SOS - Bitte um Hilfe und Erfahrungsaustausch

#1
Hi zusammen,
also ich leide seit 3 Jahren an Bulimie. Allerdings hatte ich dazwischen auch längere k*freie Phasen. Während der letzten 1,5 Jahre hatte ich mich jedoch gut im Griff, dh Fas wurden sehr selten, vl alle 2 Wochen einmal.
Meistens hatte ich die nur am WE, weil ich da entweder zuviel Zeit habe oder Party machen war. Zu wenig SChlaf und Alkohol sind bei mir Garanten für einen FA. Oder wenn ich bei meiner Familie war, weil das stresst mich extrem.
Seit Ende Dezember häuft sichs allerdings wieder und seit zwei Wochen ists wieder richtig mühsam. Fast jeden Tag obwohl ich wirklich nicht mehr will und ich auch nicht mehr so auf mein Aussehen fixiert bin.
Habe deswegen jetzt auch einen Essensplan erstellt, sodass ich nicht mehr übers Essen und einkaufen nachdenken muss und die Waage entsorgt. Es geht dabei gar nicht mehr ums Gewicht, denn während symptomfreier Phasen bin ich immer schlanker, habe eine bessere Haltung und sammle kein Wasser.
Aber es entspannt mich, ich kann locker lassen.
Habe momentan sehr, sehr viel Stress auf der Arbeit und keinen Freund, sprich keinen regelmäßigen Austausch am Feierabend. Ich schlafe auch oft schlecht, aber ein Fa am Abend erleichtert mir das Ein- und Durchschlafen.
Außerdem habe ich seit einer Woche auch aufgehört zu rauchen und Light Getränke zu trinken, vielleicht brauch ich deswegen ein wenig Kompensation.
Mir gehts phsychisch momentan nicht schlecht, deswegen verstehe ich das nicht.
Ich kann mit niemanden reden, das ist eine Nummer zu groß für mein Umfeld. Therapie wäre denke ich langsam echt angebracht.
Es stört mich, dass ich auch merklich an Kraft verliere, mache Tanzsport und den kann ich ich nur ausüben wenn ich ganz gesund bin. Cardiotraining geht, alles andere schaffe ich einfach nicht.

Nun zu meiner Frage: Ich versuche jetzt ja regelmäßig zu kochen und wiege mich nicht mehr. Nur habe ich trotzdem abends einen Fa.
Das demotiviert mich. Ich denke dann immer der Weg ist nicht richtig wenns schon am Anfang solange man noch voller Motivation ist nicht hinhaut. Was meint ihr, soll ich dran bleiben oder anderen WEg einschlagen?

Lieben Dank jezt schon für eure Hilfe,

Re: SOS - Bitte um Hilfe und Erfahrungsaustausch

#2
hey,

deine situation und deine fa-"bilanz" ähnelt meiner sehr. habe auch zzt. wieder fa's, obwohl ich gemerkt habe, wie ich mit einer anderen einstellung zu aussehen und gewicht und mit gesund und selber kochen besser leben und satt werden kann.

glaube, dass das wieder-auftreten von fa's bei mir mit dem stress bei der arbeit und einer persönlichen emotionalen enttäuschung zusammenhängt. aber ich hatte schon mal nach einer wochenlangen guten phase solche "rückfälle" und danach wurde es auch irgendwann wieder besser. man muss nur den absprung wieder schaffen...

würde dir deshalb auf jeden fall raten, auf deinem weg zu bleiben. denn du hast ja gemerkt, dass es dir damit besser ging, oder? gerade dass wir unsere waage missachten, finde ich mal ein lob wert... noch vor dem dreiviertel jahr hab ich täglich draufgestanden. *kg mehr war eine katastrophe und sobald die magische grenze überschritten war, war die ganze woche im arsch.

also nach deiner schilderung hast du echt schon gute ansatzpunkte gefunden und umgesetzt, um dich nach und nach von der bulimie zu lösen... mach bitte weiter! tiefpunkte gibt es halt immer wieder, aber es wird auch wieder besser.
"Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Taten. Achte auf deine Taten, denn sie werden Gewohnheiten. Deine Gewohnheiten werden dein Charakter, dein Charakter wird dein Schicksal."

