Re: Starkes Übergewicht und Bulimie

#16
Danke für euer Feedback.
Ja es heißt erstmal abwarten...

Und gerade deshalb oder trotzdem ist die Vernunft nicht wirklich da.
Ich erschrecke vor mir selbst. In meinem Kopf geht ein Kino ab, was ich so noch nicht vorher wahrgenommen habe. Ich plane es regelrecht. Ich fühle jetzt schon, dass es heute noch zu einem Anfall kommen wird.
Ich plane das Einkaufen, das Essen und ich bin der Konsequenz bewusst. Und dennoch Schaft meine Vernunft es nicht mich davon abzuhalten.

Der Drang und diese endlose Leere bestimmt alles.

Ich möchte nicht, dass es so weiter geht. Ich bete darum, dass es mit der Klinik klappt.

Liebe Grüße
Pixie

Re: Starkes Übergewicht und Bulimie

#17
Hallo ihr.

Die Klinik hat mich nicht so lange warten lassen. Am Donnerstag Morgen ht mich die Therapeutin aus der Klinik angerufen. Nach Rücksprache mit der Oberärztin bietet die Klinik genau das richtige Setting für mich. Jetzt muss es zwar noch in einer Konferenz entschieden werden, aber die Therapeutin geht davon aus, dass da sich nichts mehr ändert und ich in die Klinik aufgenommen werden könnte. Wann das sein wird, konnte Sie mir noch nicht sagen. Sie hat mich dann aber noch auf einen Vertrag hingewiesen, der mit den Patienten abgeschlossen wird bei Aufnahme. Dort werden Vereinbarungen getroffen, wie regelmäßige Mahlzeiten, ein Gewicht was ich nicht unterschreiten darf(Hilfe ich bin doch so fett) und dann noch Ausgang und Verhaltensregeln. Ich bekomme den Vertrag zugeschickt.
Dann heißt es nun noch warten, wie es dann weiter geht.
Ich bin erleichtert, aber habe auch Angst.

Die Nachricht hat mich sehr aufgewühlt. Natürlich bin ich froh, dass ich eine positive Rückmeldung habe. Und gleichzeitig empfinde ich es beängstigend. Durch den Aufenthalt in der Klinik wird das ganze noch öffentlicher. Immer mehr Menschen werden erfahren, dass ich dieses Problem habe... Ich möchte es verändern habe aber auch gleichzeitig Angst, dass ich das Verhalten nicht ablegen kann. Ich habe Bedenken, dass ich von meinen Mitpatienten nur milde belächelt werde, weil ich so dick bin und nicht wie die meisten mit diesem Problem normal- bzw untergewichtig....

Und dann der Gedanke an die Arbeit. Wie wird es ankommen, dass ich dann wieder für mehrere Monate nicht da bin? Was sage ich, wenn jemand fragt?

Und Freunde. Durch die letzten Monate habe ich gemerkt, dass viele sich eher von mir abgewandt haben. Ich war in der Reha und habe Freunde, denen ich mich eigentlich immer vertraut habe, die ich seit vor der Reha nicht gesehen habe. Bei diesen habe ich das Gefühl, dass immer ich aktiv sein muss, um sich zu treffen oder anzurufen. Mir ist da aber nicht nach. Ich kann diesen das nicht erzählen.
Aber auch hier. Was sage ich? Ich kann doch nicht einfach nicht da sein....

Was würdet ihr machen?

In den nächsten Tagen, muss ich mich über den Ablauf informieren. Ich werde mir meiner Neurologin sprechen und bei Fragen auch noch einmal in der Klinik anrufen.

Ich werde euch weiter berichten.

LG
Pixie

Re: Starkes Übergewicht und Bulimie

#18
Hey Pixie,

das klingt richtig gut mit der Klinik! :D
Mach Dich nicht fertig, was den "Gewichtsvertrag" angeht. Bin selber damals mit starkem ÜG in eine Klinik mit solchen Verträgen gekommen und hab bei der Aufnahme vor Panik nur geheult, weil ich doch schon, wie Du so schön schreibst, fett war. Dann hat sich herausgestellt, dass die Verträge dazu da sind, dass man einander nichts vorhungert. Für ÜG war erstmal angesetzt: Gewicht halten (also normal essen lernen). Du kannst das bei der Aufnahme ganz in Ruhe durchsprechen. Oder wenn Du es eher klären möchtest, kannst Du da vielleicht anrufen und nochmal nachfragen.

