Ich kann mir nicht verzeihen.

#1
Hallo.
Ich habe momentan ein Konflikt, und ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Ich hatte ein halbes Jahr Bulimie und das auch seit einem halben Jahr vollständig überwunden. Ich habe noch nichteinmal die tendenz zu Rückfällen, weil ich weiß, wie dumm das von mir war. Mit einer Therapeutin habe ich aufgearbeitet, wie es dazu gekommen ist. Doch jetzt habe ich das Problem, dass ich mir das einfach nicht verzeihen kann. Ich verstehe einfach nicht, wieso ich sowas angefangen habe und stelle mir dauernd vor, wie toll alles wäre, wenn das nicht ein Teil von mir gewesen wäre. Vor allem weiß niemand Bescheid, ich habe weder meiner Eltern, noch meinem Freund davon erzählt. Ich habe Angst, dass sie in mir immer eine Person sehen die "Krank" ist, obwohl ich es mittlerweile überwunden habe. Und ich habe Ansgt, dass sich mein Freund von mir abwendet. Aber erzähle ich nix, fühlt es sich so an, als hätte ich ein Geheimnis und das möchte ich auch nicht.
Wie sind eure Erfahrungen, wenn ihr jemand davon erzählt habt. Und wie konntet ihr euch das alles verzeihen?
Ich würde mich freuen, ein paar Antworten zu bekommen.

Re: Ich kann mir nicht verzeihen.

#2
Ich bin zwar nicht so weit wie du (noch) aber was mir mla wer gesagt hat, finde ich sehr hilfreich.

Du bist nicht nur die Bulimie. Und dass du das damals begonnen hast, und du weißt, wieso - das ist ja schon viel mehr, als viele andren behaupten können. Und zum damaligen Zeitpunkt war es eben die Strategie deiner Psyche nach Wahl um damit fertig zu werden.

Statt mit dir zu hadern sei verdammt STOLZ auf dich, dass du dir Hilfe geholt hast, dass du das aufgearbeitet hast und dass du CLEAN bist!!!!!! Das ist toll und eine wahnsinnig starke Leistung von dir!! Das darfst du niemals vergessen!
Weltenbummlerin auf der Suche nach dem ICH

Re: Ich kann mir nicht verzeihen.

#3
Liebe Alexa,
ich kann mich nur anschließen: Sei zuerst einmal stolz darauf, dass du deine Bulimie überwunden hast und dass du sofort dagegen vorgegangen bist, das ist das Beste was man machen kann. Wenn du hier im Forum ein bisschen liest, dann wirst du sehen, dass die meisten schon viel länger gegen ihre Essstörung kämpfen und erst sehr viel später eine Therapie gemacht haben, also sei stolz darauf, dass du die Stärke hattest dein Problem direkt zu erkennen und anzugehen.
Ich finde Weltenbummlerin hat es sehr schön gesagt, du bist nicht die Bulimie. Das ist eine Krankheit, die du hattest, weil dein Körper und dein Kopf dir sagen wollten, dass etwas aus dem Gleichgewicht ist. Das sagt nichts über dich als Mensch.
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass die Menschen, denen ich davon erzählt habe, es sehr positiv aufgenommen haben. Manche sind natürlich unsicher mit dem Thema, aber ganz ehrlich: wer sich abwendet, wenn du eine Schwäche offenlegst, den brauchst du nicht in deinem Leben. Hab Vertrauen zu deinem Freund und deiner Familie, sie werden dich nicht als schlechteren Menschen sehen, wenn du dich öffnest. Vielleicht wird eure Verbindung dadurch sogar noch enger.
Trau dich und nochmal, sei stolz, du hast sehr viel geschafft!
Alles Liebe :)

Re: Ich kann mir nicht verzeihen.

#4
Hey Alexa, Glückwunsch dass du es so weit geschafft hast.
Ich schließe mich den Beiden oben vollkommen an!

Das einzige was ich mir sehr schwierig vorstelle, unabhängig von der Enttäuschung sich selbst gegenüber, ist es anderen zu Erzählen.
Nimmt die Bulimie in deinen Gedanken zu viel Platz oder Scham ein um alles zu beichten? Hast du Angst vor den Reaktionen? Oder lässt du die eine Hintertür offen, weil dich so niemand abhält wieder in die ES zu rutschen?

Momentan habe ich auch das Gefühl langsam die ES zu überwinden, doch die Frage ob ich es jemand erzähle nagt an mir. Sehr sogar. Wenn wirklich niemand bescheis weiß, sollte man es dann einfach Vergangenheit sein lassen?

Liebe Grüße
Thief Lady :roll:
Lass uns gemeinsam wieder aufstehen,
Morgen ist ein neuer Tag, und Übermorgen auch