Pustekuchen meldet sich (wieder) aus der Versenkung

#1
Hallo ihr Lieben!

Lang ists her dass ich im Forum unterwegs war... Und die wenigsten werden mich wohl kennen weil ich auch nicht so eine fleißige Mitschreiberin war ;)
Aber ich spüre dass mir der Austausch mit anderen Betroffenen fehlt. Ich habe viele liebe Menschen zum Reden (ein lieber Freund, Freundinnen, Therapeutin), aber so wirklich wissen sie halt nicht, was für verrückte Sachen manchmal in mir vorgehen...
Deshalb die Frage an euch, ob ihr mich denn wieder aufnehmen möchtet :)

Wer ein bisschen was über mich lesen will, hier ist mein ursprünglicher Vorstellungsthread: http://www.bulimie.at/viewtopic.php?f=5&t=7692142

Ich bin inzwischen seit einem Jahr in Therapie, was mir sehr gut tut. Es ist einiges aufgekommen, was "bearbeitet" werden muss. Aber auch wenn ich immer die Verfechterin der Theorie war, dass die Bulimie 'ganz von selbst' aufhören wird wenn man erst ihre Ursachen aufgedeckt und in einer Therapie bearbeitet hat, habe ich das Gefühl, dass es ohne ein bisschen 'kämpfen' wohl nicht geht. Und das kämpfen geht gleich viel besser wenn man MitstreiterInnen hat :)

Was mir in meiner Entwicklung wohl sehr geholfen hat, war die Entscheidung im Sommer in eine WG zu ziehen. Ich habe sehr nette Mitbewohnerinnen die erstens einfach zum Reden da sind (weil ich sehr dazu neige mich sozial zu isolieren) und mich zweitens doch zumindest manchmal vom FA abhalten weil ich nicht will, dass sie was merken. Ich genieße das gemeinsame Essen, und einem der Mädels vertraue ich sogar so sehr, dass ich ihr von der Bulimie erzählt habe.
Immerhin bin ich jetzt bei 2 FA in der Woche angelangt, was noch vor einem Jahr utopisch klang für mich. Aber auch diese FA will ich loswerden ;)
Ich hatte auch eine lange cleane Phase im Sommer über 2 Monate hinweg, über die genauen Umstände werd ich euch aber ein anderes Mal berichten müssen, weil es doch eine längere Geschichte ist ;) auf jeden Fall hat mir das gezeigt, wie toll es ist clean zu sein, und da will ich wieder hin!

Liebe Grüße
Es gibt Tage, wo man so traurig ist, dass man sich noch trauriger machen möchte. Gustave Flaubert

Wahrscheinlich kann man vom Nichtwollen seelisch nicht leben; eine Sache nicht tun wollen, das ist auf Dauer kein Lebensinhalt. Thomas Mann

Re: Pustekuchen meldet sich (wieder) aus der Versenkung

#2
Hallo Pustekuchen
herzlich willkommen zurück!
Ich bin totmüde, deshalb fasse ich mich nur ganz kurz:
Dein Beitrag hat mir grad total Mut gemacht! Ich steh im Moment an einer Stelle wo ich das Gefühl hab, wählen zu müssen, zwischen Leben, Erfolg, Glück oder der ES. Deshalb danke für deinen Text, er erinnert mich wieder daran, wohin ich will, und hat mich grad ein Stück aufgebaut :)

Viel Spaß beim wieder-einleben :)
Deine schneefee
Love is louder than the pressure to be perfect.

Re: Pustekuchen meldet sich (wieder) aus der Versenkung

#3
Hallo schneefee!

Das freut mich aber wenn ich dir mit meinem Beitrag Mut geben konnte! Versuche gerade mir selbst wieder etwas Mut zu machen und Hoffnung, dass ich es schaffen kann ;)
Gerade weil ich längere Zeit clean war (wenn auch wegen eines schweren Schicksalsschlages) weiß ich, dass es geht! Es ist zwar schade, dass ich nun im Endeffekt doch wieder auf die Bulimie zurückgegriffen habe, aber das zeigt wohl nur, dass es noch viel zu tun gibt. Aber der Wille ist da!

Liebe Grüße
Es gibt Tage, wo man so traurig ist, dass man sich noch trauriger machen möchte. Gustave Flaubert

Wahrscheinlich kann man vom Nichtwollen seelisch nicht leben; eine Sache nicht tun wollen, das ist auf Dauer kein Lebensinhalt. Thomas Mann

Re: Pustekuchen meldet sich (wieder) aus der Versenkung

#5
Hallo ihr Lieben!

Danke Jersey :)

Also ich bin euch noch eine Erklärung schuldig wieso ich im Sommer zwei Monate clean war...