Was den anderen sagen, ist eine schwere Frage. :? Hatte es selber damals recht abweisend gemacht: "Ich bin krank und muss eben für eine Weile ins Krankenhaus. Was ich hab? Da hab ich jetzt echt keinen Bock, drüber zu sprechen." Und Punkt. Das haben alle erstaunlich gut angenommen und auch hinterher keine dummen Fragen gestellt. Ich war dann einfach wieder da und hab mich ins Getümmel gestürzt. :) Ok, es hat geholfen, mir in der Klinik eine Person zu überlegen, zu der ich mehr Kontakt aufbauen wollte. So hatte ich jemanden, den ich fragen konnte, was so los war während meiner Abwesenheit, und mit dem ich auch mal ins Kino u.ä. konnte.
Wenn ihr Briefe schreiben dürft (vorher fragen ;) ), kannst Du ja die Adressen der Leute mitnehmen, zu denen Du mal viel Vertrauen hattest. Und wenn Dir danach ist, kannst Du ihnen etwas mehr über Deinen Aufenthalt schreiben... und sie so gewissermaßen wieder mehr ins Vertrauen ziehen. Oder Du könntest per Post erstmal sondieren, wieso sie sich nicht von sich aus gemeldet haben. Und wenn Du keine Lust hast auf sie, dann schriebst Du eben nicht und sie leben mit der Erklärung "Krankenhaus" weiter. ;)

Mach Dir vielleicht eine Liste mit Fragen. Im Eifer des Gefechts vergisst man manchmal (bei der Neurologin oder auch im Telefonat mit der Klinik) die wichtigsten Dinge. ;)

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Erfolg und freue mich, dass sich Dir so schnell eine Chance auftut! :)
LG, weirdfairy
"Your time is limited so don't waste it living someone else's life." -Steve Jobs (1955-2011)

Re: Starkes Übergewicht und Bulimie

#19
Hey,

also ich würde mich nicht verrückt machen wegen der Gewichtsverträge. Die gibt es in nahezu jeder Klinik !! Ich musste vor kurzem auch einen 8 seitigen Regelkatallog für meinen bevorstehenden Klinikaufenthalt unterschreiben. Das geht von "nicht rauchen, kein Alkohol etc." bis hin zu bestimmten Gewichtsvereinbarungen, je nachdem mit welchem Fokus man in der Klinik ist.

In der jetzigen Klinik musste ich nur unterschreiben, dass mein BMI nicht über 50 und unter 17 sein darf. Das hat nichts mit meinem persönlichen Gewicht zu tun (sieht man ja auch an der großen Spanne die dazwischen liegt), sondern ist eine Vorgabe der Klinik, die für jeden Patienen gilt ! Allerdings liegt es sicherlich auch daran, dass der Fokus auf dem Trauma liegt und nicht auf der Essstörung.

Als ich in einer psychosomatischen Klinik für Essstörungen war, sah das schon ganz anders aus ! Da waren die Regeln wesentlich strenger. Wer Untergewicht hatte, musste einen Vertrag unterschreiben, dass er jede Woche 700g Zunehmen muss !!! Wenn das nicht funktioniert bekam man jedes Mal einen Strich und wurde am nächsten Tag nachgewogen. Hatte man nicht aufgeholt -> wieder einen Strich. Bei 12 Strichen wurde man aus der Klinik gescmissen !
Normalgewichtige mussten "nur" halten. Als Übergewichtiger hatte man den Vertrag, dass man pro Woche 400g abnehmen muss ! Das Prinzip mit den Strichen war das Selbe ! Zusätzlich musste man noch unterschreiben dass man nicht mehr als x mal am Tag erbricht (je nach Schweregrad der Bulimie), seine Essanfälle protokoliert, 2 mal die Woche zum wiegen kommt und sowas alles.

Mit Sicherheit varriieren die Verträge auch von Klinik zu Klinik. Daher würde ich mich nicht verrückt machen. Außerdem sind das ja auch erprobte Regeln, die zu meißtern sind. Sicher nicht immer einfach, aber man geht ja auch in die Klinik um was zu ändern !

Drück dir die Daumen, dass du schnell Bescheid bekommst ! :)

PS: Ist das eigentlich ein Akutkrankenhaus ? Weil wenn das eine Rehaeinrichtung o.Ä ist, steht dir ja erstmal noch das ganze Antraggewusel bei Krankenkasse/Rentenversicherung und co bevor ?

