Hey ich bin auch neu!

#1
Hallo, ich bin 20 jahre alt und muss gestehen, ichhab noch nie mit jemandem über meine Bulimie geschrieben geschweige denn geredet... Da ich nicht weiß wie ich anfangen soll, denke ich, dass ich erst mal ein bisschen über meine Geschichte schreibe, da ich das Gefühl habe, dass ich mich zu lange damit nicht beschäftigt habe... als ich 12 war hat das alles angefangen, ich weiß nichtmal mehr vorher ich das habe, vermutlich aus dem Fernsehen, aber ich habe es angefangen. Weil ich mich, wie vermutlich viele, einfach zu dick gefühlt habe, obwohl ich normal Gewicht bis leichtes Untergewicht hatte. Nach ziemlich kurzer Zeit war es dann auch schon die Sucht. Alsich 13 war, hat mich meine Mutter einmal erwischt, ich hab ihr gesagt dass ich das erst so 2-3 mal gemacht habe und sofort damit aufhöre, damit hatte sich die Sache für meine Mama schon wieder "gegessen". Aber ich habs nur noch besser versteckt. Als ich 15 war ist sie ausgezogen und ich hab nur noch mit meinem Papa und meiner kleineren Schwester zusammengewohnt. Ziemlich zeitgleich bin ich auch in die Kellerwohnung in unserem Haus gezogen, also hatte die Bulimie sich nicht mehr zu verstecken. Es gibt Phasen da mach ich das nur paar mal die Woche, dann wieder Monate in denen ich unglaublich oft am tag mache. Seit den 8 Jahren jetzt ist kein Tag verstrichen an dem ich nicht ans brechen gedacht habe,nicht ein einziger. Ich wiege mich jeden Tag * um sicherzugehen, wie viel ich essen kann/brechen muss. Und dann brech ich auch ohne großartige FA, selbst wenn ich normal esse oder wenig. Außerdem nehm ich seit circa nem halben Jahr auch Abführmittel. Nicht so regelmäßig wie ich breche, aber wenn - dann exessiv. Ich hab an sich ein tolles Umfeld. ich hab ein tolles Abitur, großartige Freunde und Menschen die mich lieben. Denen ich mich aber partout nicht anvertrauen will. Ich hasse es jeden Tag mehr, aber ich bin mir nichtmalsicher - WILL ich wirklich damit aufhören? Meine Gesundheit, muss ich gestehen, hat auch schon gelitten. Mir fehlen (OBWOHL Ich 20 BIN!!!) 3 Zähne, ich hab oft Magenprobleme und auch schon sehr oft Magenbluten gehabt. Meine Haare und vorallem die Nägel sind brüchig (okay, kein sehr krasses oder schlimmes Problem, aber immerhin ein Problem). Außerdem hab ich circa 1 mal in 2 Monaten eine Blasenentzündung bzw Nierenbeckenentzüngung (und das seit ich ungefähr 13-14 bin). Kennt jemand die Probleme? Kennt irgendjemand eine Möglichkeit wie ich mich Fachleuten anvertrauen kann ohne dass mein Papa davon wind bekommt
(ich bin mit meinem papa mitversichert und möchte nicht dass er über die Rechnungen rauskriegt dass ich es habe)

Vielleicht brauch ich auch erstmal "mitleidene" mit denen ich mich austauschen kann....

Liebe Grüße! :|
Zuletzt geändert von Caruso am Mo Jul 22, 2013 0:32, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Hey ich bin auch neu!

#2
Hallo ninchen,

willkommen hier im Forum.
Ich hoffe du kannst z.b. beim stöbern oder beim erstellen von Fragethreads viele deiner Fragen beantworten und weiter kommen.
Weil du schriebst du weißt nicht ob du aufhören magst, vielen hilft es wenn sie pro- und contralisten machen.
Was spricht für das Aufhören oder warum meinst du weiter machen zu können?

Alles gute
fireball
Die Antwort weiß die Wissenschaft
denn das ist eine Wissenschaft,
die vielfältiges Wissen schafft,
durch das man schweres Wissen rafft,
womit man den Beweis, dass man was weiß,
mit weißer Weste und mit ruhigem Gewissen schafft.


Wise Guys

Re: Hey ich bin auch neu!

#3
Alleine das Wissen, dass ich krank bin und es nicht "mehr" unter Kontrolle habe, hab ich noch nicht lange, ich glaube dass ist mir erst die letzten Wochen klar geworden.
Und jetzt direkt damit aufhören? allen sagen müssen dass ich eine ES habe, die Veränderungen die vor mir liegen wenn ich mich gegen die ES entscheide. Therapie ja-nein? ist das wirklich notwendig oder kann ich einfach damit aufhören? ist die Sucht so tief in mir verankert? nach 8 Jahren sich zum ersten mal bewusst werden was ich eigentlich immer getan habe, die Schuldgefühle und die Schamgefühle die ich habe anderen erzählen.... das hat mir - und macht mir Angst.


