Re: Was habt Ihr Euch für Schäden durch die ES zugefügt?

#31
Hm, ich habe auch nur einen eher unregelmäßigen und sehr anfälligen Zyklus zurückbehalten, ich muss eben immer aufpassen, dass das auch alles klappt.
Aber ehrlich, das finde ich jetzt eher nicht so schlimm.
:)

Und wenn ich ehrlich bin, habe ich eher positive Dinge durch die ES bekommen, ich meine klar, auf das Depressions-Zeug hätte ich gern verzichtet und auch die soziale Isolation in einem Alter, in dem so etwas super wichtig ist, das würde ich auch gern anders machen aber ansonsten...
Ich wäre nicht ich so wie ich bin, hätte ich nicht auch die ES gehabt. Und das, das ist gut und okay!

LG!
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: Was habt Ihr Euch für Schäden durch die ES zugefügt?

#32
Durch die vielen Op s habe ich auch keine Regel mehr..aber ich kann ja auch leider keine Kinder mehr kriegen somit bin ich nicht mehr so traurig..man hat mitr auch gesagt es leigt daran das ich wieder so viel an gewicht verloren habe und mein Körper einfach nur am Ende ist.

Ich hoffe light up das der Tag bald kommt an dem du anfangst zu kämpfen denn jeder Tag länger ist ein Tag mehr an dem du deinen Körper kaputt machst...

Re: Was habt Ihr Euch für Schäden durch die ES zugefügt?

#33
Colourful hat geschrieben:Hm, ich habe auch nur einen eher unregelmäßigen und sehr anfälligen Zyklus zurückbehalten, ich muss eben immer aufpassen, dass das auch alles klappt.
Aber ehrlich, das finde ich jetzt eher nicht so schlimm.
:)

Und wenn ich ehrlich bin, habe ich eher positive Dinge durch die ES bekommen, ich meine klar, auf das Depressions-Zeug hätte ich gern verzichtet und auch die soziale Isolation in einem Alter, in dem so etwas super wichtig ist, das würde ich auch gern anders machen aber ansonsten...
Ich wäre nicht ich so wie ich bin, hätte ich nicht auch die ES gehabt. Und das, das ist gut und okay!

LG!
Colourful,

aber was ist, wenn ich vor der ES ein gesunder, zufriedener und glücklicher Mensch war? Und die ES mich völlig verändert hat..denn ich bin heute nicht mehr so tough und cool wie früher :( denn du hast geschrieben, dass du heute nicht so wärst usw. ja, das stimmt, aber wir sind heute alle so, wie wir sind. Nur ich bin eben nicht mehr "super" wie früher, sondern weniger super.

Re: Was habt Ihr Euch für Schäden durch die ES zugefügt?

#34
Ja, hm, hast du die ES schon überwunden? Also so, dass du sagen kannst, dass du jetzt gesund bist?

Ich denke, dass das lange dauert, bei mir hat das bestimmt auch 1,5 Jahre gedauert, bis ich das so sagen konnte. Aber ich kann da wahrscheinlich gar nicht vernünftig drauf antworten, weil ich jetzt mit meinem Leben sehr viel zufriedener bin, als ich es ohne ES als junger Teenager war. Aber das kann auch an der Pubertät gelegen haben.

Ich denke, dass du vor allem Geduld brauchst. Mir dir und der Krankheit. Das klappt schon.

LG!
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: Was habt Ihr Euch für Schäden durch die ES zugefügt?

#35
hey leute,

also dann fang ich mal an

Zahne kaputt überrall Löcher!
Speiseröhre verätzt und kann jeder Zeit reißen
Gaumen weggeätzt wesshalb ich nur noch wenig schmecke
Fingernägel brüchig
Leber kaputt wegen Medikamenten und Salzwassermissbrauch
Kreislaufschwäche (kippe so einaml täglich min um)
Migräne
unregelmäßigen Zyklus

psychische Folgen : Gesellschaftliche Isolation
Beziehungsuntauglichkeit

ich glaube das wars reicht ja auch :(
Man muss das Leben nehmen wie es kommt und das Beste draus machen

Re: Was habt Ihr Euch für Schäden durch die ES zugefügt?

#36
Colourful hat geschrieben:Ja, hm, hast du die ES schon überwunden? Also so, dass du sagen kannst, dass du jetzt gesund bist?

