Ein zufriedener Mensch sein!

#1
Wenn ich mich ständig extrem kontrolliere,
Kalorien zähle um abzunehmen,
exzessiv Sport treibe,
mein Tag nur danach ausgerichtet ist, wie ich Gewicht verliere, auch gesund Gewicht verliere,
ich mich dauernd wiege,
dauernd im Spiegel betrachte...
direkt ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich mal über der Kaloriengrenze liege,

DANN

bin ich nicht der Mensch, der ich gerne sein will.
Zwar ist mein Körper irgendwann sehr schlank,
aber wohin ist mein Lachen?
Wohin ist meine Lebensfreude?
Meine Ausstrahlung, mein Witz, meine Energie, meine Leidenschaft, meine Kraft wirklich zu leben?
Wohin sind meine Freunde, wenn ich immer absage, weil ich ins Fitnessstudio gehe oder Angst vor Einladungen habe.

Leben ist so wertvoll...

Re: Ein zufriedener Mensch sein!

#2
liebe nachtigall,



ja, leben ist wertvoll .. du bist wertvoll !

in deiner aufzaehlung sieht man sehr gut dass es mehr argumente gegen die krankheit als dafuer gibt .. abgesehn davon dass "schlank werden" nicht zwingend eine folge ist ..

eine essstoerung ist eine verhaltensstoerung mit suchtcharakter und ernsthaften, langfristigen gesundheitsschaeden, begleitet mit anderen verschiedenen erschwerungen die der lebensbewaeltigung entgegenwirken, wie depressionen, aengsten, zwaengen .. :?

hast du schon einmal an psychotherapie gedacht ?
sun will set

Re: Ein zufriedener Mensch sein!

#3
genau solche überlegungen haben mich schließlich von meinem abnehmtrip weggebracht. mir wurde plötzlich klar, dass das nie aufhören würde. ich würde mit dem dauernden einschränken nicht abnehmen, weil ich eh wieder schwach werden würde, weil ich einfach bulimikerin bin - und würde nie aus der krankheit rauskommen. mein ganzes leben wäre geprägt von gedanken ans schlanker werden, alles immer ausgerichtet auf ein ziel, das ich wahrscheinlich nie erreichen würde. und wenn doch, wer wäre ich dann? eine fremde person und nicht die, die ich jetzt bin und die mir eigentlich gut gefällt. die kraft und lebensfreude, von der du sprichst, hatte ich zwar nie verloren, aber ich merke doch, dass sie präsenter ist, seitdem ich nicht mehr abnehmen will.

Re: Ein zufriedener Mensch sein!

#4
@ equilibre: Ich habe schon vor 3 Jahren meine Psychotherapie abgeschlossen. Über 2 Jahre war ich in Behandlung und es hat mir geholfen die Symptome sehr gut einzudämmen. Ich falle noch hin und wieder (sprich: Ich hab Essanfälle, oft mit brechen) aber habe gelernt mir selbst zu helfen. Ich bin nicht mehr so machtlos wie vor der Therapie.
Was die Psychotherapie aber nicht beseitigen konnte, ist die Wurzel der Krankheit: Dass ich ständig abnehmen will.
Ich mag mich nicht wirklich. Ich fühl mich zu fett. Keine Psychotherapie der Welt wird das je ändern können. Ich hoffe das kommt irgendwann von selbst mit der Reife..


@joliana: Begriffen habe ich das, mit dem Verstand. Hoffe es dringt irgendwann zu den Gefühlen durch und wirkt sich auf mein Handeln aus.


Ich kann nicht mit Diäten leben, ich fürchte mich so sehr vor der Schwäche und den Zwängen. Und ich kann mich aber auch nicht mit meinem Körper anfreunden, so wie er jetzt ist.
Und Bulimie ist auch nicht die Lösung, so wie ich das einst mal gedacht habe...

Und diese ganze Problematik ist doch irrational, krank und völlig überflüssig. Ich bin gesund und in Ordnung, nicht nur das, ich bin hübsch und talentiert.
Warum kann ich das nicht auch endlich mal mit dem Herz begreifen? Wie soll ich das je begreifen???

Re: Ein zufriedener Mensch sein!

