Brauche etwas Zuspruch, denke immer wieder an Trennung. :-(

#1
Wir sind seit 10 Jahren verheiratet und haben 2 Kinder (2 Jahre+3 Monate).
Er wusste von Anfang an von der ES und den anderen chronischen Erkrankungen und blieb auch nach meinem suizidversuch vor 7 Jahren bei mir und erkämpfte mit mir gemeinsam meinen Lebensmut zurück. Ich hab unendliches Glück, so einen Mann an meiner Seite zu haben.
Ok, unser Sexleben ist eigentlich vom 2. Beziehungsjahr mehr Flaute als Lust (von seiner Seite her), aber da schaut man gern drüber weg, wenn alles andere stimmt.

Aber wir streiten immer öfter. Wir haben immer öfter nur schlechte Laune und muffeln uns nur noch gegenseitig an. Werden ganz schnell ungedudlig miteinander und sind genervt voneinander.
Es scheint, als ob wir es nicht mehr schaffen, den Fokus auf unsere Vorzüge zu legen, sondern in unseren Fehlern stecken bleiben.
Quasi Sackgasse.

Ich bespreche es mit meiner Therapeutin und sie gibt mir auch viele hilfreiche Tipps. Nur gebe ich immer wieder frustriert auf, wenn ich merke, dass mein Mann passiv bleibt.
Auch hat sie uns angeboten, uns als Paar einige Stunden zu "therapieren", aber mein Mann blockiert. Auch wen anderes akzeptiert er nicht.
Er ignoriert lieber unsere Probleme, so nach dem Motte, wenn man sie ignoriert, verschwinden sie von allein.
Dass sie aber immer größer werden und sich festsetzen, dass will er nicht merken.

Ich denke schon, dass ich ihn noch irgendwo liebe, aber ich finde unsere Situation (die Anspannung zwischen uns) immer unerträglicher.
Mit ihm darüber reden ändert nur kurzfristig etwas.

Er ist ein super Papa, aber wir beide, das geht immer mehr auseinander. Das macht mir Angst.
Ich selbst war Scheidungskind und hatte mir geschworen, meinen Kindern solle das nie passieren. Aber eine unglückliche Ehe zu führen ist auch nicht das Wahre.

Ich würde so gern hören, dass so eine "Phase" jeder mal durchmacht, vor allem nach so vielen Beziehungsjahren, in den ersten Kleinkindjahren oder so. Und dass es wieder richtig schön werden kann.
Dass man sich wieder als Mann und Frau betrachten kann und die alltäglichen Streiterein wieder weniger werden und man auch wieder entspannt miteinander umgehen kann? Ja? Bitte?

Ich hab so Angst, dass wir dem Ende entgegensteuern und auch wenn ich einerseits das Gefühl habe, eine Trennung würde mich sehr befreien, auf der anderen Seite wäre es schrecklich für mich, vor allem wegen der Kinder. Oh man, ich könnte schon wieder heulen. :(
Liebe Grüße, kugel

Zu lernen, es als einen Teil von sich zu akzeptieren ohne es auszuleben...
Zu vergeben, wenn man schwach geworden ist...
Zu jubeln, wenn man stark geblieben ist...

Re: Brauche etwas Zuspruch, denke immer wieder an Trennung.

#2
Hey Kugel,

das tut mir wirklich leid das zu lesen.

Vorab denke ich das diese s*x**ll* Flaute bei vielen Paaren als eine art Phase kommt..
Die war bei meiner Schwester und Ihrem Mann und bei mir uns meinem Mann auch. Ich glaube nach 10 Jahren fragen sich einige ob es das gewesen sei.. Oder es ist der Alltag der einen hat..

Ich denke auch das Ihr miteinander reden solltet. Ich hatte sone Streitereiphase mit meinem Mann und er sah es am Ende ganz anders als ich. Er explodierte auch bei Kleinigkeiten. Irgendwann hab ich es darauf ankommen lassen und aus ner Mücken nen Elephanten gemacht... es zu einem riesen streit werden lassen. Ich wollte nicht wieder der sein, der einfach ruhig ist und es so über sich ergehen lässt. Aus Wut habe ich angefangen zu weinen und gesagt wie ich es sehen, ich das Gefühl habe das er mich nicht mehr liebt und das mir die Art weh tut wie er mich im Moment behandelt.. er hat es nicht gemerkt.. War Ansopannung von der Arbeit etc..

Sag deinem Mann vieleicht auch das du Angst davor hast das ihr euch auseinander lebt und ihr schon um der Kinder willen daran arbeiten solltet. Vielleicht ne Liste machen was einem stört, was man ändern möchte etc...

