Ich hab keine Kraft mehr allein

#1
Hallo alle zusammen!

Ich habe seit 4 1/2 Jahren Bulimie und davor hatte ich 4 Jahre Magersucht.
Seither war ich 2 mal jeweils 2 Jahre in psychotherapeutischer Behandlung, einmal in der Klinik und habe mir selbst schon allzu oft Pläne geschmiedet, wie ich den nächsten Tag halbwegs normal überstehe, um Stück für Stück gesund zu werden und auch mein Studium irgendwie auf die Reihe zu bekommen (ich studiere Geige, zuerst 2 Jahre klassisch, jetzt aber seit 1 Jahr Jazzgeige).
Dies alles hat leider nur selten länger funktioniert, weil mir immer schon nach einer Woche die Kraft ausgeht, weiter durchzuhalten.
Momentan geht es mir wiedermal sch**, weil meine Versuche, von der Bulimie loszukommen, wieder ganz kläglich gescheitert sind...

Ich habe mich entschieden, diesem Forum beizutreten, weil ich soo gerne mit anderen Menschen reden/schreiben möchte, denen es ähnlich geht wie mir!
In meinem Bekannten/Freundeskreis gibt es niemanden, der an Bulimie leidet - mit dem ich reden könnte ohne auf Unverständnis, Desinteresse und genervte Blicke zu stoßen. Ich habe mit den meisten meiner Freunde über meine Essstörung geredet, in der heimlichen Hoffnung, sie würden mich vielleicht ein wenig in meinem Vorhaben, gesund zu werden, unterstützen...ohne Erfolg.
Dazu kommt, dass ich gerade von Deutschland nach Wien gezogen bin - gleich mit meinem Freund zusammengezogen. Ich habe fast jeden Tag mit ihm verbracht und so bis auf meinen Freund keine wirklichen Freunde gefunden, mit denen ich noch reden könnte.
Und ich merke, dass ich, obwohl ich einen lieben Freund habe, mit meiner Bulimie allein fertig werden muss. Er versteht mich nicht richtig...und setzt mich unter Druck, doch endlich gesund zu werden...sonst müsse er Schluss machen.
Dies alles macht mich so richtig traurig, wütend und verzweifelt. Als wär ich allein.

Ich suche schon seit einiger Zeit nach einer Selbsthilfegruppe in Wien.
Allerdings keine, die von einer Einrichtung aus geht und kostenpflichtig ist.
Vielmehr suche ich nach etwas privat Organisierten.
Vielleicht gibt es unter euch ja ein paar, die daran Interesse haben..im Meetingbereich hab ich schon geschaut, da sind die letzten Jahre her :(

Sooo..ich hoffe ich hab nicht zu viel getextet...ich würde mich sehr über eure Antworten freuen!!!

Viele Grüße vom Notenkleeblatt :wink:

Re: Ich hab keine Kraft mehr allein

#3
Hallo Notenkleeblatt,

ich war damals in einer ähnlichen Situation wie du, was das Studium betrifft. Ich habe einen Mathematischen Studiengang gewählt und hatte mich dann noch einmal umorientiert zu einem physikalischen Studiengang. Ich dachte früher auch ich muss das alles irgendwie auf die Reihe bekommen und nebenher noch Gesund werden. Ich bin für meinen Studiengang weit weg von meinem Elterhaus gezogen, alleine, kannte niemanden, hatte niemanden... Ähnlich wie dir geht es mir heute noch, ich habe kaum Freunde ich fühle mich ebenfalls oftmals alleine. Damals als ich studierte war ich auch in einer Beziehung mit einem Studienkollegen. Er war mitunter der einzige der von all dem wusste und dem ich das auch erzählen "konnte". Das Verständnis bleibt bis heute aus. Früher war ich sauer und wütend, enttäuscht und verletzt warum er mich nicht versteht und ich nicht die "unterstützung" erhalten habe die ich von ihm in diesem moment erwartete. Ich mein was wollte ich den damals hören? "Ja, mein Schatz ich weiß das du krank bist ich unterstüze dich du darfst deiner Sucht selbstverständlich freien lauf lassen du kannst ja nichts dafür" - ich glaube so oder so ähnlich hatte ich mir erhofft das er so etwas sagt das kam nie. IM GEGENTEIL: er schleifte mich zum Arzt, der Arzt schleifte mich in die Klinik und da war ich nun... ich wollte gesund werden irgendwo aber nicht auf diese art und weiße ich habe mich verraten gefühlt, verlassen. Weil auch jier sind wir jetzt an dem Punkt, er hatte 2 möglichkeiten, zuzusehen wie ich mich weiter und weiter ruiniere oder die Sache in die Hand zu nehmen und in eine Klinik zu stecken.... Man muss alleine dadurch, der Partner kann einen nur unterstützen in dem er dir bei deinem Weg (den richtigen) hilft. Für dich da ist und unterstützt. Wenn du wirklich den willen hast gesund zu werden dann suche dir professionelle hilfe und zeig ihm das dir wirklich was daran liegt und er muss dir zeigen das er hinter dir steht in dem er dich unterstützt.
Das du von Leuten Verständnis bekommst, das wird nicht passieren. Essstörungen sind so komplex und nicht einfach zu verstehen ich mein ganz rational betrachtet "wer frisst sich voll und geht kotzen?" - das können wir essgestörte ja manchmal noch nicht verstehen, es ist einfach eine Sucht. MEin Therapeut sagte mal zu mir das Essstörungen die schwierigste Störung ist die man nicht vrstehen kann und daher nur schwer behandelbar ist"



ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen.

Liebe Grüße
Schuldlosigkeit bedeutet nicht wir wären immun gegen diese Dinge, lass uns das Verstreichen der Zeit tadeln,
Liebe und Schaden, Wahrheit - es benötigt mehr als ich zur Zeit erbringen kann.

Re: Ich hab keine Kraft mehr allein

#4
Hey lot,

danke für deine Geschichte...ja mir ergeht es wirklich ähnlich...auch wenn ich es weiß, dass man mit einer Essstörung alleine fertig werden muss und man, auch wenn man noch so sehr sucht, auf kein Verständnis trifft, lässt mich die Hoffnung nicht los, vielleicht doch noch auf Verständnis und Unterstützung zu stoßen..

Bist du dann aus eigener Kraft wieder gesund geworden?

Du hast mir auf jeden fall geholfen :)

Liebe Grüße!