Was für Probleme ich habe ist schwer zusammenzufassen, es sind viele, die aus der Scheidung meiner Eltern herrühren.
1. Die Frau von meinem Vater war immer extrem eifersüchtig auf mich, weil mein Vater und ich ein sehr gutes Verhältnis haben. Dazu kommt, dass sie ein sehr schlechtes Verhältnis zu ihrem Vater hat. Sie fing zuerst an, mich subtil niederzumachen und hat es irgendwie geschafft, dass ich, wenn ich mit meinem Vater etwas alleine gemacht habe, das Gefühl hatte, ich tue etwas Verbotenes. Bei einem Streit ist dann aus ihr herausgebrochen, die denke, mein Vater und ich haben eine Affaire. Was vollkommener Quatsch ist!
2. Der Freund von meiner Mutter war auch nicht besser. Er hat sie unheimlich schlecht behandelt, rumgeschrien und auf ihre Kosten gelebt. Das war schlimm als Kind mit anzusehen und ich hatte immer das Gefühl, verantwortlich für das Glück meiner Eltern zu sein.
3. Mein Vater und seine Frau habe zwei Kinder bekommen (meine beiden Geschwister sind die besten Geschwister der Welt, das muss ich heute dazu sagen). Nach der Geburt meines Bruders fing ich an, mich zu übergeben. Der Zusammenhang ist mir aber erst vor kurzem aufgefallen. Für die Frau meines Vaters war ich ab sehr oft die Babysitterin und als 12-jährige vollkommen überfordert mit einem Kind, dass bis in die Nacht schreit, während meine Eltern eingeladen waren. Manchmal saß ich im Badezimmer und habe nur noch geheult.
4. Für die Frau von meinem Vater mussten wir nach außen hin immer die perfekte Familie sein. Jeden Sonntag haben wir Ausflüge gemacht, die ich immer als furchtbar empfunden habe, weil ich absolut kein Mitspracherecht hatte und immer, wenn ich doch mal etwa gesagt habe, war ich der egoistische Teenagerm, der irgendwie ein Anhängsel einer glücklichen Familie ist. "Was bist du egoistisch!", "Das ist aber schwach!" und "Du bist eine verwöhnte Prinzessin!" waren die Sätze, die ich in meiner Pubertät am meisten von der Frau meines Vaters gehört habe.
5. Ich habe mit 12 oder 13 in einem Brief, denn ich gar nicht hätte lesen sollen herausgefunden, dass mein Vater Krebs hat. Allerdings habe ich mich lange nicht getraut zu fragen, ob er ihn überwunden hat. Heute weiß ich zum Glück dass er als geheilt gilt. Allerdings habe ich noch immer eine große Sorge in mir. Deshalb habe ich unter anderem auch ein Studium, das auf Krebsforschung ausgerichtet ist. Wenn nochmal was passiert, kenne ich die richigen Adressen.
Das war so alles, was mir gerade an Dingen einfällt, die so in meiner Jugend falsch gelaufen sind. Ich habe mich immer gewundert, wieso ich kein einziges Mal ausgerastet bin. Heute denke ich, dass ich meine Wut, besonders auf die Partner meiner Eltern ausgekotzt habe...
Trotzdem geht es mir doch recht gut. Ich habe tolle Freunde, habe den besten Freund, den ich mir wünschen kann, habe Eltern, bei denen ich mir immer sicher sein konnten, dass ich das Größte für sie bin und ich bin auch ganz gut in meinem Studium, besonders in der Tumorbiologie

Ich denke nicht, dass meine Probleme gravierend sind, besonders da ich ein sehr postiver und optimistischer Mensch bin. Ist zwar vieles blöd gelaufen, aber das wird jetzt hoffentlich in einer Therapie verarbeitet und dann hört es auch auf in mir zu brodeln. Außerdem weigere ich mich, den Problemen meiner Jugend so viel Raum in meinem Leben zu geben. Ich bin erwachsen und mir über die Eigenverantwortung für mein Glück bewusst und das Leben wird nicht gerade schöner, wenn man noch Ewigkeiten irgendwelche Dinge mit sich schleppt, die noch im Unterbewusstsein verankert sind!
So, und jetzt ist genug gejammert, jetzt gehe ich nach einem unheimlich lustigen Abend mir Freunden in Bett

Gute Nacht!