Ich drück dir die Daumen!

Re: Brauche etwas Zuspruch, denke immer wieder an Trennung.

#3
Hi Kugel,

Mann, Deine Verzweiflung springt einen direkt an aus Deinen Zeilen... tut mir Leid, dass es Dir beziehungstechnisch gerade so schlecht geht.... Vielleicht solltest Du Deinen Mann (und dich) daran erinnern, dass ihr ja schon viele Kirsen gemeinsam gemeistert habt. Deinen Suizidversuch z.B. Allerdings könnte es so sein, dass ihm das leichter fiel, weil das ja "Dein" Problem war. Ich glaube, ihm fällt das ganz schwer, sobald etwas so aussehen könnte, als wäre er schwach, oder unperfekt, oder würde sich falsch verhalten. Vielleicht kannst Du ihn dazu bewegen, Hilfe anzunehmen, wenn du es schaffst, dass er sich deswegen nicht und defizitär klein fühlt.... wenn Du weißt, was ich meine.....

LG

Sophie
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: Brauche etwas Zuspruch, denke immer wieder an Trennung.

#4
Liebe Kugel,

erst einmal möchte ich dir eine kleine Umarmung rüber schicken. Es ist bestimmt nicht einfach, gerade wenn man noch kleine Kinder hat.

Zum anderen...solche Phasen können immer mal wieder auftauchen. Ich weiß, ich bin erst 21, aber ich spreche auch nicht von mir, sondern von meinen Eltern. Meine Eltern haben, seit ich es richtig mitbekommen habe, immer mal wieder solche Flauten gehabt. Streitereien eher weniger, mehr diese Stille.
du musst wissen, mein Vater ist ein sehr stiller Mensch, er redet kaum über Probleme und wenn es tatsächlich mal Streit gibt, dann verhält er sich so, als wäre er gerade beim Kaffeekränzchen: er reagiert kaum. Und es ist meiner Mutter zu verdanken, dass sie heute nach über 25Jahren noch zusammen sind und das sehr glücklich.
Meine Mutter hat es geschafft, meinen Vater dazu zu bringen, zu reden. Zu sagen, was ihn stört, was er anders möchte. Wenn sie so darüber erzählt und vor allem, wie hartnäckig sie war, wird mir bewusst, wie viel Arbeit das ist. Sie sagte mir, dass ihn manchmal stundenlang provoziert hat und irgendwann hat sich alles aus ihm gelöst.
Und noch etwas: Meine Mutter war in dieser Zeit sehr depressiv, zudem waren auch kleine Kinder da (meine Schwester und ich). aber sie sagt mir immer,dass es wert war, jahrelang so hartnäckig mit meinem Vater zu bleiben und ihn zum reden und zum handeln zu bringen. Es war wichtig für ihre Ehe und es war wichtig für uns Kinder.
Ich habe als Kind immer mal wieder solche Phasen miterlebt, wo die beiden sich wochenlang angeblafft haben, bis einmal ein richtiger Knall kam und danach wurde es besser.

Ich weiß nicht, was ich dir raten kann, meine Beziehung dauert noch nicht so lange an wie deine und außerdem sind wir (noch) sehr glücklich ^^°
Aber ich bin mir sicher, auch bei uns werden Flauten einsetzen und wir werden uns neu miteinander auseinander setzen müssen.

Ich möchte dir im Moment eigentlich nur sagen, dass du die Hoffnung noch nicht aufgeben solltest und das solche Phasen normal sind.
Natürlich sollte man das alles nicht zu locker nehmen und versuchen, dagegen zu steuern.
Seid ihr im Moment in einer stressigen Phase? Hat er viel zu arbeiten oder du? Wird euer persönlicher Paarbereich angegriffen, zum Beispiel durch zu viel Arbeiten oder vielleicht auch durch die Kinder?
Nehmt euch Zeit füreinander. Vielleicht könnt ihr einen Abend in der Woche für euch reservieren und dann sachlich und ruhig dem anderen erklären,was einen persönlich stört oder was man sich anders wünscht. Auch wenn es schwer fällt, nicht immer gleich auf die emotionale Ebene gehen und draufhauen.

Und wenn es gar nicht anderes geht: Eine Paartherapie wäre nichts für euch?

Außerdem möchte ich dich (auch wenn du ihn gerade nicht so leiden kannst), zu deinem Mann beglückwünschen :)
Ich finde es toll, dass er dir zur Seite steht, auch in den sehr schwierigen Phasen. Das ist nicht selbstverständlich und ich finde es toll, dass er nicht den Kopf in den Sand gesteckt hat :)

Liebe Grüße
Colorama
Oh, deine Zukunft ist so ungewiss,
Dein Leben voller Angst und Schiss, du fängst erst gar nichts an,
Denn es ist so gemütlich und sicher,
Auf deiner Insel voller Leid, jaja...

