Also ich wohne seit einem Jahr schon nicht mehr bei meiner Mutter, sondern etwa 300 km entfernt. Deshalb kann ich mich ja auch nicht um den Hund kuemmern, wenns bei ihr eng mit der Zeit wird. Wir telefonieren jeden 2. Tag, ob das zu oft ist, ist Ansichtssache.
*Tine* hat geschrieben:s ist nicht dein Ding, ihr zu helfen, dass sie eine glückliche Beziehung hat oder was auch immer. Es ist allein ihr Ding. Du weißt es doch sicher selbst durch die Es - wenn man selbst nichts einsieht, kann man keine ersten Schritte gehen. Und einsehen kommt meistens dann, wenn man auf die Nase gefallen ist.
Dieses Prinzip funktioniert bei ihr nur leider nicht- weil sie nie daran gedacht hat, dass es an ihr lag, dass es mit den Beziehungen nie geklappt hat. Und dadurch kann natuerlich auch nicht wirklich etwas wie Einsicht entstehen. Es ist wirklich so, sie hat erst das erste Mal begriffen, dasss sie ein Problem hat, als ich es ihr alles am Telefon erklaert habe und ihr Denkanstoesse gegeben habe. Und erst durch mich hat sie den Entschluss gefasst, einen Ersttermin bei einem Therapeuten zu vereinbaren und hat versucht, von ihrer jetzigen Beziehung abzuspringen. Kuerzlich hat sie es bereits geschafft, 7 Wochen ohne ihren Freund auszuhalten, wo es damals immer 2 Tage gewesen sind. Klar, den Weg muss sie allein gehen, aber einen Anstoss und Unterstuetzung kann man von aussen trotzdem geben. Meine Mutter hat mich damals auch damit konfrontiert, dass ich eine ES habe und dadurch habe ich es dann mit der Zeit eingesehen.
Es ist zudem auch oft so, dass man sich denkt "Ach, so schlimm ist es nicht, ich brauche keine Thera", aber wenn man von Aussen immer wieder damit konfrontiert wird, dass man wirklich jemaden braucht, faellt einem dieser Schritt leichter.
Tut mir Leid, aber es ist wirklich so, dass sich meine Mutter schon sehr weiterentwickelt hat, seitdem ich ausgezogen bin und mit ihr solche Gespraeche fuehren kann, in denen ich sie mit ihrer Problematik konfrontiere. Den Weg muss sie selber gehen, dass ist mir klar.
Und ausserdem dreht sich ja nicht mein ganzes Leben um meine Mutter. Ich habe schon meiner Thera gesagt, dass es keinen direkten Einfluss auf mich hat, ob meine Mutter den Absprung schafft oder nicht. Aber haengenlassen will ich sie eben auch nicht.
Es ist nicht so, dass ich mich schlecht fuehle, wenn sie nicht gluecklich ist und dass ich mein ganzes Leben dem Wohl meiner Mutter widme. Echt nicht. Es ist eben nur natuerlich, dass man als Tochter der eigenen Mutter helfen will, wenn man es kann. Und meine Mutter ist eben soweit, sich helfen zu lassen, das ist ein gewaltiger Fortschritt.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es den Eindruck erweckt, als waere ich in eine Ko-Abhaengigkeit reingeraten, als wuerde sich mein ganzes Leben nur um meine Mutter drehen oder sonstwas. Das Gefuehl habe ich nicht, denn wie schon gesagt, ich lebe auch mein eigenes Leben.
*Tine* hat geschrieben:Als Tochter sollte man einfach nur akzeptieren, (als erwachsene meine ich), dass die Mutter Probleme hat. Mehr nicht.
Und der Meinung bin ich eben nicht. Man sollte sein eigenes Leben leben, ja, man sollte sich frei entfalten koennen, die eigene Persoenlichkeit entwickelt koennen. Man sollte sich in erster Linie darum kuemmern, dass es einem selber gut geht. Ja, aber einem sollte nicht gleichgueltig sein, wie es der eigenen Mutter geht. Wenn man kann, so sollte man sie unterstuetzen, wenn sie Hilfe braucht, aber eben auch nur, wenn man dabei noch immer auf sich selber achtet. Man sollte wissen, wie weit man gehen darf und kann, sodass man selber gesund bleibt und nicht in der Hilfe untergeht.
*Tine* hat geschrieben:Überlege mal, ob du nicht selbst ein Nähe-Distanz-Problem hast, wie du es so schön nennst...
Ja, hatte ich und ansatzweise habe ich sie noch, aber es war definitiv nie so stark ausgepraegt wie bei meiner Mutter. Und es ist schon viel besser geworden. Das Einzige, was zurueckgeblieben ist, sind Verlustaenste und somit stetige Wachsamkeit, was Kritik angeht, aber das hat keine Auswirkungen mehr auf mein Verhalten. Damals habe ich immer angefangen zu weinen oder verbal anzugreifen, wenn ich mich kritisiert gefuehlt habe. Ich habe um mich getreten, konnte niemals diskutieren, weil ich mich sofort angegriffen fuehlte. Das ist jetzt anders. Ich kann diskutieren, ich kann bei Kritik Ruhe bewahren und die Situation klaeren. Geblieben ist eben nur noch, dass ich bei Menschen, die mir sehr wichtig sind, immer die Angst habe, dass sie sich von mir abwenden koennten. Aber das bedeutet auch nicht mehr, dass ich meine Persoenlichkeit aufgebe, um ihnen zu gefallen, ich bin trotzdem ich selbst.