Ich hasse mich selbst, kennst du das?

#1
Es ist nicht so, dass ich kein gutes Leben führe. Ich tue genau das, wofür ich geboren wurde. Hausfrau und Mutter. Mir fehlt es an nichts, mein Mann versorgt mich und die Kinder finanziell gut. Er ist zwar manisch-depressiv, und nimmt Medikamente, aber er hat studiert, und kann arbeiten.
Ich habe nur Matura gemacht, und beruflich nie Fuß gefasst. Nichts kann mich glücklich machen, immer wird die Schwester, das Sonnenscheinchen, mir vorgezogen. Meine Mutter tut immer auf "lustig", das halte ich irgendwie überhaupt nicht aus. Mein Vater ist reisesüchtig.
Mein Mann lebt in seiner eigener Welt, Kinder sind eben Kinder, und ich stehe, so wie immer, so wie es immer war, alleine da. Niemand, der an meiner Seite steht, niemand, der mit mir gemeinsame Sache macht, niemand der mir z.B. im Haushalt hilft. Das zermürbt.
Mit den Medikamenten, die ich nehme geht es so weit, dass ich meine Pflichten erfüllen kann, und dass ich in der Nacht schlafen kann. Auch die nervenden Beinzuckungen, die mich oft heimsuchen, sind damit in den Griff zu bekommen.
Heute ist ein blöder Tag, ich bin alleine zuhause, ich habe zu nichts Lust, und Feiertage und Wochenende stehen vor der Tür.
Wie geht es dir mit Wochendenden und Feiertagen, liebe Leidensgenossin?
:cry:

Re: Ich hasse mich selbst, kennst du das?

#2
Ich kenne dieses "keine lust auf alles" sehr gut. Mein tag hat heute auch ziemlich blöd begonnen. Keiner ist daheim und direkt geht das Fressen los. Bei mir ist es momentan richtig schlimm. Während der Woche lieg ich den ganzen tag nur im bett rum, ich kann mich kaum für die schule aufraffen. und am wochenende krieg ich es nicht mal mehr hin, wirklich sport zu treiben. ich zieh mich so sehr zurück, dass ich scho nden kontakt zu manchen meiner freunde verliere. ich lebe nur noch für die B. Das ist so beschissen :( und ich weiß mir auch gar nicht zu helfen, auch wenn ich es mir vornehme, nichts wird besser!

Re: Ich hasse mich selbst, kennst du das?

#3
Naja.....wer sagt denn, dass du DAFÜR geboren wurdest? Weil du eine Frau bist?
Ich wurde auf jeden Fall nicht dafür geboren, den Haushalt für andere zu machen....

Und ich glaube da liegt dein Problem.
Du machst nichts, was dich wirklich fordert. (sorry, ich lebe in einer Familie, da wird der Haushalt nebenbei gemacht, weil alle arbeiten und "komischerweise" geht das auch und es sieht auch gut bei uns aus und es wird jeden Tag gekocht, deswegen kann ich Haushalt machen jetzt nicht total als persönliche Forderung ansehen...)
Und das macht dich fertig und du versuchst diese Leere mit Krankheiten zu füllen...
Ich denke du solltest mal anfangen, was wirklich für dich zu machen, wo du auch Verantwortung gegenüber Menschen die nicht in deiner Familie sind hast, andere Menschen triffst.... Das ist sooo wichtig!
Ich rede nicht davon jetzt sofort eine Ausbildung oder Studium zu machen...wobei das natürlich auch gehen würde.
Bei uns an der Uni sind nicht wenige über 40. Und ich finde das toll, warum sich nicht weiterbilden oder was neues Lernen?!
Aber man muss ja nicht soweit gehen...gibt es nicht irgendwelche Aktivitäten bei euch? Irgendeine Gruppe die du leiten könntest oder zumind. erstmal teilnehmen? Ein Lesezirkel? Eine Behindertengruppe? Eine Partei?
Oder vllt. eine neue Sprache lernen? Einen neuen Sport anfangen?
Die Welt ist so weit und es gibt so viel zu tun!
Und Eintönigkeit vertreibt jegliche Lust...
Zuletzt geändert von Starlight57 am Sa Okt 29, 2011 14:57, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Ich hasse mich selbst, kennst du das?

#4
ich mag auch keine trueben feiertage, oder sonntage. essenstechnisch ganz, ganz schrecklich!!! und das mit der unzufriedenheit ist mir sehr gut bekannt. ich bin zu oft unzufrieden und das reisst mich immer wieder hinein. ich habe immer die hoffnung, dass mit ende des studiums alles besser wird. weil: sinnvolle aufgabe, unter tags keine zeit mehr fuer die bulimie (?),... ich weiss es nicht, aber ich rede es mir zumindest ein. wenn man sich in einem seelischen loch befindet, dann schaukelt sich das mit der ES immer wieder auf! wenn du unzufrieden bist, ich sage jetzt was, das ich nicht so meine: oft ist es leichter in der situation zu verharren und sich dabei ins bulimische verhalten zu fluechten. kannst du deine leben aufpeppeln mit aufgaben, die dir seelisch kraft geben? ob nun jobmaessig, hobbymaessig, mal urlaub,... ich weiss, es ist leichter gesagt als getan. ich habe ja auch keine lust, wenn ich unten bin, aus meinem leben eine party zu machen!

