Einmal Hallo sagen!

#1
Hallo ihr Lieben,

nach dem ich immer viel mitgelesen habe, traue ich mich nun das erste Mal über mich und meine ES zu schreiben.
Ich bin 22 Jahre alt und bin in 3 Jahren schön in die Bulimie gerutscht.
Am Anfang hätte ich nie geglaubt, dass ich soweit mal komme. Hab mir immer unzählige Sachen dazu durchgelesen und gedacht:
"Naja also sooo schlimm ist es bei dir ja wohl doch noch nicht"
Und jetzt steh ich da. Wenn ich einen Tag mal nicht breche ist das gut. Aber seit ein paar Monaten muss ich mir eingestehen ist die ES fest im Tagesplan mitdrin. Sie kommt zwar immer plötzlich aber leider auch beständig.
Heißt ich mach keine festen Rituale drauß oder gebe Unmengen an Geld für Essen aus. Oft sind es auch normale aber in meinen Augen "ungesunde" Portionen die den Weg nach draußen finden.
Das Komische ist, man zählt ja auch nicht mit seit wann und wie oft das passiert.
Irgendwie schleicht sich doch ein Automatismus ein.
Körperliche Auswirkungen habe ich glaube ich keine. Zwar bringe ich erschreckend tief meine Finger in den Hals und ab und zu sind meine Zähne empfindlicher aber sonst geht's. Klingt blöd aber manchmal wünsche ich mir ein Warnsignal von meinem Körper damit ich aufwache.
Mein Freund weiß Bescheid und meine Mitbewohnerin und ein paar Freunde auch. Meiner Familie möchte ich aber keine weiteren Sorgen aufhalsen.
Jetzt geht's da drum den ersten Schritt zu machen. Mit Engelchen und Teufelchen auf der Schulter.
Es geht darum mir einzugestehen dass ich es doch nicht alleine raus schaffe. Obwohl ich doch sonst recht viel gebacken bekomme.


Meine Bedenken dabei... was sagt mir eine Beratungsstelle was ich nicht schon weiß. Mach nen Essensplan, liebe deinen Körper, usw.
Ich mache mir soviele Gedanken schon zuvor, als dass ich einfach hingehe und gucke was mich erwartet.
Muss ich zum Arzt, werde ich durchgecheckt oder lande ich gleich beim Seelendoktor.
Fragen über Fragen.
Wird die ES besser, wenn ich mich zu einer Therapie begebe, bei der ich womöglich noch den Psychologen selbst analysier welche Frage er mir als nächstes stellt :?

Wie sieht es bei euch aus. Hat eine Therapie euch was gebracht? Welche Art davon habt ihr gemacht? Wart ihr bei einem Hausarzt oder gleich bei einer Beratungsstelle?
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht bzw. habt ihr Tipps für den ersten Schritt?

Lieben Gruß,
Didiii

Re: Einmal Hallo sagen!

#2
Hallo Didi

Erst mal Herzlich Willkommen hier im Forum :)
Schön, dass du dich hier angemeldet hast. Ich hoffe du wirst hier einige gute Tipps für den Weg des gesundwerdens erhalten. Du wirst sehen, du bist absolut nicht alleine. Mir tut das beispielsweise schon sehr gut, zu wissen dass ich nicht alleine bin.

Schön, hast du bereits einige in dein Geheimnis eingeweiht. Wie haben sie denn reagiert als du ihnen davon erzählt hast?

