ES oder nicht? Beim Psychologen erwähnen?

#1
Erstmal muss ich mich entschuldigen, wenn der folgende Beitrag zu lang wird, aber ich weiß nicht, was ich weglassen kann (soll), ohne dass mein "Anliegen" dadurch unklar wird, und meine Gedanken scheinen zur Zeit oft ein einziges Chaos zu sein und sind so schon schwer genug zu ordnen.
Angefangen hat bei mir alles (wie wohl bei den meisten) mit mehreren Diäten, die ziemlich schnell zum Dauerzustand wurden; in dieser Zeit habe ich – wie jetzt auch wieder - ständig zwischen oberem NG und unterem ÜG gependelt. Die einzige Zeit, in der ich mir nicht ständig Gedanken über mein Essverhalten gemacht hatte, war eine stark depressive Phase, in der mir sowieso vieles egal war und in der mein Essverhalten folglich recht chaotisch und somit auch nicht wirklich als positiv zu bewerten war.
Das änderte sich, als ich vor 3,5 Jahren für mein Studium umgezogen bin; aufgrund der neuen Lebensumstände verschwanden zwar die Depressionen, dafür kam aber eine Phase, in der ich regelmäßige FAs hatte und dadurch trotz der Versuche, diese durch Fasten zu kompensieren, stark zunahm; darauf folgte eine Phase, in der mein Essverhalten stark kontrolliert war, sodass ich wieder Gewicht verlor (in dieser Zeit gab es keine FAs). Bis irgendwann wieder die FAs einsetzten, dieses Mal mit k* danach, was ich aber glücklicherweise immer nach ein paar Wochen in den Griff bekam. So ging es dann ca. 2,5 Jahre lang: eine stark kontrollierte Phase, in der ich Gewicht verlor, gefolgt von einer Phase mit FAs, wobei ich in den ersten Wochen dieser Phase meist k* und später nur noch fastete zur Kompensation; zwischen den FAs aß ichwie in den kontrollierten Phasen. Beide Phasen wechselten etwa im 3-4 Monatsrhythmus, und die Kontrolle über das, was und wieviel normalerweise "erlaubt" ist, wurde dabei immer strenger.
Vor einem knappen Jahr fing ich dann eine neue Sportart an, durch die ich stetig an Gewicht verlor und schließlich fast soetwas wie ein entspanntes Essverhalten entwickelte; es gab zwar noch immer viele Verbote, aber ich konnte irgendwann meine Kontrolle etwas lockern, ohne damit gleich wieder FAs zu provozieren – etwas, was mir seit ich-weiß-nicht-wann nicht mehr gelungen ist. Als ich dann Ende August mit dem Rauchen aufhörte, nahm ich etwas zu, und den wirklichen "Anstoß" für mein jetziges Problem bekam ich dann Ende Oktober: Ich nahm zum ersten Mal an einem Turnier in besagter Sportart teil; dabei musste ich mein Gewicht angeben (und das wurde in der E-Mail, die an die drei anderen Turnierteilnehmer bzw. Zuschauer unseres Vereins ging, erwähnt) und wir treten bei den Wettkämpfen in recht engen Anzügen an, was für mich entsprechend unangenehm war. Die ganze Situation war mir dermaßen peinlich, dass ich in den folgenden Wochen noch kontrollierter aß als je zuvor und gleichzeitig immer mehr die Lust am Essen verlor (bis dahin hatte ich trotz aller Probleme eigentlich gern gegessen und gekocht); seitdem gibt es viele Tage, an denen es mir egal ist, was ich esse, Hauptsache, es liefert genügend Energie für den Sport, und manchmal habe ich sogar vor kalorienarmen Mahlzeiten wie Salat fast soetwas wie Ekel. Anfang Dezember setzten dann die FAs wieder ein – und diesmal hatte ich sie fast täglich und bis auf ganz wenige
Ausnahmen mit k*. Die einzige Lösung, die ich dafür aktuell habe (seit ca. 2 Wochen) ist, den nächsten FA zu "planen"; damit schaffe ich es zumindest, nur ** FAs pro Woche zu haben statt jeden Tag einen; sobald ich aber versuche, einen geplanten FA ausfallen zu lassen oder erst gar keinen zu planen, habe ich noch an diesem Tag einen – und da ungeplant fällt dieser dann meist größer aus als ein geplanter, folglich fühle ich mich danach noch schlechter.
Nun zu meiner Frage (die mir bei nochmaligem Durchlesen ziemlcih idiotisch vorkommt - aber was soll´s, das Thema beschäftigt mich nun schon länger und alleine finde ich keine Antwort): da die Phasen immer nur recht kurz waren, bin ich mir nicht sicher, ob das eine ES ist oder ich einfach nur "verfressen" bin; laut Wikipedia müssen die FAs ja über einen längeren Zeitraum hinweg konstant auftreten. Außerdem bin ich im Dezember wegen Depressionen in der Notaufnahme gewesen und wurde dort zur Diagnose an die psychiatrische Institutsambulanz des Klinikums verwiesen; den ersten Termin hatte ich letzte Woche, den nächsten nächste Woche, und ich weiß nicht, ob ich die hier beschriebenen Probleme dann erwähnen soll; die bisher eigentlich vermutete Ursache der Deprssionen ist die vermeidende Persönlichkeitsstörung (zumindest treffen fast alle Diagnosekriterien auf mich zu), auf mein Essverhalten kam der Arzt gar nicht zu sprechen. Vielleicht hat hier ja jemand Erfahrung mit sowas und kann/möchte mir in der Hinsicht einen Rat geben.
Liebe Grüße, Moon
edit: sorry für die anstrengende Formatierung, hab grad gesehen wie seltsam das zu lesen war und hab´s geändert - in der Vorschau sah das anders aus :oops:
Zuletzt geändert von Moon am Mo Jan 09, 2012 22:15, insgesamt 1-mal geändert.