LG
Knisie
Zuletzt geändert von ksiezniczka!. am So Sep 11, 2011 18:44, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Starkes Übergewicht und Bulimie

#20
Hallo knisie und weirdfarie,
danke für eure Antworten. Das hat mich wirklich beruhigt.
Ich hab den Vertrag jetzt bekommen und kurz überflogen, liest sich, wie es knisie beschrieben hat....
Ich werde das noch mal in Ruhe durchgehen und mir meine Fragen aufschreiben.
Ich würde so gerne so schnell wie möglich in die Klinik.
Ich hasse mich so und ich hasse, dass ich mir das antue......Mich mit dem E..... nach dem Fr....zu bestrafen.

Es ist eine Akutklinik. Läuft also mit einer Einweisung.

Was ich Arbeit und Freunden sage, weiß ich noch nicht.......
Wahrscheinlich nichts.

Ich muss es mir noch überlegen.
Liebe Grüße
Pixie

Re: Starkes Übergewicht und Bulimie

#21
Hey,

was vielleicht auch ganz gut ist wäre, wenn du dir deine Ängste aufschreibst wenn du den Vertrag ließt.

Also zB "Ich glaube nicht, dass ich es schaffe weniger als x mal am Tag zu erbrechen"

oder "Ich habe Angst, dass ich es nicht schaffe dir vorgegebene Menge abzunehmen"

Je nachdem was halt in dem Vertrag steht und was für Gedanken aufkommen.
Diese Gedanken kannst du dann direkt mit in die Therapie nehmen und besprechen :)

Re: Starkes Übergewicht und Bulimie

#23
Hi.
Danke knisie, dass ist ein guter Tipp. Das werde ich machen. Am Sonntag sollte ich die Ruhe haben um das zu machen.
Bis jetzt habe ich es noch nicht geschafft.
Von der Klinik habe ich noch nichts Neues gehört. Aber Montag werde ich dort noch einmal anrufen.

Und joliana.
Ebenfalls Danke.
Auch wenn es mir sehr schwer fallen wird muss ich da drüber stehen . Und dafür bin ich ja dann dort in der Klinik.

Buh, wenn ihr gerade in mich rein schauen könntet. Das absolute Chaos.
Ich kann nicht mehr.
Und dabei denke ich immer. Nimm dich nicht so wichtig. Andere sind wichtiger.
Mein Neffe der gerade 9 Tage auf der Welt ist und nicht so richtige Essen mag. Meine Tante, die einen bösartigen
Knoten in der Brust hat.
Ich stell mich doch nur an. Und innerlich frißt es mich auf.

Ich kann nicht aufhören.
Pixie

Re: Starkes Übergewicht und Bulimie

#24
Hallo ich finde das super mit der klinik. Ich bin nicht dick, manche sagen ein wenig zu schlank. Ich habe mich auch schon mal in meiner Verzweiflung bei einem Institut gemeldet. Mir ging es sehr schlecht. Zu der Zeit war ich sehr verzweifelt was meine FA betrifft. Bei dem Telefonat wurde ich gefragt wie *kg ich habe und als ich mein Gewicht angab, bekam ich zum hören dass es bei mir noch nicht so schlimm sei. Ich verstehe dass man sich zuerst um welche kümmern muss die schon enormes untergewicht haben. Habe mich trotzdem sehr gekränkt.

Re: Starkes Übergewicht und Bulimie

#25
*Pixie im Panik Modus*Pixie im Panik Modus.*
Hallo liebes TB.
Seit Mittwoch Nachmittag ist bei mir nichts mehr ok.
Nachdem mir morgens noch gesagt wurde, dass ich in Ca. 2-4 Monaten mit einer Aufnahme in der Klinik rechnen kann, rief gestern die Therapeutin aus der Klinik an.

Gestern wurde mein Fall in der Indikationskonferenz besprochen und die Ärzte sind sich nicht sicher, ob das ausgewählte Setting das Richtige ist, aber sie würden mich probeweise aufnehmen wollen. Mit dem "probeweise" wollen sie den Druck von mir nehmen, aber ehrlich, der Druck ist jetzt um so größer.
Und dann kam die Info, dass ich schon nächste Woche Dienstag in die Klinik aufgenommen werden soll.
Das hat mich wie ein Schlag getroffen.

Was sage ich auf der Arbeit?
Was meinen Bekannten oder bin ich einfach weg?

Am Donnerstag auf der Arbeit konnte ich mich nicht mehr konzentrieren. Ich habe einfach versucht alles zu einem Abschluss zu bringen, so dass ich ggfl. am Freitag nicht mehr arbeiten gehen mußte. Ich hatte meiner Neurologin eine Email geschrieben und ich konnte am Nachmittag zu ihr kommen...