Ich hatte einen schweren Verkehrsunfall. Brach mir beide Arme und hatte einen Bänderriss im Bein.
Noch dazu im Ausland, wo ich nicht gleich versorgt wurde sondern drei Tage mit einer ziemlich schlechten medizinischen Versorgung im KH lag. Dann konnten wir aber nach Hause fliegen - bin sofort zurück in Österreich ins KH, wurde operiert und lag da noch zwei Wochen.

Es war schrecklich, drei Gliedmaßen eingegipst und dann natürlich die Angst, dass es nicht mehr richtig verheilt und ich lebenslang die Folgen spüren werde (ja diese Angst ist leider noch immer leicht vorhanden...).

Aber durch diesen Unfall wurde mir irgendwie klar, wie bedeutend und wichtig die Gesundheit eigentlich ist! Und ich hatte auch das Gefühl, dass es da wohl etwas oder jemanden geben muss, der wollte, dass ich weiterhin auf dieser Erde lebe. Ich bin nicht gläubig, deshalb nenne ich das einfach mal Schicksal.
Das hat mir ein neues Lebensgefühl gegeben, und daher habe ich es geschafft, so lange keinen FA zu haben. Ich war so dankbar um mein Leben, dass ich es einfach nicht mehr sukzessive selbst zerstören wollte mit der Bulimie.

Aber naja... die Heilung schreitet voran, ich bin inzwischen wieder gipsfrei und mache Physiotherapie. Noch bin ich zwar eingeschränkt was die Beweglichkeit angeht und bei zu starker Belastung bekomme ich schnell Schmerzen, aber von außen sieht man eigentlich fast gar nicht mehr, dass so etwas Furchtbares passiert ist. Und damit kam auch die Bulimie wieder. Es steht einfach mein Körper nicht mehr so im Vordergrund, dadurch kommt alles andere wieder an die Oberfläche.

Und dann kommt natürlich wieder dieser Teil in mir hervor, der einfach nur funktionieren will. Funktionieren, das kann ich ziemlich gut. Auf mein Innerstes und meine Gefühle hören, das leider weniger :? Manchmal zweifle ich auch, dass ich es jemals schaffen werde - jetzt habe ich doch schon sechs Jahre (?) Bulimie und kämpfe dagegen an, aber die Krankheit ist einfach so übermächtig.

Ja, das war meine Geschichte.
Liebe Grüße
Es gibt Tage, wo man so traurig ist, dass man sich noch trauriger machen möchte. Gustave Flaubert

Wahrscheinlich kann man vom Nichtwollen seelisch nicht leben; eine Sache nicht tun wollen, das ist auf Dauer kein Lebensinhalt. Thomas Mann

Re: Pustekuchen meldet sich (wieder) aus der Versenkung

#6
Ja, auch wenn mir hier keiner was schreibt (was mich ehrlich gesagt ein bisschen traurig macht und wohl auch ein Grund war, wieso ich das Forum so oft für längere Zeit verlassen habe - ich weiß nicht woran es liegt, aber irgendwie mach ich euch alle 'sprachlos'?) habe ich trotzdem das Bedürfnis, mir was von der Seele zu schreiben...

Hatte gestern einen FA, und wenn ich ehrlich bin, wusste ich das schon 3 Tage zuvor, dass es so sein würde. Es ist eine Woche her seit dem letzten, was mich schon stolz macht, aber (wie ich in einem anderen Thread schon geschrieben habe) habe ich so das Gefühl, dass ich mir derzeit einfach einen FA pro Woche erlauben muss.

Ich hatte eben den Wunsch, es eine Woche zu schaffen, und schon nach einer halben Woche dachte ich 'ja, am Mittwoch ist es dann eine ganze Woche, dann kannst du wieder'. Und wie auf Befehl hatte ich dann gestern den ganzen Tag diesen starken Fressdruck...
Hab das Ganze auch in der Therapie angesprochen, und meine Therapeutin meinte dass es eben ganz wichtig ist herauszufinden woher dieser Druck kommt... Aber ich weiß es einfach nicht, so blöd das jetzt klingt, es kommt mir halt so vor als 'bräuchte' ich den FA um dann wieder eine Woche 'normal' sein zu können.

Ich weiß nicht ob das jetzt so eine Art selbsterfüllende Prophezeihung ist, wenn ich mir das von vorneherein denke, dass ich nach einer Woche einen FA brauch - und ich dann wirklich wie auf Knopfdruck den Druck verspüre.

