auf ein neues!

#1
Hallo an alle,

ich bin in diesem Forum nun seit einiger Zeit quasi als stille Mitleserin aktiv, hab mich aber bisher kaum zu Wort gemeldet ;-)

Jetzt ist es, denke ich, an der Zeit mich einmal vorzustellen - immerhin würd ich mich momentan sehr über einen Wortwechsel mit 'Gleichgesinnten' (Leidensgenoss-inn-en scheint mir nicht das richtige Wort zu sein...) freuen! Alleine schon um mir klar zu machen, dass ich nicht die einzige bin, die nach Jahren wieder zurück in eine, wenn auch andere, ES gefallen ist.

Nun zu mir :-) ich bin 18 Jahre jung, war vor vier Jahren anorektisch(zuvor stark übergewichtig), deswegen auch in ambulanter und schließlich stationärer Therapie. So weit, so gut, die letzten Jahre waren von einigen Tiefs geprägt, das "Essproblem" stand dabei aber im Hintergrund. Was das Gewicht angeht, hatte ich nach der MS die obere Grenze des NG erreicht. Aber, ganz ehrlich - das hat meine Lebensqualität im allgemeinen nicht eingeschränkt. Ich habe meine Lebensfreude wieder entdeckt, konnte ein, tja, normales Leben führen - einfach leben!
Dann der Umbruch. Nicht zuletzt durch ein neues Umfeld (Beziehung) kam der Wunsch in mir hoch, abzunehmen.
----Ich möcht gar nicht so viel drüber schreiben, über das Essverhalten oder sonstiges, halte das für unnötig...aber zum Verständnis meiner Situation werde ich das meiner Meinung nach wichtigste erwähnen.----
Die Abnahme verlief in einem angemessenen Rahmen, bin nach wie vor Normalgewichtig - und momentan absolut zufrieden mit meinem Gewicht, dem Aussehen überhaupt. Wo ist das Problem, könnt man sich jetzt fragen 8)
Bulimie, wunderbar. Ich hab nicht unbedingt das kotzen für mich entdeckt, mein Verhalten nennt sich, soweit ich weiß, atypische Bulimie. Ist auch nicht relevant. Jedenfalls habe ich Tage, an denen ich nicht unbedingt -fresse-, aber Unmengen an Zeug verdrücke. Sehrwohl mit einem Gefühl von Kontrollverlust, aber eben nicht auf ein paar Stunden komprimiert, sondern auf einen, oder auch zwei Tage. Natürlich plagt mich danach ein zermürbendes, schlechtes Gewissen und die unheimliche Angst zuzunehmen (wo ich mich doch momentan in einem für meinen Körper gesunden Gewichtsbereich befinde und mich damit wohlfühle...), das wird euch Mitlesern nichts neues sein. Daraufhin folgen Tage, an denen ich dieses Fressen ausgleiche. Zwei Extreme.

Und genau diese zwei Extreme sind es, die mein Leben nun seit ein paar Monaten bestimmen. Es ist körperlich und psychisch extrem belastend, kaum auszuhalten. Soziale Kontakte und Hobbies vernachlässige ich, wegen meinen Gedanken ums (nicht)essen. Es hemmt mich unglaublich und ich fühle mich sehr, sehr schwach, wenn ich mich nach einigen Jahren wieder an diesem Punkt sehe. Ach, ich mach eine Psychotherapie - und die tut mir auch gut. Aber ich spiele mit dem Gedanken, wieder eine stationäre Therapie zu machen. Zuerst war da der Gedanke, dass es keinen Grund gibt - ich habe ein normales Gewicht und das 'große Fressen' beschränkt sich auf zwei Tage der Woche.
ABER - worauf warten? Glaube ich wirklich, dass ich es alleine schaffe, oder hab ich einfach Angst davor, dass ich -meine- neugewonnene ES verliere...rhetorische Frage an mich selbst. Aber genau diese zwei Ansichten sind ja auch in meinem Kopf. Oft kann ich unterscheiden, nicht immer. Ich weiß auch nicht, aber so gehts nicht weiter. Ich will wieder -leben-!

So, ich freu mich, dass sich vielleicht die oder der eine diesen Text durchgelesen hat und hoffe auf regen Wortwechsel ;-)

Alles Liebe euch und viel Kraft,
Soap&Skin

Re: auf ein neues!

#2
Hi SoapandSkin!

