Nach 7 Jahren Bulimie - seit 2 Monaten ohne Rückfall :)

#1
Am 12.03.2012 hat sich mein Leben gewandelt...

Ich habe nun fast 2 Monate gewartet und nun ich kann sagen, dass ich es geschafft habe.

Ich brach JEDEN Tag seit meinem 17. Lebensjahr. Ich bin nun 23 und aufgrund meines Verhaltens (Aggressivität, Lustlosigkeit, viele Lügen und Ausreden aufgrund des Brechens, welches nicht auffallen sollte etc.) gab es sehr viel Streit zwischen meinen Eltern und mir und auch zwischen meinen Eltern selbst...ich war fertig. Mit allem. Ich hatte Angst dass mir die Kraft für mein Studium fehlt, ich es nicht durchziehen kann....ich hatte Angst um meine Gesundheit, Angst um meine Zähne, meine Haare, meinen Magen...einfach vor allem. Ich hatte mal wieder unheimlich viel an Lebensmittel angeschafft um zu essen und zu brechen.........ich war an diesem Tag enorm geschwächt, depressiv und willenlos...Ich setzte mich an meinen Laptop und schrieb ALLES an Verhaltensweisen auf, welche ich die letzten Jahre verborgen hatte und schrieb zwei Seiten voll. Druckte sie aus und am Abend, als meine Eltern vom Wandern kamen rief ich meine Mutter zu mir und offenbarte ihr alles. 3 Stunden, Punkt für Punkt wie ich sie aufgeschrieben hatte....Ihr könnt euch nicht vorstellen welchen Scharm das auslöste und dennoch - es war befreiend.

Ich kann es selbst nicht glauben dass ich so unbekümmert bin.
Ich denke zwar über mein Essverhalten nach...aber dennoch habe ich keinen einzigen Rückfall erlitten. Ich bin so verdammt stolz darauf...unbeschreiblich.

Ich kann nur jedem sagen: erzählt es einer Verwandten, deiner besten Freundin, deinem Freund...egal, aber bleibt damit nicht alleine. Ich kann von mir aus sagen, dass ich es ohne meine Mutter nicht geschafft hätte. Das hat uns auf eine bestimmte Art und Weise gebunden für immer. Wir haben in den letzten Wochen Höhen und Tiefen durchlebt....aber es hat sich gelohnt :)

Ich schreib euch das, weil ES GEHT. Ich hab nie dran gelaubt. Aber: ES GEHT!!!

LG :)

Re: Nach 7 Jahren Bulimie - seit 2 Monaten ohne Rückfall :)

#3
Also ich hab mir einfach gesagt dass ich jung bin, die Zeit bewusst leben will und nicht nur fürs Essen und Kotzen leben will.
Da hat's dann einfach klick gemacht.
Also meine Mutter kontrolliert mich auch. Am Anfang ging mir das auch tierisch auf die Nerven, wurde aggressiv, hab geheult..
Kam mir richtig wie en Entzug vor...war's ja letztlich auch.

Im Prinzip war ich immer eine sehr lebenslustige und aktive Person, die viel wegging, viele Freunde hatte.
Doch weißte....da geht man früher Heim, dann sagt man ab weil ich lieber essen und brechen will etc. das hat mich einfach total fertig gemacht...so richtig. Ich hab einfahc in den letzten JAhren ein richtiges Leben verpasst....den Gedanken konnte ich nicht mehr ertragen. Konnte nimmer schlafen etc.

Die größte Hürde war: WAS MACH ICH IN DER ZEIT IN DER ICH NORMAL EINKAUFE, ESSE, KOTZE???
Ich hatte total Angst! Was mach ich nur mit der freien Zeit? Meine Mutter hat mich da total unterstützt.
Ich hab mich im Fitnessstudio angemeldet, wir haben alles für Acrylmalerei gekauft, sind täglich mim Fahrrad in die Stadt einkaufen, fast täglich Leute gefragt ob sie Kaffee trinken wollen etc. also ABLENKUNG!!! Ohne die geht's garnicht!