Re: SOS - Bitte um Hilfe und Erfahrungsaustausch

#3
hallo,

ich kenne deine situation auch.

mein essverhalten ist im großen und ganzen vernünftig. ich esse was schmeckt, habe keine waage und mache sport, ABER nur um die kondition aufzubessern (möchte beim frauenlauf in der nordic walking staffel mitmachen) und einfach aus spass an der bewegung (bekomm den kopf frei). sobald ich mich aber arg gestresst fühle oder eine emotionale krise habe, verfalle ich leicht wieder in alte muster und reduziere vieles auf essen, aussehen und gewicht...

seit beginn der therapie ist es so, dass diese(r) krisen/stress nicht immer in dieser richtung enden und ich mich aus freien stücken im idealfall gegen ein FA entscheide oder, aber nach deutlich kleineren FA als früher, mich gegen das erbrechen entscheide...

die bulimie sehe ich nicht mehr als die alles versprechende lösung an und sehe in einem FA kein tor mehr zu früheren idealisierten zeiten...

mehr ist es so, dass ich mehr und mehr stolz auf mich bin, wenn ich mich gegen die essstörung wehre. ich sehe RF zwar als versagen, aber ich weiß heute, dass ich nicht mehr von null anfangen muss, sondern nur einen kleinen schritt wieder vorwärts machen muss...

@marleneken: wie aisle schon geschrieben hat, zeigst du gute ansätze...
ich drück dir die daumen, dass du die weitere kraft aufbringst :)
"Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt."
Mark Twain

Re: SOS - Bitte um Hilfe und Erfahrungsaustausch

#4
Ihr Lieben!
Vielen Dank für eure Antworten und den Zuspruch, den habe ich wirklich nötig.
Diese Woche gehts gar nicht. So kenne ich mich schon lange nicht mehr. JEden Abend ein FA. Gottseidank eben nur der am Abend. Unter tags esse ich normal und trinke viel, das beruhigt mich. Glaube muss die süßigkeiten wieder für eine Weile streichen, die sind der Indikator momentan.

Auch ist es so, dass ich nichts verschiebe oder absage um fressen zu können. Ich fühle mich auch gut und habes lustig nett untertags. Denke es hängt auch mit dem Rauchen aufhören und Cola light streichen zusammen. Ich glaube ich brauche noch eine Süchtchen-Insel zum festhalten. Ich versuche das ganze jetzt mal locker zu sehen und keine Angst zu haben, dass sich das Verhalten mehr manifestiert und wieder mehr Raum in meinem Leben einnimmt. Ich bin mir sicher ich kanns bald wieder streichen.

Habt ihr auch noch diese Angst wieder ins alte Muster zu verfallen?
In meinen gesunden Phasen kann ich mir das gar nicht vorstellen, ich denke mir ich habe es geschafft und aufeinmal ists wieder da... Ganz komisch.

Die Waage hat ihren SChrecken iwie verloren weil ich einfach realistisch beurteilen kann, dass ich nicht zu dick bin und auch nicht knapp davor stehe. Der Kleiderschrank deprimiert mich manchmal weil die schönen Sachen nicht mehr so sitzen wie sie mal gesessen haben.

Früher war ich da ziemlich relaxt, wenn ich mal mehr gegessen habe war das OK und dann hatte ich wieder Phasen wo ich einfach dünner war. Das hat mich aber auch nicht wirklich gestresst, das ganze Thema.

So will ich das wieder handhaben, die Zeiten während denen der Körper einfach mehr essen und wiegen will einfach hinnehmen und nicht als tote Zeit abtun.

Danke euch nochmal für die tollen Antworten! Hat mich sehr ermutigt und finde es stark wie weit ihr schon gekommen seid!

Re: SOS - Bitte um Hilfe und Erfahrungsaustausch

#5
Habt ihr auch noch diese Angst wieder ins alte Muster zu verfallen?
In meinen gesunden Phasen kann ich mir das gar nicht vorstellen, ich denke mir ich habe es geschafft und aufeinmal ists wieder da... Ganz komisch.
ist bei mir auch so.