Ich will die Bulimie ja wirklich ganz loswerden, aber andererseits muss ich sagen, dass es mir jetzt im Vergleich zu früher, wo ich wirklich jeden 2. Tag essen und brechen musste, viel besser geht. Ich will nur nie wieder dahin zurück. Ist es vielleicht ein Problem, dass ich es gar nicht so schlimm finde, wie es jetzt ist? Steh ich meiner Gesundung grade nur selbst im Weg?
Es gibt Tage, wo man so traurig ist, dass man sich noch trauriger machen möchte. Gustave Flaubert

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Re: Pustekuchen meldet sich (wieder) aus der Versenkung

#7
Hallo Pustekuchen,

erstmal schnell vielen Dank, dass Du mir im anderen Thread (bzgl. der Wohnsituation) so nett geantwortet hast. :) Zumindest in der Theorie bin ich mir jetzt recht sicher, dass eine WG keine schlechte Idee (gewesen) wäre.

Ich finde Deine Geschichte von Deiner cleanen Zeit diesen Sommer beeindruckend. Vermutlich ist es genau das Gefühl, das man irgendwie aufrecht erhalten muss: dass das Leben und der eigene Körper etwas ganz Essenzielles und Schönes ist, das man eigentlich beschützen sollte. Das denke ich auch manchmal, wenn ich die Geschichten vor körperlich schwer kranken Menschen höre oder wenn mein Freund von seiner Arbeit erzählt - er ist Physiotherapeut im Krankenhaus. Dann komme ich mir regelrecht albern vor.

Schade, dass das Gefühl bei Dir nicht mehr so präsent ist, seit es Dir wieder besser geht. Aber einmal die Woche, hey, das ist wirklich ein riesiger Fortschritt! Wir haben hier eine Userin (Old Owl), die hat ein paarmal beschrieben, sie hat sich auf die Art quasi mit ihrer Bulimie arrangiert. An einem bestimmten Tag und mit einem bestimmten Budget ist der FA "erlaubt", den Rest der Zeit geht das Leben vor. Das kann also auch klappen. Aber ich glaube, da ist dann doch der Wunsch da, es wirklich loszuwerden ... bei mir ist es so, und bei Dir offensichtlich auch. Vielleicht wäre es für Dich die richtige Taktik, die Abstände Schritt für Schritt zu erweitern..? (Als nächstes sind es acht Tage, dann neun ...) Wie ein Medikament, das man ausschleicht - bis Du vielleicht irgendwann von ganz allein an Tag 23 keinen Bock mehr hast. ;) Könnte natürlich auch eine blöde Idee sein.

Alles Gute weiterhin auf Deinem Weg!
"Denn wenn es eine Sünde gegen das Leben gibt,
so besteht sie vielleicht nicht so sehr darin, an ihm zu verzweifeln,
als darin, auf ein anderes Leben zu hoffen
und sich der unerbittlichen Größe dieses Lebens zu entziehen."

Albert Camus

Re: Pustekuchen meldet sich (wieder) aus der Versenkung

#8
Hallo Keiko, vielen Dank für deine Antwort!

Ja, nur blöd dass du jetzt deine Situation nicht so schnell ändern kannst... Aber wenigstens hast du die Aussicht, mit deinem Freund zusammenzuziehen, vielleicht hilft ja das ein bisschen über die nächste Zeit hinweg.

Es ist wirklich auffallend wie sich eine körperliche Verletzung auf die Psyche auswirkt. Da sieht dein Freund sicher vieles... Aber albern müssen wir uns nicht vorkommen, wir haben auch eine Krankheit, nur eben nicht auf der körperlichen Ebene. Und wir wollen damit ja keine Verletzten verhöhnen, sondern auch wir leiden wirklich.
Ich hoffe wirklich, dass ich dieses Lebensgefühl nicht wieder ganz verliere. Aber meine Therapeutin unterstützt mich und durch sie schaffe ich es wenigstens, mein Verhalten zu reflektieren.

Interessant, da muss ich mich direkt mal auf die Suche nach Beiträgen dieser Userin machen, würde mich echt interessieren ob das wirklich gut geht so. Aber natürlich ist es mein Wunsch, irgendwann GANZ clean zu sein. Finde deine Idee super, die Abstände immer größer werden zu lassen. Ich denke, wenn ich es schaffe den FA eine Woche rauszuzögern, muss es doch auch einen Tag länger gehen :) Und dann wieder einen Tag länger... Wobei ich mir nicht zu viel vorschreiben will, da ich aus Erfahrung weiß, dass wenn es dann mal nicht klappt, die Woche durchzuhalten, die Gefahr groß ist, dass ich in ein tiefes Loch falle. Und dann denke ich mir, ich habe versagt, und das verstärkt die Bulimie erst recht... Deshalb habe ich mir fest vorgenommen, es nicht so schwer zu nehmen, wenn ich es mal nicht durchhalte.

Habe mir jetzt auch zwei Bücher bestellt, eines spezifisch über Bulimie, das andere beschäftigt sich mit der Kindheit und ihren Auswirkungen. Bin schon sehr gespannt.

Liebe Grüße
Es gibt Tage, wo man so traurig ist, dass man sich noch trauriger machen möchte. Gustave Flaubert

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