3 Jahre ohne Bulemie und jetzt wieder kurz davor

#1
Hallo allerseits!

Ich war nun lange nicht mehr hier.
Vor ca. 3 Jahren habe ich es geschafft, nach 10 Jahren Bulimie, von einen Tag auf den anderen aufgehört zu k*.
Geholfen hat mir dabei sehr stark mein damaliger Freund (heutiger Mann) und der Wunsch nach einer gemeinsamen Familie und Zukunft mit ihm. Ich hatte auf einmal ein Ziel für das es wert war zu kämpfen und das mir wichtiger war, als das Essen.
Es war nicht leicht aber mit der Zeit war der Gedanke an die Bulimie aus meinen Alltag ziemlich verschwunden. Ich hatte keine Angst mehr, dass ich fressen gehe, wenn ich alleine zu Hause bin oder wenn ich alleine einkaufen gehe. Nur in meinen Träumen hatte ich hin und wieder Fressanfälle und ich war jedesmal sooooo froh wenn ich aufwachte und merkte dass ich in meinem Bett liege und nicht gefressen habe.
Voriges Jahr im Sommer bekam ich dann meine erste Tochter und ich hatte auch die Schwangerschaft gut ohne Essprobleme geschafft. Geholfen hat mir auch dass ich keine typischen Gelüste hatte. Nach ziemli kurzer Zeit hatte ich mein Normalgewicht wieder erreicht. Es viel mir nicht schwer, dass ich mich beim Essen zurückhielt und Sport habe ich sowieso immer gern gemacht.

Und nun bin ich wieder schwanger. Und es ist alles aufeinmal sooooo schwer. Ich bin total ko und absolut unbegeistert Sport gegenüber. Dafür hab ich ständig Guster und Hunger. Und da ich sehr viel Zeit zu Hause bin und das Spielen mit meiner Tochter nicht gerade eine geistige Herausforderung ist, denke ich auch sehr viel ans Essen. Und plötzlich ist es wieder passiert.
Mir war am Anfang ziemlich schlecht von der Schwangerschaft - aber nicht so sehr dass ich davon Kotzen hätte müssen. Aber da ich sooo ein schlechtes Gewissen wegen dem vielen Essen hatte habe ich mich übergeben. Ich schwor mir es sollte nicht mehr passieren. Und doch ist es wieder passiert. Anfangs 1x vielleicht in 10 Tagen aber in den letzten Tag ist es öfter passiert.
Vor 2 Tagen habe ich dann plötzlich heimlich mehr eingekauft damit ich essen kann (nicht in Mengen so wie früher - aber der Gedanke war der selbe). Das hat mich (nach dem Kotzen) so schockiert dass mir klar war, ich bin wieder am Anfang der Krankheit und wenn ich nicht jetzt gleich wieder stoppe, werde ich vermutlich nicht mehr die Kraft dafür haben.

Ich habe am selben Abend mit meinen Mann darüber gesprochen - damit ich nicht mehr das Gefühl der Geheimnistuerei habe und auch damit er mich immer wieder ansporrnt und mich auch frägt ob 3eh "brav bleibe" - dass war auch die Unterstützung die mir damals vor 3 Jahren geholfen hat. Und das wissen dass ich ihm nicht anlügen will.

Ich habe nun wieder den 2ten Tag ohne K.... Es fällt mir nicht soooo schwer wie früher, aber ich weiß auch, dass es sehr leicht passiert, dass ich es Übersehe und wieder ins Klo verschwinde weil ich zuviel (für meinen Kopf) gegessen habe.
Ich dachte ich hätte es hinter mir und nun merke ich wie nah ich der Bulimie immer war. Jetzt wo meine Selbstkontrolle im Bezug auf Essen, durch die Schwangerschaft, ins Wanken geraten ist, merke ich dass nur sie mich vorm Kotzen geschützt hat und nicht der normale Umgang mit Essen.
Ich kann noch immer nicht normal Essen wie andere Leute.
Ich hoffe soooooo sehr das ich mir mein neu aufgebautes Leben nicht davon zerstören lasse.

Hattet ihr auch nach langer Zeit rückfälle und wie seit ihr damit umgegangen. Was hilft und wie schafft man es nicht wieder hineinzugeraten?
Ist die Bulimie denn nie vorbei?