Re: Brauche etwas Zuspruch, denke immer wieder an Trennung.

#5
Hallo kugel
du bist 30, ihr seid seit 10 Jahren verheiratet. Also bist du als Teenager mit deinem Mann zusammengekommen. Ihr wart ein Paar, das zusammengeblieben ist, das geheiratet hat und Kinder bekommen hat in einem Alter, wo viele andere zum Teil noch mehrmals den Partner wechseln und Erfahrungen sammeln.

Dass nach 10 Jahren das Zusammenleben nicht mehr gleich ist wie zu Beginn ist bei allen Paaren so (ich kann das sagen, bin seit 25 Jahren mit meiner Frau zusammen, davon 22 verheiratet). Es ist auch so, dass sich das Eheleben stark verändert, wenn Kinder hinzukommen. Der Mittelpunkt der Familie ist plötzlich dieser kleine Winzling, der enorm viel Aufmerksamkeit und Hingabe in Anspruch nimmt. Ich weiss nicht, wie ihr euch organisiert habt mit der Betreuung eures 2. Kindes, das ja erst ein paar Monate alt ist. Versuche deinen Mann in die Betreuung einzubinden. Einerseits um dich zu entlasten, anderseits aber auch, damit ihr Zeit habt, miteinander zu reden. Nehmt euch Zeit, jeden Tag alltägliches, anstehende Aufgaben, Entscheidungen oder auch Probleme zu besprechen. Jeden Tag mindestens 20 Minuten.

Ist dein Mann beruflich stark unter Druck? Oder ist er krank? Oder wie erklärst du dir, dass ein Mann schon im 2. Jahr der Beziehung kaum mehr s*x**ll* Verlangen hat nach seiner Frau? Toll ist hingegen, dass er dir in all deinen schwierigen Phasen zur Seite gestanden ist.

Hast noch Eltern/Schwiegereltern, die mal 3-4 Tage auf die Kinder aufpassen würden?
Abschalten, durchschnaufen, euch auf euch selber konzentrieren während eines kurzen Wellnessaufenthaltes könnte wieder neuen Schwung in eure Beziehung bringen. Wirf nicht gleich die Flinte ins Korn. 10 Jahre Ehe schmeisst man nicht einfach in die Tonne. Versuche mal herauszufinden, warum dein Mann nicht zur Paartherapie will. Ob er sich wohl schämt? Er, der starke Mann ist nicht mal in der Lage, eine Beziehung zu führen? Könnte sein. Versuche ihm in diesem Fall klar zu machen, dass er sich dessen nicht schämen bräuchte, weil 1. viele Leute diesen Weg gehen und 2. niemand in eurer Umgebung davon was mitbekommen würde, weil da ja noch ein Arztgeheimnis besteht.

Ich wünsche euch viel Kraft und hoffe, ihr schafft das.
liebe Grüsse
Peter
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten

Re: Brauche etwas Zuspruch, denke immer wieder an Trennung.

#6
Danke für eure Worte.

Es tut wirklich gut, zu lesen, dass so eine Beziehungsflaute öfter vorkommt. Und dass man es auch gemeinsam überwinden kann.
Was meinen Mann da beschäftigt, welche Ängste oder so, keine Ahnung. Er redet da nicht wirklich mit mir drüber.
Ich kann mir aber vorstellen, dass es ihn zwar schon bedrückt, aber er aus Hilflosigkeit nicht reagiert. Oder auch aus Trotz? Keine Ahnung.

Ja, es stimmt, wir sind zusammengekommen und zusammengeblieben, wo andere sich noch austoben (zum Teil gezwungener Maßen, weil nicht der Richtig dabei ist).
Mein Mann ist einige Jahre älter als ich und er hatte sich schon ordentlich ausgetobt, aber für mich war er der Erste.
Und ehrlich versuche ich mir einzureden, dass S*x nicht so wichtig ist, wenn alles andere stimmt, aber dem ist nicht so.
Ok, es ist kein alleiniger Trennungsgrund, aber ohne anständiges S*xleben für den Rest meines lebens? Dafür bin ich zu jung.

