Hallo zusammen,
Weshalb ich hier ein neues Thema eröffne, ist, dass ich alle, die unter Bulimie leiden und sich regelmäßig erbrechen, anhand meines eigenen 'Schicksals' bewusst machen möchte, welche unvorhersehbaren Folgen das Ganze haben kann.
Denkt man an Bulimie und die körperlichen Schäden, die damit einhergehen, kommen einem zuerst Dinge wie zerstörter Zahnschmelz, Haarausfall, Mangelerscheinungen etc. in den Sinn. Zumindest mir ging es bisher so, dass ich diese Aspekte zwar immer im Hinterkopf hatte, aber nicht wirklich ernst genommen habe.
Wirklich aufgewacht bin ich erst, als ich nach einer Brechattacke auf einmal auf meinem linken Ohr nichts mehr hörte. Null, gar nichts. Wenn ich mein rechtes Ohr zuhielt, war ich gewissermaßen (bis auf die Geräusche, die trotz Zuhaltens in mein rechtes Ohr drangen) taub. Aus Scham und weil ich dachte, das würde sich schon wieder legen, bin ich erst drei Tage später zu einem HNO gegangen, der dann prompt einen akuten Hörsturz diagnostizierte, mir Cortison und absolute Ruhe verschrieb und mich für die nächsten beiden Tage nach Hause schickte. Als das Cortison nicht anschlug, wurde ich dann zu einer Infusionstherapie, wie sei bei Hörstürzen üblich ist, ins Krankenhaus überwiesen, wo ich sowohl die Infusionen als auch Kortison direkt ins Ohr, hinters Trommelfell, gespritzt bekam. Solche Spritzen könnte ich nicht mal meinem ärgstem Feind empfehlen, das tat so weh, dass ich fast die Wände hochgegangen wäre.
Naja, im Endeffekt hat dann alles nichts gebracht und nach 10 Tagen Krankenhaus wurde ich in unverändertem Zustand entlassen. Bei den Audiotests kam heraus, dass ich links Töne erst ab etwa 90 Dezibel hörte. Wenn man nicht allzu streng ist, kann man das mit Taubheit gleichsetzen.
Zur Nachbehandlung ging es dann zu einem anderen HNO, der (glücklicheweise) echt kompetent ist. In den folgenden Monaten verringerte sich dann die Schwerhörigkeit und mittlerweile höre ich tiefere Töne bereits ab etwa 30 Dezibel. Die hohen Töne sind allerdings flöten gegangen und ich leider daher an einer, nennen wir es mal 'Teilschwerhörigkeit'. D.h., wenn mich von links jemand anspricht, höre ich zwar, dass er/sie was sagt, kann aber nicht differenzieren, was genau, weil nur die Hälfte der Töne in meinem Gehirn ankommen. Dieser Zustand wird wohl, da seit einem halben Jahr stabil, so bleiben und momentan bin ich dabei, verschiedene Hörgeräte zu testen, die mein linkes Ohr unterstützen sollen. Zwar ist es dadurch etwas leichter, auch wieder Dinge von links wahrzunehmen, aber so wie vorher ist es keineswegs. Hinzu kommt, dass mich seit dem Vorfall vor 9 Monaten ein nicht abklingender Tinnitus plagt. Es ist also nie leise, ständig pfeifts im Ohr, egal ob man lernen muss oder schlafen möchte.
Das ist jetzt ein ganz schön langer Text geworden... Aber: Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn eure Ohren noch funktionieren und ihr das nächste Mal brecht, wodurch jede Menge Druck entsteht, denkt daran, dass davon ein Hörsturz ausgelöst werden kann, von dem man sich zwar in machen Fällen wieder erholt, aber durchaus auch, wie bei mir, Folgeschäden bleiben können.
P.S.: Ich habe seit dem Vorfall nicht mehr gebrochen. Zwar wiege ich *kg mehr, aber lieber so, als auch noch mein gesundes, rechtes Ohr zu gefährden. Denn wieviel ein gesundes Gehör wert ist, merkt man, bzw. merkte ich, erst, als es zu spät war.
Hörsturz durch Bulimie
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Zuletzt geändert von JaneDoe am Mo Feb 06, 2012 15:47, insgesamt 1-mal geändert.