#5
dass kann ich nur unterschreiben! mir gings bzw. gehts genauso!
das ganze fing bei mir an als ich 13 war, seitdem wollte ich abnehmen.
am liebsten so sein wie die victoria secrets, die so perfekt sind und
von jedem beneidet werden. ich dachte wenn ich auch so perfekt, so
hübsch wäre, würde es mir besser gehen, weil mich dann auch alle beneiden
würden. ich dachte wirklich das ist das was ich brauche, aufmerksamkeit, VIEL
aufmerksamkeit. aber wenn man darüber wirklich nachdenkt ist das natürlich
totaler quatsch. egal wie dünn ich bin, wie flach mein bauch ist, es wird nichts ändern.
meine probleme sind dann immer noch da, meine komplexe.
z.b. bin ich ausgeflippt wenn ich einen *kg zugenommen habe, mit 14 kam die Bulemie.
jetzt ist es mir eigentlich egal ob ich zunehme, hab ich sowieso schon, ka, ich
war seit wochen nicht auf der waage.
trotzdem sind die FAs da, und danach ist es entweder gewohnheit oder das unerträgliche
völlegefühl, das mich zum kotzen bringt.
Jetzt bin ich 15, ich will mir nicht meinen ganzen körper kaputt machen, ich hoffe wirklich alles
kommt wieder in ordnung...

Re: Ein zufriedener Mensch sein!

#6
Bei mir ging es mit 15 erst los, jetzt bin ich 22.
Was ich mit 15 noch nicht begriffen hatte, war, dass "dünn sein" nicht meine Probleme löst.
Und das hast du jetzt schon begriffen!!! Das ist ziemlich toll.
Und du wiegst dich nicht ständig. Auch sehr gut. Und du hast den Wunsch gesund zu sein und dir deinen Körper nicht zu ruinieren. Alles total gute Voraussetzungen!
Ich habe mit 17 eine Therapie begonnen, weil ich an einem absoluten Tiefpunkt war und mir nicht mehr helfen konnte.
Machst du auch eine Therapie?
Ich kann dir das nur wärmstens empfehlen, weil man mit Unterstützung viel viel leichter raus kommt.
Ich habe zwar auch immernoch Bulimie, aber auf eine ganz andere Art als früher, viel weniger verzweifelt und hilflos. Viel viel weniger Anfälle. Immer längere cleane Phasen.
Man lernt sich selbst zu helfen, wenn man wieder einen Rückfall hatte. Man lernt zu erkennen, warum man tut was man tut.
Das mit der Gewohnheit kenne ich nur zu gut. Eigentlich geht's einem gut, alles ok soweit, und trotzdem isst man zu viel und kotzt dann...:-/

Re: Ein zufriedener Mensch sein!

#7
Nachtigall hat geschrieben:@ equilibre: Ich habe schon vor 3 Jahren meine Psychotherapie abgeschlossen. Über 2 Jahre war ich in Behandlung und es hat mir geholfen die Symptome sehr gut einzudämmen. Ich falle noch hin und wieder (sprich: Ich hab Essanfälle, oft mit brechen) aber habe gelernt mir selbst zu helfen. Ich bin nicht mehr so machtlos wie vor der Therapie.
Was die Psychotherapie aber nicht beseitigen konnte, ist die Wurzel der Krankheit: Dass ich ständig abnehmen will.
Ich mag mich nicht wirklich. Ich fühl mich zu fett. Keine Psychotherapie der Welt wird das je ändern können. Ich hoffe das kommt irgendwann von selbst mit der Reife..
ich glaube daran, und so wurde es mir auch in stationaeren und ambulanten therapien empfohlen, dass wir nachhelfen koennen das beduerfnis nach staendigem abnehmen wollen, das koerperunwohlsein loszuwerden und zu mehr selbstakzeptanz, selbstwert zu kommen - zb durch alle moegliche taetigkeiten die uns das gefuehl geben wertvoll zu sein, also etwas zu tun das du sehr gern tust, was angenehm ist, dir und deinem koerper gut tut .. manche schaffen das durch zb tanz- und bewegungstherapie, reiten, massagen/ wellnessen, tiere, gute freunde/ partnerschaften, ..

du kannst es auf die weise probieren oder mit einer stationaeren therapie - beides wird geraten wenn man eine oder mehrere ambulante therapie(n) schon hinter sich hat und sich trotzdem nicht wirklich eine linderung der krankheit einstellt bzw man nicht gaenzlich symptomfrei ist (in eine psychosomatische klinik kann man auch gehen wenn man nicht total am boden ist, wenn es nicht 5 vor 12 ist, es ist dort sogar willkommen wenn man nicht ganz unten ist da man so das angebot dort meist viel besser aufnehmen kann).
sun will set

Re: Ein zufriedener Mensch sein!

#8
vielen dank für die rückmeldung!
nein, ich mache keine therapie, aber meine mutter
weiß von meiner ES und möchte das ich zu einem
Therapeuten gehe.
Sie geht damit wirklich gut um, ist für mich da und alles,
aber es ist auch für sie anstrengend.
Früher wollte ich nicht zu einem "Seelenklemptner" gehen,
aber jetzt, ich meine was ist schon dabei?
wenn es hilft!