Wäre es da nicht leichter einfach weiter zu machen?

Wächst mir die Sache über den Kopf? ist es normal dass man sich so fühlt wenn es einem bewusst wird?
:( :( :?: :?:

Re: Hey ich bin auch neu!

#4
Einfach aufhören...das wäre so schön....

Einfach weitermachen, ja kalro, das ist der Weg mit den geringsten Hindernissen. Nur die ganzen Auswirkungen hast du ja beschreiben und du kannst dir ausmalen, wie es dann weiter geht.

Du brauchst dringend Hilfe! Ich kann mir schon gar nciht vorstellen wie man 8 Jahre mit der Bulimie leben kann, ohne sie asl Krankheit anzusehen.
Ich hatte nach einem Jahr MS schon eingesehen dass es nicht gut ist und ich darunter leide.

Du muss es keinem sagen, aber ich finde schon dass es die Menschen wissen sollten, irgendwann, denen du Vertraust.

Nimm die Krankheit sehr ernst und lies hier im Forum viel.
Mach einen Termin beim Arzt aus (Psychotherapeut, Verhaltenstherapie).

Das ganze sich einzugestehen, dass einem die Dinge über den Kopf wachsen ist der erste wichtige Schritt.
Sei stark und sorge für dich, dass es dir gut geht und du glücklich bist.

Viel Kraft.

Re: Hey ich bin auch neu!

#5
Ja ich dachte natürlich nicht all die Jahre, dass das brechen gesund ist oder, dass es normal ist. Ich wusste dass es nicht gut ist aber ich dachte immer ich hätte es unter kontrolle. Ich hab mir immer gesagt "so schlimm ist das ja schon nicht, du nimmst das brechen einfach in kauf dafür, dass du weiterhin essen kannst ohne zuzunehmen, und wenn es genug ist, tja, dann hörst du eben auf".

Erst die letzte Zeit hab ich festgestellt, dass ich es auch mache wenn ich es gar nicht will, dass ich so viel esse und danach breche, weil ich es muss .

Ich wüsste gar nicht, wie ich es den Menschen sagen soll "hey, ach übrigens, ich breche seit ich 12 bin, und wie geht's dir so?"

Darf ich fragen, wie ihr es geschafft habt es den Menschen zu sagen? Darüber zu reden?
Ich hab das Gefühl die Bulimie frisst mich auf.

Und der Schritt zu einem Arzt zu gehen, ist glaub ich noch zu früh. Mich jemand fremden anzuvertrauen? Da es nicht so anonym ist wie hier, fällt mich das glaube ich schwer. Ich will mich erstmal selbst damit auseinander setzen

Lieben dank für die lieben Antworten und euch auch viel Kraft!

Re: Hey ich bin auch neu!

#6
zu früh?

nun, villeicht für dich persönlich, ja das kann sein, das kann ich nicht einschätzen.

Aber bei einem Arzt ist es eigentlich auch relativ unprersönlich, weil es sich dabei um eine professionelle Beziehung handelt und um keine persönliche wie bei Freunden/Eltern.

Vielleicht gibt es bei dir in der Nähe ja ein Beratungszentrum wo du dich melden kannst und mal "schnuppern" kannst?

Du willst Hilfe und das ist schonmal ein ganz großer Schritt und Grundstein dafür, dass du was verändern kannst.

Die Bulimie hat ja einen Grund, bei jedem von uns. Und ich glaube, dass du den seit 12 Jahren durch die bulimie "in schach" hältst. Was meinst du? Könnte das so sein?

Viele liebe Grüße

Re: Hey ich bin auch neu!

#7
Das stimmt. Seit dem ich die Kontrolle absolut verloren habe merke ich, dass ich Hilfe bräuchte, auch wenn ich es mir vielleicht noch nicht ganz eingestehen will. Ich denke, dass ich hiermit schonmal einen wichtigen Schritt getan habe und das ist gut.