Ich muss dir sagen, dass ich auch immer die gleichen Gedanken hatte, wenn ich über eine Beratungsstelle dachte. Ich hoffe, es werden dir einige antworten die wegen ihrer B in Therapie sind. ICh kann dir nur von meiner Erfahrung berichten. Ich war/bin in Therapie wegen meiner Emotionalen Problemen. Ich spreche also nicht jede Sitzung nur darüber, warum ich denn jetzt gegenüber Menschen keine Emotionen zeigen kann. Oder wie ich das denn jetzt am Besten ändere. Als ich mit der Therapie anfing, habe ich nur über mein Leben erzählt. Sie hat mir Fragen gestellt, wie: Wie fühlst du dich, wenn du jetzt an diese Sitaution denkt. Oder wie ging es dir damals als es geschah? Sie hat versucht mich & meine Emotionen zuverstehen. Dabei habe ich ihr erst einmal mein ganzes Leben erzählt. Dann ging es manchmal auch um ganz belangloses, wie : Wie mache ich mich auf Arbeitssuche, oder wie gehe ich dies & das an. Wir haben also nie immer eine ganze Sitzung darüber diskutiert, warum & wieso.
Ich denke, ihr ging/geht es darum, zu ergründen woher das Problem kommt & dann zu schauen wie man daraus heraus kommt. Sie hat mir dann zwischen durch ganz tolle Tipps gegeben. Einmal zb. sagte sie: wenn du das nächste mal Streit mit deiner Mama hast, machst du einfach diese Übung. Für mich war das nicht unbedingt etwas das für meine Probleme mit Emotionen zu tun hatten. Aber mir hat das geholfen. Weil ich dann innerlich ganz ruhig wurde & so meine Emotionen nicht mehr verdrängen konnte.
Ich kann dir nicht sagen, wie es bei der Behandlung von B sein wird. Aber ich denke, dass es erstmal wichtig ist, warum & wieso du in die B gerutscht bist.
Ich behandle mich (leider) nicht wegen meiner B. Ich getrau mich einfach nicht ihr das zu sagen. Ich "kenne" sie schon länger. Irgendwie ist das komisch darüber zu sprechen.
Ausserdem ist es wichtig, dass du dich beim Therapeuten wohl fühlst.

Ich denke, es ist nicht schlecht wenn du zu deinem Hausarzt gehst. Der wird dir bestimmt nicht sagen: Das ist so ziemlich das schlimmste was du je machen konntest. Er wird dich auch nicht zusammenscheissen. Weil er ist Arzt. (für mich klingt das immer wie etwas höheres, weil er Menschen gesund macht. dabei ist er auch nur ein normaler Mensch :mrgreen: ) Dennoch, er kennt sich bestimmt schon mit B Fällen aus. Er wird dich bestimmt durchchecken um zu sehen, was du mit deiner B schon angerichtet hast um zu reagieren, damit es nicht schlimmer wird.

So ich hoffe ich hab dich da nicht zu sehr überrannt mit meinem riiiiiiesen Text. :D

Liebe Grüsse


Dreamy
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Re: Einmal Hallo sagen!

#3
Danke für deinen tollen Text. Bin mega überrascht, dass sich so schnell jemand die Mühe gemacht hat. :oops:

Zu deiner Frage. Bei den 2-4 Freunden habe ich mich irgendwann mal (mega aufgeregt und auch mal ein bisschen angetüdelt) entschieden es zu sagen, einfach um mich selber ein Stückchen weiterzubringen.
Ohne es zu wollen hatte ich da immer schnell Pippi in den Augen.
Für mich war das auf jeden Fall ein erster Schritt aus mir rauszukommen. Aber geheilt wurde ich dadurch trotzdem nicht, eher erfinderischer in meinen Ausreden.
Denn verschiedene Persönlichkeiten, verschiedene Reaktionen.
Einige die einem helfen und manche die nichts gebracht haben.
Muss man aber auch verstehen. Das überrumpelt Freunde ja auch.
Die einen waren bestürzt, meinten dass ich das schon schaffen werde und mir unbedingt Hilfe holen solle. Das wars dann aber auch.
Ich denke, sie hatten auch Angst mich auf das "Tabuthema" zu oft anzusprechen um keine peinliche Situation für mich hervorzurufen.
Meine Angst war ja immer, dass die Freunde mich nach meinem Bekenntnis fortan nur noch tyrannisieren und mir bei jedem Bissen auf die Finger gucken.
Das ist zum Glück aber nicht passiert.
Für mich hat meine Mitbewohnerin am Besten reagiert.
Sie sagt sie begleitet mich zur Beratungsstelle und frägt auch öfters nach wie es denn zur Zeit läuft aber ohne vorwurfsvollen Ton und das Beste ist: Sie hört einfach zu. :)
Mein Freund hingegen, selbst fertig mit seinem Psychologiestudium kommt damit nicht so klar. Er hat schon eine magersüchtige Schwester, die dass seit 10 Jahren nicht realisiert und reagiert eher gereizt, wenn er merkt dass ich mehr als gewöhnlich esse.
Das stresst mich auch.Zum Glück wohnen wir aber nicht in der gleichen Stadt.
Hast du es schon jemandem erzählt bzw. hast du es vor?