Vorher war ich aber noch bei meinem Therapeuten, der mich jetzt gut 1 1/2 Jahre begleitet hat. Eigentlich war die Aufgabe, dass ich mit ihm bespreche, wie ich bei ihm mit der Therapie einen Abschluss finde, damit ich dann bei einer Therapeutin mit einer Therapie, die sich auf die ES bezieht beginne. Durch den Kliniktermin hatte sich das jetzt etwas verändert. Da nach der Klinik die Fortführung der Essstörungs-Therapie mit der Therapeutin sollte, war es meine letzte Stunde. Und es fühlt sich komisch an. Ich habe diesem Menschen so viel anvertraut und auch so viel zu verdanken.

Meine Neurologin hat mir gesagt, dass sie denkt, dass es gut ist, dass es so schnell geht. Da habe ich nicht lange Zeit zum Grübeln... Und ich soll es so sehen: Wenn es nicht das richtige Setting ist, müssen die mir sagen, was besser passt und damit auch in welcher Klinik ich gut aufgehoben wäre.....

AUf der Arbeit habe ich bis jetzt nur gesagt, dass ich ins Krankenhaus muss und es wahrscheinlich länger dauert und dass ich nicht über den Grund reden möchte.

Ich habe Angst. Große Angst.
Vor allem Angst zu Versagen.

Liebe Grüße
Pixie

Re: Starkes Übergewicht und Bulimie

#26
Pixie, fühl Dich erstmal fest umarmt.

Es ist alles gut. Wirklich! :) Es ist eine wunderbare Chance, dass Du jetzt doch so schnell stationär aufgenommen werden kannst. Und es nützt Dir jetzt überhaupt nichts, wenn Du Dir deswegen Stress machst. Überlege, was Du jetzt noch brauchst, was Du mitnehmen kannst/willst und was in der Wohnung noch zu tun ist. Das sind so ganz profane Sachen, die Dich jetzt auf dem Boden halten können. Ich habe gerade gar nicht im Kopf, ob Du alleine wohnst. Wenn ja, Kühlschrank auswaschen und abstellen, Klamotten waschen, die Zimmerpflanzen einem Nachbarn anvertrauen, all solche Dinge.

Auf der Arbeit oder bei Bekannten würde ich einfach sagen, Du musst eine Kur machen. Es geht Dir nicht gut und Du musst ein paar Dinge aufarbeiten - fertig. Ist ja auch richtig so und die meisten Menschen verstehen das erstaunlich gut. Die meisten tippen dann auf Burn-Out oder so, denke ich. Du musst Dich auf jeden Fall nicht rechtfertigen - Hauptsache, es geht Dir hinterher besser.

Und das mit dem Setting, nun gut. Ich weiß nicht, ob es überhaupt das perfekte Setting gibt. Selbst Menschen mit ganz klassischen Störungen haben ja sehr unterschiedliche Bedürfnisse. Gib der Sache einfach eine Chance. Ich hab jetzt einfach mal Zuversicht für zwei. :)

Kein Stress, Öhrchen steif halten und freu Dich auf Dienstag! Das ist eine ganz große Gelegenheit, Dir etwas Gutes zu tun. Nutze sie!
"Denn wenn es eine Sünde gegen das Leben gibt,
so besteht sie vielleicht nicht so sehr darin, an ihm zu verzweifeln,
als darin, auf ein anderes Leben zu hoffen
und sich der unerbittlichen Größe dieses Lebens zu entziehen."

Albert Camus

Re: Starkes Übergewicht und Bulimie

#27
Hallo ihr,

nur noch eine Nacht und ich gehe in die Klinik. Die Angst und Unruhe ist noch da....
Denn so sehr ich es möchte, um so deutlicher wird mir, dass ich etwas aufgeben muss, was mir jahrelang ermöglicht hat mit angespannten Situationen und mit dem Hass auf mich selbst umzugehen....
Es macht Angst zu wissen, dass ich dafür ein Ersatz finden muss, denn der Drang ist übermächtig .....

Aber ich möchte es angehen. Ich möchte kämpfen. Für mich. Und für die Lieben um mich....

Und wer weiß vielleicht kann ich ja auch irgendwann mal zulassen, dass mich jemand liebt....

Ich weiß nicht, wie oft ich dazu komme hier zu schreiben. Ich versuche es...kann es aber nicht versprechen

Bis bald
eure Pixie