Mein Essverhalten sieht wie folgt aus: morgens -> Quark mit Obst, oder en Vollkornbrötchen mit Paprika oder ähnliches
mittags -> großer Salatteller, wahlweise gebratenen Fisch oder Hühnchen, auch mal Rührei (an der Uni ess ich ganz NORMAL bin total STOLZ auf mich deswegen :) hab ich mir immer so gewünscht :) )
abends -> Jogurt, Obst, Gemüsepfanne mit Kartoffel etc.
Ob ich zunahm? Ich würde sagen **kg. Aber ganz ehrlich? Is mir egal!!!!!!!!!!
ICh strahle auf andere Menschen neuen Lebensmut aus und jeder findet mich JETZT attraktiver als vorher. Zudem bin ich 2 Monate fast täglich ins Fitnessstudio Übungen machen. Da hab ich auch voll die straffen Muskeln etc. bekommen
Fazit: Ich fühl mich rundum wohl und die Lösung lautet: Ehrlich zu dir sein, dir bewusst werden was du alles verpasst, dich ablenken und Dinge unternehmen....und dir bewusst sein: NORMAL sein ist besser als eine frustrierte Bulimiesüchtige die vielleicht **kg weniger auf den Rippen hat!!!!!!!

Also überleg dir mal: ändere dein Essverhalten!!! Geh raus, unternimm was!
Du schaffst das bestimmt!
Zuletzt geändert von Caruso am Mo Mai 07, 2012 8:13, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Nach 7 Jahren Bulimie - seit 2 Monaten ohne Rückfall :)

#4
Du kannst auch total stolz auf Dich sein!!! wow.

Ich bin momentan untergewichtig, alle möglichen Leute reden mich darauf an, warum so
dünn geworden bin........peinlich :oops: , ich rede mir jeden Tag ein ich MUSS zunehmen und geh nicht mehr
kotzen, aber schaff es dann doch nie.

Meine Oberschenkel und Waden sind total dünn, am Hintern hängt richtig die Haut herunter, aber:
weisst wovor ich am meistens Angst hab!? Dass ich nicht am Hintern oder an den Beinen zunehme, sondern
plötzlich eine Wampe krieg oder Monsterhüften. Wie war das bei Dir?

Heute geht´s mir - bis jetzt- ganz gut. Habe gefrühstückt, Tee+ ein Stück Striezel mit Philadelphia und
zwischendurch ein bisschen Schokolade gegessen.

Re: Nach 7 Jahren Bulimie - seit 2 Monaten ohne Rückfall :)

#5
Du kriegst sicher nicht die Megawampe und auch keine Monsterhüften, da kann ich dich beruhigen - ich bin zwar noch nicht komplett raus aus der ES - aber schon um einiges weiter - momentan kämpfe ich noch ein bisschen mit FA´s aber die werden auch weniger bzw. arbeite ich jetzt wieder aktiv dran :) aber zurück zu dir, du wirst nicht unendlich viel zunehmen, du nimmst zu ist klar aber im gesunden Maße und auch so das du es akzeptieren kannst - zwar nicht von heute auf morgen, aber langsam... Kasjopaja hat Recht, man fühlt sich dann auch viel attraktiver und fitter und lebendiger als vorher :)

Re: Nach 7 Jahren Bulimie - seit 2 Monaten ohne Rückfall :)

#7
Dass ich nicht am Hintern oder an den Beinen zunehme, sondern
plötzlich eine Wampe krieg oder Monsterhüften.
Ach was ;)

Sollst ja nicht nur futtern und zunehmen, sondern Dich auch bewegen, damit Du Muskeln bekommst und nicht nur einfach "zunimmst". Dann wird sich sicher nichts unschön anlagern ;)

Liebe Grüsse
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

Re: Nach 7 Jahren Bulimie - seit 2 Monaten ohne Rückfall :)

#8
Liebe Kasjopaja88,

wow, das hört sich richtig gut an, was du schreibs.

