
Mich kostet es gerade ziemlich viel Überwindung diesen Thread hier zu eröffnen bzw. den Text zu schreiben, aber da meine Therapie beendet ist und ich nicht weiß, an wen (außer das Forum) ich mich sonst mit diesen Gedanken wenden könnte, muss ich mir das dann halt hier von der Seele schreiben.
Heute habe ich mir Bilder aus meiner Kindheit angesehen, es waren viele Bilder, wirklich viele und was mir wirklich absolut unverständlich ist: auf diesen Bildern finde ich mich hübsch! Wirklich richtig hübsch, ein hübsches Gesicht, ein bezauberndes Lächeln, ja, wie geht denn das bitte? Kinder haben ja eigentlich immer schöne, ansprechende Gesichter, aber es waren ja ganz viele verschiedene Bilder, da lagen z.T viele Jahre dazwischen.
Ich frage mich ganz ernsthaft, wie das gehen kann bzw. warum ich so empfinde. Heute kann ich mir selbst nämlich absolut gar nichts abgewinnen, doch als ich mir heute die Bilder ansah, das war so komisch, als wäre das gar nicht ich, die auf den Bildern zu sehen ist, es fühlte sich so fremd und unwirklich an. Dann habe ich mich gefragt "was würdest Du denken, wenn Du dieses Mädchen jetzt, heute auf der Straße sehen würdest?" und die Antwort lautete "So ein hübsches Mädchen, die führt bestimmt ein Bilderbuchleben und wird es später mit ihrer Art und ihrem Wesen im Leben leicht haben!". Ich schäme mich gerade sehr, sowas wie 'hübsch' zu schreiben, denke mir "wie kannst Du bloß 'hübsch' in einem Satz verwenden, der dich beschreiben soll?!", aber mir lässt das keine Ruhe.
Ich meine, ganz rational gedacht, sollte ich doch noch immer dieses hübsche, bezaubernde Mädchen sein, das sollte doch noch alles in mir drinstecken, oder? Nun ist es aber so, dass ich mich heute (also gegenwärtig), als Negativ dieser Bilder empfinde. Das was ich damals vielleicht war, wurde komplett umgekehrt. Also quasi wie so ein Negativ eines Bildes.
Es gibt da so eine Krankheit,die nennt sich Dysmorphophobie. Manchmal denke ich mir, vielleicht ist es echt 'nur' eine Krankheit, die dich so denken lässt, aber dann wiederum halte ich mir vor Augen, dass ich ja immer soviel reflektiere (über mich, meine Mitmenschen und die Welt), dass es überhaupt gar nicht möglich sein kann, so ein verqueres Bild zu haben. Immerhin weiß ich ja auch, dass ich dünn bin. Also fällt Körperschemastörung jawohl schonmal weg, oder?
psychic.deNicht nur die Schönheit liegt im Auge des Betrachters, auch die Hässlichkeit. Dieser Satz hat wohl für niemand anderen eine größere Bedeutung als für Menschen, die unter einer Dysmorphophobie leiden. In ihren Augen sind sie nämlich äußerlich total entstellt, abstoßend und hässlich. Sie hassen sich dafür und ekeln sich vor sich selbst. Und da sie sich selbst hassen und ablehnen, haben sie panische Angst vor Ablehnung und negativen Reaktionen ihrer Mitmenschen.
Sind diese Menschen durch einen Unfall oder eine Laune der Natur äußerlich so entstellt, dass man ihre negative Selbstwahrnehmung nachvollziehen könnte? Nein.
Ihre Hässlichkeit existiert nur in ihren Augen. Ihre Hässlichkeit machen sie an einem Makel oder Schönheitsfehler fest, der für Außenstehende meist nicht erkennbar ist, weil er nämlich nur in den Augen der Betroffenen existiert oder so minimal ist, dass er nur unter eine Lupe auffällt. Dies kann eine vermeintliche Asymetrie des Gesichtes sein oder eine in ihren Augen schiefe oder krumme Nase, die sie verunstaltet und entstellt. Sie sehen diesen vermeintlichen Makel quasi wie unter einem Mikroskop und glauben so, sie bestünden nur aus diesem eingebildeten Makel oder aber sie sehen sich wie in einem Zerrspiegel, der aus jedem Menschen ein unförmiges Monster macht.
Für Außenstehende ist das harte Urteil der Betroffenen in keinster Weise nachvollziehbar, da diese keinen Makel feststellen können. Im Gegenteil: in den Augen der Außenstehenden sind die Betroffenen äußerst attraktiv und oftmals ein richtiger Hingucker. Dies bestätigen sich selbst Betroffene immer wieder untereinander. D.h. selbst Menschen, die unter einer Dysmorphophobie leiden, halten andere Betroffene, die sich für absolut hässlich halten, für äußerst attraktiv. Die vermeintlichen Makel wie eine fleckige Haut oder eine hässliche lange Nase werden von den Leidensgenossen überhaupt nicht wahrgenommen. Im Gegenteil: die beanstandeten Körperstellen werden als sehr attraktiv bezeichnet und die anderen wären froh, sie hätten eine solch tolle Haut, Nase oder Figur.
Das ist das Kennzeichen der Krankheit Dysmorphophobie, eine gestörte Selbstwahrnehmung, verbunden mit starker Selbstablehnung bis hin zu Hass auf sich selbst und seinen Körper.
Bei der Dysmorphophobie handelt es sich also um eine Wahrnehmungsstörung in Bezug auf die eigene Person. Man kann sehr attraktiv sein und sich trotzdem hässlich fühlen. Um es überspitzt auszudrücken: Menschen mit einer Dysmorphophobie würden sich auch als Miss Germany hässlich vorkommen.
Diese eingebildete Hässlichkeit ist für die Betroffenen so real, dass sie sagen, sie würden sich ihre Hässlichkeit nicht einbilden, sie seien vielmehr hässlich. Die Überzeugung, hässlich zu sein, ist so stark, dass manche ausschließen, dass es sich bei ihnen um eine Krankheit, eine Wahrnehmungsverzerrung, handeln könnte.
Ich lese den Text, erkenne mich wieder und kann damit dennoch nichts anfangen, es erreicht mich nicht.
Ist jetzt ein bisschen lang geworden, ich mich würde mich trotzdem freuen, wenn mir jemand antworten könnte, denn egal wie sehr ich auch versuche 'klar' zu denken, ich kann es mir einfach nicht erklären.

Liebe Grüße