Ich denke, dass das lange dauert, bei mir hat das bestimmt auch 1,5 Jahre gedauert, bis ich das so sagen konnte. Aber ich kann da wahrscheinlich gar nicht vernünftig drauf antworten, weil ich jetzt mit meinem Leben sehr viel zufriedener bin, als ich es ohne ES als junger Teenager war. Aber das kann auch an der Pubertät gelegen haben.

Ich denke, dass du vor allem Geduld brauchst. Mir dir und der Krankheit. Das klappt schon.

LG!
Wieso sollte ich sie überwunden haben? Schau etwas nach oben, da siehst doch, was ich geschrieben habe..dass ich kaum an Besserung glaube etc.

Re: Was habt Ihr Euch für Schäden durch die ES zugefügt?

#37
liebe light-up,

ich habe mir zwar nicht mit elf gewünscht magersüchtig zu werden, aber als ich mir mit 13 das erste mal den finger in den hals gesteckt habe, wusste ich genau, worauf das hinauslaufen kann. gerade mal zwei oder drei wochen später habe ich in einer zeitschrift (brigitte oder so) einen langen artikel über bulimie gelesen und gewusst, daß ich genau so sein werde. ich dachte mir damals allen ernstes: ja, ich mach das jetzt ein, zwei jahre und wenn ich dünn bin, mach ich ne therapie und dann wird das wieder. bei dem mädchen in dem artikel hat es doch auch geklappt. ist es denn jetzt meine volle, eigene und alleinige schuld, daß ich 17 jahre später, immer noch damit kämpfe? oder lag der "fehler" schon irgendwo vorher oder an anderer stelle?

ich war dann mit 16 in einer klinik. als ich daraus kam, hat jeder von mir erwartet, daß ich nun gesund bin. das habe ich dann auch 12 jahre brav gespielt. wenn mich mal jemand angesprochen hatte, meinte ich immer "ach mir geht es großartig, was bin ich froh, daß dieser spuk vorbei ist". ich hatte hingenommen, daß ich eine ES habe. sie war vollkommen in meinen alltag integriert. frühstück-uni-hungern-nachmittags einkaufen-abends kotzen. das ging jeden tag so. jeden tag! ich habe nicht einmal dran gedacht, daß mein leben auch anders sein konnte. ich hatte mich auch damit abgefunden und mir eingeredet, daß es eben so ist und daß es halt ok ist. aber das ist es nicht. die depressionen wurden immer schlimmer, die soziale isolation wurde schlimmer, die unfähigkeit mich auf zwischenmenschliche beziehungen einzulassen wurde immer schlimmer. ALLES wurde immer schlimmer. Und: ich musste noch dazu den schein wahren und mein großes geheimnis hüten ("wie machst du das nur, daß du so dünn bis" "hach, ich habe einen guten stoffwechsel und trink keinen alkohol")

als ich dann meine magisterarbeit anstand merkte ich, so komm ich nicht weiter. ich war eine gute studentin, dozenten meinten zu mir, daß ich ein der wenigen sei, bei denen sie sich eine wissenschaftliche karriere vorstellen könnten und ich merkte, das geht nur ohne ES. ich wollte meine wissenschaftliche zukunft und ich wollte die ES nicht mehr. ich weiß nicht, woher dieser "sinneswandel" nach 12 jahren kam, aber er war da!
light-up hat geschrieben:Ich sehe das nicht melancholisch
light-up hat geschrieben:So, genug mit Melancholie
light-up hat geschrieben:Ich bin hier im Forum und ich muss mir widersprechen: ich will dagegen ankämpfen weil ich glaube, dass vlt. doch ein bisschen Hoffnung besteht, da rauszukommen.
ich würde mich freuen, wenn du in laufe dieses jahres ein wenig hoffnung schöpfen kannst. ich wünsche dir sehr, daß du den kampf antrittst. und ich wünsche dir sehr, daß du auch mit 30 zurück schauen und sagen kannst: es ist zwar eine beschissene störung und ich hätte gerne drauf verzichtet, aber...

ganze viele liebe grüße

hanne

Re: Was habt Ihr Euch für Schäden durch die ES zugefügt?

#39
Hanne, ich entdecke mich auch so sehr in dem wieder, was Du schreibst...vor allem die Isolation, zu der die ES auf Dauer führt und damit auch Depression (obwohl das bei mir immer eher eine "agitierte Depression" war).
Bei mir waren es immer Wochen des Hungerns, wo ich Ausreden erfinden musste, um nicht mit in die Mensa zu kommen, am Abend keine Zeit hatte, mich mit Freunden zu treffen, weil ich zum Sport musste etc. Und dann nach ein paar Wochen kam immer der Zusammenbruch mit Großeinkauf, wo ich in den entlegensten Supermarkt gefahren bin, damit ich niemanden treffe, der mich kennt!
Absolut grauenvoll, wenn ich daran zurückdenke....