Beim einen Hausarzt war ich schon mal. Aber eben kein Vertrauter, weil ich schon oft umgezogen bin.
Der meinte nur, "ach sie sehen aber gar nicht aus als hätten sie Bulimie, so selbstbewusst und selbstreflektierend wie sie sich benehmen" gab mir dann ein Kärtchen in die Hand und meinte es gäbe da bessere Ansprechpartner.
Grandios. :?
Nach dem Erlebnis hab ich halt auch einfach Schiss wieder zu jdn. zu gehen der sich nicht auskennt bzw. einfach auf meinem aufgebrachten Mut rumtrampelt.
Ich denk mir halt, dass ein Psychologe genau auf das hinausmöchte... Probleme Kindheit, gespieltes Selbstbewusstsein, bin meine Geschichte schon tausend mal durchgegangen.
Aber vielleicht sollte ich mich einfach mal drauf einlassen.
Weißt du nun woher deine ES rührt?

Habt ihr schonneinmal eine Gruppentherapie ausprobiert oder ist dass eher gefährlich um sich nicht noch ein paar Tipps einzuholen?

Lieben Gruß,
Didiii

Re: Einmal Hallo sagen!

#4
Hallo liebe Didi

Keine Ursache :)

Ich kann das übrigens ganz gut nachvollziehen, mit dienen Freunden. Dass du gehofft hast, dich so ein stückchen weiter zu bringen. Denn auch ich versuche meist irgendwelche Ausreden zu erfinden. Das Talent ist mir in dieser Zeit ganz plötzlich gewachsen.
Zu deiner Frage ob ich es jemandem gesagt habe, ja ich habe es 3 Personen gesagt. Meinem Freund & meinen 2 besten Freundinnen.
Mein Freund war enttäuscht, dass ich es nicht früher gesagt hatte. Die eine Freundin auch. Die andere hat nicht viel gesagt. Sie hört mir einfach zu. Aber ich merke auch unter ihnen, dass keine der beiden versucht mit darauf anzusprechen. Sie schauen mir nicht auf die Finger. Obwohl ich muss zugeben, wenn ich mit ihnen zum essen unterwegs bin, reiss ich mich zusammen, da ich weiss, wenn ich jeztt aufs Klo gehen, wissen sie dass ich k* gehe. Das möchte ich nicht.
Ich finde es ganz toll, dass du eine so tolle Mitbewohnerin hast. Auch dass sie dich nicht bedrängt oder Vorwürfe macht. Das finde ich ganz schön :)

Ohje das ist auch ganz schön happig für deinen Freund :-/
Versucht er dir also nicht zu helfen?
Wie ist denn dein Essverhalten zur Zeit & wie oft kommen diese k* phasen vor?

hmm…..das stell ich mir schon schwierig vor. Ich habe einen super Arzt. Meine ganze Familie geht zu ihm. Mein Problem ist nicht, dass ich ihm nicht vertraue, aber ich habe oft Angst davor, weil er ist ein langjähriger Freund meiner Familie. & er würde vielleicht mit meinen Eltern sprechen, weil er findet dass sie das wissen sollten.
Ich war beispielsweise vor 2 Jahren beim Arzt weil ich so arg abgenommen & Probleme mit dem Herz hatte (habs mittlerweile durch die B wieder zugenommen). Da hat er auch mit meiner Mutter gesprochen, dass sie schauen soll, dass ich nicht noch mehr abnehme.
Vielleicht verstehst du ein bisschen was ich meine…:S
Ich finde diesen Satz sowas von daneben. Wie, zum Teufel noch mal, muss denn eine Bulimie-Patientin aussehen???????? :twisted: :twisted: :twisted: :twisted: :twisted: :twisted: Sorry das macht mich gerade echt wütend.

