Sport zur Freude statt zum Schlanksein?

#1
Hallo zusammen!

Ich bin nun mittlerweile mehr als eine Woche K*-frei. Ich bin zwar noch weit davon entfernt, mich als Ehemalige zu bezeichnen. Da ich aber eine Frage spezifisch an euch Ehemalige habe, schreib ich hier.

Und zwar geht es, wie der Titel schon sagt, um Sport. Die meisten hier haben vermutlich Sport während ihrer Erkrankung als ein Mittel zur Selbstkontrolle/ zum "Wiedergutmachen" und zur Optimierung des Körpers m*ssb**ch*. So geht es auch mir, ich habe lange immer das Gefühl gehabt, mindestens x Mal pro Woche Sport machen zu müssen. Sonst wäre ein schlechtes Gewissen gekommen.

Nun mag ich nicht mehr Kotzen, nach meiner intuition essen, etc. Und dabei stelle ich auch fest, dass ich gar keinen Sport machen mag, oder auf jeden Fall viel weniger wie sonst. Ich geh vielleicht mal klettern, oder rennen, wenns mich wirklich in den Beinen juckt. Aber das ist viel weniger wie sonst, vielleicht einmal die Woche.

Wie war das bei euch? Welche Rolle hatte für euch Sport bei der Genesung? Und welches Verhältnis habt ihr nun zu Sport? Mir ist Sport ja schon wichtig und macht mir eigentlich auch spass, aber ich mags nicht mehr primär wegen dem Schlanksein tun. Aber wird sich jemals einfahc eine natürliche Lust zu regelmässigem Sport einstellen, wenn denn dieses "müssen" weg ist? Oder ist Sport für euch nach wie vor von beiden Aspekten, also der Fitness und dem Spass, geprägt? Oder macht ihr auch oft Sport, weil ihr das Gefühl habt, dass man doch "sollte".?

Liebe Grüsse
lagom
Wie ich die ES überwinden konnte - In diesem Thread beschrieben: http://bulimie.at/viewtopic.php?f=4&t=7697761

Ich bin nur noch sporadisch hier im Forum, wenn ihr eine schnelle Rückmeldung von mir haben wollt, dann schreibt mir rasch eine PN.

Re: Sport zur Freude statt zum Schlanksein?

#2
Huhu,

erst mal Glückwunsch du deinem Erfolg :)

Hm, sollte ich Sport machen?
Joa, würde meiner Figur net schadet :roll:

Mache ich deshalb Sport?
Nein, ich mag mich nicht mehr zwingen

Ich denke, wenn ich Sport machen wollen würde, um abzunehmen, wäre es Fitnesstudio oder anderes.

So schaue ich, ich gehe spazieren, fahre Rad und fahre neuerdings Tretroller, was ich für mich entdeckt habe.
Ich überlege mir dabei immer neue Herausforderungen, weil ich meine Grenzen austesten mag.
Ich finde es toll, mir etwas vorzunehmen und dies zu schaffen, völlig unabhängig von irgendwelchen Gewichten.

Ich persönlich fühle mich nach dem Sport einfach gut.
Ich brauche es manchmal, einfach ausgepowert zu sein, mir den Stress aus der Seele zu laufen oder was auch immer.

Für mich ist es einfach ein Ausgleich
Glück ist, wenn man trotzdem lacht

Re: Sport zur Freude statt zum Schlanksein?

#3
Hey Lebensseiltänzerin, Danke für deine Antwort!

Jaa so ähnlich gehts mir auch. Ich bin eigentlich voll das aktive Mädel. Ich liebe es, Berge zu besteigen, zu klettern, zu spazieren, zu schwimmen, zu slacklinen, etc. etc. ...
Und gerade letzte Nacht habe ichs auch voll in den Beinen bemerkt, dass ich gerne wieder etwas tun würde... (der letzte Sport war eigentlich Samstags, Sonntags habe ich zwar noch einiges geschaufelt...) Aber ich kanns mir halt kaum vorstellen, auf etwas hinzutrainieren. (Ausser beim Klettern.)

Es ist so eigenartig, so anders. Und irgendwie macht es mir fast auch ein bisschen Angst, habe ich doch so etwas wie eine "sportliche Identität", und es wäre wohl komisch, ohne die zu sein... :roll:
Wie ich die ES überwinden konnte - In diesem Thread beschrieben: http://bulimie.at/viewtopic.php?f=4&t=7697761

Ich bin nur noch sporadisch hier im Forum, wenn ihr eine schnelle Rückmeldung von mir haben wollt, dann schreibt mir rasch eine PN.

