene Wille entscheidet dem Unterbewusstsein NICHT nachzugeben.

Irgendwie fehlt mir da der gedankliche Schlüssel.
Immer wenn ich Essensdruck habe geht es mir so besch... damit dass ich meist nur esse um danach meine Ruhe zu haben und den Druck losgeworden zu sein.

Bisher habe ich es noch nie geschafft den Druch auszuhalten und mit danach zu freuen, dass ich es kann.
Es war immer nur ein bisschen aufschieben bis ich die Wände hochgehe und dann doch esse :evil: :evil:
Vielleicht fehlt mir die Vorstellungskraft des Glücksgefühls wenn man es einmal schafft?
In meinem Kopf existiert dieses "High" nach überstandenem Essensdruck nicht, da gibts nur eine große Leere und Verzweiflung und ein nicht befriedrigter Drang.

Aber das ist eigentlich DAS was einen dazu bewegt damit aufzuhören? Die Vorstellung, dass man es kann und das es einem am Ende damit besser geht?

Re: Wie habt ihr aufgehört?

#6
...oder einfach allgemein wie viel besser sich ein normales Leben ohne Luegen anfuehlt? Wenn man mit sich selbst zufrieden ist, fuer sich einstehen kann und gemocht wird wie man ist.

Ich bin leider nicht raus aus der Bulimie. Aber ich wuensche mir nichts mehr als dieses normale Leben nach all den Jahren der Tortur!

Re: Wie habt ihr aufgehört?

#7
Hallo ,

die Wahrscheinlichkeit das man einfach auf einen Schlag komplett damit aufhört und nie mal einen Rückfall hat ist meiner Meinung nach nicht sehr hoch..

ich war in einer Klinik und auch dort konnte ich nicht auf einen Schlag damit aufhören... aber ich habe gelernt mit dem Essdruck umzugehen und hinzuschauen was eigentlich hinter diesem Essdruck steht was ihn auslöst ... was die ganze Essstörung nährt und nicht schwächer werden lässt...

nach der Klinik war ich einige wochen rückfallfrei und dann kam die alles mit voller Wucht zurück..

Aber!!!! in der Therapie habe ich so viel gelernt wie ich die Hintergründe herausfinde wie ich mit Rückfällen umgehe und wie ich es schaffen kann auch solche Abzufangen bevor sie soviel an Fahrt aufnehmen das es mir nicht mehr möglich ist sie aufzuhalten.

Also was ich damit sagen will... ich denke das nur der Wunsch gesund zu sein und der Gedanke an ein Bulimiefreies Leben oft nicht reicht um damit aufzuhören. Würde es reichen hätten der Großteil schon aufgehört oder?
Meiner Meinung nach muss jeder für sich im eigenen Leben danach suchen was das ganze Essstörungsystem am laufen hält.
was bringt mir die Essstörung?

also nach der Klinik zuerst rückfallfrei und dann wieder vollgas... und jetzt... nach vielen Wochen des lernens im eigenen Lebensumfeld sind die Rückfälle sehr wenig im Gegensatz zu vorher... also ich denke es ist eine Frage der Zeit... es gibt nicht viele Menschen die sich von einen auf den anderen Tag komplett verändern können..


lg die Dranbleiberin
Wenn du es nicht versuchst, wirst du nie erfahren ob du es geschafft hättest 8)
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