Erstmal ein herzliches Willkommen hier bei uns im Forum, schön, dass du dich getraut hast, jetzt aktiv teilzunehmen :-)

Bei uns gibt es einige Paralellen in der Liebesgeschichte.Ich war auch in der Kindheit sehr übergewichtig und mit 14 Jahren schlug es dann in die Magersucht um, um schließlich mit 18 Jahren in die Bulimie zu münden.

Erstmal klingt es doch ganz positiv, was du von dir und deinem Körpergefühl erzählst. Ich hatte damals nach meiner ersten cleanen Phase der Bulimie erst wieder einen Rückfall als ich eine sehr destruktive Beziehung mit einem Mann hatte. Eigentlich hatten meine Rückfälle immer was mit Männern zu tun.
Ich habe dann langsam herausgefunden, dass bei mir eigentlich eine Beziehungsstörung vor der ES steht (plus Trauma).

Wenn du stationär gehen willst, dass tu das, es wird dir bestimmt gut tun und du kommst mal von deinem normalen Umfeld los!

Kannst du mit deiner Therapeutin denn über alle reden???

Lieben Gruss
Kitty
"Es ist nie vorbei, es geht nie zu Ende, es hört niemals auf, jede gute Tat, jede Heuchelei, es nie vorbei, es geht immer weiter, also gib nie auf [...]!"

Re: auf ein neues!

#3
Hallo Kittycat!

Vielen Dank für die Worte - und zugegeben, es hat mich etwas Überwindung gekostet, hier zu schreiben ;)

Ja, das klingt tatsächlich ähnlich. Wie gesagt, bei mir kam dieses plötzliche, erneute Umdenken auch in meiner vergangenen Beziehung zum Vorschein. Die Beziehung hab ich zwar mittlerweile beendet und es geht mir unheimlich gut mit dieser Entscheidung, aber ich stecke eben schon zu tief in der Essstörung, als dass das allein zu einer Besserung geführt hätte.

Beziehungsstörung - darf ich nachfragen? Ich weiß mit dem Begriff nicht viel anzufangen.

Mein Therapeut ist männlich ;) und ja, ich fühl mich sehr wohl dabei, auch mit der klientenzentrierten Psychotherapie. Ich bin erst seit 1 1/2 Monaten in Therapie, konnte mich schnell öffnen und Vertrauen fassen, somit hab ich mittlerweile auch keine Hemmungen mehr, zu erzählen - es war wirklich ein Glücksgriff, ich habe nicht erwartet, dass es auf Anhieb passen wird.

Liebe Grüße
S&S
Zuletzt geändert von SoapAndSkin am Mo Aug 08, 2011 14:21, insgesamt 1-mal geändert.

Re: auf ein neues!

#4
Hi SoapandSkin!

Also das mit deiner Therapie klingt doch schon mal sehr gut, freut mich für dich :-)

Also die Beziehungsstörung, die ich habe, nennt sich "Beziehungssuchtstörung". Wenn man diese Erkrankung hat, sucht man sich unterbewusst immer Männer aus, die einen ausnutzen und kaputt machen, weil man durch seine Kindheit darauf programmiert worden ist.

Man benutzt die Beziehung genauso wie man die ES oder Ritzen benutzt, als Mittel um sich selbst zu zerstören.

Ich habe davon in dem Buch "Wenn Frauen zu sehr lieben", von Robin Norwood gelesen und es hat mir absolut die Augen geöffnet. Seitdem ich es mein absolutes Leitbuch, was mein Leben angeht!

Lieben Gruss
Kitty
Zuletzt geändert von Kittycat82 am Mi Aug 10, 2011 13:57, insgesamt 1-mal geändert.
"Es ist nie vorbei, es geht nie zu Ende, es hört niemals auf, jede gute Tat, jede Heuchelei, es nie vorbei, es geht immer weiter, also gib nie auf [...]!"

Re: auf ein neues!

#5
Hallo! :)

Ich danke dir für die Erklärung. Das klingt für mich nachvollziehbar, vor allem was den "Nutzen" einer solchen Beziehung angeht. Meine letzte Erfahrung hat mich dazu bewegt, viel über meinen Selbstwert in einer Beziehung nachzudenken, zu fühlen - das war mit einigen Aha-Erlebnissen verbunden, also durchaus ein Fortschritt und neuer Ansatz für mich.

Zu dem von dir genannten Buch werd ich gleich Google ausfragen ;)

Darf ich fragen, welche Therapie-Erfahrungen du bisher gemacht hast?

Liebe Grüße
S&S