Re: Ich hasse mich selbst, kennst du das?

#5
Liebe Erdbeere,

wie ich sehe hast du auf beide meiner letzten Beiträge geantwortet. :)
Ich habe zwar keine Bulimie mehr, dafür ist das Leben weiterhin ein MUSS. Wenn ich es mir hätte aussuchen können, mir wäre es lieber gewesen meine Mutter hätte mich nicht geboren. Die hatte doch immer nur Augen und Ohren für meine große Schwester...und daran hat sich bis jetzt nichts geändert. Ich wäre noch immer gerne so wie sie, dann hätte mich meine Mutter genauso lieb.
Das mit dem "ein selbstbestimmtes Leben führen", das "du kannst alles machen, was du willst", ist doch nur theoretisches Gequatsche. Ich habe x Therapien gemacht, auch Krankenhausaufenthalte waren dabei. Das hilft temporär, das gibt dir für kurze Zeit ein Selbstbewußtsein, das du nicht aufrecht erhalten kannst, da es nur oberflächlich ist. Ich komme immer wieder auf den Punkt zurück, dass die Familie, oder das Umfeld in dem du aufgewachsen bist, dich für dein Leben prägen. Warum sollte ich sonst noch immer um die "größere Liebe" der Mutter kämpfen, oder zumindest darauf hoffen. Mein Leben war davon bestimmt zu tun was meine Mutter will, was meine Mutter gut findet. Dazu ein aussichtsloser Konkurrenzkampf mit der Schwester um die Liebe der Mutter. Sie macht immer alles besser als ich. *seufz* Ich sollte es nicht schreiben, muss es aber machen. "Ich wünschte meine Mutter wäre nicht mehr am Leben, dann könnte ich beweisen was ich kann, wieviel Kraft in mir steckt. Solange sie lebt bin ich immer nur die arme kleine Verena."
Wie geht es dir, liebe Erdbeere, mit deinen Eltern?

Zitat: Zeit heilt alle Wunden.

lg

Re: Ich hasse mich selbst, kennst du das?

#6
Es macht mich sehr traurig, deine Zeilen zu lesen, denn ich wünschte , ich hätte sie noch, die eine, einzige Mutter. Leider ist sie seid 2 Jahren nicht mehr hier!
Ich glaube auch nicht, dass sich deine Probleme lösen, wenn sie weg sind, denn du hast dich in deine Rolle reingelebt und scheust jeglichen Versuch, etwas anderes zu versuchen. Es ist ja auch einfacher, den anderen die Schuld für sein unbehagen zu geben. Sicher, ich weiß nicht, wie es bei euch läuft, und wie es dazu kam, dass du dich so abstempeln lassen hast, aber ergreife die Initiative und mach doch mal was, worauf du selbst stolz sein kannst. Inzwischen bist du doch alt genug, um deine Erfolge selbst du feiern. Sicher hast du zwei tolle Kinder und sie sind hoffentlich gesund. Wenn das kein Grund ist stolz zu sein...
Triff dich mit Freunden, gehe joggen, unternimm was , außerhalb deiner Familie und freu dich darüber und sei du erstmal stolz auf dich! Sicher wirst du deine Mutter nicht mehr ändern, aber vielleicht hilft es ja auch schon, wenn du ihr, ihre Fehler verzeihst, denn sicher hatte sie dabei auch nie i Sinn , dich zu verletzen. Mach nicht die selben Fehler, wie sie und schon kannst du wieder stolz sein, aber bitt, bitte versuche noch mit ihr glücklich zu werden, denn stell dir mal vor, deinen Kindern käme es so vor, wie dir jetzt. Red mit ihr und zeige deine Traurigkeit. Nur so hat sie auch eine Chance es zu ändern. Vielleicht hilft dir deine Schwester, denn auch sie hat sich nicht ausgesucht, der Liebling zu sein. Auch sie musste diese Rolle annehmen.
Ich hoffe ich habe dich nicht verletzt, oder geklugscheißert. Ich wollte dir nur mal nen anderen Blickwinkel zeigen. Ich hoffe du verstehst mich nicht falsch, aber ich glaube, du solltest es versuchen. Ich wünsche dir alles Glück dieser Erde und beneide dich sehr, denn meine Ma hat mich viel zu früh verlassen!