mein gewicht ist mir mtlw. völlig egal, nicht aber meine figur... wenn ich merke, dass ich einen monat mal mehr zugenommen habe, sodass die hosen echt eng werden, bin ich schon deprimiert und versuche das wieder einzudämmen. ich denke nicht oft drüber nach (momentan ist mir meine gesundheit wihtiger), aber ehrlich gesagt wäre ich schon gern (wieder) schlanker. einfach aus ästhetischen gründen, auch wenns blöd ist. aber die aufmerksamkeit,die man dann bekommt, ist einfach eine andere. LEIDER. das durchschnittliche betrachtende auge - und leider auch eines, auf das es mir speziell ankommt :/ - findet schlank eben attraktiver als vollschlank. daher hab ich auch den trugschluss, durch eine "bessere" figur mein mangeldes selbstbewusstsein ausgleichen zu können.

andererseits will ich das nicht mehr um jeden preis. als ich noch richtig schlank, teilweise im ug war, hab ich mich ja auch nicht wohl gefühlt.

also ich weiß schon, dass mein jetziger weg zumindest in die richtige richtung weist, aber ich frag mich, ob ich den ewig auf die art gehen werde, 2 schritte vor, drei zurück.
"Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Taten. Achte auf deine Taten, denn sie werden Gewohnheiten. Deine Gewohnheiten werden dein Charakter, dein Charakter wird dein Schicksal."

Re: SOS - Bitte um Hilfe und Erfahrungsaustausch

#6
Hey,

Ich kann eure Schilderungen nur allzu gut nachvollziehen. Ich wohne alleine, habe bewusst keine Waage im Haushalt ;) Jedoch auch niemanden, dem mein Essverhalten in der Wohnung auffallen könnte ..
Wenn ich aber die Ferien bei meinen Eltern verbringe, eskaliert mein Essverhalten noch mehr als es das ohnehin schon in meinen eigenen 4 Wänden tut. Die große Vielfalt an Lebensmitteln zu Hause überfordert mich einfach total .. Da verliere ich immer die Kontrolle über mich, und schäme mich dann, wenn meine Mutter bemerkt, was alles fehlt. Zudem steige ich dort auch auf die Waage! Wobei es mir nicht darum geht, abzunehmen. Ich habe eigentlich kein gestörtes Selbstbild, da ich mich selbst zu dünn finde und gerne etwas mehr auf den Rippen hätte ;) Und trotzdem is da immer dieses "Gewinner-Gefühl", wenn die Waage einen *kg weniger anzeigt..

Re: SOS - Bitte um Hilfe und Erfahrungsaustausch

#7
aber die aufmerksamkeit,die man dann bekommt, ist einfach eine andere. LEIDER.

wie meinst du das mit der Aufmerksamkeit? ICh wurde immer zum Essen aufgefordert und gefragt ob denn alles in ORdnung sei. Also eher negative Aufmerksamkeit.
Von den Männern bekomme ich immer genug Aufmerksamtkeit, momentan wahrscheinlich noch mehr, weil ich mehr Busen hab ;-)

Aber ich hasse meinen Körper, wenn ich mich zufällig im Spiegel sehe ists eh nicht so schlecht aber doch viel schlechter als sonst und er fühlt sich so scheiße an. Hatte immer einen flachen Bauch, jetzt nicht mehr. Generell einfach total üppig und weiblich und überquellend, schrecklich!

Das komische ist: Hatte im Sommer was mit meinem oberflächlichen Exfreund und damals habe ich schon mehr gewogen als davor, wo wir ein Paar waren. Und er meinte ob ich denn abgenommen habe weil ich hätte so einen guten body wie nie zuvor... Habe ihm gesagt, dass das Gegenteil der Fall wäre. ER meinte dann läge es wohl daran, dass ich noch mehr Sport mache...

Das hat mir dann zu denken gegeben!

ICh mag meinen Körper momentan nicht so gern, ich trage weite Klamotten und versuche nicht in den Spiegel zu sehen. Aber außer mir scheint sich keiner an meinem Aussehen zu stoßen, im Gegenteil.
Ich habe mir aber aufgehört, meine Unzufriedenheit anderen gegenüber zu erwähnen. 1. meinen alle das ist ein fall von fishing for compliments. 2. soll man andere nicht darauf aufmerksam machen was einem an sich selbst stört 3. ist es so unloyal und unmotivierend nur schlecht von sich selber zu reden.

Jenny, das kenne ich. Überfordert triffts genau, bin ich auch immer bei meinen Eltern; von den Lebensmitteln und den Situationen...