Nunja, eigentlich hatte ich eine schöne Kindheit. Bis auf die Tatsache, dass ich immer moppelig war und durch die hänseleien angefangen habe. Ich lebe mit meinem Vater und meiner Schwester zusammen, aber ich hab ein relativ schlechtes Verhältnis zu ihm, weil er nicht so viel Ahnung davon hat wie es ist ein guter Vater zu sein. Damals haben wir ihn ´wenn es hoch kommt 10 Minuten am Abend gesehen und konnten daudrch keine richtige Beziehung zueinander aufbauen, was deutliche Ausmaßen getragen hat. Das Verhältnis meiner Eltern untereinander ist miserabel. Dass einer den anderen noch nicht umgebracht hat finde ich sogar erstaunlich :lol:
Vielleicht ist aber auch ein Grund, dass meine Mama unter multiple Sklerose leidet. Das haben wir sehr oft zu spüren bekommen. Ihr geht es körperlich ganz gut, hatte einige Schübe, aber dafür dass sie es schon sehr lange hat geht es ihr gut. Sie hat uns 24h am tag damit zugeredet. sie hat den ganzen tag in unserer Kindheit sich darüber beschwert und über nichts anderes geredet als über ihre Probleme, und wenn es nur ihre brüchigen haare waren. Aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das Leiden meiner Mutter dafür verantwortlich ist, dass ich mich seit 8 jahren dermaßen zurichte.
Aber, ich liebe meine Familie trotzdem sehr. Ich habe bis jetzt ein sehr schönes Leben gehabt wenn ich so darüber nachdenke.

Deswegen find ich es schwierig mich selbst zu fragen ob der Grund in meiner Familie liegt oder irgendwer von ihnen Schuld daran trägt.
Da würde ich eher noch darauf Tippen dass mich das Mobbing von anderen Kindern mehr geprägt hat und das der Grund für meine Wahrnemungsstörung zu tun hat, hinsichtlich meines körpers.


Vielen lieben dank, für die Antworten, und vorallem für den Denkanstoß den du mir doch gegeben hast Apfelbaum :)

Re: Hey ich bin auch neu!

#8
Das freut mich sehr ;)

Weiß du, ich habe auch immer nach der Schuld gesucht und nach dem Grund gesucht.....aber im Endeffekt, bei mir war es so, waren es viele kleine Situationen /Erfahrungen die ich gemacht habe die sich angesammelt haben und die ich dann mit Hilfe von MS / Bulimie versucht habe zu verarbeiten....es war einfach zu viel.


Auch bei meinen Eltern habe ich gesucht und mir ging es auch so, dass ich niemandem Schuld zuweisen wollte. Irgendwann habe ich verstanden, dass es nicht darum geht ob und an was genau wer oder was schuld hat. Ich habe einen Strich gemacht. Habe die Realität betrachten und mir überlegt wie es mir geht und was ich mir wünsche und wohin ich kommen will. (Weniger Rückfalle, glücklicheres Leben....) Ich bin vom hier und jetzt ausgegangen, egal was vorher war, denn das ist alles schon passiert und ist nicht mehr zu ändern. Aber was ich kann, und wo ich noch Einfaluss ausüben kann ist in der gestaltung meiner Gegenwart und Zukunft. Was auch immer das sein kann, evtl eine Therapie, Lebenswandel verändern, Hobby anfangen, an beruflichen Zielen arbeiten, zu reisen....völlig egal. Es kommt nur darauf an, dass ich es mir so mache dass es für MICH gut wird.

Jeder ist auf der Welt und ist in eine Familie geboren worden, auch deine Eltern. So wie ich das gelesen habe, versuchen Sie auch nur das beste zu machen, und haben einfach auch ihre "Päckchen"/Schicksal zu (er)tragen.....und Sie sind sich der Auswirkungen die ihr Verhalten hat einfach nicht bewusst.

Z.b. wollte mich meine Mutter neulich mit einigen Witzen aufmuntern als ich traurig war und hat mir u.a. den geschickt: "Hast du gestern Abend gekotzt?!-"ich weiß nicht ich kann mich nur Stückchenhaft daran erinnern"

Einfach voll daneben gegriffen. Klar könnt ich ihr in dem Moment einen Vorwurf machen und mich darüber ärgern, oder mich dadurch selber ganz schlecht fühlen..... aber ich habe ja gewusst, dass sie mich aufmuntern wollte, und habe sie dann darauf ausmerksam gemacht, dass dieser Witz bei Bulimikern einfach wirklich nicht gut ankommt.
JA und dann hat sie das selber gemerkt und festgestellt dass es unsensibel von ihr war.

Weißt du, jetzt geht es um DICH und darum, dass es dir gut geht und du glücklich bist. Das kann ganz individuell unterschiedlich sein, es gibtr tausend Wege, und es birgt einen langen Weg der Neuorientierung und viele Hürden, die man Ohne Hilfe wahrscheinlich nicht schaffen kann zu gehen.

Denn dich selber damit zu quälen mach einfach keinen Unterschied, außer den, dass du Unglücklich bist.

Pass auf dich auf und nimm dich wichtig.

Viel Kraft.
Zuletzt geändert von Apfelbaum am Mo Jul 29, 2013 9:46, insgesamt 1-mal geändert.
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