Ich weiß gar nicht wie alt "man" hier so im Schnitt ist, aber ich befürchte fast, daß ich mit meinen 30 jahren schon eher zu den Älteren hier gehöre. Die ES begleitet mich nun seit meinem 14. Lebensjahr, was mittlerweile mehr als die Hälfte meines Lebens ist.
Von Januar 09 bis September 10 habe ich ne Therapie gemacht, die ich leider wegen Job- und Ortswechsel zum (verfrühten) Ende bringen musste. Ich habe in der Zeit WAHNSINNIG viel gelernt, über mich, die Strukturen in meiner Familie, über mein Umfeld (vergangenes und gegenwärtiges) und war sogar anderthalb Jahre symptom- (d.h. kotz-)frei!!! Man stelle sich vor.
Kurz bevor ich umgezogen bin hatte mein Vater einen sehr, sehr, sehr schlimmen Unfall. Eigentlich wäre ich mit dabeigesessen, aber ich war an dem Tag zu faul. Einfach zu faul!! Seit dem ging's bergab. Die Situation war unerträglich für mich. Ich habe noch nie zuvor so deutlich gemerkt, wie einem das Kotzen den inneren Druck nimmt, all die schlechten Gefühle, die Schuldvorwürfe, all das Schlimme kam mit einem Schwall aus mir raus. Hier muss ich sicher nicht noch bemerken, daß diese Befreiung nur von kurzer Dauer ist und das Loch danach umso tiefer. Keine drei Wochen später musst ich schon umziehen. Die Arbeit ist nicht ganz so toll, wie erhofft. Vertraute Menschen habe ich dort keine und meinen Freund, mit dem ich mir so eine tolle (bulimiefreie!) Zukunft ausgemalt hatte, wohnt jetzt 500km von mir weg. Eine Art Emailsprechstunde hat mir empfohlen eine Therapie wegen einer posttraumatischer Belastungsstörung zu machen. Andauernd holen mich die Bilder des Unfalls ein. In der Straßenbahn, im Büro, im Aufzug, beim Einkaufen, egal wo. Das Problem ist: ich habe keine Zeit. Ich habe eine 50+ Woche, eine Fernbeziehung und einfach keine Zeit. Ich will auch soviel arbeiten, weil es meine Chancen massiv erhöht, ab dem Sommer wieder bei meinem Freund zu sein!
Gestern war die Beerdigung meiner Oma, d.h. ich bin schon ein paar Tage vor den Feiertagen nach hause gefahren. Und ich könnte ständig kotzen. Mir gehen alle auf den Senke hier!!! Manohman!l! jetzt stehen auch noch 3 Tage Schlemmerei und Völlerei vor der Tür. Was soll ich'n bloß machen?!?!
Ich will wieder davon weg! Ich wünsche mir so sehr die letzten anderthalb Jahre zurück. Die waren so unbeschwert!! Nach jedem Essen war ich unendlich erleichtert und sogar glücklich, nicht mehr aufs Klo verschwinden zu müssen. Ich war so glücklich, mir mit meinem Freund was aus'm Kochbuch auszusuchen, ohne Kalorien zählen zu müssen. Ich war so glücklich mit ihm und mir!
Aber irgendwie fehlt mir momentan der Anstoss dazu. Ich schaffe es nicht mir selbst zu sagen und auch zu verinnerlichen "Laß es doch einfach". Ich trau mich nicht, die Bulimie momentan herzugeben. Was soll ich denn tun?!?!

Liebe Grüße
Hanne