Re: Was habt Ihr Euch für Schäden durch die ES zugefügt?

#42
Und eigentlich sollten wir es unseren Lieben sagen, aber genau die sind es, wir wir belügen müssen. Kann ich aber gut verstehen, man möchte weiterhin geliebt werden etc.

ich kann nur sagen, dass das eines Tages so oder so rauskommt, weil ma mehr oder weniger das Ergebnis sieht. Man ist "plötzlich" so dünn geworden, oder hat viel zugenommen, oder sich verändert, oder man fällt auf indem man nicht auffällt, oder man fehlt an Familienfeiern, Freundetreffen bleiben aus, die eeewigen Erklärungen, Rechtfertigungen, man redet sich fusselig, verliert noch mehr Kraft dadurch, man kämpft wie gegen Windmühlen. Es ist ein ständiger Kampf und die Aussenstehenden können das nicht begreifen.

Das kann ewig so weitergehen. Ich glaube, wir müssen lernen, 1) nicht mehr everybody´s darling sein zu wollen und 2) es nicht allen recht machen und 3) seinen Weg gehen und nicht auf andere zu hören

Man, ich weiss das alles, und dennoch ist da ein Klotz :shock:

Re: Was habt Ihr Euch für Schäden durch die ES zugefügt?

#44
ich habe die erfahrung gemacht, daß es positiv aufgenommen wird. als ich vor zwei jahren eröffnet habe, daß ich eine therapie machen werde, war die reaktion "aber hanne, das ist ja wunderbar!". man muss den aussenstehenden ja auch erstmal die chance gebene, einen zu verstehen, in dem man es ihnen sagt. ich habe oft das gespräch gesucht in den letzten zwei jahren. hauptsächlich mit meiner familie und auch mit ein paar wenigen guten freunde. als ich ihnen gesagt habe, wie schwer all die jahre für mich waren, wie kraftraubend, selbstzerstörerisch und depressiv, habe ich meinen bruder zum ersten mal weinen sehen. er war so fertig, daß er auf seine kleine schwester nicht besser hat aufpassen können. meine schwester war ganz geschockt, sie hatte sich das zwar immer gedacht mit der ES, aber sich nie vorstellen können, was für ein rattenschwanz dahinten dran hängt. so habe ich im nachhinein verständnis für vieles bekommen. das war es wert!

zu aller erst muß man mal gut aber auch ehrlich zu sich selbst sein. sich sagen: ich kann nicht mehr! ich will das nicht mehr! meine allergrößte angst war immer: was ist, wenn ich versuche da rauszukommen und scheitere? was ist, wenn ich mich jemanden anvetraue, es klappt nicht und ich muss mich rechtfertigen? also hab ich es erst gar nicht versucht. und dabei wurde ich immer einsamer. so eine art geheimnis mit sich rumzutragen ist eine furchtbar schwere last. man lebt zwei leben, hat aber nur wie alle anderen auch 24h am tag, sieben tage die woche usw. usf. wenn ich mich jetzt zurück erinnere ist es ein wunder, daß ich den magisterstress überhaupt überstanden habe. ich habe das, was andere an einem tag machen in einem halben tag schaffen müssen, damit noch genug zeit für die ES bleibt.
light-up hat geschrieben:Man hintergeht den Nahestehenden, während man in Wirklichkeit sich selbst hintergeht.
WolkeA hat geschrieben:genau, das schlimmste an jeder ES sind die Lügen und die Heimlichkeiten, die dauernde Notwendigkeiten ausgerechnet die Menschen, die einem am nächsten stehen zu hintergehen!
das stimmt.
eigentlich belügt man nur sich selbst. und man betrügt sich, um das leben, das man hätte führen können...aber, es ist doch nie zu spät. ich bin manchmal traurig, daß ich nicht schon viel früher mit einer therapie angefangen habe, daß ich mir selbst ein paar jahre geraubt habe. aber ich glaube, daß es vor vier jahren einfach noch nicht möglich war...irgendwie hat es eben bis zu diesem zeitpunkt vor zwei jahren gedauert und ich bin froh, daß es passiert ist. besser spät als nie ;) und es ist sicher nicht hoffnungslos!!!