Ganz liebe Grüße
Nitti

Re: 3 Jahre ohne Bulemie und jetzt wieder kurz davor

#2
Liebe nitti,

deine Geschichte ähnelt meiner sehr. Auch ich habe nach ca. 10 Jahren mit dem Ko* aufhören können wegen dem Kinderwunsch.
Das war vor 3 Jahren. Vor knapp 2 Jahren kam auch meine Tochter zur Welt und in der Schwangerschaft fiel es mir absolut nicht schwer, mich gesund, ausgewogen und rückfallfrei zu ernähren.
Erst nach der Stillzeit wurde es schwierig, aber ich hatte schon immer mit Übergewicht zu kämpfen, was es mir schwerer macht mit der Ernährung.

Nun bin ich wieder schwanger, aber schon am Ende, das Kind kommt noch im Juli. Diese Schwangerschaft habe ich nicht durchhalten können, bin rückfällig geworden.
Nicht gleich am Anfang, aber so ab dem 2. Trimester ungefähr.
Ich vermute, es liegt an einer Mischung aus hormonell verstärkten emotionalen Schwankungen, Ängsten, Überforderung...
Alles fühlt sich doppelt und dreifach verstärkt an, gefühlsmäßig echt schwer auszuhalten diesmal. Und so ist das deckeln und ausko* eben ein "wunderbarer" Ausweg, der aber total blöd ist.

Mein Mann weiß auch Bescheid, so auch mein Arzt. Und zum Glück bin ich noch immer in Therapie!
Meine Therpeutin fängt mich sehr lieb auf und hilft mir, mit den Rückfällen gut umzugehen.
Von meinem Arzt weiß ich, dass ich zum Glück nicht mein Kind gefährdet habe mit den Rückfällen, sondern eben nur mir selbst schade. Das hilft, mir nicht so ein grässliches Schuldbewusstsein einzureden.

Natürlich bin ich absolut nicht stolz, dass ich rückfällig geworden bin und ich nehme es auch nicht auf die leichte Schulter.
Aber ich veruteile mich nicht mehr dafür, so wie früher.
Ist es passiert, ok, doof, aber dann ist es so. Schaue in die Zukunft! Morgen eine neue Chance.
Hab mit mir den Deal gemacht: Wenn ich den Drang zum Rückfall merke, mir erst mal 30 min. zu geben - abzuwarten, durchzuhalten.
Und erst danach diesem Drang nachzugeben, wenn er denn dann noch da ist.
Allein durch diesen Deal habe ich es geschafft, oft schon vor so einem FA Einhalt zu gebieten und gar nicht erst über der Kloschüssel landen zu müssen.

Weißt du, die Bulemie wird immer ein Teil von uns sein.
Aber wir können selbst entscheiden, wie viel Gewicht und Bedeutung und Raum wir ihr in unserem Leben geben.
Rückfälle können immer passieren, einmalige oder auch regelmäßige.
So what - wichtig ist, wie wir danach damit umgehen!

Und ich habe entschieden, meiner Bulemie keine Macht mehr über mich zu geben. Nach einem Rückfall lasse ich mich nicht runterziehen, beschimpfe mich nicht mehr innerlich, mache mich nicht mehr klein. Das tut sehr gut und so komme ich schnell wieder auf die Beine und finde bald wieder in meinen alten, normalen (Ess-)Alltag zurück.

Hast du einen Therapeuten zur Hand? Kontaktiere ihn doch bitte!
Gerade in der Schwangerschaft kann dir das viel Halt geben, denn diese Hormonschwankungen und Umstellung, gerade mit Kleinkind zu Hause, kann einen wirklich beuteln.

PS: Als weiteren Tipp kann ich dir geben: homöopathisch, darf man in der SS nehmen - Calmvalera von Helert und von der Hebamme kannst dir Bachblüten mischen lassen.
Mir hilft das ungemein! Bin seit dem viel entspannter und ruhiger und die Rückfälle wesentlich weniger geworden.
Zuletzt geändert von kugel am Sa Jun 30, 2012 12:13, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße, kugel

Zu lernen, es als einen Teil von sich zu akzeptieren ohne es auszuleben...
Zu vergeben, wenn man schwach geworden ist...
Zu jubeln, wenn man stark geblieben ist...