Daher kann ich gut verstehen, was dich das gekostet hat. Mein Mitgefühl dafür.
Ist wohl auch nicht angenehm immer allen dein Leben zu erzählen. Aber meistens ist es wichtig den Ursprung zu kennen. Du kannst ja ein Licht ausmachen indem du eine Glühbirne herausdrehst. Aber eigentlich kommt der Strom ja durch ne Leitung & wird mit dem Schalter an gemacht. (bisschen verwirrend, aber vielleicht verstehst du was ich meine)
Dies ist wohl in der Psychologie besonders wichtig. Leider sind viele Psychologen ein bisschen schreg drauf. (nicht dass ich sie nicht gutheissen würde) Aber sie erzählen einfach was sie in ihrem Studium gelernt haben. Ich würde behaupten, ich wäre eine genauso gute Psychologin ohne Studium. Denn ich habe wohl alles in meinem Leben bereits durchgemacht & könnte arbeiten ohne jemals studiert zu haben. Vielleicht fehlen mir die Fachausdrücke oder ähnliches. Aber es gibt dann einfach so psychologen, die können sich nicht vorstellen wie du dich fühlst. Die trampeln dann ganz schön auf deinem Mut & deinen Gefühlen rum :evil:

Ich denke, Gründe für meine ES sind:

Jahrelanges Mobbing in der Schule & Ausbildung
Ständiges umgeben von Menschen, denen es um Gewicht geht
Meine etwas komplizierten Familienverhältnisse (nicht dass ich es nicht gut habe mit meiner Familie, ist einfach ein bisschen kompliziert)

Ich hab mir schon mal über ne Selbsthilfegruppe Gedanken gemacht. Aber ich habe festgestellt, dass ich an manchen Tagen schon von den harmlosesten Sachen getriggert werde. Ich bin da dann so richtig in meiner B-Phase dass ich dann oft sachen lese die ich ab sofort auch ausprobieren will. Ich hab mich beispielsweise erstmal hier angemeldet um Tipps zu erhalten wie ich durch die B nun abnehme statt zu. Wie man das denn am besten macht. Ich habe aber schnell herausgefunden, dass das hier kein Pro Forum ist. Dass die Menschen hier gegen ihre Krankheit kämpfen. & viele Seiten haben mir Mut gemacht. Gerade weil sie ihre Erfolge geschrieben haben. So nach & nach hat sich das bei mir auch eingestellt. Deshalb, wenn ich dann so in Phasen bin, wo ich merke dass es nicht gut ist. Melde ich mich gar nicht an um zu lesen, da ich weiss, dass ich dann noch tiefer reinrutsche.
Ich denke, dass man erst mal richtig den Willen dazu haben muss aufzuhören. Dann ist man für solche "Tipps" nämlich immun & lässt RF nur als Seltenheit zu. Ich kann dir daher nicht sagen, was für dich am besten ist.
Du solltest da auf deine innere Stimme hören.

Ich wünsch dir eine gute Nacht.:)

Dreamy
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Re: Einmal Hallo sagen!

#5
Herzlich Willkommen im Forum Didiii!

Ich finde es sehr mutig, dass du es deinen Freundinnen erzählt hast! Meinen ersten 2 Freundinnen hab ich es im Vollrausch erzählt...also nicht gerade überlegt angegangenn :roll:
Ich glaub für Freunde ist es immer schwierig damit umzugehen...war es für meine auch. Ich glaub ihnen hat es geholfen, dass ich manchmal von mir aus auf das thema gekommen bin und einfach erzählt hab wenn es mal ne zeit lang besser gelaufen ist oder auch wenn grad jedes essen der pure horror is...