Re: ES oder nicht? Beim Psychologen erwähnen?

#3
Hi blueberry,
erstmal danke für deine schnelle Antwort. Das hatte ich mir auch schon überlegt, allerdings konnte ich beim letzten Mal kaum über die Probleme reden, wegen derer ich in der Notaufnahme war, und als ich versucht habe das, was ich hier geschrieben habe, zu erwähnen, habe ich gar kein Wort mehr rausgebracht. Ich denke, das liegt zum Teil daran, dass ich oft das Gefühl habe, meine Probleme seien verglichen mit denen Anderer lächerlich (nach dem, was ich hier bisher gelesen habe, ist das ja auch so), und daher die Angst, einfach nur wie ein Idiot dazustehen, wenn ich davon erzähle.
LG

Re: ES oder nicht? Beim Psychologen erwähnen?

#4
Hallo,
wilkommen im Forum.
Warum solltest du dies beim Psychologen nicht erwähnen?! Wenn du willst dass er dir helfen kann erwähn es bitte!!!
Ich glaube du hast dir das selbst noch nicht ganz eingestanden.
Und das es schlimmere Fälle gibt denkt jeder, aber das ist relativ.
Ich finde deinen Fall viel viel schlimmer als meinen, aber ich habe für mich entschieden dass mein Essverhalten mein Leben so beeinflusst dass ich das Recht habe auf psychogische Hilfe.
Je schneller du dir Hilfe holst umso schneller hast du Chancen auf Heilung. Wen hiflt es wenn du noch wartest?
Welche Sportart machst du denn?
Wenn dich diese Sportart so belastet aufgrund der Gewicht"vorschriften" hast du dir dann noch nicht überlegt dies zu lassen?

Wünsch dir mal alles Gute! LG
WER MIT WENIG NICHT ZUFRIEDEN IST - IST MIT GAR NICHTS ZUFRIEDEN

Re: ES oder nicht? Beim Psychologen erwähnen?

#5
Danke :) Ich muss sagen, ich bin erleichtert über eure nicht-negativen Reaktionen, da ich mir wirklich nicht sicher war, ob ich hier überhaupt schreiben sollte bzw. die Berechtigung dazu habe.

Genau das frage ich mich zur Zeit häufig - habe ich nun ein Problem und will es mir vielleicht selbst nicht eingestehen, oder übertreibe ich einfach nur und jammere unnötig rum? Bisher bin ich leider nicht wirklich zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen; aber falls ein Problem, das zu behandeln wäre, da ist, würde ich mich irgendwann wahrscheinlich verdammt ärgern, wenn ich jetzt, wo ich sowieso die Gelegenheit habe, nichts dagegen tue.
Irgendwo hier im Forum habe ich gelesen, dass ein Therapeut (leider finde ich den Beitrag nicht mehr) es nicht zulässt, dass man einen Zettel mit eigenen Gedanken mit in die Sitzung bringt und ihm zum Lesen gibt; wisst ihr, ob so etwas die Regel ist? Ich habe selbst gar keine Erfahrung damit, sonst könnte ich vielleicht etwas Ähnliches wie den obigen Beitrag ausdrucken und mitnehmen, falls ich wieder kein Wort zu dem Thema herausbringe (ich habe es letztes Mal wirklich versucht, hatte aber das Gefühl, wie gelähmt zu sein und habe wie gesagt kein Wort rausgebracht).
Zum Sport: ich mache Savate, das ist eine dem Kickboxen ähnliche Kampfsportart (allerdings sind die Savate-Kämpfer normalerweise etwas "flinker" auf den Beinen als die doch recht schwerfälligen Kickboxer :) ). Aufgeben möchte ich den Sport nicht, zumal er das Einzige ist, was mich einigermaßen aufrechthält, wenn die Depressionen ganz schlimm werden (ich zwinge mich dann trotzdem immer, zum Sport zu gehen, und wenn es mir dann nicht gut geht, dann ist die gefühlte Leere danach zumindest nicht ganz so groß - und manchmal heitert mich die Bewegung in Kombination mit netten Leuten sogar wieder richtig auf :) ); außerdem hat der Sport mir im letzten Jahr wirklich geholfen, etwas mehr Selbstvertrauen im sozialen Umgang zu erlangen und gegen die durch die Persönlichkeitsstörung bedingten Verhaltensweisen "anzuarbeiten"; ohne den Sport - und v.A. die Leute dort - hätte ich vermutlich dieses Mal noch nicht mal den Mut gehabt, mir wegen der Depressionen Hilfe zu holen, sondern hätte es wie all die Jahre zuvor einfach (zuhause die Wand anstarrend) ausgesessen (ich habe diese Probleme seit ca. 6 Jahren wiederkehrend). Aber ich habe jetzt (schweren Herzens) entschieden, dass ich nicht wie geplant an dem Turnier nächste Woche teilnehmen werde, im Training muss ich ja niemandem mein Gewicht sagen und auch nicht die Turnierbekleidung tragen, so kann ich den Sport erstmal ohne Druck hinsichtlich des Gewichts ausüben.
cron