Hallo zusammen,
... heute bin ich es, die mir den Frust von der Seele schreiben muss und sich fragt, ob andere damit ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Im August 2009 habe ich das letzte Mal gekotzt und ich habe wirklich lange darum gekämpft und auch hinterher und auch jetzt noch ist die Rückfallmöglichkeit doch sehr hoch, man muss doch öfter mal ernsthaft mit sich ringen, um nicht zurückzufallen, weil es wieder als eine so direkte, scheinheilige Universallösung erscheint.
Im Oktober 2009 habe ich dann auch die Schule abgebrochen (12. Klasse, habe guten Realabschluss), weil ich drauf und dran war, wieder hinzufallen und mir endlich aufgegangen ist, wie viel Bulimie und Schule für mich zusammenhängen. Egal, darum gehts jetzt auch nicht.
Seither bin ich auf der Suche nach einer Zukunft und habe zwei Bücher geschrieben.
Von der Bulimie wissen genau drei Menschen: Mein Freund, mein Ex, meine ehemals beste Freundin.
Dass meine Eltern und Verwandte und wie sie alle heissen, mir jetzt Vorwürfe machen und mir vorwerfen, ich wäre gescheitert und wertlos (nicht so im Wortlaut, aber man ist ja nicht blöd), ist an diesem Punkt noch irgendwie verständlich.
Aber zumindest von den anderen drei hätte ich doch mehr Zugeständnis erwartet.
Ich habe niemals eine therapie gemacht, mich immer alleine damit rumgeschlagen, heimlich und ohne, dass es jemand bemerkt hätte.
Und anscheinend zählt dieser Erfolg nun nichts - weil soooo schlimm kann es ja wohl nicht gewesen sein, wenn man sich nichtmal Hilfe holen musste.
Mein Freund macht ständig Witze über Bulimie. Nicht direkt an mich, aber in meiner Gegenwart - zB., wenn jemand meint, dass man zu viel gegessen hätte: Da kommt dann dieser "Brauchste ne Feder?"-Witz.
Oder wenn ich meine, dass ein anderes Mädchen rissige Lippen hat, sagt er: "Och, kommt wahrscheinlich vom kotzen." (Mädchen war doch recht dürr).
Schon mehrmals habe ich gebeten, darüber keine Witze zu machen - doch er fragte nur: "Wieso nicht?"
Als ich (mehrmals) versuchte zu erklären, dass mich das verletzt, es rücksichtslos ist und es nicht lustig ist, respektlos und gemein - kam wieder nur ein: "Warum? Versteh ich nicht."
Und ich verstehe nicht, wie er es nicht verstehen kann....?
Übertreibe ich? Ist es echt überzogen von mir, wenn ich sage, dass ich es nicht fair finde, wenn er Bulimie verharmlost und sich drüber lustig macht, dass ich mich dann nicht respektiert fühle?
Genauso mein Ex Freund (mit dem ich noch Kontakt habe), der noch nicht einmal anerkennt, dass Bulimie eine Krankheit ist. Er meint dazu, dass jeder das Recht hat, mit seinem Körper zu tun, was er möchte - fertig.
Und anschließend wirft er mir vor, die letzten anderthalb Jahre nichts gemacht zu haben - dass es auch eine Art von Leistung sein könnte, wenn man mit sich selbst und der Bulimie kämpft und es schafft sich da wieder rauszuholen, auf die Idee kommt er gar nicht.
Als wäre es mein Hobby und fertig. Und als ich noch meinte, dass ich stolz darauf bin, wieder ganz normal essen zu können - da hat er mich angeschaut, als wäre ich eine Außerirdische. Oder als hätte ich gesagt: "Ich kann jetzt endlich das kleine Einmaleins, yey!"
Bin ich zu eingebildet?
Verlange ich wirklich zuviel?
Ich möchte nun wirklich keine tolle große Anerkennung, aber doch spüren dürfen, dass ein anderer das auf irgend eine Weise zumindest respektiert und wenigstens versucht, es nachzuvollziehen
- anstatt entweder blöde Witze darüber zu machen oder mir vorzuwerfen, ich hätte nichts geschafft und Bulimie ist auch nur, wie regelmäßig mal ein bissl betrunken sein, um die Welt zu vergessen. Da ist doch nix dran.
Geht es noch wem so?
Liebe Grüße,
Wispy
Warum weiß es niemand zu schätzen ??
#1Kraft kommt nicht aus körperlichen Fähigkeiten, sie entspringt einem unbeugsamen Willen.