Es ist toll, dass dich deine Mutter so unterstützt. Das hat mir immer gefehlt. Ich habe zwar mehreren Personen davon erzählt. Auch mein Freund und meine momentane beste Freundin wissen davon. Sie wollen mir helfen, aber können mich nicht so richtig unterstützen. Deine Mutter war mittags zu Hause, sie konnte dir halt geben, auf dich achten, für dich vllt kochen, dich ablenken. Das ist toll. Bei mir fing eigentlich wenn ich zurück blicke die ganze ES an, als meine Mutter wieder arbeiten ging, oder kurz danach.

Momentan lebe ich allein, da ist es ziemlich schwer, ich hab so viele Freiheiten, bin zwar viel beschäftigt, aber zwischendrin kann ich immer zum Supermarkt fahren und die Reserven auffüllen.
Meinst du, man kann es auch schaffen, wenn man keinen hat, der einem "Schutz" gibt und einen aufbaut. Gerade wenn ich so Heißhungeranfälle habe, bin ich halt fast immer alleine.

Re: Nach 7 Jahren Bulimie - seit 2 Monaten ohne Rückfall :)

#9
An weissnicht22:
Also du hast Angst dass du zunimmst. Ich weiß das ist einfach in unseren Köpfen drin. Ganz wird das nie weggehen aber:
Mach Sport und du wirst keine Wampe bekommen. Du wirst nur attraktiv aussehn. Bewege dich. Mach Sport! Ess viel und gesund und ohne schlechtes Gewissen. Du wirst toll aussehn...auch wenn du zunimmst! Glaub mir. Ich denk manchmal...
ich hatte es geliebt dieses Gefühl dass sich meine Oberschenkel null berühren weil sie so abartig dünn waren...ich weiß: total bescheuert aber so warst halt. Heute hab ich muskulöse geile Oberschenkel....Männer finden mich hübsch. Ein Kommilitone meinte "Wie? Du gehst an de Campus zum Bodyforming? Selten jemand gesehn der SO in Form war" und soll ich dir was sagen: dieser Blick und dieser Satz hat mir so viel geben....der Person würd ich am liebsten en BLumenstrauß schenken und zum Essen einladen und sonst was, weil mir nur die wenigen Worte SOOO viel gegeben haben und für MICH von Bedeutung waren.....
Also: du wirst bestimmt zunehmen und wenn deine Haut am Arsch hängt dann MUSST du zunehmen. Anders wäre doch schöner oder :)
Und keine Angst vor 5 Kilos. Forme dich und esse gesund. Bereue nichts. Das klappt :)
Ich habe mich selten gewogen. Auch in den letzten Jahren sehr sehr selten.
Ich hab mich eher gefühlt. Z.B. wenn ich aufm Stuhl saß ob ich meine Arschknochen noch richtig spüre, ob meine Schulterknochen am Suhl wehtun etc. Ich war nie eine die sich täglich gewogen hat und auch in den letzten 2 Monaten hab ich mich null gewogen. Ich denke es sind 2-3 Kilos. Ich war vorher sehr sehr schlank aber nicht untergewichtig. Jetzt bin ich auch noch sehr schlank. Aber eher an der Grenze zum richtig sportlich Gesunden als zur "Die is aber abartig dünn-Grenze".

Re: Nach 7 Jahren Bulimie - seit 2 Monaten ohne Rückfall :)

#10
an Senai:

Also meine Eltern sind beide Selbstständig...das hatte das Essen und Kotzen bei mir immer sehr erschwert....man lebte mit "Risiko"
Und meine Mutter hat dann in den letzten zwei Monaten immer geschaut dass sie ihre Termine so legt dass ich dann zu der Zeit ins Fitnessstudio gegangen bin oder dass ich in der Zeit mit nem Zettel und genauen Angaben was ich kaufen soll, einkaufen gefahren bin etc. Also wir haben das echt gut strukturiert.
Jetzt bin ich die dritte Woche in ner anderen Stadt. Ich hab hier ne eigene Wohnung, fahre freitags in die Heimat und montags wieder in meine Unistadt. Das Glück is, dass ich ne Mitbewohnerin habe, die das keinesfalls mitbekommen soll :-/ Und ich hatte auch Angst davor wies ohne Mutter, die en Halt ist, klappt....aber: es funktioniert.