Und leider merke ich, dass ICH mittlerweile sehr unempfänglich bin, was Annäherungsversuche angeht.
Er ist da sehr zaghaft mit. Ich registriere es und nehme es freudig an und gebe auch sehr gern zurück. Aber früher habe ich jede Zärtlichkeit (egal ob durch Worte oder Gestik) aufgesogen wie ein Schwamm und es hatte mit glücjklich gemacht.
Heute reicht das nicht mehr.
Da ist so viel Alltagsstress um uns herum, da reicht es mir nicht, wenn er mit mal alle paar Tage eine nette SMS schreibt.
Mir fehlt eindeutig die Leidenschaft und die Romantik. Er war früher so. Jetzt nicht mehr.
Und ich bin heute aber auch nicht mehr das unbedarfte Mädchen, das an die wilde Welt herangeführt werden muss.
Ich habe allein durch meine Kinder ein riesen Portion Selbstbewusstsein erhalten und weiß was ich will.
Damit kommt er vielleicht nicht zu recht?

Aber was mache ich nun? Ich war 10 Jahre diejenige, die die Initiative ergriffen hat, jetzt WILL ich nicht mehr.
Und doch gebe ich meinem Mann auch nicht wirklich die Chance, an mich heranzukommen. Viel zu schnell sind die schönen Gesten "unwichtig", sobald wieder eine Reaktion kommt, die mich nervt oder verletzt.

Gestern las ich einen Artikel in der Zeitschrift, was welche Einschlafposition über die Beziehung aussagt und ich musste heulen. Weil wir seit sehr langer Zeit beim Einschlafen keinen Körperkontakt mehr haben und die Rücken gegeneinander zugewandt - nach dem Artikel heißt das, dass bei uns wirklich nichts mehr los ist und wir in Distanz leben. Und so empfinde ich das auch. Und das macht mich total traurig.
Und mittlerweile trage ich auch Schuld dran, weil ich so frustriert bin von seinen jahrelangen Zurückweisungen, dass kleine Zärtlichkeiten mich nicht mehr wirklich berühren. :(
Liebe Grüße, kugel

Zu lernen, es als einen Teil von sich zu akzeptieren ohne es auszuleben...
Zu vergeben, wenn man schwach geworden ist...
Zu jubeln, wenn man stark geblieben ist...

Re: Brauche etwas Zuspruch, denke immer wieder an Trennung.

#7
Hallo! Lies doch bitte nochmal den aller ersten Absatz, den du geschrieben hast.
Dieser Mann, nämlich deiner, ist mit dir durch deine Essstörung gegangen, musste einen Suizidversuch miterleben und du sprichst von weiteren chronischen Erkrankungen. Ganz schön viel in 10 Jahren. Es klingt nicht als hätte er viel unbeschwehrte Zeit mit dir gehabt. Ich meine das nicht böse, aber versuch es mal aus seiner Warte aus zu sehen. Vielleicht hat er einfach keine Lust mehr auf Probleme und Therapie oder ähnliches. Er ist mit dir durch die Hölle gegangen.

Re: Brauche etwas Zuspruch, denke immer wieder an Trennung.

#8
Dem muss ich zustimmen, wenn jemand eine Essstörungen und einen Suiziedversuch miterlebt hat und dich begleitet, dann ist seine Liebe stark! Männer sind anders davor, den muss gesagt werden was man möchte... Kann es nicht vielleicht auch sein das er keinen Schritt in die Sexualität wagt weil er nicht weiss ob du wieder ablehnend reagierst? Frag dich wo und wie du ihm einen Dämpfer gibst, denn mein Mann hat auch mal gesagt er wagt es lieber nicht wenn er nicht weiss was ich eigentlich will, gib ihm Signale, küss du ihn doch einfach abends im Bett! Vielleicht hat er nur angst was falsch zu machen und hat den Schongang eingelegt.

Re: Brauche etwas Zuspruch, denke immer wieder an Trennung.

#9
Das hat mein Mann auch mal gesagt! Er hätte sich nicht richtig getraut einen Versuch zu starten aus Angst ich blocke (was ich auch oft genug getan habe...) und schon gar keine leidenschaftliche. Wenn er es versucht hat, war es so subtil oder zaghaft, dass ich es gar nicht als Aufforderung wahr genommen habe. Und dann habe ich ihm regelmäßig vorgeworfen, er wäre nicht leidenschaftlich oder er findet mich nicht attraktiv. Und auch das hat er mal gesagt. Er wusste nie so richtig, ob er mir sagen soll, dass er mich schön findet, weil er befürchtete, er bestärke mich dann in meinem Dünn- Sein oder ob er lieber gar nichts sagt. Dann habe ich oft gedacht, er findet mich eben nicht schön. Wies zeigt, die Männer haben es mit uns Essgestörten nicht leicht. Wir sind da wie ein Mienenfeld. Jeder potentielle Schritt kann tödlich sein. Also lieber stehen bleiben und verharren.