Re: Sport zur Freude statt zum Schlanksein?

#4
lagom hat geschrieben:Es ist so eigenartig, so anders. Und irgendwie macht es mir fast auch ein bisschen Angst, habe ich doch so etwas wie eine "sportliche Identität", und es wäre wohl komisch, ohne die zu sein... :roll:
klingt so, als würdest du dich unter Druck setzen

lass alles ruhig angehen
man kann auch sportlich vor sich hin dümpeln, es ist alles kein Problem

ich werf meine sportlichen Pläne immer dank der Gesundheit über Bord :roll:

aber ich persönlich möchte mir Ziele setzen
ist nett, aber kein Muss
Glück ist, wenn man trotzdem lacht

Re: Sport zur Freude statt zum Schlanksein?

#5
Hm, ich bin zwar nicht wirklich ehemalig, aber mache Sport eigentlich auch nicht (nur) aus Abnehmgründen.
Das mit den Beweggründen für Sport ist für mich generell eine schwierige Sache und beschäftigt mich auch sehr.

Ich habe eigentlich riesigen "Schweinehund" und eigentlich selten wirklich Lust auf richtigen Sport, das war schon immer so (liegt vielleicht in der Familie). Wenn ich einmal dabei bin, finde ich es aber ganz okay und joggen macht mir bei guten Wetter und mit guter Musik sogar Spaß. Nur bin ich halt ziemlich ehrgeizig, dazu kommt manchmal die Angst zuzunehmen und auch der "soziale Druck", sodass ich doch zeitweise ziemlich oft Sport mache, je nachdem, wie es mir geht. Momentan kann ich mich zu gar nichts aufraffen, manchmal aber jeden zweiten Tag ne Stunde oder so. Ich setze mich da auch oft selbst unter Druck, denke mir, ich müsse Sport machen, um nicht an Kondition zu verlieren und zu demonstrieren, dass ich doch nicht so unsportlich bin (vielleicht, weil ich mich als Kind sooo unsportlich gefühlt habe). Ich möchte mich nicht gehen lassen und bin auch stolz darauf, was ich erreiche.
Ich grüble oft darüber nach, ob ich mich nur auf Grund meiner psychischen Störung zu Sport entscheide oder, um vermehrtes essen zu kompensieren, was ja nicht gut wäre.

Andererseits "müsste" ich auch aus medizinischen Gründen Sport machen. Sport hilft mir z.B. gegen die Depression, wenn ich an einem Tag morgens laufen war, bin ich den ganzen Tag fitter, konzentrierter und besser gelaunt (hoffe natürlich das ist keine Sache der ES). Ich habe tendenziell einen zu niedrigen Blutdruck, kippe oft um und dazu noch Rückenschmerzen, weil ich zu viel rumsitze (hatte vor einigen Monaten sogar einen leichten Hexenschuss). Meine Ärzte sagen mir ständig, ich müsse unbedingt Sport machen.

Also mache ich Sport nicht unbedingt aus Freude, aber sein lassen kann/möchte ich es ja auch nicht. Mit Sport geht es mir ja in so vielen Belangen einfach besser als ohne. Trotzdem grüble ich eben ständig darüber nach, wann, ob und wie viel Sport ich aus welchen Gründen mache. Naja, manchmal grüble ich auch einfach zu viel nach!

LG
Katzenpfote

Re: Sport zur Freude statt zum Schlanksein?

#6
Hey!

Endlich mal ein Thema, zu dem ich auch mal wieder etwas schreiben mag. :wink:
Katzenpfote hat geschrieben:Andererseits "müsste" ich auch aus medizinischen Gründen Sport machen. Sport hilft mir z.B. gegen die Depression, wenn ich an einem Tag morgens laufen war, bin ich den ganzen Tag fitter, konzentrierter und besser gelaunt (hoffe natürlich das ist keine Sache der ES). Ich habe tendenziell einen zu niedrigen Blutdruck, kippe oft um und dazu noch Rückenschmerzen, weil ich zu viel rumsitze (hatte vor einigen Monaten sogar einen leichten Hexenschuss). Meine Ärzte sagen mir ständig, ich müsse unbedingt Sport machen.
Also ich finde ja, dass man auch als Ehemaliger sehr viel Sport machen darf, solange man das nicht als SVV benutzt und auch nicht damit abnehmen will. Von daher haben deine Ärzte da schon nicht unrecht.
Man sollte dann nur darauf achten, dass man auch das einigermaßen ausgewogen gestaltet und nicht nur eine Sportart macht, sich nicht verletzt und so weiter.