Ich rate dir: Such dir mehr 'Arbeit', mehr Beschäftigung, mach alles genauer,langsamer,bewusster....ich hatte immer alles in einer Eile und Unüberlegtheit gemacht...ich lebte vorher so unbewusst...weißte was ich mein :-/ aber ich mach jetzt alles viel.....laaaangsamer, überlegter. Das kostet Zeit. Und der Schlüssel ist: Beschäftigung!

Ich bin sicher auch ohne deine Mutter wird das klappen! Ich bin bis Freitag auch komplett auf mich gestellt.
Ich hab heut noch net mal Uni. Das bedeutete früher (Ich lebe schon seit 3 Jahren hier in der Stadt wo meine Uni is) ich kann den ganzen Tag essen und kotzen.
Jetzt sieht mein Tag so aus: Ich werd mir gemütlich Frühstück machen, gemütlich essen, Frühstücksfernsehn schauen, mich duschen pflegen und fertig machen...alles total ruhig und bewusst. Dann werd ich mim Fahrrad zum Campus fahren. Sacen ausdrucken, in die Mensa gehn, dann danach in den Park gehn und rumdösen. Später mit ner Freundin Kaffee trinken, dann Sonnenstudio, dann Unisport .............das soll heißen: Mach was. Nur nicht brechen!

Du brauchst ja etwas, das anstelle essen und brechen gemacht wird: das is bei mir das Hauptproblem nach dem Entschluss aufzuhören gewesen....und bitte lenke dich ab! Mach Sport, geh raus. Wandere. Sei en Babysitter für Hunde ka was^^

Schreib mir wies läuft...

Re: Nach 7 Jahren Bulimie - seit 2 Monaten ohne Rückfall :)

#11
Hallo Kasjopaja88,

danke für deine Antwort. Vielleicht ist da wirklich was dran an dem "Tempo".
Also bei mir ist es so, dass ich sehr schnell arbeite und eigentlich immer beschäftigt bin. Ich gehe von Montag bis Donnerstag ins Fitnessstudio, heute z.B. bin ich direkt nach der Arbeit hin und kam erst um 19.45 Uhr nach Hause. Ich komm rein, check sofort meine Mails und arbeite weiter. Wenn ich nicht arbeite oder irgendwas am PC oder sonst mache, dann telefonier ich. Ich brauch immer Beschäftigung. Es fällt mir schwer, einfach nur rumzugammeln. Am Wochenende werde ich dann quasi dazu gezwungen. Mit Freund kann ich das auch eher, aber mir ist da oft zu wenig los. Aber unter der Woche ist immer Programm. Morgens bin ich auch so müde immer und bleib bis zur letzten Minute im Bett, hüpf dann raus, putz schnell die Zähne, zieh mir was an und dann saus ich los. Dabei plagen mich schon wieder die Gedanken, was ich heute essen soll. Meist hab ich Hunger, manchmal hab ich nichts mehr zu Hause. Dann fahr ich zum Bäcker und ab in die Arbeit. Das mit dem Vollstopfen krieg ich komischer Weise trotzdem hin. Es gibt immer eine Möglichkeit, irgendwas zu stibitzen oder schnell einzukaufen. Mich nervt es nur, dass ich wirklich jeden Tag wieder in den Supermarkt muss. Wäre mal ein Traum, nur einmal pro Woche oder zweimal einkaufen zu müssen so wie andere Leute. Mich nervt das voll.
Das hört sich jetzt gehetzt an, ist es aber für mich nicht. Es macht mir nichts aus. Ich hab eher das Gefühl, wenn ich meine Süßigkeitenration intus habe, dann kann ich das alles besser schaffen. Dann kann ich besser Leistung bringen.
Ich hab einfach extreme Suchtgedanken. Ich könnte ständig essen, den ganzen Tag.