Bezüglich deinen Fragen wegen Therapie und Arzt:
Ich hab damals zu erst bei einer Beratungsstelle unter anderem für Essstörungen angerufen (bzw meine Großcousine bei der ich damals viele Wochenenden verbracht hab und die die Bulimie mitbekommen hat und schließlich auch die anderen symptome hat mich gezwungen anzurufen). Dort hab ich meine damalige Therapeutin kennen gelernt bei der ich über eineinhalb jahre war.
Ich hab mir die Therapeutin privat bezahlt also brauchte ich keine Überweisung vom Arzt oder sonst was...ich weiß nicht wie das ist wenn man eine Therapie auf Krankenkasse möchte.
Zum Arzt bin ich das erste mal erst einige Monate später gegangen weil ich immer depressiver wurde und meine Therapeutin mich dann überzeugt hat zu einem Psychiater zu gehen. (Therapie hab ich übrigens juli 2011 angefangen, arzt oktober 2011)
Für den Psychiater brauchte ich jedoch eine Überweisung vom Hausarzt. Das heißt der Weg wird dir wenn du einen Psychiater möchtest vermutlich nicht erspart bleiben...
Richtig körperlich durchgecheckt wurde ich aber niergends. Der Psychiater hat ein langes Befundungsgespräch mit mir geführt um meine Problematik zu erfassen und mir bestmöglich helfen zu können.

Welche Therapien hab ich gemacht...

Ich war über eineinhalb Jahre in ambulanter Gesprächstherapie 1x/Woche.
Da haben wir zum Teil Ursachenforschung betrieben und zum Teil an der aktuellen Situationen und Geschehnissen gearbeitet. Mir hat die Therapie auf jeden Fall was gebracht. Ich bin zwar trotzdem immer tiefer in die ES und ins SVV und in die Depressionen gerutscht aber trotzdem konnte ich einiges über mich lernen.

Neben der Gesprächstherapie hab ich eine Zeit lang eine Atemtherapie besucht.
Mit der Therapeutin konnte ich auch gut reden und ich hab das erste mal wieder bewusst meine einzelnen Körperteile gespürt. Das war toll. Aber ob es mir sonst geholfen hat weiß ich nicht. Ich hätte es gern noch weiter gemacht aber Gesprächstherapie und Atemtherapie war einfach für mich als Studentin nicht mehr leistbar und ich hab mich damals für die Gesprächstherapie entschieden.
Überlege aber ob ich es jetzt noch einmal probieren soll um an einen gewissen thema zu arbeiten...mal schauen :)

Weiters hab ich in der Zeit begonnen alle 2 Wochen eine Selbsthilfegruppe für Essstörungen zu besuchen.
Das hat mir insgesamt sehr geholfen und ich besuche sie auch jetzt noch immer.
Ich fand es einfach schön nicht alleine mit seinem problem zu sein. Und man freut sich mit den anderen wenn es bergauf geht und das macht hoffnung!
DIe Shg war es, die mich schließlich überzeugt hat mein studium zu unterbrechen und stationär zu gehen. Ohne denen hätt ich mich das wahrscheinlich nicht getraut!

Nachdem es insgesamt trotzdem weiter bergab bis hin zum Suizidversuch ging, hab ich beschlossen stationär zu gehen.
Ich war dann 3 Monate voll stationär und über 3 monate teilstationär in einer Tagesklinik.
Da hatte ich jede Menge Therapien: Psychotherapie einzel, Gruppentherapie mit Ärzten, Ergotherapie Handwerksgruppe und Kochgruppe, Physiotherapie, SKillstraining, soziales Kompetenztraining, Arztgespräche, Bezugsbetreuungsgespräche, kognitives training,.... (das is mal alles was mir noch spontan einfällt^^)
Da hat mir die Kombination aus allen Therapien + die Gespräche mit meinen Mitpatienten sehr geholen. Aber ich glaub die allergrößte Hilfe war mir meine Bezugsschwester vom stationären. Die hat mit mir hart trainiert dass ich Skills einsetze. Dass ich lerne meine SPannung zu regulieren.
Und sie war einfach immer für mich da und ist zu mir gestanden.
Außerdem war sie es die mir immer wieder vor Augen geführt hat was ich schon erreicht hab. Und mir Mut gemacht hat. Und wenn ich irgendwelche Probleme hatte war sie die erste der ich davon erzählt habe. Auch wenn ich mich nicht getraut habe mit sonst wem zu reden. Sei es arzt oder thera. zu ihr bin ich gekommen.
(Sie fehlt mir grad voll :( ich bin ende Juni entlassen worden und bis Dezember haben wir uns eigentlich trotzdem jede WOche gesehen oder gehört aber seit Mitte Dezember gar nicht mehr das is für mich noch ziemlich schwierig :( )