Aber trotzdem würde ich keinen Sport machen, wenn du keine Lust dazu hast. Das ist doch doof, wenn du dich gern bewegst, gehst und Rad fährst, dann reicht das für das Herzkreislaufsystem schon aus. Ich würde mich da zu nichts zwingen. :) Finde das gar nicht schlimm, dass du nicht magst, das ist doch auch in Ordnung - nur gar keine Bewegung ist einfach ungesund.


lagom hat geschrieben:Wie war das bei euch? Welche Rolle hatte für euch Sport bei der Genesung? Und welches Verhältnis habt ihr nun zu Sport? Mir ist Sport ja schon wichtig und macht mir eigentlich auch spass, aber ich mags nicht mehr primär wegen dem Schlanksein tun. Aber wird sich jemals einfahc eine natürliche Lust zu regelmässigem Sport einstellen, wenn denn dieses "müssen" weg ist? Oder ist Sport für euch nach wie vor von beiden Aspekten, also der Fitness und dem Spass, geprägt? Oder macht ihr auch oft Sport, weil ihr das Gefühl habt, dass man doch "sollte".?
Ich mache eigentlich nur Sport so wie ich Lust dazu habe. 8)
Aber an mir ist auch eine Profisportlerin verloren gegangen, sodass ich mich eher bremsen muss und immer darauf achten muss genug Studentenfutter dabei zu haben, weil ich mich so viel bewege und nicht abnehmen will.
Klappt aber gut.

Liebe Grüße!
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: Sport zur Freude statt zum Schlanksein?

#7
Hi!
Bin auch der Meinung, dass Sport grundsätzlich bei der Genesung nicht falsch ist. Es gibt nämlich so viele gute Aspekte daran. Nicht nur, dass es manchmal hilft gesundheitliche Probleme zu lindern (wie oben beschrieben), sondern noch vieles mehr:
[*] man lernt seinen Körper kennen und fühlen: vl wird er einem dann auch wichtiger, und man passt besser auf ihn auf
[*] es kann irrsinnig viel Spaß bringen: die Glücksgefühle sind enorm
[*]eventuell in der ersten Phase auch Ablenkung,
[*]man kann sein Selbstbewusst sein steigen (Ziele stecken und erreichen (kleine Schritte!), erkennen was man eigentlich alles mit seinem Körper anfangen kann, ...)

Sicher noch einiges mehr, dass war nur was mir auf die Schnelle eingefallen ist. Aber Sport zu machen ohne es zu wollen, weil es einem Spaß macht, dann kann dass natürlich nicht diese positiven Effekte bringen.

Grundsätzlich zu sagen: Es fällt mir sehr schwer vom Sofa aufzustehen um Sport zumachen ist glaub ich oft ganz normal. Das geht mir selbst manchmal so, aber sobald ich wirklich mit dem Sport anfange: weiß ich schon: das war die richtige Entscheidung, ich habe so viel Spaß daran. Also ein bisschen eigene Überwindungskraft kann nicht schaden, aber wenn du dann immer noch nicht willst, dann wäre es meiner Meinung nach zu viel Zwang. Manchmal hat man einfach Zeiten, da hat man überhaut keine Lust auf Sport.

Außerdem glaube ich, dass Gruppensport echt gut geeignet wäre, hier hätte man dann zusätzlich die soziale Komponente und die gegenseitige Motivation. Mit ein wenig gemeinsamen Lachen dazwischen fällt das Training dann noch leichter, und man merkt gar nicht was der Körper eigentlich gerade alles leistet. Außerdem haben ja viele Menschen die an Bulimie leiden das Problem, dass sie sich sehr stark aus jeglichem sozialen Umfeld zurückziehen, diesem wird hier auch entgegen gewirkt.

Ich würde sagen einfach ausprobieren, und den richtigen Sport für einen finden (vl auch mehrere, Abwechlung ist nie schlecht!), aber ja wie alle oben schon gesagt haben nicht wegen dem Abnehmen.
AUs meiner Erfahrung: Während meiner Bulimiezeit kannte ich ein normales Hungergefühl gar nicht mehr, da gab es nur Appettit und Zwang, doch danach habe ich das nach ein paar Wochen wieder entwickelt und durch den Sport ist das sicher noch etwas schneller gegangen als normal. Also wenn ich meinen Körper richtig auspowere verlangt der auch nach ordentlichem Essen, um wieder gerüstet für das nächste Werk zu sein. Diesen Wunsch sollte man ihm natürlich auch erfüllen :lol:

lg