Papier ist geduldig . . .

#1
. . . aber es ist nur ein passiver Zuhörer

Nach einer gewissen Zeit macht es keine Freude mehr seine Gedanken niederzuschreiben, ohne auch nur die kleinste Reaktion darauf zu bekommen, also versuche ich es nun hier.

Leider fehlen mir Ansprechpartner, da ich bei niemandem das Gefühl habe verstanden zu werden - immerhin kann man mich nur verstehen, wenn man selben Leidensweg Tag für Tag beschreitet und die Gedanken im Kopf wie wild herumschwirren und sich im Grunde alles nur um das Eine drehen: Essen.
War dieser Bissen zu viel?
Welche Ausrede lasse ich mir für heute einfallen, um nichts essen zu müssen?
Sieht mich die Welt so, wie ich mich sehe?
Warum muss ich derart leiden?
Wieso bin ich derart inkonsquent? - Mädchen, reiss dich doch zusammen!

Mein Problem ist der Hang zum Perfektionismus auf der einen Seite und auf der anderen Seite ein mehr als schlechter Stoffwechsel. Wie so viele, lege ich großen Wert auf die Meinung anderer über mich und versuche dem heutigen Schönheitsideal nacheifern - size *!
Es hat mich 2 Jahre gekostet, bis ich endlich dort angelangt bin, wo ich hin wollte. Ich war zwar nicht zufrieden damit - da es doch noch etwas weniger sein hätte können - aber ich fühlte mich wohl. Jedoch kam nach einer Zeit ein einschneidendes Erlebnis, welches mir vor Augen führte wie wenig perfekt ich doch sei und mich gänzlich aus der Bahn warf. Über ein halbes Jahr später, etliche viele Kilos mehr an mir sitze ich nun hier und bin verzweifelt.

Jeder Tag ist ein weiterer Kampf gegen meinen eigenen Körper für mich, welcher verzweifelt "Hunger!" schreit. Mir wird schwarz vor Augen sobald ich aufstehe, habe das Gefühl zu fallen obwohl ich sitze, versuche mich krampfhaft mit irgendwelchen Aktivitäten abzulenken um nicht in die Versuchung zu kommen etwas zu essen, kann mich nur schwer konzentrieren, schäme mich für meinen Körper - da ich offensichtlich versagt habe, meide es so gut wie möglich das Haus zu verlassen, will mich nicht im Spiegel ansehen, habe panische Angst davor mich zu duschen da ich den Anblick meines Körpers nicht ertrage, hasse die Berührung anderer, ...
So wie mein Leben derzeit ist, ist es nicht lebenswert. Ich warte nur darauf, endlich wieder konsequent genug zu sein, um meinen "Sollzustand" wieder herstellen zu können. Denn eines ist mir in diesen letzten Monaten bewusst geworden: nur dünn kann ICH glücklich sein.
Nur, wenn ich mit meinem Gewicht zufrieden bin ist es mir möglich mich aufs Lernen zu konzentrieren, ausgelassen zu lachen, Dummheiten anzustellen, mich mit Freunden zu treffen, fortzugehen, mich auffangen zu lassen.

Nun kommt aber der Haken an der ganzen Geschichte. Immerhin spreche ich hier nicht von "ich gefalle mir nicht und würde gerne mal **kg abnehmen, weswegen ich mir einen Diätplan herausgesucht habe und diesen 2 Monaten versuche durchzuhalten." sondern davon, dass wirklich jeder kleinste Bissen zu viel ist. 2 Jahre lang habe ich fast ausschließlich von meinem * gelebt und habe "nur" **kg runterbekommen. (Essattacken + anschließendes "Rückgängigmachen" * Mal im Monat habe ich mir schon erlaubt)
Mein Körper läuft auf Sparflamme und reisst alles an sich, was ich ihm gebe.

Ich will so vieles und erlaube mir rein gar nichts, weil ich es nicht wert bin - mich so niemand wollen soll.
Zuletzt geändert von Caruso am Do Jan 12, 2012 22:52, insgesamt 2-mal geändert.