Haben mir die Therapien in der Klinik was gebracht? JA!!!
Ich hab viel über mich gelernt. ich hab endlich offizielle Diagnosen bekommen was für mich sehr wichtig war, ich hab es geschafft von der Kotzerei wegzukommen (mittlerweile über ein halbes jahr ohne), ich verletze mich nicht mehr täglich sondern schaffe es auch teilweise mehrere wochen am stück ohne mich zu verletzen, ich hör mehr auf meine bedürfnisse, ich hab das erste mal seit jahren einen richtigen zukunftsplan. ich trau mich das erste mal wieder zu mein studium zu schaffen. ich halt es aus in gruppen über einen längeren zeitraum zu sein ohne mich verletzen zu müssen. ich genieß es sogar in gruppen zu sein. und ich esse gerne in gesellschaft. das war früher horror.
Das alles hätte ich ohne Klinik nie geschafft :)
Natürlich gibt es noch immer schwierige Zeiten. Ich mache immer wieder depressive Schübe durch, ich hab kleinere Essattacken (wobei ich die seit über nen monat auch im griff hab) und manchmal verletz ich mich noch. Es gibt tage da akzeptier ich mich so wie ich bin und dann wieder welche an denen purer hass da ist. Aber ich raff mich jedes mal wenn ich unten bin rigendwie wieder auf, erinner mich daran was ich in der klinik gelernt habe und kämpf weiter.

Jetzt hab ich nur mehr einzelne Nachbetreuungstage in der Tagesklinik und eine neue ambulante Psychotherapeutin. (Bin mit meiner alten absolut nicht mehr zurecht gekommen).
Jetzt GERADE sag ich dass das gut so ist und mich über mein Studium gut bringt. Wenn der nächste depressive Schub da is wünsch ich mich wahrscheinlich wieder ins Krankenhaus. Also mein Optimisumus und meine positive Einstellung schwankt noch sehr.
Aber allen in allem bin ich optimistisch und glaub ich am richtigen weg :)

Ich hoff ich konnte dir ein bisschen Einblick in meine Therapien gewähren und dir die Angst davor nehmen.
Wenn du irgendwelche Fragen hast: Immer raus damit!

Werd jetzt dann langsam mal schlafen gehen aber davor noch ein kurzes Erlebnis: Ich hab heut den ganzen abend mit musik am laptop verbracht und dabei vergessen zu abend zu essen. ALlein dass ich aufs essen vergesse wäre früher nie passiert. Aber dann hab ich mich um halb 1 in die küche geschliechen und dort meine eltern getroffen. Also haben wir uns alle gemeinsam eiernockerl und Nudeln warm gemacht und gemütlich um 1 in der früh warm gegessen. Und es hat mir spaß gemacht und ich hab es genossen. Sowas wäre vor nem jahr noch nicht gegangen!

Schlaf gut :)
Wenn du heute aufgibst,
Wirst du nie wissen,
Ob du es morgen geschafft hättest!

Re: Einmal Hallo sagen!

#6
Liebe Louve

Herzlichen Glückwunsch zu deinem Erfolg :)

Dass es immer etwas Bergauf & Bergab geht ist ja normal. Aber ich finde es sehr bewundernswert, wie du mit deinen Depressive Schüben umgehst. WIe du dich selbst aufraffst & das alles schaffst.

Ich sag mal: Hut ab :D

Grüsse
Dreamy
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